"Der Iran ist Israels bester Freund und wir haben nicht vor, unseren Standpunkt in Bezug auf Teheran zu ändern."
"Iran is Israel's best friend, and we do not intend to change our position in relation to Tehran."
Glauben Sie es oder nicht, dieses Zitat stammt von einem israelischen Premierminister, aber nicht von Ben-Gurion oder Golda Meir aus der Schah-Ära, sondern von Yizthak Rabin. Es ist das Jahr 1987. Ayatollah Khomeini lebt noch, und genauso wie Ahmadinedschad heute, wettert er gegen Israel. Trotzdem bezeichnete Rabin den Iran als einen geostrategischen Freund.
Believe it or not, this is a quote from an Israeli prime minister, but it's not Ben-Gurion or Golda Meir from the era of the Shah. It's actually from Yitzhak Rabin. The year is 1987. Ayatollah Khomeini is still alive, and much like Ahmadinejad today, he's using the worst rhetoric against Israel. Yet, Rabin referred to Iran as a geostrategic friend.
Wenn wir heute von den Kriegsgefahren hören, von der hohen Redekunst, wird uns oft glauben gemacht, dass dies noch einer dieser unlösbaren Konflikte des Nahen Ostens sei, dessen Wurzeln so alt wie die Region selbst sind. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein, und ich hoffe, Ihnen heute zeigen zu können, warum das so ist.
Today, when we hear the threats of war and the high rhetoric, we're oftentimes led to believe that this is yet another one of those unsolvable Middle Eastern conflicts with roots as old as the region itself. Nothing could be further from the truth, and I hope today to show you why that is.
Die Beziehungen zwischen den Iranern und den Juden waren eigentlich immer sehr positiv, beginnend 539 v. Chr., als König Kyros der Große von Persien die Juden aus ihrer babylonischen Gefangenschaft befreite. Ein Drittel der jüdischen Bevölkerung blieb in Babylon. Sie sind die heutigen irakischen Juden. Ein Drittel wanderte nach Persien aus. Sie sind die heutigen iranischen Juden, von denen immer noch 25.000 im Iran leben, was sie zur größten jüdischen Gemeinschaft im Nahen Osten außerhalb Israels macht. Und ein Drittel kehrte ins historische Palästina zurück, baute den Tempel Jerusalems zum zweiten Mal wieder auf, der übrigens von persischen Steuergeldern finanziert wurde.
The relations between the Iranian and the Jewish people throughout history has actually been quite positive, starting in 539 B.C., when King Cyrus the Great of Persia liberated the Jewish people from their Babylonian captivity. A third of the Jewish population stayed in Babylonia. They're today's Iraqi Jews. A third migrated to Persia. They're today's Iranian Jews, still 25,000 of them living in Iran, making them the largest Jewish community in the Middle East outside of Israel itself. And a third returned to historic Palestine, did the second rebuilding of the Temple in Jerusalem, financed, incidentally, by Persian tax money.
Aber sogar in der Neuzeit hatten die Länder manchmal eine enge Beziehung. Rabins Aussage war eine Widerspiegelung von jahrzehntelanger Zusammenarbeit des Sicherheits- und Geheimdienstes zwischen den beiden Ländern, die wiederum aus der Wahrnehmung gemeinsamer Gefahren hervorging. Beide Staaten fürchteten die Sowjetunion und starke arabische Staaten wie Ägypten und den Irak. Hinzu kam die israelische Doktrin der Peripherie, die Idee, dass Israels Sicherheit am besten gewährleistet wäre, wenn Bündnisse mit nicht-arabischen Staaten in den angrenzenden Regionen eingegangen würden, um die nahen arabischen Staaten im Gleichgewicht zu halten. Der Schah wollte die Zusammenarbeit so geheim wie möglich halten, wenn also zum Beispiel Yitzhak Rabin in den 70er Jahren den Iran besuchte, trug er normalerweise eine Perücke, damit niemand ihn erkannte. Die Iraner bauten eine eigene Flugbahn am Flughafen in Teheran, weit weg vom zentralen Terminal, damit niemand die vielen israelischen Flugzeuge bemerkte, die zwischen Tel Aviv und Teheran pendelten.
