Der Mord passierte vor etwas über 21 Jahren, am 18. Januar 1991, in einer kleinen Trabantenstadt in Lynwood, Kalifornien, nur ein paar Kilometer südöstlich von Los Angeles. Ein Vater kam aus seinem Haus, um seinem halbwüchsigen Sohn und dessen fünf Freunden zu sagen, dass es Zeit sei, mit dem Herumalbern auf dem Rasen im Vorgarten und dem Bürgersteig aufzuhören, nach Hause zu gehen, die Schularbeiten fertig zu machen und sich bettfertig zu machen. Und während der Vater diese Anweisungen gab, fuhr ein Wagen vorbei, langsam, und als er gerade an dem Vater und den Teenagern vorbei gefahren war, kam eine Hand aus dem Beifahrerfenster und — »Peng, peng!« — erschoss den Vater. Dann raste der Wagen davon.
The murder happened a little over 21 years ago, January the 18th, 1991, in a small bedroom community of Lynwood, California, just a few miles southeast of Los Angeles. A father came out of his house to tell his teenage son and his five friends that it was time for them to stop horsing around on the front lawn and on the sidewalk, to get home, finish their schoolwork, and prepare themselves for bed. And as the father was administering these instructions, a car drove by, slowly, and just after it passed the father and the teenagers, a hand went out from the front passenger window, and -- "Bam, Bam!" -- killing the father. And the car sped off.
Die Polizei, die ermittelnden Beamten, waren verblüffend gründlich. Sie zogen alle üblichen Schuldigen in Betracht und hatten nach nicht einmal 24 Stunden ihren Verdächtigen ausgewählt: Francisco Carrillo, einen 17-jährigen Jugendlichen, der ungefähr zwei oder drei Straßen weit vom Ort der Erschießung entfernt wohnte. Sie fanden Fotos von ihm. Sie bereiteten eine Fotostrecke vor und am Tag nach der Erschießung zeigten sie diese einem der Teenager, der sagte: »Das ist das Bild. Das ist der Schütze, den ich gesehen habe, wie er den Vater getötet hat.«
The police, investigating officers, were amazingly efficient. They considered all the usual culprits, and in less than 24 hours, they had selected their suspect: Francisco Carrillo, a 17-year-old kid who lived about two or three blocks away from where the shooting occurred. They found photos of him. They prepared a photo array, and the day after the shooting, they showed it to one of the teenagers, and he said, "That's the picture. That's the shooter I saw that killed the father."
Das war alles, was der Richter sich in der Voranhörung anhören musste, um Herrn Carrillo festzuhalten und wegen vorsätzlichen Mordes anzuklagen. In der Untersuchung, die dem eigentlichen Prozess voraus ging, bekam jeder der anderen fünf Teenager Fotos gezeigt, die gleiche Fotostrecke. Das Foto, das sie nach unseren besten Erkenntnissen in der Fotostrecke gezeigt bekommen hatten, ist in der linken unteren Ecke dieser Schnappschüsse zu sehen. Der Grund, weswegen wir nicht absolut sicher sind, ist die Art der Aufbewahrung von Beweismitteln in unserem Rechtssystem, aber das wäre ein ganz anderer TEDx-Talk für später. (Gelächter)
That was all a preliminary hearing judge had to listen to, to bind Mr. Carrillo over to stand trial for a first-degree murder. In the investigation that followed before the actual trial, each of the other five teenagers was shown photographs, the same photo array. The picture that we best can determine was probably the one that they were shown in the photo array is in your bottom left hand corner of these mug shots. The reason we're not sure absolutely is because of the nature of evidence preservation in our judicial system, but that's another whole TEDx talk for later. (Laughter)
Also, im tatsächlichen Prozess sagten alle sechs Teenager aus und bezeugten die Identifizierungen, die sie anhand der Fotostrecke gemacht hatten. Er wurde schuldig gesprochen. Er wurde zu lebenslänglicher Haft verurteilt und ins Folsom Prison gebracht.
So at the actual trial, all six of the teenagers testified, and indicated the identifications they had made in the photo array. He was convicted. He was sentenced to life imprisonment, and transported to Folsom Prison.
Also was ist hier falsch? Einfacher, fairer Prozess, umfassende Untersuchung. Ah ja, eine Waffe wurde nie gefunden. Kein Fahrzeug wurde je als dasjenige identifiziert, aus dem der Schütze seinen Arm gestreckt hatte und keine Person wurde je beschuldigt, den Wagen des Schützen gefahren zu haben. Und Herr Carrillos Alibi? Welche der hier im Raum anwesenden Eltern würden nicht bezüglich des Aufenthaltsorts ihres Sohnes oder ihrer Tochter lügen, wenn ein Mord untersucht wird?
