Wissen Sie, es gibt da ein kleines Land, angeschmiegt an die Berge des Himalaya, fern von dieses schönen Bergen, wo die Leute des Königreichs Bhutan beschlossen haben, etwas anderes zu tun und zwar ihr Bruttosozialglück zu messen anstatt ihres Bruttoinlandsprodukts. Und warum auch nicht? Schließlich ist Glück nicht das Vorrecht einiger weniger Glücklichen, sondern ein grundlegendes Menschenrecht für alle. Und was ist Glück? Glück ist die Freiheit der Wahl. Die Freiheit zu wählen wo man lebt, was man tut, was man kauft, was man verkauft, von wem, an wen, wann und wie. Wo kommt diese Wahl her? Wer darf sie treffen und wie können wir sie treffen?
You know, there's a small country nestled in the Himalayan Mountains, far from these beautiful mountains, where the people of the Kingdom of Bhutan have decided to do something different, which is to measure their gross national happiness rather than their gross national product. And why not? After all, happiness is not just a privilege for the lucky few, but a fundamental human right for all. And what is happiness? Happiness is the freedom of choice. The freedom to chose where to live, what to do, what to buy, what to sell, from whom, to whom, when and how. Where does choice come from? And who gets to express it, and how do we express it?
Nun, ein Weg um eine Wahl zu treffen ist durch den Markt. Gut funktionierende Märkte bieten Wahlmöglichkeiten an und schließlich die Möglichkeit nach Glück zu streben. Dem großen indischen Ökonom, Amartya Sen, wurde der Nobelpreis verliehen, weil er zeigte, dass Hungersnot nicht so sehr von der Verfügbarkeit der Lebensmittelversorgung abhängt, sondern eher von der Fähigkeit diese Lebensmittel durch den Markt zu erhalten oder sich ein Recht auf sie zu erlangen. 1984, in einer Situation, die als eines der größten Verbrechen gegen die Menschlichkeit gelten muss, starben in meinem Geburtsland Äthiopien beinahe eine Million Menschen an Hunger. Nicht weil es nicht genug zu essen gab – denn tatsächlich gab es einen Nahrungsmittelüberschuss in den fruchtbaren Regionen der südlichen Landesteile – sondern weil die Menschen im Norden keinen Zugang oder keine Berechtigung zu dieser Nahrung hatten. Das war ein Wendepunkt in meinem Leben.
Well, one way to express choice is through the market. Well-functioning markets provide choices, and ultimately, the ability to express one's pursuit for happiness. The great Indian economist, Amartya Sen, was awarded the Nobel prize for demonstrating that famine is not so much about the availability of food supply, but rather the ability to acquire or entitle oneself to that food through the market. In 1984, in what can only be considered one of the greatest crimes of humanity, nearly one million people died of starvation in my country of birth, Ethiopia. Not because there was not enough food -- because there was actually a surplus of food in the fertile regions of the south parts of the country -- but because in the north, people could not access or entitle themselves to that food. That was a turning point for my life.
Die allermeisten Afrikaner heutzutage sind Bauern. Und die meisten afrikanischen Bauern sind weitestgehend kleine Bauern in Bezug auf das Land, das sie bewirtschaften, und sehr sehr kleine Bauern in Bezug auf das Kapital, das ihnen zur Verfügung steht. Die afrikanische Landwirtschaft ist heute eine der – oder ist die am meisten unterkapitalisierte der Welt. Nur sieben Prozent des bestellbaren Landes wird bewässert, im Vergleich zu 40 Prozent in Asien. Afrikanische Bauern verwenden nur 22 kg Dünger pro Hektar im Vergleich zu 144 in Asien. Die Straßendichte ist sechsmal größer in Asien als im ländlichen Afrika. Es gibt achtmal so viele Traktoren in Lateinamerika und dreimal so viele Traktoren in Asien als in Afrika. Der kleine Bauer in Afrika heutzutage lebt ein Leben ohne viel Wahlmöglichkeiten und deshalb ohne viel Freiheit. Sein Lebensunterhalt wird vorgegeben vom Zustand zermürbender Armut. Er kommt zum Markt, wenn die Preise am niedrigsten sind, mit den mageren Früchten seiner harten Arbeit gleich nach der Ernte, weil er keine andere Wahl hat. Ein paar Monate später geht sie wieder auf den Markt, wenn die Preise am höchsten sind, in der sogenannten Magersaison – wenn Essen knapp ist – weil sie ihre Familie ernähren muss und keine Wahl hat.
