So sah meine letzte Woche aus. Was ich gemacht habe, mit wem ich zusammen war, was ich in jeder wachen Stunde hauptsächlich gefühlt habe ... Wenn ich an meinen Vater gedacht habe, der vor Kurzem gestorben ist oder ob ich definitiv Sorgen und Ängste hätte vermeiden können. Wenn Sie denken, ich sei ein wenig obsessiv, dann stimmt das wohl. Sicher ist, dass Sie aus dieser Darstellung mehr über mich erfahren, als aus der anderen, mit Bildern, die Ihnen wohl vertrauter sind, die Sie wahrscheinlich sogar auf Ihrem Handy haben. Balkendiagramme Ihrer Schritte, Tortendiagramme Ihrer Schlafqualität -- die Wege Ihrer morgendlichen Läufe.
This is what my last week looked like. What I did, who I was with, the main sensations I had for every waking hour ... If the feeling came as I thought of my dad who recently passed away, or if I could have just definitely avoided the worries and anxieties. And if you think I'm a little obsessive, you're probably right. But clearly, from this visualization, you can learn much more about me than from this other one, which are images you're probably more familiar with and which you possibly even have on your phone right now. Bar charts for the steps you walked, pie charts for the quality of your sleep -- the path of your morning runs.
In meinem Hauptberuf arbeite ich mit Daten. Ich führe ein Unternehmen für Datenvisualisierungen. Wir entwerfen und entwickeln zugängliche Darstellungsformen mit visuellen Mitteln. Was mir meine Tätigkeit über die Jahre gelehrt hat, ist, dass man Daten und ihr wahres Potential erst dann versteht, wenn man sie erstmal vergisst und zunächst durch sie hindurchschaut. Denn Daten sind bloß ein Werkzeug, um die Realität abzubilden. Sie werden immer als Platzhalter für etwas anderes benutzt. Sie sind nie das Ding an sich.
In my day job, I work with data. I run a data visualization design company, and we design and develop ways to make information accessible through visual representations. What my job has taught me over the years is that to really understand data and their true potential, sometimes we actually have to forget about them and see through them instead. Because data are always just a tool we use to represent reality. They're always used as a placeholder for something else, but they are never the real thing.
Lassen Sie mich etwas weiter ausholen, nämlich zu dem Moment, als ich das für mich selbst verstand. Im Jahr 1994, mit 13. Ich war ein Teenager in Italien. Ich war zu jung, um mich für Politik zu interessieren, dennoch wusste ich, dass ein Geschäftsmann, Silvio Berlusconi, für die moderaten Rechte kandidierte. Wir wohnten in einer sehr liberalen Stadt. Mein Vater war ein Politiker der Demokratischen Partei. Keiner dachte, dass Berlusconi gewählt werden könnte -- das war ein Ding der Unmöglichkeit. Aber es geschah. Ich erinnere mich genau an dieses Gefühl. Es war eine komplette Überraschung, da mein Vater keinen in meiner Stadt kannte, der ihn wählen würde.
But let me step back for a moment to when I first understood this personally. In 1994, I was 13 years old. I was a teenager in Italy. I was too young to be interested in politics, but I knew that a businessman, Silvio Berlusconi, was running for president for the moderate right. We lived in a very liberal town, and my father was a politician for the Democratic Party. And I remember that no one thought that Berlusconi could get elected -- that was totally not an option. But it happened. And I remember the feeling very vividly. It was a complete surprise, as my dad promised that in my town he knew nobody who voted for him.
Es war das erste Mal, dass mir die Daten ein vollkommen verzerrtes Bild der Realität zeigten. Meine Datenproben waren stark eingeschränkt und verzerrt. Deshalb dachte ich auch, dass ich in einer Blase lebe, ohne genügend Möglichkeiten nach außen zu blicken.
This was the first time when the data I had gave me a completely distorted image of reality. My data sample was actually pretty limited and skewed, so probably it was because of that, I thought, I lived in a bubble, and I didn't have enough chances to see outside of it.
Spulen wir jetzt zum 8. November 2016 in den USA vor. Die Internetbefragungen, die Statistikmodelle, all die Experten, die sich über ein gewisses Wahlergebnis einig waren. Dieses Mal hatten wir scheinbar genug Infos und viel mehr Gelegenheiten außerhalb unseres geschlossenen Kreises zu blicken, aber offensichtlich doch nicht. Das Gefühl war mir allzu vertraut. Ich kannte es. Leider stimmt es, die Daten haben dieses Mal versagt -- und zwar grandios. Wir vertrauten den Daten, aber was geschehen war, auch mit den angesehensten Zeitungen, ist dieses obsessive Reduzieren von Allem auf zwei simple Prozentzahlen, um starke Schlagzeilen zu liefern, darum betrachteten wir nur diese zwei Ziffern, nur diese allein. Um die Botschaft möglichst einfach darzustellen und eine wunderschöne rot-blaue Karte zu zeigen, verfehlten wir komplett das Ziel. Irgendwie vergaßen wir dabei die Geschichten der Menschen hinter den Zahlen.