So what's wrong? Straightforward, fair trial, full investigation. Oh yes, no gun was ever found. No vehicle was ever identified as being the one in which the shooter had extended his arm, and no person was ever charged with being the driver of the shooter's vehicle. And Mr. Carrillo's alibi? Which of those parents here in the room might not lie concerning the whereabouts of your son or daughter in an investigation of a killing?
Ins Gefängnis geschickt, beharrte er eisern auf seiner Unschuld, und bleibt seit 21 Jahren konsequent dabei.
Sent to prison, adamantly insisting on his innocence, which he has consistently for 21 years.
Was ist also das Problem? In Fällen dieser Art gibt es vielfältige Probleme, die von jahrzehntelanger Forschung mit dem menschlichen Gedächtnis herrühren. Zuallererst gibt es die statistische Analyse aus der Arbeit des Innocence Projects, anhand derer wir wissen, dass es nun etwa 250, 280 dokumentierte Fälle gibt, in denen jemand zu Unrecht verurteilt und nachträglich frei gesprochen wurde, manche aus der Todeszelle heraus, auf der Grundlage späterer DNS-Analyse und wissen Sie, dass in mehr als drei Vierteln all dieser Fälle von Freisprüchen nur anhand von Augenzeugenberichten verurteilt worden war? Wir wissen, dass Identifizierungen durch Augenzeugen nicht unfehlbar sind.
So what's the problem? The problems, actually, for this kind of case come manyfold from decades of scientific research involving human memory. First of all, we have all the statistical analyses from the Innocence Project work, where we know that we have, what, 250, 280 documented cases now where people have been wrongfully convicted and subsequently exonerated, some from death row, on the basis of later DNA analysis, and you know that over three quarters of all of those cases of exoneration involved only eyewitness identification testimony during the trial that convicted them. We know that eyewitness identifications are fallible.
Ein weiteres Problem kommt von einem interessanten Aspekt des menschlichen Gedächtnisses, der mit verschiedenen Gehirnfunktionen zusammen hängt, den ich aber der Kürze wegen hier in einer einfachen Zeile zusammenfassen kann: Das Gehirn verabscheut Vakuum. Unter den besten Beobachtungsbedingungen, den allerbesten, erkennen, kodieren und speichern wir in unserem Gehirn nur Bruchstücke des gesamten Erlebnisses vor uns und diese werden in verschiedenen Teilen des Gehirns gespeichert. Wenn es nun wichtig für uns ist, uns an das erinnern zu können, was wir erlebt haben, haben wir einen unvollständigen, partiellen Speicher und was passiert? Unbewusst, ohne die Notwendigkeit bewusster Verarbeitung irgendwelcher Art, fügt das Gehirn Informationen hinzu, die nicht da waren, ursprünglich nicht gespeichert, durch Rückschlüsse, durch Vermutung, aus Informationsquellen, die sich uns als Beobachter erst nach der Beobachtung präsentiert haben. Doch das passiert unbewusst, sodass man nicht einmal etwas davon bemerkt. Wir nennen das rekonstruierte Erinnerung. Es passiert uns in allen Lebenslagen, jederzeit. Diese beiden Betrachtungsweisen, neben anderen – rekonstruierte Erinnerung, Fehlbarkeit des Augenzeugen – war zum Teil der Anlass für eine Gruppe von Berufungsanwälten, unter der Leitung einer erstaunlichen Anwältin namens Ellen Eggers, ihre Erfahrung und ihre Talente zu bündeln und bei einem höheren Gericht eine Wiederholung des Prozesses gegen Francisco Carrillo zu beantragen. Sie beauftragten mich als forensischen Neurologen, weil ich Sachkenntnis von Augenzeugenidentifizierung anhand von Erinnerung habe, was offensichtlich für diesen Fall Sinn ergab, nicht wahr? Aber auch, weil ich Sachkenntnis über die Natur der menschlichen Nachtsicht habe und darüber aussage.