Most Africans today, by far, are farmers. And most of Africa's farmers are, by and large, small farmers in terms of land that they operate, and very, very small farmers in terms of the capital they have at their disposal. African agriculture today is among, or is, the most under-capitalized in the world. Only seven percent of arable land in Africa is irrigated, compared to 40 percent in Asia. African farmers only use some 22 kilograms of fertilizer per hectare, compared to 144 in Asia. Road density is six times greater in Asia than it is in rural Africa. There are eight times more tractors in Latin America, and three times more tractors in Asia, than in Africa. The small farmer in Africa today lives a life without much choice, and therefore without much freedom. His livelihood is predetermined by the conditions of grinding poverty. He comes to the market when prices are lowest, with the meager fruits of his hard labor, just after the harvest, because he has no choice. She comes back to the market some months later, when prices are highest, in what we call the lean season -- when food is scarce -- because she has to feed her family and has no choice.
Die Kernfrage ist, wie die Märkte im ländlichen Afrika entwickelt werden können, um die Innovationskraft und das Unternehmertum einzufangen, von denen wir wissen, dass es sie gibt? Ein anderer namhafter Ökonom, Theodore Schultz, gewann 1974 den Nobelpreis, weil er zeigte, dass Bauern effizient sind, aber arm. Das heißt, dass Bauern in der Tat rational und auf Profit ausgerichtet sind wie wir alle. Was wir jetzt nicht mehr brauchen sind weitere Nobelpreise um zu wissen, dass Bauern eine faire Chance an den Märkten haben und Geld machen wollen, wie alle anderen auch. Und eines ist sicher, wir wissen jetzt zumindest, dass Afrika für Geschäfte zu haben ist. Und dieses Geschäft ist die Landwirtschaft. Vor mehr als zwei Jahrzehnten verlangte die Welt von Afrika, dass Märkte liberalisiert, dass Wirtschaften strukturell angepasst werden müssen. Das hieß, dass Regierungen sich aus dem Geschäft des Kaufens und Verkaufens zurückziehen sollten – was sie recht unwirtschaftlich taten – und die Privatwirtschaft ihre Wunder wirken lassen. Nun, was ist in den letzten 25 Jahren passiert? Hat sich Afrika selbst ernährt? Haben sich unsere Bauern in hoch-produktive, kommerzielle Akteure verwandelt?
The real question is, how can markets be developed in rural Africa to harness the power of innovation and entrepreneurship that we know exists? Another notable economist, Theodore Schultz, in 1974 won the Nobel prize for demonstrating that farmers are efficient, but poor. Meaning, in fact, that farmers are rational and profit-minded just like everybody else. Well, we don't need, now, any more Nobel prizes to know that farmers want a fair shake at the market and want to make money, just like everyone else. And one thing is clear, which is at least now we know that Africa is open for business. And that business is agriculture. Over two decades ago, the world insisted to Africa that markets must be liberalized, that economies must be structurally adjusted. This meant that governments were to remove themselves from the business of buying and selling -- which they did rather inefficiently -- and let the private market do its magic. Well, what happened over the last 25 years? Did Africa feed itself? Did our farmers turn into highly productive commercial actors?
Ich glaube, wir sind wahrscheinlich alle in diesem Saal, weil wir wissen, dass Afrika die einzige Region der Welt ist, in der in den nächsten 10 Jahren ein Anstieg von Hunger und Unterernährung prognostiziert wird, in der die Nahrungsimporte heute doppelt so viel kosten wie noch vor 20 Jahren, in der die Nahrungsproduktion pro Kopf stagniert, und in der die Verwendung von Dünger abnahm anstatt zuzunehmen. Warum also erfüllten die landwirtschaftlichen Märkte nicht die Erwartungen? Die vom Westen angetriebenen Marktreformen – und ich habe etwa 15 Jahre damit verbracht, den Kontinent zu bereisen, Forschung zu landwirtschaftlichen Märkten zu betreiben, und habe Händler in 10 bis 15 Ländern dieses Kontinents interviewt, hunderte von Händlern – versuchte zu verstehen was daneben ging mit unserer Marktreform. Und es scheint mir, dass die Reformen das Kind mit dem Bade ausgeschüttet haben.
I think we're all in this room, probably, because we know that, in fact, Africa is the only region in the world where hunger and malnutrition are projected to go up over the next 10 years, where the food import bill is now double what it was 20 years ago, where food production per capita has stagnated, and where fertilizer use has declined rather than increased. So why didn't agriculture markets perform to expectations? The market reforms prompted by the West -- and I've spent some 15 years traveling around the continent doing research on agricultural markets, and have interviewed traders in 10 to 15 countries in this continent, hundreds of traders -- trying to understand what went wrong with our market reform. And it seems to me that the reforms might have thrown the baby out with the bath water.
