In den Annalen des altägyptischen Königs Thutmosis III. werden sagenhafte fremde Vogel beschrieben, die “jeden Tag gebären”. Zoroastrier hielten sie für Geister, deren Schreie von den kosmischen Kämpfen zwischen Licht und Dunkelheit zeugten. Die Rümer nahmen sie mit auf ihre Feldzüge, um den Erfolg von Schlachten vorauszusagen. Bis heute nimmt dieser Vogel einen wichtigen, wenn auch weniger ehrenwerten Platz ein: auf unseren Tellern. Das moderne Huhn stammt in erster Linie vom Bankivahuhn ab und teilweise von drei weiteren eng verwandten Arten, die alle aus Indien und Südostasien stammen. Die Bambuspflanzen dieser Region tragen nur einmal alle paar Jahrzehnte große Mengen Früchte. Vielleicht können Bankivahühner deshalb täglich Eier legen, weil sie davon profitierten und ihre Population vergrößerten, wenn es Nahrung im Überfluss gab. Das kam dem Menschen zugute, denn wegen ihrer schwachen Flugkünste und ihres geringen Platzbedarfs ließen sich die Vögel leicht fangen und halten. Die ersten Haushühner wurden vor mindestens 7000 Jahren nicht zum Essen gezüchtet, sondern für etwas, das uns heute eher den Appetit verdirbt. Wegen der Aggressivität der männlichen Tiere, die natürliche Beinsporen haben, waren Hahnenkämpfe sehr beliebt. Im 2. Jahrtausend v. Chr. waren Hühner aus dem Industal nach China und in den Nahen Osten gelangt, wo sie Menagerien bevölkerten und bei religiösen Ritualen eingesetzt wurden. Doch das nächste Kapitel ihrer Geschichte begann in Ägypten. Wenn eine Henne auf natürliche Weise Eier ausbrütet, legt sie keine neuen mehr und bleibt 21 Tage auf einem Gelege von sechs oder mehr Eiern sitzen. Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. wussten die Ägypter, wie man Hühnereier in Körben über heißer Asche künstlich ausbrütet. So konnten die Hennen weiterhin täglich legen, und die einstige königliche Speise oder religiöse Opfergabe wurde zu einer gewöhnlichen Mahlzeit. Zu der Zeit, als die Ägypter Eier ausbrüteten, brachten phönizische Händler Hühner nach Europa, wo sie zu einem wichtigen Bestandteil der Nutztierhaltung wurden. Lange Zeit verehrte man das Huhn jedoch nicht nur als Nahrungsmittel. Bei den alten Griechen dienten Kampfhähne als Vorbilder für junge Soldaten. Die Römer befragten Hühner als Orakel. Und noch im 7. Jahrhundert galt das Huhn als Symbol des Christentums. In den nächsten Jahrhunderten begleiteten Hühner den Menschen überallhin und verbreiteten sich weltweit durch Handel, Eroberungen und Kolonisierung. Nach den Opiumkriegen wurden chinesische Rassen nach England gebracht und mit dortigen Hühnern gekreuzt. Das führte zum sogenannten “Hühnerfieber”, auch “The Fancy” genannt. Bauern in ganz Europa wollten neue Rassen mit besonderen Kombinationen von Eigenschaften züchten. Auch ein gewisser Charles Darwin interessierte sich dafür. Er fragte sich, ob es auch in der Natur einen selektiven Zuchtprozess gebe. Während er an seinem historischen Werk über die Evolutionstheorie schrieb, beobachtete er Hunderte von Hühnern. Aber der größte Beitrag des Huhns zur Wissenschaft kam erst noch. Anfang des 20. Jahrhunderts kreuzte ein britisches Forschertrio im großen Stil Hühnerrassen und baute dabei auf Gregor Mendels Studien zur genetischen Vererbung auf. Mit ihrer genetischen Vielfalt, ihren Merkmalen und dem Abstand von nur sieben Monaten zwischen Generationen waren Hühner perfekte Versuchstiere. So entstand das berühmte Punnett-Quadrat mit den Genotypen, die sich bei der Zucht einer bestimmten Paarung ergaben.. Seitdem sind Hühner durch Züchtung größer und fleischiger geworden und legen mehr Eier als je zuvor. Ihre Produktion ist inzwischen ein industrielles, fabrikähnliches Modell, bei dem die Tiere in Räumen von der Größe eines Blattes Papier gehalten werden. Zwar gibt es wegen des Tier- und Umweltschutzes einen Trend zur Freilandhaltung, doch die meisten der weltweit über 22 Milliarden Hühner leben heute in Massentierhaltung. Von Gladiatoren und Göttergaben bis hin zu Reisebegleitern und Versuchstieren haben Hühner über die Jahrhunderte viele Rollen gespielt. Auch wenn sie nicht vor dem sprichwörtlichen Ei da waren,, erzählt uns ihre faszinierende Geschichte viel über unsere eigene.