The other comes from an interesting aspect of human memory that's related to various brain functions but I can sum up for the sake of brevity here in a simple line: The brain abhors a vacuum. Under the best of observation conditions, the absolute best, we only detect, encode and store in our brains bits and pieces of the entire experience in front of us, and they're stored in different parts of the brain. So now, when it's important for us to be able to recall what it was that we experienced, we have an incomplete, we have a partial store, and what happens? Below awareness, with no requirement for any kind of motivated processing, the brain fills in information that was not there, not originally stored, from inference, from speculation, from sources of information that came to you, as the observer, after the observation. But it happens without awareness such that you don't, aren't even cognizant of it occurring. It's called reconstructed memories. It happens to us in all the aspects of our life, all the time. It was those two considerations, among others -- reconstructed memory, the fact about the eyewitness fallibility -- that was part of the instigation for a group of appeal attorneys led by an amazing lawyer named Ellen Eggers to pool their experience and their talents together and petition a superior court for a retrial for Francisco Carrillo. They retained me, as a forensic neurophysiologist, because I had expertise in eyewitness memory identification, which obviously makes sense for this case, right? But also because I have expertise and testify about the nature of human night vision.
Nun, was hat das hiermit zu tun? Also wenn Sie das Fallmaterial durchlesen im Fall Carrillo, wird Ihnen plötzlich eine Sache auffallen: Die ermittelnden Beamten sagten aus, die Lichtverhältnisse am Tatort während des Schusses seien gut gewesen. Alle Teenager hatten während der Verhandlung ausgesagt, sie hätten sehr gut sehen können. Aber der Vorfall ereignete sich mitten im Januar, auf der Nordhalbkugel, um 7 Uhr abends. Als ich also die Berechnungen für die Mond- und Sonnendaten an dieser Stelle der Erde zum Zeitpunkt des Vorfalls des Schusses machte, war die bürgerliche Dämmerung längst vorbei und es gab keinen Mond in jener Nacht. Demnach war das ganze Sonnen- und Mondlicht in der Gegend das, was Sie hier auf dem Bildschirm sehen. Die einzige Beleuchtung in der Gegend musste aus künstlichen Lichtquellen stammen und an diesem Punkt gehe ich her und erstelle eine Rekonstruktion der Szene mit Photometern und verschiedenen Maßen der Beleuchtung und anderen Maßen der Farbwahrnehmung, zusammen mit Spezialkameras und Hochgeschwindigkeitsfilm, ja? Ich nehme alle Messungen vor und zeichne sie auf, ja? Dann mache ich Fotos und so sah die Szene zum Zeitpunkt des Schusses vom Standpunkt der Teenager aus, als sie den Wagen vorbei fahren und schießen sahen. Das ist die Sicht direkt über die Straße von dort aus, wo sie standen. Einnern Sie sich, dass im Bericht der ermittelnden Beamten stand, die Sicht sei gut gewesen. Die Jugendlichen sagten aus, sie hätten sehr gut sehen können. Das ist die Sicht Richtung Osten, wohin das Fahrzeug davonraste und das ist die Beleuchtung direkt hinter dem Vater und den Teenagern. Wie Sie sehen können, ist sie bestenfalls dürftig. Niemand wird dies als gut ausgeleuchtet, gutes Licht bezeichnen und tatsächlich, so schön diese Bilder sind — ich hatte sie gemacht, weil ich wusste, dass ich vor Gericht auszusagen hätte und ein Bild sagt mehr als tausend Worte — wenn es darum geht, Zahlen zu vermitteln, abstrakte Konzepte wie Lux, die internationale Maßeinheit der Beleuchtungsstärke, die Werte der Ishihara-Farbtafeln. Wenn Sie das Menschen zeigen, die sich mit diesen Aspekten der Wissenschaft und dergleichen nicht gut auskennen, werden sie zu Salamandern in der Mittagssonne. Das ist, als ob Sie über die Tangente des Blickwinkels sprechen, nicht wahr? Ihre Augen werden ganz glasig, nicht wahr? Ein guter Forensikexperte muss auch ein guter Pädagoge sein, ein guter Mitteiler, und das ist einer der Gründe, weshalb wir Fotos machen, nicht nur um zu zeigen, wo die Lichtquellen sind und das, was wir die Lichtverteilung nennen, sondern auch, weil sie es dem Überprüfer von Fakten einfacher machen, die Umstände zu verstehen. Hier haben wir also einige der Bilder, die ich in der Tat für meine Aussage verwendet habe; wichtiger aber waren mir als Wissenschaftler die Messwerte, die Werte der Photometer, aus denen ich richtige Aussagen über die visuellen Möglichkeiten des menschlichen Auges unter diesen Umständen ableiten kann und anhand meiner Messwerte, die ich am Tatort unter denselben Sonnen- und Mondlichtverhältnissen zur selben Zeit und so weiter und so fort gemacht hatte, nicht wahr, konnte ich ableiten, dass keine zuverlässige Farberkennung möglich war, die für Gesichtserkennung äußerst wichtig ist, und dass nur skotopisches Sehen möglich war, d.h. dass die Auflösung sehr gering war — wir nennen das Kantendetektion — und dass außerdem, weil die Augen unter diesen Lichtverhältnissen vollständig erweitert waren, die Schärfentiefe, die Entfernung, in der man Details fokussieren und sehen kann, weniger als 45 Zentimeter weit gewesen sein muss.