Wie seine Landwirtschaft sind Afrikas Märkte sehr unterkapitalisiert und unwirtschaftlich. Wir wissen von unserer Arbeit auf dem Kontinent, dass die Transaktionskosten, um den Markt zu erreichen, und die Risiken in ländlichen, landwirtschaftlichen Märkten zu handeln extrem hoch sind. Tatsächlich erreicht nur ein Drittel der landwirtschaftlichen Produktion, die in Afrika erarbeitet wird, überhaupt den Markt. Die Märkte Afrikas sind nicht nur schwach aufgrund schlechter Infrastruktur in Bezug auf Straßen und Telekommunikation, sondern auch wegen der praktischen Abwesenheit wichtiger Marktinstitutionen, wie zum Beispiel Marktinformationen, Klassifizierungen und Standards, und zuverlässige Wege, um Käufer und Verkäufer zu verbinden. Deshalb wickeln Rohstoffkäufer und -verkäufer ihre Geschäfte meist in kleinen Kreisen ab, in engen Netzwerken von Menschen, die sie kennen und denen sie vertrauen. Und deshalb, da das Korn die Besitzer wechselt – und ich habe festgestellt, dass es den Besitzer vier, fünf Mal auf seinem Weg vom Bauern zum Konsumenten wechselt – jedes Mal wenn es den Besitzer wechselt – und ich habe das überall im ländlichen Afrika gesehen – wechselt es auch die Säcke.
Like its agriculture, Africa's markets are highly under-capitalized and inefficient. We know from our work around the continent that transaction costs of reaching the market, and the risks of transacting in rural, agriculture markets, are extremely high. In fact, only one third of agricultural output produced in Africa even reaches the market. Africa's markets are weak not only because of weak infrastructure in terms of roads and telecommunications, but also because of the virtual absence of necessary market institutions, such as market information, grades and standards, and reliable ways to connect buyers and sellers. Because of this, commodity buyers and sellers typically transact in small circles, in narrow networks of people they know and trust. And because of that, as grain changes hands -- and I've measured that it changes hands four, five times in its trajectory from the farmer to the consumer -- every time it changes hands -- and I've seen this all over rural Africa -- it also changes sacks.
Ich dachte, das ist unglaublich seltsam. Und stellte fest es war, weil – und die Händler bestätigten es wieder und immer wieder – es der einzige Weg für die Leute ist zu wissen, was sie bekommen in Bezug auf Quantität und Produktqualität. Das hat natürlich riesige Auswirkungen auf die Fähigkeit des Marktes, schnell auf Preissignale und Situationen mit Defiziten zu reagieren, zum Beispiel. Es hat auch sehr große Folgen für die Kosten. Ich habe gemessen, dass 26 Prozent der Handelsspanne nur durch die Abwesenheit von Klassifizierungen, Standards und Marktinformationen entstehen. Säcke müssen andauernd gewechselt werden. Das führt zu sehr hohen Handhabungskosten. Kleine Bauern, die den Großteil der landwirtschaftlichen Erzeugnisse Afrikas produzieren kommen ihrerseits zum Markt mit so gut wie keinen Informationen – blind – darauf vertrauend dass es zumindest eine gewisse Nachfrage für ihre Erzeugnisse gibt, und gänzlich angewiesen auf das Erbarmen der Händler im einzigen Markt, dem nächsten lokalen Markt den sie kennen – unfähig bessere Preise zu verhandeln oder ihr Risiko zu verringern.
And I thought that was incredibly peculiar. And really realized that that was because -- as traders would tell me over and over -- that's the only way people know what they're getting in terms of the quantity and the product quality. And that actually has huge implications for the ability of markets to quickly respond to price signals, and situations where there are deficits, for example. It also has very high cost implications. I have measured that 26 percent of the marketing margin is simply due to the fact that, because of the absence of grades and standards and market information, sacks have to be constantly changed. And this leads to very high handling costs. For their part, small farmers, who produce the bulk of our agricultural output in Africa, come to the market with virtually no information at all -- blind -- trusting that they're going to have some sort of demand for their produce, and completely at the mercy of the merchants in the only market, the nearest local market they know -- where they're unable to negotiate better prices or reduce their risk.