But even in modern times, relations have been close at times. Rabin's statement was a reflection of decades of security and intelligence collaboration between the two, which in turn was born out of perception of common threats. Both states feared the Soviet Union and strong Arab states such as Egypt and Iraq. And, in addition, the Israeli doctrine of the periphery, the idea that Israel's security was best achieved by creating alliances with the non-Arab states in the periphery of the region in order to balance the Arab states in its vicinity. Now, from the Shah's perspective, though, he wanted to keep this as secret as possible, so when Yitzhak Rabin, for instance, traveled to Iran in the '70s, he usually wore a wig so that no one would recognize him. The Iranians built a special tarmac at the airport in Tehran, far away from the central terminal, so that no one would notice the large number of Israeli planes shuttling between Tel Aviv and Tehran.
Hat das alles nach der islamischen Revolution im Jahr 1979 aufgehört? Trotz der sehr klaren Anti-Israel-Ideologie des neuen Regimes war eine Zusammenarbeit geopolitisch gesehen weiterhin logisch und bestand fort, da immer noch gemeinsame Gefahren bestanden. Als der Irak 1980 im Iran einfiel, fürchtete Israel den irakischen Sieg und half dem Iran aktiv, indem er ihm Waffen verkaufte und Ersatzteile für Irans amerikanischen Waffen zur Verfügung stellte, als der Iran wegen eines amerikanischen Waffenembargos, das Israel gerne verletzte, sehr verletzlich war. Tatsächlich war es Israel, das sich in den 1980er Jahren dafür einsetzte, dass Washington mit dem Iran redet, ihm Waffen verkauft und die anti-israelische Ideologie ignorieren sollte. Das wiederum fand seinen Höhepunkt im Iran-Kontra-Skandal der 1980er Jahre.
Now, did all of this end with the Islamic revolution in 1979? In spite of the very clear anti-Israeli ideology of the new regime, the geopolitical logic for their collaboration lived on, because they still had common threats. And when Iraq invaded Iran in 1980, Israel feared an Iraqi victory and actively helped Iran by selling it arms and providing it with spare parts for Iran's American weaponry at a moment when Iran was very vulnerable because of an American arms embargo that Israel was more than happy to violate. In fact, back in the 1980s, it was Israel that lobbied Washington to talk to Iran, to sell arms to Iran, and not pay attention to Iran's anti-Israeli ideology. And this, of course, climaxed in the Iran-Contra scandal of the 1980s.
Aber mit dem Ende des kalten Krieges kam auch das Ende des israelisch-iranischen "kalten Friedens". Plötzlich hatten sich die beiden Gefahren, die die beiden über Jahrzehnte so nah zusammengerückt hatte, mehr oder weniger in Luft aufgelöst. Die Sowjetunion brach zusammen, der Irak war besiegt und ein neues Umfeld wurde in der Region geschaffen, in der beide sich sicherer fühlten, aber jetzt auch unkontrolliert waren. Ohne dass der Irak den Iran ausglich, konnte jetzt der Iran eine Bedrohung werden, argumentierten manche in Israel. Eigentlich hat das derzeitige Kräftespiel, das man zwischen dem Iran und Israel beobachten kann, seine Wurzeln mehr in der geopolitischen Umgestaltung des Gebietes nach dem kalten Krieg als in den Geschehnissen von 1979, weil sich der Iran und Israel an diesem Punkt zu zwei der mächtigsten Staaten in der Region entwickelten, und anstatt einander als potenzielle Sicherheits-Partner zu sehen, sahen sie sich immer mehr als Rivalen und Konkurrenten. Israel, das sich 1980 für den Iran einsetzte und die Beziehung zwischen dem Iran und den USA verbesserte, fürchtete jetzt eine Annäherung des Iran an die USA, im Glauben, dass diese Annäherung auf Kosten israelischer Sicherheit geschähe, und wollte den Iran weitestgehend isolieren.
But with the end of the Cold War came also the end of the Israeli-Iranian cold peace. Suddenly, the two common threats that had pushed them closer together throughout decades, more or less evaporated. The Soviet Union collapsed, Iraq was defeated, and a new environment was created in the region in which both of them felt more secure, but they were also now left unchecked. Without Iraq balancing Iran, Iran could now become a threat, some in Israel argued. In fact, the current dynamic that you see between Iran and Israel has its roots more so in the geopolitical reconfiguration of the region after the Cold War than in the events of 1979, because at this point, Iran and Israel emerge as two of the most powerful states in the region, and rather than viewing each other as potential security partners, they increasingly came to view each other as rivals and competitors. So Israel, who in the 1980s lobbied for and improved U.S.-Iran relations now feared a U.S.-Iran rapprochement, thinking that it would come at Israel's security interests' expense, and instead sought to put Iran in increased isolation.
