Ich war gerade Mutter geworden und eine junge Rabbinerin, im Frühjahr des Jahres 2004, und die Welt lag in Scherben. Vielleicht erinnern Sie sich. Jeden Tag hörten wir bestürzende Berichte aus dem Krieg im Irak. Terrorwellen überzogen den Globus. Es schien, als würde die Menschheit außer Kontrolle geraten. Ich kann mich an die Nacht erinnern, in der ich über eine Reihe koordinierte Bombenangriffe in der Metro von Madrid las, und ich stand auf, ging zum Bettchen, in dem mein 6 Monate altes Baby friedlich schlafend lag, und ich hörte den Rhythmus ihres Atems, und ein Gefühl der Dringlichkeit jagte durch meinen Körper. Wir durchlebten eine Zeit tektonischer Verschiebungen von Ideologien, Politik, Religion und Bevölkerungen. Alles fühlte sich so unsicher an. Ich weiß noch, ich dachte: "Mein Gott, in was für eine Welt bringe ich dieses Kind?" Was bin ich als Mutter und als religiöses Oberhaupt bereit zu tun?
I was a new mother and a young rabbi in the spring of 2004 and the world was in shambles. Maybe you remember. Every day, we heard devastating reports from the war in Iraq. There were waves of terror rolling across the globe. It seemed like humanity was spinning out of control. I remember the night that I read about the series of coordinated bombings in the subway system in Madrid, and I got up and I walked over to the crib where my six-month-old baby girl lay sleeping sweetly, and I heard the rhythm of her breath, and I felt this sense of urgency coursing through my body. We were living through a time of tectonic shifts in ideologies, in politics, in religion, in populations. Everything felt so precarious. And I remember thinking, "My God, what kind of world did we bring this child into? And what was I as a mother and a religious leader willing to do about it?
Natürlich war es klar, dass Religion ein zentrales Schlachtfeld in dieser sich rasant verändernden Landschaft sein würde, und es war schon klar, dass Religion ein wesentliches Teil des Problems war. Für mich war die Frage, ob Religion auch Teil der Lösung sein könnte. Im Verlauf der Geschichte haben Menschen furchtbare Verbrechen und Gräueltaten im Namen der Religion begangen. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war klar, dass religiöser Extremismus wieder auf dem Vormarsch war. Unsere Studien zeigen jetzt, dass im Verlauf der letzten 15, 20 Jahre Feindseligkeiten und religionsbezogene Gewalt überall auf der Welt zugenommen haben. Aber wir brauchen keine Studien, um das zu beweisen, denn ich frage Sie, wie viele von Ihnen heutzutage überrascht sind, wenn wir von einem Bombenanschlag oder einer Schießerei hören und später herausfinden, dass das letzte geäußerte Wort, bevor der Abzug betätigt wurde oder die Bombe detonierte, der Name Gottes war? Keiner wundert sich heute, wenn wir erfahren, dass eine weitere Person beschlossen hat, ihre Liebe zu Gott zu zeigen, indem sie den Kindern Gottes das Leben nimmt. In den USA begegnet uns religiöser Extremismus als weißer, christlicher, extremistischer Abtreibungsgegner, der in Colorado Springs in eine Abtreibungsklinik läuft und drei Menschen ermordet. Er begegnet uns als Pärchen, das vom Islamischen Staat inspiriert, in eine Betriebsfeier in San Bernardino läuft und 14 tötet. Selbst wenn religionsbezogener Extremismus nicht zu Gewalt führt, wird er immer noch für politische Streitthemen genutzt. Zynischerweise führt es Menschen dazu, die Unterordnung von Frauen, die Stigmatisierung von LGBT-Menschen, Rassismus, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus zu rechtfertigen. Das sollte all jene beunruhigen, die sich um die Zukunft der Religion und die Zukunft des Glaubens sorgen. Wir müssen es so nennen, wie es ist: ein großes Versagen der Religion.