Da wir vom Risiko sprechen, wir haben gesehen, dass Preisschwankungen von Nahrungsfrüchten in Afrika die höchsten der Welt sind. In Afrika tragen die kleinen Bauern den Großteil des Risikos. Tatsächlich gibt es meiner Meinung nach keine andere Region der Welt und keine Zeitperiode in der Geschichte in denen von den Bauern verlangt wurde, die Art Marktrisiko zu tragen, die Afrikas Bauern heute tragen müssen. Meiner Meinung nach gibt es einfach keinen anderen Ort in der Welt, der seine Landwirtschaft mit dieser Art Risiko aufbaut, das unsere Bauern in Afrika heute bedroht. In Äthiopien zum Beispiel fluktuiert der Maispreis von Jahr zu Jahr um bis zu 50 Prozent jährlich. Diese Art Marktrisiko ist wahnsinnig und hat direkte Folgen nicht nur auf die Anreize der Bauern in Technologien für höhere Produktivität zu investieren, wie zum Beispiel modernes Saatgut und Dünger, sondern auch direkte Folgen auf die Lebensmittelsicherheit.
Speaking of risk, we have seen that price volatility of food crops in Africa is the highest in the world. In Africa, small farmers bear the brunt of this risk. In fact, in my view, there is no region of the world and no period in history that farmers have been expected to bear the kind of market risk that Africa's farmers have to bear. And in my view, there is simply no place in the world that has grown its agriculture on the kind of risk that our farmers in Africa today face. In Ethiopia, for example, the variation in maize prices from year to year is as much as 50 percent annually. This kind of market risk is mind-boggling, and has direct implications for not only the incentives of farmers to invest in higher productivity technology, such as modern seeds and fertilizers, but also direct implications for food security.
Um ein Beispiel zu geben, zwischen 2001 und 2002 produzierten äthiopische Maisbauern zwei Jahre Topernten. Das führte aufgrund des schwachen Marktsystems zu einem Preisverfall bei Mais von 80 Prozent im Land. Für einige Bauern war es dadurch sogar unrentabel, den Mais auf den Feldern zu ernten. Wir haben berechnet dass etwa 300.000 Tonnen Getreide im Frühjahr 2002 zum Verrotten auf den Feldern blieb. Nicht einmal sechs Monate später, im Juli 2002, verkündete Äthiopien eine ernste Nahrungsmittelkrise, mit den gleichen Ausmaßen wie 1984: 14 Millionen Menschen vom Hunger bedroht. In diesem Jahr passierte es außerdem, dass in den Gebieten mit genügend Regen und in denen Bauern zuvor Getreideüberschüsse produzierten, die Bauern entschieden hatten, sich vom Düngermarkt zurückzuziehen, keinen Dünger zu verwenden, und ihren tatsächlichen Verbrauch von Dünger um 27 Prozent senkten. Dies ist ein tragisches Beispiel von Entwicklungshemmung oder einer viel versprechenden grünen Revolution, die auf der Strecke bleibt. Und das gilt nicht nur für Äthiopien, sondern passiert überall in ganz Afrika.
To give you an example, between 2001 and 2002, Ethiopian maize farmers produced two years of bumper harvest. That in turn, because of the weak marketing system, led to an 80 percent collapse in maize prices in the country. This made it unprofitable for some farmers to even harvest the grain from the fields. And we calculated that some 300,000 tons of grain was left in the fields to rot in early 2002. Not six months later, in July 2002, Ethiopia announced a major food crisis, to the same proportions as 1984: 14 million people at risk of starvation. What also happened that year is in the areas where there were good rains, and where farmers had previously produced surplus grain, farmers had decided to withdraw from the fertilizer market, not use fertilizer and actually had dropped their use of fertilizer by 27 percent. This is a tragic example of arrested development, or a budding green revolution stopped in its tracks. And this is not just specific to Ethiopia, but happens over and over, all over Africa.
Ich bin heute nicht hier um über die Situation zu klagen oder meine Hände zu ringen. Ich bin hier um ihnen zu sagen, dass Veränderung in der Luft liegt. Afrika ist heutzutage nicht das Afrika, das auf Hilfslösungen wartet oder sich ausländische Strategierezepte zusammenstückelt. Afrika hat gelernt oder lernt zumindest langsam, dass Märkte nicht von alleine passieren. In den 1980ern war es modisch darüber zu sprechen, die Preise richtig hinzubekommen. Es gab da ein sehr einflussreiches Buch darüber, es handelte hauptsächlich davon Regierungen aus den Märkten zu bekommen. Wir erkennen heute, dass es, um Märkte richtig hinzubekommen, nicht nur um Preisanreize geht, sondern auch um Investitionen in die richtige Infrastruktur und die angemessenen und notwendigen Institutionen, um die Bedingungen zu schaffen, um die Macht der Innovation in den Markt loszulassen. Wenn die Bedingungen stimmen, wissen und sehen wir, dass diese Innovation bereit ist im ländlichen Afrika zu explodieren, genauso wie überall.