Ironischerweise war das zu einer Zeit, als das Hauptinteresse des Iran dem Frieden mit Washington galt, und nicht der Zerstörung Israels. Der Iran hatte sich selbst isoliert wegen seines Radikalismus und nachdem er den USA indirekt im Krieg gegen den Irak 1991 geholfen hatte, hofften die Iraner durch Berücksichtigung in der Nachkriegssicherheitsarchitektur der Region auf eine Belohnung. Aber Washington ignorierte die Hoffnung des Iran, so wie es das ein Jahrzehnt später in Afghanistan tun würde, und trieb lieber die Isolation des Iran voran. An diesem Punkt, um 1993, '94 herum, beginnt der Iran seine Israel-feindliche Ideologie in die Politik einfließen zu lassen. Die Iraner glaubten, dass – was auch immer sie taten, sogar wenn sie ihre Grundsätze zurückstellten – die USA auch weiterhin die iranische Isolation anstreben würden. Also war es Irans einziger Ausweg, die USA dazu zu zwingen, ihre Meinung zu ändern, indem er sie dafür bezahlen lässt, wenn sie es nicht taten. Das leichteste Ziel war der Friedensprozess und von nun an würde das ideologische iranische Bellen mit einem unerwarteten Biss einhergehen, und der Iran begann damit, palästinensische islamistische Gruppierungen stark zu unterstützen, die er vorher verbannt hatte. Das klingt zwar paradox, aber laut Martin Indyk von der Clinton-Regierung hatten die Iraner es sicher nicht ganz falsch verstanden, weil die USA glaubten, je mehr Frieden zwischen Israel und Palästina herrschen würde, desto mehr würde der Iran isoliert werden. Je mehr der Iran isoliert würde, desto mehr Frieden gäbe es. Laut Indyk, und das sind seine Worte, hatten die Iraner Interesse daran, uns im Friedensprozess zur Strecke zu bringen, um unsere Eindämmungspolitik zu bewingen. Um unsere Eindämmungspolitik zu bezwingen, es ging nicht um Ideologie.
Ironically, this was happening at a time when Iran was more interested in peacemaking with Washington than to see to Israel's destruction. Iran had put itself in isolation because of its radicalism, and after having helped the United States indirectly in the war against Iraq in 1991, the Iranians were hoping that they would be rewarded by being included in the post-war security architecture of the region. But Washington chose to ignore Iran's outreach, as it would a decade later in Afghanistan, and instead moved to intensify Iran's isolation, and it is at this point, around 1993, '94, that Iran begins to translate its anti-Israeli ideology into operational policy. The Iranians believed that whatever they did, even if they moderated their policies, the U.S. would continue to seek Iran's isolation, and the only way Iran could compel Washington to change its position was by imposing a cost on the U.S. if it didn't. The easiest target was the peace process, and now the Iranian ideological bark was to be accompanied by a nonconventional bite, and Iran began supporting extensively Palestinian Islamist groups that it previously had shunned. In some ways, this sounds paradoxical, but according to Martin Indyk of the Clinton administration, the Iranians had not gotten it entirely wrong, because the more peace there would be between Israel and Palestine, the U.S. believed, the more Iran would get isolated. The more Iran got isolated, the more peace there would be. So according to Indyk, and these are his words, the Iranians had an interest to do us in on the peace process in order to defeat our policy of containment. To defeat our policy of containment, not about ideology.
Aber sogar während der schlimmsten Zeiten ihrer Verwirrungen haben alle Seiten sich die Hand gereicht. Als Netanyahu 1996 gewählt wurde, versuchte er herauszufinden, ob sich Wege finden ließen, die Doktrin der Peripherie wiederauferstehen zu lassen. Teheren zeigte kein Interesse. Einige Jahre später sandten die Iraner der Bush-Regierung einen umfassenden Verhandlungsvorschlag, einen Vorschlag, der zeigte, dass da Potential war, Iran und Israel wieder miteinander gut zu stellen. Die Bush-Regierung antwortete nicht einmal. Keine der Seiten hat jemals eine Chance verpasst, eine Chance zu verpassen.