Of course, I knew it was clear that religion would be a principle battlefield in this rapidly changing landscape, and it was already clear that religion was a significant part of the problem. The question for me was, could religion also be part of the solution? Now, throughout history, people have committed horrible crimes and atrocities in the name of religion. And as we entered the 21st century, it was very clear that religious extremism was once again on the rise. Our studies now show that over the course of the past 15, 20 years, hostilities and religion-related violence have been on the increase all over the world. But we don't even need the studies to prove it, because I ask you, how many of us are surprised today when we hear the stories of a bombing or a shooting, when we later find out that the last word that was uttered before the trigger is pulled or the bomb is detonated is the name of God? It barely raises an eyebrow today when we learn that yet another person has decided to show his love of God by taking the lives of God's children. In America, religious extremism looks like a white, antiabortion Christian extremist walking into Planned Parenthood in Colorado Springs and murdering three people. It also looks like a couple inspired by the Islamic State walking into an office party in San Bernardino and killing 14. And even when religion-related extremism does not lead to violence, it is still used as a political wedge issue, cynically leading people to justify the subordination of women, the stigmatization of LGBT people, racism, Islamophobia and anti-Semitism. This ought to concern deeply those of us who care about the future of religion and the future of faith. We need to call this what it is: a great failure of religion.
Aber das ist nicht die einzige, aktuelle Herausforderung für Religion. Genau dann, wenn wir Religion als starke Kraft gegen Extremismus brauchen, leidet sie an einem zweiten verhängnisvollen Trend, die ich religiösen Routinismus nenne. Unsere Institutionen und unsere Anführer stecken in einem routinierten und oberflächlichen System fest, ohne Leben, ohne Vision und ohne Seele.
But the thing is, this isn't even the only challenge that religion faces today. At the very same time that we need religion to be a strong force against extremism, it is suffering from a second pernicious trend, what I call religious routine-ism. This is when our institutions and our leaders are stuck in a paradigm that is rote and perfunctory, devoid of life, devoid of vision and devoid of soul.
Ich erkläre Ihnen, was ich meine. Einer der größten Segen, ein Rabbi zu sein, ist, mit einem Paar unter der Chuppa, dem Hochzeitsbaldachin, zu stehen, und ihnen zu helfen, öffentlich zu bekunden, und die Liebe zu heiligen, die sie ineinander gefunden haben. Ich möchte Sie bitten, aus eigener Erfahrung heraus oder indem Sie es sich vorstellen, über den Unterschied zwischen der Intensität der Erfahrung unter dem Hochzeitsbaldachin und etwa der Erfahrung des 6. oder 7. Hochzeitstags nachzudenken.
Let me explain what I mean like this. One of the great blessings of being a rabbi is standing under the chuppah, under the wedding canopy, with a couple, and helping them proclaim publicly and make holy the love that they found for one another. I want to ask you now, though, to think maybe from your own experience or maybe just imagine it about the difference between the intensity of the experience under the wedding canopy, and maybe the experience of the sixth or seventh anniversary.
(Gelächter)
(Laughter)
Und wenn man das Glück hat, es auf 16 oder 17 Jahre zu bringen, wachen Sie vielleicht morgens auf, wenn Sie wie die meisten Leute sind, und merken, dass sie vergessen haben, im Lieblingsrestaurant zu reservieren und haben nicht mal eine Karte. Dann hoffen und beten Sie, dass ihr Partner es auch vergessen hat.
And if you're lucky enough to make it 16 or 17 years, if you're like most people, you probably wake up in the morning realizing that you forgot to make a reservation at your favorite restaurant and you forgot so much as a card, and then you just hope and pray that your partner also forgot.