Well, I'm not here today to lament about the situation, or wring my hands. I am here to tell you that change is in the air. Africa today is not the Africa waiting for aid solutions, or cookie-cutter foreign expert policy prescriptions. Africa has learned, or is learning somewhat slowly, that markets don't happen by themselves. In the 1980s, it was very fashionable to talk about getting prices right. There was a very influential book about that, which was mainly about getting governments out of the market. We now recognize that getting markets right is about not just price incentives, but also investing in the right infrastructure and the appropriate and necessary institutions to create the conditions to unleash the power of innovation in the market. When conditions are right, we know and see that that innovation is ready to explode in rural Africa, just like anywhere else.
Vor fast drei Jahren entschied ich mich, meinen komfortablen Job als Senior Economist bei der Weltbank in Washington zu verlassen und in mein Geburtsland Äthiopien zurückzukehren, nach fast 30 Jahren im Ausland. Ich tat es aus einem einfachen Grund. Nachdem ich mehr als ein Jahrzehnt damit verbrachte hatte zu verstehen, zu studieren und zu versuchen Strategisten und Spendern zu verdeutlichen, was falsch lief mit Afrikas landwirtschaftlichen Märkten, entschied ich, dass es Zeit war etwas dagegen zu unternehmen. In Äthiopien leite ich gerade eine aufregende neue Initiative, um die erste Äthiopische Rohstoffbörse, kurz ECX, zu etablieren. Das Konzept einer Rohstoffbörse selbst ist nichts Neues in der Welt. Schon 1848 kamen 82 Getreidehändler und Bauern in einem kleinen Städtchen an der Kreuzung zwischen dem Illinois-Fluss und dem Michigansee zusammen, um einen besseren Weg des Handels untereinander zu etablieren.
Nearly three years ago, I decided to leave my comfortable job as a World Bank senior economist in Washington and come back to my country of birth, Ethiopia, after nearly 30 years abroad. I did so for a simple reason. After having spent more than a decade understanding, studying, and trying to convince policymakers and donors about what was wrong with Africa's agricultural markets, I decided it was time to do something about it. I currently lead, in Ethiopia, an exciting new initiative to establish the first Ethiopia Commodity Exchange, or ECX. Now, the commodity exchange itself, that concept, is not new to the world. In fact, in 1848, 82 grain merchants and farmers got together in a small town at the crossroads of the Illinois River and Lake Michigan to establish a way to trade better amongst themselves.
Das war natürlich die Geburtsstunde der Chicagoer Handelskammer, der berühmtesten Rohstoffbörse der Welt. Die Handelskammer von Chicago wurde damals etabliert aus genau denselben Gründen, die unseren Bauern heute helfen könnten. Im amerikanischen Mittelwesten luden Bauern Getreide auf Kähne und sandten es den Fluss hoch auf den Markt nach Chicago. Aber wenn es ankam und kein Käufer da war oder die Preise plötzlich fielen, würden die Bauern riesige Verluste machen und sogar ihr Getreide in den Lake Michigan werfen, bevor sie mehr Geld ausgäben, um es zu ihren Farmen zurückzubringen. Die Notwendigkeit, diese riesigen Risiken und gewaltigen Verluste zu vermeiden, führte zur Geburt der Terminmärkte, und das zugrunde liegende System der Klassifizierung des Getreides und dem Ausstellen von Empfangsscheinen, aufgrund derer Handel getätigt werden konnte.
That was, of course, the birth of the Chicago Board of Trade, which is the most famous commodity exchange in the world. The Chicago Board of Trade was established then for precisely the same reasons that our farmers today would benefit from a commodity exchange. In the American Midwest, farmers used to load grain onto barges and send it upriver to the Chicago market. But once it arrived, if no buyer was to be found, or if prices suddenly dropped, farmers would incur tremendous losses. And in fact, would even dump the grain in Lake Michigan, rather than spend more money transporting it back to their farms. Well, the need to avoid these huge risks and tremendous losses led to the birth of the futures market, and the underlying system of grading grain and receipting -- issuing warehouse receipts on the basis of which trade could be done.