Well, what's that got to do with this? Well, when you read through the case materials in this Carrillo case, one of the things that suddenly strikes you is that the investigating officers said the lighting was good at the crime scene, at the shooting. All the teenagers testified during the trial that they could see very well. But this occurred in mid-January, in the Northern Hemisphere, at 7 p.m. at night. So when I did the calculations for the lunar data and the solar data at that location on Earth at the time of the incident of the shooting, all right, it was well past the end of civil twilight and there was no moon up that night. So all the light in this area from the sun and the moon is what you see on the screen right here. The only lighting in that area had to come from artificial sources, and that's where I go out and I do the actual reconstruction of the scene with photometers, with various measures of illumination and various other measures of color perception, along with special cameras and high-speed film, right? Take all the measurements and record them, right? And then take photographs, and this is what the scene looked like at the time of the shooting from the position of the teenagers looking at the car going by and shooting. This is looking directly across the street from where they were standing. Remember, the investigating officers' report said the lighting was good. The teenagers said they could see very well. This is looking down to the east, where the shooting vehicle sped off, and this is the lighting directly behind the father and the teenagers. As you can see, it is at best poor. No one's going to call this well-lit, good lighting, and in fact, as nice as these pictures are, and the reason we take them is I knew I was going to have to testify in court, and a picture is worth more than a thousand words when you're trying to communicate numbers, abstract concepts like lux, the international measurement of illumination, the Ishihara color perception test values. When you present those to people who are not well-versed in those aspects of science and that, they become salamanders in the noonday sun. It's like talking about the tangent of the visual angle, all right? Their eyes just glaze over, all right? A good forensic expert also has to be a good educator, a good communicator, and that's part of the reason why we take the pictures, to show not only where the light sources are, and what we call the spill, the distribution, but also so that it's easier for the trier of fact to understand the circumstances. So these are some of the pictures that, in fact, I used when I testified, but more importantly were, to me as a scientist, are those readings, the photometer readings, which I can then convert into actual predictions of the visual capability of the human eye under those circumstances, and from my readings that I recorded at the scene under the same solar and lunar conditions at the same time, so on and so forth, right, I could predict that there would be no reliable color perception, which is crucial for face recognition, and that there would be only scotopic vision, which means there would be very little resolution, what we call boundary or edge detection, and that furthermore, because the eyes would have been totally dilated under this light, the depth of field, the distance at which you can focus and see details, would have been less than 18 inches away.
Ich sagte das vor Gericht aus und auch wenn der Richter sehr aufmerksam war, war es eine sehr, sehr lange Anhörung zum Antrag auf Wiederholung des Verfahrens gewesen und infolgedessen stellte ich aus dem Augenwinkel fest, dass ich dachte, der Richter braucht wohl ein bisschen mehr Anstoß als nur noch mehr Zahlen.
I testified to that to the court, and while the judge was very attentive, it had been a very, very long hearing for this petition for a retrial, and as a result, I noticed out of the corner of my eye that I thought that maybe the judge was going to need a little more of a nudge than just more numbers.
Und nun wurde ich ein wenig verwegen, drehte mich herum und fragte den Richter, ich sagte: »Euer Gnaden, ich denke, Sie sollten hingehen und sich den Tatort selbst anschauen.«
And here I became a bit audacious, and I turned and I asked the judge, I said, "Your Honor, I think you should go out and look at the scene yourself."
Nun hatte ich vielleicht einen Tonfall verwendet, der mehr nach einer Herausforderung klang als nach einer Bitte, — (Gelächter) — aber nichtsdestoweniger muss man diesem Mann seinen Mut zugute halten, mit dem er sagte: »Ja, das werde ich tun«. Ein Schocker in der amerikanischen Rechtswissenschaft.