Religiöse Rituale und Zeremonien sollten im Wesentlichen dem Gedenktag dienen, als Behältnis, in dem wir an den Relikten der heiligen, offenbarenden Begegnung festhalten, die unsere Religion ins Leben gerufen hat. Das Problem ist, dass nach einigen Jahrhunderten der Termin im Kalender bleibt, aber die Liebesbeziehung lange tot ist. Dann finden wir uns in endlosen, geistlosen Wiederholungen von Worten wieder, die uns nichts bedeuten, abwechselnd stehend und sitzend, weil jemand uns darum bat, an einer eifersüchtig gehüteten Doktrin festhaltend, die unserer heutigen Realität überhaupt nicht entspricht, sich mit nachlässigen Praktiken zu beschäftigen, einfach weil man es schon immer so gemacht hat.
Well, religious ritual and rites were essentially designed to serve the function of the anniversary, to be a container in which we would hold on to the remnants of that sacred, revelatory encounter that birthed the religion in the first place. The problem is that after a few centuries, the date remains on the calendar, but the love affair is long dead. That's when we find ourselves in endless, mindless repetitions of words that don't mean anything to us, rising and being seated because someone has asked us to, holding onto jealously guarded doctrine that's completely and wildly out of step with our contemporary reality, engaging in perfunctory practice simply because that's the way things have always been done.
Religion ist in den USA ist auf dem Rückzug. Übergreifend klagen Kirchen, Synagogen und Moscheen darüber, wie schwer es ist, relevant zu bleiben, für eine Generation junger Menschen, die völlig desinteressiert scheint, nicht nur an den Institutionen, die im Herzen unserer Traditionen stehen, sondern an der Religion selbst. Sie müssen verstehen, dass es heute eine Generation von Menschen gibt, die angewidert ist von der Gewalt religiösen Extremismus, genauso wie von der Leblosigkeit von religiösem Routinismus.
Religion is waning in the United States. Across the board, churches and synagogues and mosques are all complaining about how hard it is to maintain relevance for a generation of young people who seem completely uninterested, not only in the institutions that stand at the heart of our traditions but even in religion itself. And what they need to understand is that there is today a generation of people who are as disgusted by the violence of religious extremism as they are turned off by the lifelessness of religious routine-ism.
Natürlich gibt es in dieser Geschichte einen Lichtblick. Aufgrund der Krise der beiden parallelen Trends im religiösen Leben machte ich mich vor 12 oder 13 Jahren, an den Versuch zu bestimmen, ob es einen Weg gäbe, das Herz meiner eigenen jüdischen Tradition zurückzuerlangen, um es wieder sinnstiftend und zielführend zu machen, in einer Welt, die in Flammen steht. Ich begann mich zu fragen, wie es wäre, wenn wir die großen Köpfe unserer Generation nutzen könnten, und wieder auf mutige, starke und einfallsreiche Weise zu überlegen, wie die nächste Neuerung des religiösen Lebens aussehen könnte. Wir hatten keine Geld, keinen Platz, keine Strategie, aber wir hatten die E-Mail. Also setzten meine Freundin Melissa und ich uns hin und schrieben eine E-Mail, die wir an einige Freunde und Kollegen sandten. Darin stand im Wesentlichen: "Bevor du Religion aufgibst, wieso treffen wir uns nicht alle Freitagnacht und sehen, was wir aus unserem eigenen jüdischen Erbe machen können?"
Of course there is a bright spot to this story. Given the crisis of these two concurrent trends in religious life, about 12 or 13 years ago, I set out to try to determine if there was any way that I could reclaim the heart of my own Jewish tradition, to help make it meaningful and purposeful again in a world on fire. I started to wonder, what if we could harness some of the great minds of our generation and think in a bold and robust and imaginative way again about what the next iteration of religious life would look like? Now, we had no money, no space, no game plan, but we did have email. So my friend Melissa and I sat down and we wrote an email which we sent out to a few friends and colleagues. It basically said this: "Before you bail on religion, why don't we come together this Friday night and see what we might make of our own Jewish inheritance?"