Von dort ausgehend entwickelte sich die großartigste Neuerung aus diesem Markt, und zwar dass Käufer und Verkäufer mit Getreide handeln konnten ohne vor Ort das Getreide begutachten zu müssen. Das hieß, dass Getreide über enorme Entfernungen gehandelt werden konnte , und sogar in der Zeit – bis zu 18 Monate im Voraus. Diese Innovation steht im Zentrum des Wandels der amerikanischen Landwirtschaft und des Aufstiegs Chicagos zu einem weltweiten landwirtschaftlichen Markt, einer Supermacht in einem kleinen, regionalen Städtchen. Über das letzte Jahrhundert hinweg denken wir über Rohstoffmärkte als einen Bereich westlicher industrialisierter Länder, und dass die Referenzpreise für Baumwolle, Kaffee, Kakao – Produkte die überwiegend im Süden produziert werden – tatsächlich Referenzpreise sind, die in diesen organisierten Rohstoffbörsen in nördlichen Ländern gefunden werden. Aber das ändert sich.
From there, the greatest innovation of all came about in this market, which is that buyers and sellers could transact grain without actually having to physically or visually inspect the grain. That meant that grain could be traded across tremendous distances, and even across time -- as far forward as 18 months into the future. This innovation is at the heart of the transformation of American agriculture, and the rise of Chicago to a global market, agricultural market, superpower from where it was, a small regional town. Now, over the last century, we tend to think of commodity exchanges as the purview of Western industrialized countries, and that the reference prices for cotton, coffee, cocoa -- products produced mainly in the south -- are actually a reference price, or a price discovered in these organized commodity exchanges in the northern countries. But that is actually changing.
Und wir sehen eine Verlagerung – angetrieben hauptsächlich von der Informationstechnologie – eine Verlagerung der Marktdominanz in Richtung der Schwellenländer. Und über das letzte Jahrzehnt sieht man, dass der Anteil westlicher Börsen – und das ist der Anteil der US-Börsen in der Welt – in gerade mal einem Jahrzehnt um beinahe die Hälfte gefallen ist. Genauso gab es ein explosives Wachstum in Indien, beispielsweise, wo ländliche Bauern Börsen verwenden – sie wuchsen in den letzten drei Jahren um jährlich 270 Prozent. Es wird angetrieben durch kostengünstige VSAT- Technologie, die energisch versucht Bauern zu erreichen und zum Markt zu bringen. Chinas Dalian Commodity Exhange überholte vor drei Jahren, 2004, die Chicagoer Handelskammer und wurde die zweitgrößte Rohstoffbörse der Welt. In Äthiopien sind wir gerade dabei, die erste organisierte äthiopische Rohstoffbörse zu entwerfen. Wir versuchen nicht, Chicagos Modell zu kopieren und einzufügen, oder das indische System, sondern ein System zu kreieren, das genau an Äthiopiens Bedürfnisse und Realität angepasst ist, an Äthiopiens kleine Bauern.
And we're seeing a shift -- powered mainly because of information technology -- a shift in market dominance towards the emerging markets. And over the last decade, you see that the share of Western exchanges -- and this is the U.S. share of exchanges in the world -- has gone down by nearly half in just the last decade. Similarly, there's been explosive growth in India, for example, where rural farmers are using exchanges -- growing here over the last three years by 270 percent a year. This is powered by low-cost VSAT technology, aggressively trying to reach farmers to bring them into the market. China's Dalian Commodity Exchange, three years ago, 2004, overtook the Chicago Board of Trade to become the second largest commodity exchange in the world. Now, in Ethiopia, we're in the process of designing the first organized Ethiopia Commodity Exchange. We're not trying to cut and paste the Chicago model or the India model, but creating a system uniquely tailored to Ethiopia's needs and realities, Ethiopia's small farmers.
Die ECX ist also eine Äthiopische Börse für Äthiopien. Wir bauen ein System, das allen Marktakteuren dient, das Integrität, Vertrauen, Effizienz und Transparenz schafft, und das kleinen Bauern hilft, die Risiken zu bewältigen, die ich beschrieben habe. Im Entwurf unserer Rohstoffbörse in Äthiopien haben wir etwas ziemlich Einzigartiges gemacht, und zwar verwenden wir den Ansatz einer integrierten Perspektive, die wir auch die ECX Edge nennen. Die ECX Edge erzeugt fast das ganze Ökosystem, in dem sich der Markt selbst entwickeln wird. Wir tun das, weil eines der Dinge, die wir gelernt haben, als wir im letzten Jahrzehnt die Marktentwicklung in Afrika untersuchten, ist, dass ein häppchenweiser Ansatz nicht funktioniert. Man hat einen Geldgeber, der versucht Marktinformation zu entwickeln, ein anderer fördert oder versucht an Klassifizierungen und Standards zu arbeiten, ein anderer IT, wieder ein anderer Lagerhaltung oder Lagerhausscheine.