Now, fast-forward to November 8, 2016 in the United States. The internet polls, statistical models, all the pundits agreeing on a possible outcome for the presidential election. It looked like we had enough information this time, and many more chances to see outside the closed circle we lived in -- but we clearly didn't. The feeling felt very familiar. I had been there before. I think it's fair to say the data failed us this time -- and pretty spectacularly. We believed in data, but what happened, even with the most respected newspaper, is that the obsession to reduce everything to two simple percentage numbers to make a powerful headline made us focus on these two digits and them alone. In an effort to simplify the message and draw a beautiful, inevitable red and blue map, we lost the point completely. We somehow forgot that there were stories -- stories of human beings behind these numbers.
In einem anderen Kontext, aber in ähnlichem Zusammenhang forderte eine besondere Aufgabe dieser Frau mein Team heraus. Sie brachte uns ganz viel Datenmaterial, aber letztlich ging es ihr darum, eine menschliche Geschichte zu vermitteln. Sie ist Samantha Cristoforetti. Sie war die 1. italienische Astronautin. Sie kontaktierte uns vor ihrem Abflug, eine sechsmonatige Expedition zur Internationalen Raumstation (ISS). Sie sagte: "Ich fliege ins All, und möchte mit den Daten der Mission etwas Bedeutsames machen, um die Menschen draußen zu erreichen." Eine Mission zur Internationalen Raumstation hat Terabytes an Daten über alles Erdenkliche -- die Erdumlaufbahnen, die Geschwindigkeit und Position der ISS und allen anderen, tausenden Livestreams seiner Sensoren. Wir haben alle möglichen "harte Daten" -- wie die Experten vor einer Wahl -- aber wozu haben wir sie? Menschen wollen keine Daten um ihrer selbst Willen. Es geht uns niemals um die Zahlen. Sie dienen immer nur einem Zweck. Die wichtige Geschichte ist, dass ein Mensch in einer winzigen Box im All über Ihren Köpfen schwebt und Sie sie in einer klaren Mondnacht mit bloßen Auge sehen können. Wir nutzen also die Daten, um eine Verbindung zwischen Samantha und allen anderen Menschen herzustellen, die sie von unten aus beobachten. Wir designten und entwickelten: "Friends in Space", eine Webanwendung, die es Ihnen erlaubt Samantha einfach "Hallo" zu sagen, von irgendwo her, und auch allen anderen Menschen, die weltweit online sind "Hallo" zu sagen. All diese "Hallos" hinterlassen sichtbare Spuren auf der Karte, während Samantha umherfliegt und ihr tägliches Winken per Twitter aus der ISS teilt.
In a different context, but to a very similar point, a peculiar challenge was presented to my team by this woman. She came to us with a lot of data, but ultimately she wanted to tell one of the most humane stories possible. She's Samantha Cristoforetti. She has been the first Italian woman astronaut, and she contacted us before being launched on a six-month-long expedition to the International Space Station. She told us, "I'm going to space, and I want to do something meaningful with the data of my mission to reach out to people." A mission to the International Space Station comes with terabytes of data about anything you can possibly imagine -- the orbits around Earth, the speed and position of the ISS and all of the other thousands of live streams from its sensors. We had all of the hard data we could think of -- just like the pundits before the election -- but what is the point of all these numbers? People are not interested in data for the sake of it, because numbers are never the point. They're always the means to an end. The story we needed to tell is that there is a human being in a teeny box flying in space above your head, and that you can actually see her with your naked eye on a clear night. So we decided to use data to create a connection between Samantha and all of the people looking at her from below. We designed and developed what we called "Friends in Space," a web application that simply lets you say "hello" to Samantha from where you are, and "hello" to all the people who are online at the same time from all over the world. And all of these "hellos" left visible marks on the map as Samantha was flying by and as she was actually waving back every day at us using Twitter from the ISS.
Menschen konnten die Daten der Mission ganz anders einordnen. Plötzlich stand unsere menschliche Natur und Neugierde im Fokus -- und nicht die Technologie. Daten treiben also die Erfahrung an, aber die Geschichten von Menschen waren der Antrieb. Die superpositive Resonanz von tausenden Nutzern erteilte mir eine wichtige Lektion -- mit Daten zu arbeiten, bedeutet Wege zu konzipieren, das Abstrakte und Unzählbare in etwas Greifbares und Fühlbares zu verwandeln, das direkt mit unserem Leben und Verhalten zu tun hat. Das können wir nicht erreichen, wenn wir zulassen, dass uns Zahlen und Technologie leiten. Wir können sogar noch mehr Daten mit ihren Geschichten vernetzen. Wir können die Technologie komplett weglassen.