Wir hofften, dass vielleicht 20 Leute kommen würden. Es kamen 135 Menschen. Es waren Zyniker und Suchende, Atheisten und Rabbis. Viele Leute sagte an dem Abend, dass sie zum ersten Mal in ihrem ganzen Leben eine bedeutsame religiöse Erfahrung gemacht hatten. Daher begann ich, dass einzig Rationale zu tun, was jemand unter solchen Umständen tun würde: Ich kündigte meine Arbeit und versuchte, diesen kühnen Traum von einem neu erfundenen religiösen Leben, das wir "IKAR" nannten, was "das Wesen" oder "der Kern der Sache" bedeutet, zu vewirklichen
We hoped maybe 20 people would show up. It turned out 135 people came. They were cynics and seekers, atheists and rabbis. Many people said that night that it was the first time that they had a meaningful religious experience in their entire lives. And so I set out to do the only rational thing that someone would do in such a circumstance: I quit my job and tried to build this audacious dream, a reinvented, rethought religious life which we called "IKAR," which means "the essence" or "the heart of the matter."
IKAR ist nicht allein in der heutigen religiösen Landschaft da draußen. Es gibt jüdische, evangelische, muslimische und katholische Kirchenvertreter. Übrigens sind viele von ihnen Frauen, die sich daran machen, das Herz unserer Traditionen zurückzuerobern, die fest daran glauben, dass Religion jetzt Teil der Lösung sein sollte. Wir kehren zu unseren heiligen Traditionen zurück und begreifen, dass all unsere Traditionen das Rohmaterial enthalten, um Gewalt und Extremismus zu rechtfertigen, und sie enthalten auch das Rohmaterial, um Mitgefühl, Koexistenz und Güte zu begründen. Wenn andere unsere Texte als Anweisungen für Hass und Rache lesen, können wir entscheiden, die gleichen Texte als Anweisungen für Liebe und Vergebung zu lesen.
Now, IKAR is not alone out there in the religious landscape today. There are Jewish and Christian and Muslim and Catholic religious leaders, many of them women, by the way, who have set out to reclaim the heart of our traditions, who firmly believe that now is the time for religion to be part of the solution. We are going back into our sacred traditions and recognizing that all of our traditions contain the raw material to justify violence and extremism, and also contain the raw material to justify compassion, coexistence and kindness -- that when others choose to read our texts as directives for hate and vengeance, we can choose to read those same texts as directives for love and for forgiveness.
Ich habe entdeckt, dass es in so diversen Gemeinden wie jüdischen Neugründungen an der Küste, Moscheen für Frauen, Schwarzen Kirchen in New York und North Carolina, bis zu heiligen Busladungen voller Nonnen, die das Land mit einer Botschaft von Gerechtigkeit und Frieden durchqueren, einen gemeinsamen religiösen Ethos gibt, das in diesem Land in Form neu belebter Religion auftritt. Obwohl die Theologien und Praktiken sehr stark variieren, zwischen diesen unabhängigen Gemeinden, erkennt man Gemeinsamkeiten zwischen ihnen.
I have found now in communities as varied as Jewish indie start-ups on the coasts to a woman's mosque, to black churches in New York and in North Carolina, to a holy bus loaded with nuns that traverses this country with a message of justice and peace, that there is a shared religious ethos that is now emerging in the form of revitalized religion in this country. And while the theologies and the practices vary very much between these independent communities, what we can see are some common, consistent threads between them.
Ich teile Ihnen jetzt diese Bekenntnisse mit.
I'm going to share with you four of those commitments now.
Das erste ist Wachsamkeit. Wir leben heute in einer Zeit, in der wir einen noch nie dagewesenen Zugang zu Informationen über jedes weltweite Unglück haben, das in irgendeinem Winkel dieser Welt passiert. Innerhalb von 12 Stunden sahen 20 Millionen Menschen das Foto von Aylan Kurdis kleinem Körper, angespült an der türkischen Küste. Wir haben alle dieses Bild gesehen. Wir sahen jenes Bild eines 5-jährigen Kindes, das aus den Trümmern seines Hauses in Aleppo geschleppt wurde. Wenn wir diese Bilder sehen, werden wir zum Handeln aufgerufen.