So, the ECX is an Ethiopian exchange for Ethiopia. We're creating a system that serves all market actors, that creates integrity, trust, efficiency, transparency and enables small farmers to manage the risks that I have described. In the design of our commodity exchange in Ethiopia, we've done something rather unique, which is to take the approach of an integrated perspective, or what we call the ECX Edge. The ECX Edge pretty much creates the entire ecosystem in which the market will develop itself. And this is because one of the things we've learned over the last decade of studying market development in Africa is that the piecemeal approach does not work. You've got one donor trying to develop market information, another trying to work on or sponsor grades and standards, another ICT, and yet another on warehousing, or warehouse receipts.
Bei unserem Ansatz in Äthiopien haben wir uns entschlossen, das ganze Ökosystem oder die Umgebung, in der der Handel geschieht, zusammenzubringen. Das heißt, die Börse wird mit einem Handelssystem agieren, das mit einem großen Aufschrei beginnen wird, denn wir glauben nicht, dass das Land bereit ist für komplett elektronischen Handel. Aber gleichzeitig machen wir etwas, das meines Wissens nach keine Börse in der Welt getan hat, nämlich selbst eine Art Internetcafé in ländlichen Gebieten zu betreiben. Damit Bauern und kleine Händler auch zu einem Handelszentrum kommen können – wir nennen sie Fernhandelszentren – und ohne einen Computer kaufen oder lernen zu müssen, wie sie die Infos abrufen, und all diese Dinge, einfach die Geschäfte sehen, die auf dem Börsenparkett in Addis Abebba abgewickelt werden.
In our approach in Ethiopia, we've decided to put together the entire ecosystem, or environment, in which trade takes place. That means that the exchange will operate a trading system, which will initially start as an open outcry, because we don't think the country's ready for full electronic trading. But at the same time, we'll do something which I think no exchange in the world has ever done, which is itself to operate something like an Internet cafe in the rural areas. So that farmers and small traders can actually come to a terminal center -- what we call the remote access terminal centers -- and actually, without having to buy a computer or figure out how to dial up or any of those things, simply see the trading that's happening on the Addis Ababa trading floor.
Zugleich, was grundlegend ist für diesen Markt – und wiederum eine Neuerung die wir für unsere Börse entwickelt haben – ist der Betrieb von Warenhäusern durch die Börse im ganzen Land, in denen Klassifizierungen und Lagerhausscheine ausgestellt werden. Außerdem werden wir ein hausinternes Abrechnungssystem betreiben, um sicherzustellen, dass die Bezahlung angemessen abläuft, der richtige Betrag zur richtigen Zeit, damit wir von Grund auf Integrität und Vertrauen in das System schaffen. Natürlich arbeiten wir mit Börsenakteuren und während wir den Devisenmarkt selbst entwickeln, entwickeln wir auch die regulatorische Infrastruktur und das legale Rahmenwerk, das umfassende legale Rahmenwerk, das notwendig ist, damit dieser Markt funktioniert.
At the same time, what's very fundamental to this market is that -- and again, an innovation that we've designed for our exchange -- is that the exchange will operate warehouses around the country, in which grade certification and warehouse receipting will be done. And in turn, we'll operate an in-house clearing system, to assure that payment is done appropriately, in the right amount and at the right time, so that basically, we create trust and integrity in the system. Obviously, we work with exchange actors, and as we're developing the exchange market itself, we're also developing the regulatory infrastructure and legal framework, the overarching legal framework for making this market work.
Und tatsächlich kommt unser Anliegen nächsten Monat. vor das Parlament. Das wirklich Wichtige ist, dass die ECX ein Marktinformationssystem betreiben wird, um Preise in Echtzeit an Bauern im Land zu verbreiten, und VSAT Technologie verwendet, um eine elektronische Preisverteilung direkt zu den Bauern zu bringen. Das wird von Grund auf die Beziehung der Bauern zum Markt verändern. Wo Bauern vorher nur lokal dachten – er oder sie würden nur zum nächsten lokalen Markt gehen, durchschnittlich acht bis zehn Kilometer entfernt, und verkaufen was sie gerade haben, ohne eine Vorstellung was der Höchstpreis ist oder andere Informationen – kommen die Bauern jetzt zum nationalen Markt, informiert über die Preise. Und sie beginnen national und sogar global zu denken. Sie fangen an nicht nur kommerzielle Marktentscheidungen zu treffen, sondern entscheiden auch, was sie anbauen aufgrund von Informationen, die von Preisen der Terminbörse kommen. Und sie kommen zum Markt und wissen, welche Handelsklasse ihre Produkte erreichen werden in Bezug auf Aufschläge.