This made people see the mission's data from a very different perspective. It all suddenly became much more about our human nature and our curiosity, rather than technology. So data powered the experience, but stories of human beings were the drive. The very positive response of its thousands of users taught me a very important lesson -- that working with data means designing ways to transform the abstract and the uncountable into something that can be seen, felt and directly reconnected to our lives and to our behaviors, something that is hard to achieve if we let the obsession for the numbers and the technology around them lead us in the process. But we can do even more to connect data to the stories they represent. We can remove technology completely.
Vor einigen Jahren traf ich diese andere Frau, Stefanie Posavec -- eine in London ansässige Designerin, die mit mir die Daten-Leidenschaft teilt. Wir kannten uns nicht, entschieden uns aber gemeinsam zu einem radikalen Experiment, nur über Daten zu kommunizieren, keine andere Sprache, ebenso entschieden wir uns, keine Technologien dafür anzuwenden. Unser einziges Kommunikationsmedium würde sogar nur das altgediente Postamt sein. Für das "Dear Data", benutzten wir ein Jahr lang jede Woche unsere persönlichen Daten, um uns näher kennenzulernen -- persönlichen Daten über wöchentlich geteilte Themen der Welt, über unsere Gefühle, die Beziehung zu unseren Partnern, von den Komplimente, die wir erhielten, zu den Geräuschen unserer Nachbarschaft. Persönliche Infos, die wir dann von Hand auf ein postkartengroßen Blatt zeichneten und dann wöchentlich von London nach New York sendeten, wo ich lebe und von New York nach London, wo sie lebt. Die Vorderseite der Postkarte war die Datenabbildung, die Hinterseite enthielt natürlich die Adresse der anderen. und die Erklärung wie man diese Abbildungen deuten müsse. Die allererste Woche dieses Projekts wählten wir ein kaltes, ziemlich unpersönliches Thema. Wie viel Mal schauen wir in einer Woche auf die Uhr? Dies ist die Vorderseite meiner Karte, jedes kleine Symbol bedeutet die Male, an denen ich auf die Uhr guckte. Es bildet den Tag und die einzelnen Uhrzeiten ab -- noch nicht wirklich kompliziert. Aber dann sehen Sie in den Erklärungen, wie ich sie mit Anekdoten schmückte. Die unterschiedlichen Symbole zeigten, warum ich auf die Uhr schaute -- was tat ich gerade? War mir langweilig? Hatte ich Hunger? Kam ich zu spät? Schaute ich absichtlich oder nur zufällig auf die Uhr? Hier liegt nämlich der Schlüssel -- Ich zeigte nämlich die Details meiner Tage und meine Persönlichkeit durch diese Datenkollektion. Daten als Linse oder Filter, um etwa meine ewige Angst, mich zu verspäten, zu entlarven, obwohl ich meistens pünktlich bin.
A few years ago, I met this other woman, Stefanie Posavec -- a London-based designer who shares with me the passion and obsession about data. We didn't know each other, but we decided to run a very radical experiment, starting a communication using only data, no other language, and we opted for using no technology whatsoever to share our data. In fact, our only means of communication would be through the old-fashioned post office. For "Dear Data," every week for one year, we used our personal data to get to know each other -- personal data around weekly shared mundane topics, from our feelings to the interactions with our partners, from the compliments we received to the sounds of our surroundings. Personal information that we would then manually hand draw on a postcard-size sheet of paper that we would every week send from London to New York, where I live, and from New York to London, where she lives. The front of the postcard is the data drawing, and the back of the card contains the address of the other person, of course, and the legend for how to interpret our drawing. The very first week into the project, we actually chose a pretty cold and impersonal topic. How many times do we check the time in a week? So here is the front of my card, and you can see that every little symbol represents all of the times that I checked the time, positioned for days and different hours chronologically -- nothing really complicated here. But then you see in the legend how I added anecdotal details about these moments. In fact, the different types of symbols indicate why I was checking the time -- what was I doing? Was I bored? Was I hungry? Was I late? Did I check it on purpose or just casually glance at the clock? And this is the key part -- representing the details of my days and my personality through my data collection. Using data as a lens or a filter to discover and reveal, for example, my never-ending anxiety for being late, even though I'm absolutely always on time.