The first is wakefulness. We live in a time today in which we have unprecedented access to information about every global tragedy that happens on every corner of this Earth. Within 12 hours, 20 million people saw that image of Aylan Kurdi's little body washed up on the Turkish shore. We all saw this picture. We saw this picture of a five-year-old child pulled out of the rubble of his building in Aleppo. And once we see these images, we are called to a certain kind of action.
In meiner Tradition gibt es die Geschichte eines Reisenden, der eine Straße langgeht als er ein wunderschönes Haus in Brand stehen sieht, und er sagt: "Wie kann es sein, dass so etwas so Schönes brennt, und es niemanden interessiert?" So wie wir auch erfahren, dass die Welt in Flammen steht und es unsere Aufgabe ist, unsere Herzen und Augen offen zu halten, und zu erkennen, dass es unsere Aufgabe ist, beim Löschen der Flammen zu helfen.
My tradition tells a story of a traveler who is walking down a road when he sees a beautiful house on fire, and he says, "How can it be that something so beautiful would burn, and nobody seems to even care?" So too we learn that our world is on fire, and it is our job to keep our hearts and our eyes open, and to recognize that it's our responsibility to help put out the flames.
Das ist wirklich schwierig. Laut Psychologen unternehmen wir umso weniger, je mehr wir wissen, was in unserer Welt zerbrochen ist. Das nennt sich seelische Betäubung. Wir machen ab einem bestimmten Punkt dicht. Irgendwo auf dem Weg vergaßen Religionsführer, dass es unsere Aufgabe ist, Menschen unbehaglich zu machen. Es ist unsere Aufgabe, Menschen wachzurütteln, sie aus ihrer Apathie zu reißen und in ihren Schmerz, und darauf zu bestehen, dass wir tun, was wir nicht tun wollen, und sehen, was wir nicht sehen wollen. Denn wir wissen, sozialer Wandel passiert nur --
This is extremely difficult to do. Psychologists tell us that the more we learn about what's broken in our world, the less likely we are to do anything. It's called psychic numbing. We just shut down at a certain point. Well, somewhere along the way, our religious leaders forgot that it's our job to make people uncomfortable. It's our job to wake people up, to pull them out of their apathy and into the anguish, and to insist that we do what we don't want to do and see what we do not want to see. Because we know that social change only happens --
(Applaus)
(Applause)
wenn wir wachsam genug sind, um zu sehen, dass das Haus brennt.
when we are awake enough to see that the house is on fire.
Das zweite Prinzip ist Hoffnung, und ich möchte über Hoffnung sagen: Hoffnung ist nicht naiv und Hoffnung ist kein Opiat. Hoffnung ist wahrscheinlich der größte Akt der Auflehnung gegen die Politik des Pessimismus und gegen eine Kultur der Verzweiflung. Denn Hoffnung führt dazu, uns aus dem Behälter zu befreien, der uns gefangen hält und uns vom Äußeren trennt, und uns sagt: "Du kannst träumen und wieder weitreichend denken. Sie können das nicht in dir kontrollieren."
The second principle is hope, and I want to say this about hope. Hope is not naive, and hope is not an opiate. Hope may be the single greatest act of defiance against a politics of pessimism and against a culture of despair. Because what hope does for us is it lifts us out of the container that holds us and constrains us from the outside, and says, "You can dream and think expansively again. That they cannot control in you."
Ich sah, wie sich Hoffnung in einer afroamerikanischen Kirche zeigte, in diesem Sommer in der South Side von Chicago, wohin ich mein kleines Mädchen mitnahm, das jetzt 13 ist und ein paar Zentimeter größer als ich, um meinen Freund, Pastor Otis Moss, predigen zu hören. In jenem Sommer waren in Chicago schon 3 000 Menschen zwischen Januar und Juli erschossen worden. Wir gingen in die Kirche und hörten Pastor Otis Moss predigen, und nachdem er fertig war, stand dieser Chor von 100 wunderbaren, starken Frauen auf und begann zu singen: "Ich brauche dich. Du brauchst mich. Ich liebe dich. Du musst überleben." In dem Moment merkte ich, dass es bei Religion darum gehen sollte. Es sollte darum gehen, Menschen wieder ein Gefühl von Sinnhaftigkeit zu geben, ein Gefühl der Hoffnung, ein Gefühl, dass sie und ihre Träume wirklich etwas zählen in dieser Welt, die ihnen sagt, dass sie nichts bedeuten.