The annals of Ancient Egyptian king Thutmose III described a marvelous foreign bird that “gives birth daily.” Zoroastrians viewed them as spirits whose cries told of the cosmic struggle between darkness and light. Romans brought them on their military campaigns to foretell the success of future battles. And today, this bird still occupies an important, though much less honorable position – on our dinner plates. The modern chicken is descended primarily from the Red Junglefowl, and partially from three other closely related species, all native to India and Southeast Asia. The region’s bamboo plants produce massive amounts of fruit just once every few decades. Junglefowls’ ability to lay eggs daily may have evolved to take advantage of these rare feasts, increasing their population when food was abundant. This was something humans could exploit on a consistent basis, and the birds’ weak flight capabilities and limited need for space made them easy to capture and contain. The earliest domesticated chickens, dating at least back to 7,000 years ago, weren’t bred for food, but for something considered less savory today. The aggressiveness of breeding males, armed with natural leg spurs, made cockfighting a popular entertainment. By the second millennium BCE, chickens had spread from the Indus Valley to China and the Middle East to occupy royal menageries and to be used in religious rituals. But it was in Egypt where the next chapter in the bird’s history began. When a hen naturally incubates eggs, she will stop laying new ones and sit on a “clutch” of 6 or more eggs for 21 days. By the middle of the 1st millennium BCE, the Egyptians had learned to artificially incubate chicken eggs by placing them in baskets over hot ashes. That freed up hens to continue laying daily, and what had been a royal delicacy or religious offering became a common meal. Around the same time as Egyptians were incubating eggs, Phoenician merchants introduced chickens to Europe, where they quickly became an essential part of European livestock. However, for a long time, the chicken’s revered status continued to exist alongside its culinary one. The Ancient Greeks used fighting roosters as inspirational examples for young soldiers. The Romans consulted chickens as oracles. And as late as the 7th Century, the chicken was considered a symbol for Christianity. Over the next few centuries, chickens accompanied humans wherever they went, spreading throughout the world through trade, conquest, and colonization. After the Opium Wars, Chinese breeds were brought to England and crossed with local chickens. This gave rise to a phenomenon called “Hen Fever” or “The Fancy”, with farmers all over Europe striving to breed new varieties with particular combinations of traits. This trend also caught the attention of a certain Charles Darwin, who wondered if a similar selective breeding process occurred in nature. Darwin would observe hundreds of chickens while finalizing his historic work introducing the theory of Evolution. But the chicken’s greatest contribution to science was yet to come. In the early 20th century, a trio of British scientists conducted extensive crossbreeding of chickens, building on Gregor Mendel’s studies of genetic inheritance. With their high genetic diversity, many distinct traits, and only 7 months between generations, chickens were the perfect subject. This work resulted in the famous Punnett Square, used to show the genotypes that would result from breeding a given pairing. Since then, numerous breeding initiatives have made chickens bigger and meatier, and allowed them to lay more eggs than ever. Meanwhile, chicken production has shifted to an industrial, factory-like model, with birds raised in spaces with a footprint no larger than a sheet of paper. And while there’s been a shift towards free-range farming due to animal rights and environmental concerns, most of the world’s more than 22 billion chickens today are factory farmed. From gladiators and gifts to the gods, to traveling companions and research subjects, chickens have played many roles over the centuries. And though they may not have come before the proverbial egg, chickens’ fascinating history tells us a great deal about our own.