But throughout even the worst times of their entanglement, all sides have reached out to each other. Netanyahu, when he got elected in 1996, reached out to the Iranians to see if there were any ways that the doctrine of the periphery could be resurrected. Tehran was not interested. A few years later, the Iranians sent a comprehensive negotiation proposal to the Bush administration, a proposal that revealed that there was some potential of getting Iran and Israel back on terms again. The Bush administration did not even respond. All sides have never missed an opportunity to miss an opportunity.
Aber das ist kein antiker Konflikt. Es ist nicht einmal ein ideologischer Konflikt. Die Höhen und Tiefen der Feindlichkeit waren nicht angetrieben von ideologischem Eifer, sondern vielmehr von den Veränderungen in der geopolitischen Landschaft. Als iranische und israelische Sicherheitserfordernisse eine Zusammenarbeit erzwang, taten sie es, trotz tödlich ideologischer Uneinigkeit. Als die ideologischen Interessen des Iran mit seinen strategischen Interessen kollidierten, hatten strategische Interessen immer die Oberhand. Das ist gut, denn es heißt, dass weder Krieg noch Feindschaft eine ausgemachte Sache sind.
But this is not an ancient conflict. This is not even an ideological conflict. The ebbs and flows of hostility have not shifted with ideological zeal, but rather with changes in the geopolitical landscape. When Iran and Israel's security imperatives dictated collaboration, they did so in spite of lethal ideological opposition to each other. When Iran's ideological impulses collided with its strategic interests, the strategic interests always prevailed. This is good news, because it means that neither war nor enmity is a foregone conclusion.
Aber manche wollen Krieg. Manche glauben oder sagen es ist 1938, der Iran ist Deutschland, und Ahmadinedschad ist Hitler. Wenn wir das als Wahrheit akzeptieren, dann ist es wirklich 1938, der Iran ist Deutschland und Ahmadinedschad ist Hitler. Dann sollten wir uns jedoch die Frage stellen: Wer will die Rolle von Neville Chamberlain spielen? Wer wird den Frieden riskieren? Das ist eine Analogie, die absichtlich darauf abzielt, die Diplomatie abzuschaffen. Ist die Diplomatie abgeschafft, ist Krieg unvermeidlich. In einem ideologischen Konflikt kann kein Waffenstillstand herrschen, kein Unentschieden, kein Kompromiss, nur Sieg oder Niederlage.
But some want war. Some believe or say that it's 1938, Iran is Germany, and Ahmadinejad is Hitler. If we accept this to be true, that indeed it is 1938, Iran is Germany, Ahmadinejad is Hitler, then the question we have to ask ourself is, who wishes to play the role of Neville Chamberlain? Who will risk peace? This is an analogy that is deliberately aimed at eliminating diplomacy, and when you eliminate diplomacy, you make war inevitable. In an ideological conflict, there can be no truce, no draw, no compromise, only victory or defeat.
Aber anstatt den Krieg unvermeidlich zu machen, indem man diesen Konflikt als einen ideologischen ansieht, wäre es besser, Wege zu finden, um Frieden zu ermöglichen. Der Konflikt zwischen Iran und Israel ist ein neues Phänomen, das nur ein paar Jahrzehnte alt ist in einer Geschichte von 2.500 Jahren. Und gerade weil seine Wurzeln geopolitisch sind, ist es möglich, eine Lösung zu finden. Kompromisse können getroffen werden, wie schwierig es auch immer sein mag. Schließlich war es Yitzhak Rabin selbst, der sagte: "Frieden schließt man nicht mit Freunden. Man schließt ihn mit Feinden."
But rather than making war inevitable by viewing this as ideological, we would be wise to seek ways to make peace possible. Iran and Israel's conflict is a new phenomenon, only a few decades old in a history of 2,500 years, and precisely because its roots are geopolitical, it means that solutions can be found, compromises can be struck, however difficult it yet may be. After all, it was Yitzhak Rabin himself who said, "You don't make peace with your friends. You make it with your enemies."
Vielen Dank.
Thank you.
(Applaus)
(Applause)