I saw hope made manifest in an African-American church in the South Side of Chicago this summer, where I brought my little girl, who is now 13 and a few inches taller than me, to hear my friend Rev. Otis Moss preach. That summer, there had already been 3,000 people shot between January and July in Chicago. We went into that church and heard Rev. Moss preach, and after he did, this choir of gorgeous women, 100 women strong, stood up and began to sing. "I need you. You need me. I love you. I need you to survive." And I realized in that moment that this is what religion is supposed to be about. It's supposed to be about giving people back a sense of purpose, a sense of hope, a sense that they and their dreams fundamentally matter in this world that tells them that they don't matter at all.
Das dritte Prinzip ist das Prinzip von Mächtigkeit. Es gibt eine rabbinische Tradition, das wir mit zwei Zetteln in unseren Hosentaschen herumlaufen sollten. Auf einem steht: "Ich bin nur Staub und Asche." Es dreht sich nicht alles um mich. Ich kann nicht alles kontrollieren und ich kann es nicht alleine tun. Auf dem anderen Zettel steht: "Die Welt wurde meinetwegen erschaffen", was bedeutet, dass es wahr ist, dass ich nicht alles tun kann, aber ich kann sicher etwas tun. Ich kann vergeben. Ich kann lieben. Ich kann hinkommen. Ich kann protestieren. Ich kann Teil dieses Gesprächs sein. Wir haben jetzt sogar ein religiöses Ritual, eine Körperhaltung, die das Paradox zwischen Machtlosigkeit und Macht darstellt. In der jüdischen Gemeinde ist die einzige Zeit im Jahr, in der wir uns völlig auf den Boden niederwerfen, zu den hohen Feiertagen. Es ist ein Zeichen vollkommener Unterwerfung. Wenn wir uns in unserer Gemeinde erheben, stehen wir mit unseren Händen gen Himmel gerichtet und sagen: "Ich bin stark, ich bin mächtig und ich bin würdig. Ich kann nicht alles tun, aber ich kann etwas tun."
The third principle is the principle of mightiness. There's a rabbinic tradition that we are to walk around with two slips of paper in our pockets. One says, "I am but dust and ashes." It's not all about me. I can't control everything, and I cannot do this on my own. The other slip of paper says, "For my sake the world was created." Which is to say it's true that I can't do everything, but I can surely do something. I can forgive. I can love. I can show up. I can protest. I can be a part of this conversation. We even now have a religious ritual, a posture, that holds the paradox between powerlessness and power. In the Jewish community, the only time of year that we prostrate fully to the ground is during the high holy days. It's a sign of total submission. Now in our community, when we get up off the ground, we stand with our hands raised to the heavens, and we say, "I am strong, I am mighty, and I am worthy. I can't do everything, but I can do something."
In einer Welt, die sich verschwört, um uns glauben zu machen, wir wären unsichtbar und wir seien machtlos, können uns religiöse Gemeinden und religiöse Rituale daran erinnern, dass, wie viel Zeit wir auch auf Erden haben, welche Gaben und Segnungen uns gegeben wurden, welche Ressourcen wir auch haben, wir sie nutzen können und müssen, um die Welt etwas gerechter und etwas liebevoller zu machen.
In a world that conspires to make us believe that we are invisible and that we are impotent, religious communities and religious ritual can remind us that for whatever amount of time we have here on this Earth, whatever gifts and blessings we were given, whatever resources we have, we can and we must use them to try to make the world a little bit more just and a little bit more loving.