Ein Jahr lang verbrachten Stefanie und ich mit der Datensammlung per Hand, um den Fokus auf Nuancen zu setzen, die ein Computer nicht zusammenbringt, zumindest noch nicht jetzt -- Daten, um unsere Gedanken zu erforschen und die Wörter, die wir gebrauchen, und nicht nur unsere Handlungen. Wie in Woche Nummer drei, als wir die "Dankes" festhielten, die wir gesagt und erhalten hatten. und ich merkte, dass ich meist denen danke, die ich nicht kenne. Scheinbar bedanke ich mich zwanghaft bei Kellnerinnen und Kellnern, aber bei mir nahe stehenden Leuten fast gar nicht.
Stefanie and I spent one year collecting our data manually to force us to focus on the nuances that computers cannot gather -- or at least not yet -- using data also to explore our minds and the words we use, and not only our activities. Like at week number three, where we tracked the "thank yous" we said and were received, and when I realized that I thank mostly people that I don't know. Apparently I'm a compulsive thanker to waitresses and waiters, but I definitely don't thank enough the people who are close to me.
Über ein Jahr wurde dieser Achtsamkeits- und Zählprozess solcher Sachen zum Ritual. Es veränderte uns. Wir kamen mit uns selber mehr in Einklang, wurden uns unseres Verhaltens und unserer Umgebung viel bewusster. Über 1 Jahr lang waren Stefanie und ich sehr tief verbunden durch diese geteilten Daten, aber nur dadurch, dass wir uns selbst in Daten darstellten, konnten wir es, weil wir Kontexte unserer persönlichen Geschichten erzählten. Nur so wurden sie wirklich bedeutsam und stellten uns wirklich dar.
Over one year, the process of actively noticing and counting these types of actions became a ritual. It actually changed ourselves. We became much more in tune with ourselves, much more aware of our behaviors and our surroundings. Over one year, Stefanie and I connected at a very deep level through our shared data diary, but we could do this only because we put ourselves in these numbers, adding the contexts of our very personal stories to them. It was the only way to make them truly meaningful and representative of ourselves.
Ich verlange nicht, dass Sie Ihre persönlichen Daten zeichnen oder dass sie einen Brieffreund jenseits des Ozeans finden. Aber ich möchte, dass Sie alle mögliche Daten, wie den Anfang einer Unterhaltung betrachten und nicht wie deren Ende. Denn Daten allein werden uns nie eine Lösung liefern. Deshalb enttäuschen sie uns so sehr -- wir kontextualisieren sie nicht genug, um die Realität abzubilden -- eine differenzierte, komplizierte und verworrene Realität. Wir gucken immer noch wie besessen auf diese 2 Zahlen, und geben vor, unsere Welt in ein paar Zahlen und ein Pferderennen pressen zu können. während die wahren Geschichten, die wichtigen, sich woanders abspielen.
I am not asking you to start drawing your personal data, or to find a pen pal across the ocean. But I'm asking you to consider data -- all kind of data -- as the beginning of the conversation and not the end. Because data alone will never give us a solution. And this is why data failed us so badly -- because we failed to include the right amount of context to represent reality -- a nuanced, complicated and intricate reality. We kept looking at these two numbers, obsessing with them and pretending that our world could be reduced to a couple digits and a horse race, while the real stories, the ones that really mattered,
Bei diesen Modellen und Algorithmen verpassen wir den "Humanimus der Daten."
were somewhere else.
Im Renaissance-Humanismus rückten europäische Intellektuelle statt Gott die menschliche Natur ins Zentrum der Welt. So etwas muss, meiner Meinung nach, mit dem Datenuniversum passieren. Daten werden wie Gott behandelt -- Halter der absoluten Wahrheit unserer Gegenwart und unserer Zukunft.
What we missed looking at these stories only through models and algorithms is what I call "data humanism." In the Renaissance humanism, European intellectuals placed the human nature instead of God at the center of their view of the world. I believe something similar needs to happen with the universe of data. Now data are apparently treated like a God -- keeper of infallible truth for our present and our future.
Die Erfahrungen, die ich mit Ihnen heute geteilt habe, haben mir gezeigt, dass wenn Daten etwas getreu über uns aussagen sollen und uns nicht mehr in die Irre führen sollen, wir Wege finden müssen, um Empathie und Unvollkommenheit und menschliche Eigenschaften einzubinden wie wie Daten sammeln, auswerten, analysieren und verbreiten. Ich sehe einen Ort, an dem wir anstatt Daten für Effizienz, Daten nutzen werden, um humaner zu werden.
The experiences that I shared with you today taught me that to make data faithfully representative of our human nature and to make sure they will not mislead us anymore, we need to start designing ways to include empathy, imperfection and human qualities in how we collect, process, analyze and display them. I do see a place where, ultimately, instead of using data only to become more efficient, we will all use data to become more humane.
Vielen Dank.
Thank you.
(Applaus)
(Applause)