So, in fact, our proclamation is going to parliament next month. What's really important is that the ECX will operate a market information system to disseminate prices in real time to farmers around the country, using VSAT technology to bring an electronic price dissemination directly to farmers. What this does is transforms, fundamentally, the farmers' relationship to the market. Whereas before the farmer used to think local -- meaning that he or she would go to the nearest local market, eight to 10 kilometers away on average, and sell whatever they happened to have, without any idea of what the price premium or anything else was -- now farmers come with knowledge of what prices are at the national market. And they start to think national, and even global. They start to make not only commercial marketing decisions, but also planting decisions, on the basis of information coming from the futures price market. And they come to the market knowing what grades their products will achieve in terms of a price premium.
All das wird die Bauern verwandeln. Es wird auch die Art der Händler, Geschäfte zu machen verwandeln. Sie werden aufhören, einfache und eingeschränkte Kursspekulationen zu tätigen, und anfangen, strategisch darüber nachzudenken, wie man Getreide über große Entfernungen von Überschussregionen in Mangelregionen transportiert. Kann Äthiopien es schaffen? Es erscheint sehr ehrgeizig. Aber es wird neue Möglichkeiten schaffen. Wir glauben, dass diese Initiative großen politischen Willen erfordert, und wir müssen den Finanzsektor anpassen, ebenso den IT-sektor, und sogar den zugrundeliegenden legalen Rahmen. Wir glauben, dass der Wind der Veränderung hier ist und dass wir es schaffen können. ECX ist der Markt für Äthiopiens neues Millenium, das in etwa acht Monaten beginnt.
So all of this will transform farmers. It will also transform the way traders do business. It will stop them from doing simple, back-to-back, limited arbitrage to really thinking strategically about how to move grain across long distances from [surplus regions] to [deficit areas]. Can Ethiopia do this? It seems very ambitious. But it will create new opportunities. We believe that this initiative requires great political will, and we'll have to align the financial sector, as well as the ICT sector, and really even the underlying legal framework. We believe that the winds of change are here, and that we can do it. ECX is the market for Ethiopia's new millennium, which starts in about eight months.
Das letzte Parlament unseres Jahrhunderts öffnete mit unserem Präsidenten, der unserem Land verkündete, dass dies die allerwichtigste wirtschaftliche Initiative für unser Land sei. Wir glauben, die Einsätze sind hoch, aber dass die Erträge sogar noch größer sein werden. Die ECX kann außerdem eine Plattform für den panafrikanischen Markt für landwirtschaftliche Rohstoffe werden. Äthiopiens heimischer Markt hat einen Umfang von etwa einer Milliarde Dollar. Und wir hoffen, dass in den nächsten fünf Jahren, wenn Äthiopien 40 Prozent des Marktes einnehmen kann, nur 40 Prozent des heimischen Marktes, und nur 25 Prozent Wert zu diesem Markt hinzufügen können, verdoppelt sich der Wert des Marktes. Äthiopiens landwirtschaftlicher Markt ist 30 Prozent höher als Südafrikas Getreideproduktion, und Äthiopien ist sogar der zweitgrößte Maiserzeuger in Afrika. Das Potential ist da. Der Wille ist da. Das Engagement ist da. Wir glauben wir haben einen Wert gewinnenden Vorschlag, um die Wahlmöglichkeiten von Bauern zu verwandeln, um unsere Landwirtschaft wachsen zu lassen und um Afrika zu verändern. Wir sind also im Geschäft unser eigenes Glück zu finden. Vielen Dank.
The last parliament of our century opened with our president announcing to the country that this was the most important economic initiative for the country today. We believe that the stakes are high, but that the returns will be even greater. ECX, moreover, can become a trading platform for a pan-African market in agricultural commodities. Ethiopia's domestic market is about one billion dollars of value. And we feel that over the next five years, if Ethiopia can capture even 40 percent, just 40 percent, of the domestic market, and add just 25 percent value to that market, the value of the market doubles. Ethiopia's agricultural market is 30 percent higher than South Africa's grain production, and, in fact, Ethiopia is the second largest maize producer in Africa. So the potential is there. The will is there. The commitment is there. So we feel that we have a winning value proposition to transform farmers' choices, to grow our agriculture, and to change Africa. So, we are in the business of finding our happiness. Thank you very much.
(Applaus)
(Applause)