Das vierte und letzte ist Verbundenheit. Vor einigen Jahren spazierte ein Mann am Strand in Alaska entlang, als er auf einen Fußball stieß, auf den japanische Zeichen geschrieben waren. Er machte ein Foto davon und postete es in den Sozialen Medien, und ein japanischer Jugendlicher kontaktierte ihn. Er hatte in dem Tsunami, der sein Land verwüstet hatte, alles verloren, aber er konnte den Fußball wiederfinden, nachdem er den ganzen Weg über den Pazifik getrieben war. Wie klein unsere Welt geworden ist. Es fällt uns so schwer, daran zu denken, wie verbunden wir alle als menschliche Wesen sind, und dennoch wissen wir, dass es Systeme der Unterdrückung gibt, die am meisten von der Lüge radikalen Individualismus profitieren.
The fourth and final is interconnectedness. A few years ago, there was a man walking on the beach in Alaska, when he came across a soccer ball that had some Japanese letters written on it. He took a picture of it and posted it up on social media, and a Japanese teenager contacted him. He had lost everything in the tsunami that devastated his country, but he was able to retrieve that soccer ball after it had floated all the way across the Pacific. How small our world has become. It's so hard for us to remember how interconnected we all are as human beings. And yet, we know that it is systems of oppression that benefit the most from the lie of radical individualism.
Ich erkläre Ihnen, wie das funktioniert. Mich sollte es nicht kümmern, wenn schwarze Jugendliche von der Polizei schikaniert werden, denn meine weißen jüdischen Kinder werden wohl nie für ein Verkehrsdelikt belangt, nur weil sie schwarz sind. Falsch gedacht, denn das ist auch mein Problem. Und wissen Sie was? Transphobie und Islamophobie und Rassismus jeglicher Art sind auch unser aller Probleme. Und genauso ist auch Antisemitismus unser aller Problem. Denn Emma Lazarus hatte recht.
Let me tell you how this works. I'm not supposed to care when black youth are harassed by police, because my white-looking Jewish kids probably won't ever get pulled over for the crime of driving while black. Well, not so, because this is also my problem. And guess what? Transphobia and Islamophobia and racism of all forms, those are also all of our problems. And so too is anti-Semitism all of our problems. Because Emma Lazarus was right. (Applause)
(Applaus)
Emma Lazarus hatte recht, als sie sagte, dass keiner von uns frei ist, bevor wir nicht alle frei sind. Wir sitzen alle im selben Boot. Irgendwo am Schnittpunkt dieser vier Trends, Wachsamkeit, Hoffnung, Mächtigkeit und Verbundenheit, gibt es eine aufkeimende, multireligiöse Bewegung für Gerechtigkeit in diesem Land, die einen Anspruch auf einen Gegentrend erhebt, indem sie sagt: "Religion kann und muss eine positive Kraft in der Welt sein.
Emma Lazarus was right when she said until all of us are free, we are none of us free. We are all in this together. And now somewhere at the intersection of these four trends, of wakefulness and hope and mightiness and interconnectedness, there is a burgeoning, multifaith justice movement in this country that is staking a claim on a countertrend, saying that religion can and must be a force for good in the world.
Unsere Herzen schmerzen von der fehlgeschlagenen Religion des Extremismus, und wir verdienen mehr als die fehlgeschlagene Religion des Routinismus." Es ist an der Zeit, dass Religionsführer und religiöse Gemeinschaften, die Führung im spirituellen und kulturellen Wandel übernehmen, die dieses Land und die Welt so dringend braucht -- eine Verschiebung hin zu Liebe, Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde für alle. Ich glaube, unsere Kinder verdienen nichts weniger als dies.
Our hearts hurt from the failed religion of extremism, and we deserve more than the failed religion of routine-ism. It is time for religious leaders and religious communities to take the lead in the spiritual and cultural shift that this country and the world so desperately needs -- a shift toward love, toward justice, toward equality and toward dignity for all. I believe that our children deserve no less than that.
Danke.
Thank you.
(Applaus)
(Applause)