Now I may have used a tone which was more like a dare than a request — (Laughter) — but nonetheless, it's to this man's credit and his courage that he said, "Yes, I will." A shocker in American jurisprudence.
Also, tatsächlich fanden wir dieselben identischen Bedingungen vor, wir rekonstruierten die ganze Sache noch einmal, er kam mit einer ganzen Brigade von Beamten des Sheriffs an, um ihn in dieser Gesellschaft zu beschützen, ja? (Gelächter) Wir ließen ihn knapp auf der Straße stehen, also näher am verdächtigen Wagen, dem Schützenwagen, als es die Teenager gewesen waren, er stand also ein paar Meter vom Bordstein entfernt Richtung Straßenmitte. Wir hatten einen Wagen, der vorbeifuhr, derselbe identische Wagen wie der, den die Teenager beschrieben hatten, ja? Er hatte einen Fahrer und einen Beifahrer und nachdem der Wagen den Richter passiert hatte, streckte der Beifahrer seine Hand aus und richtete sie nach hinten auf den Richter, während der Wagen weiter fuhr, genau wie es die Jugendlichen beschrieben hatten, nicht wahr? Er hatte nun keine richtige Waffe in der Hand, sondern einen schwarzen Gegenstand, der so ähnlich aussah wie die beschriebene Waffe. Er zeigte damit auf den Richter und dieser sah das hier.
So in fact, we found the same identical conditions, we reconstructed the entire thing again, he came out with an entire brigade of sheriff's officers to protect him in this community, all right? (Laughter) We had him stand actually slightly in the street, so closer to the suspect vehicle, the shooter vehicle, than the actual teenagers were, so he stood a few feet from the curb toward the middle of the street. We had a car that came by, same identical car as described by the teenagers, right? It had a driver and a passenger, and after the car had passed the judge by, the passenger extended his hand, pointed it back to the judge as the car continued on, just as the teenagers had described it, right? Now, he didn't use a real gun in his hand, so he had a black object in his hand that was similar to the gun that was described. He pointed by, and this is what the judge saw.
Das ist der Wagen 10 Meter vom Richter entfernt. Ein Arm ragt aus der Beifahrerseite heraus und ist rückwärts auf Sie gerichtet. Das ist zehn Meter entfernt. Einige der Teenager sagten aus, der Wagen sei tatsächlich fünf Meter entfernt gewesen, als der Schuss fiel. Gut. Das sind 5 Meter.
This is the car 30 feet away from the judge. There's an arm sticking out of the passenger side and pointed back at you. That's 30 feet away. Some of the teenagers said that in fact the car was 15 feet away when it shot. Okay. There's 15 feet.
An dieser Stelle wurde ich ein wenig besorgt. Dieser Richter ist niemand, mit dem man jemals Poker würde spielen wollen. Er war vollkommen stoisch. Ich konnte kein Zucken seiner Augenbrauen erkennen. Ich konnte nicht die kleinste Neigung seines Kopfes erkennen. Ich hatte keine Ahnung, wie er darauf reagierte, und nachdem er die Nachstellung angesehen hatte, drehte er sich zu mir um und sagte: »Möchten Sie, dass ich mir noch irgend etwas anschaue?«
At this point, I became a little concerned. This judge is someone you'd never want to play poker with. He was totally stoic. I couldn't see a twitch of his eyebrow. I couldn't see the slightest bend of his head. I had no sense of how he was reacting to this, and after he looked at this reenactment, he turned to me and he says, "Is there anything else you want me to look at?"
Ich sagte: »Euer Gnaden«, und ich wusste nicht, ob die wissenschaftlichen Messergebnisse mich mutig gemacht hatten, die ich in der Tasche hatte, und meine Gewissheit, dass sie genau waren, oder ob es einfach bloße Dummheit war, wie die Anwälte der Verteidigung dachten, — (Gelächter) — als sie mich sagen hörten: »Jawohl, Euer Gnaden, ich möchte, dass Sie genau dort stehen und der Wagen noch einmal um den Block fährt, auf Sie zukommt und genau vor Ihnen anhält, etwa einen Meter entfernt, und dass der Beifahrer seine Hand ausstreckt mit einem schwarzen Gegenstand und damit direkt auf Sie zeigt und Sie können ihn so lange anschauen, wie Sie wollen.« Und er sah das hier. (Gelächter)
I said, "Your honor," and I don't know whether I was emboldened by the scientific measurements that I had in my pocket and my knowledge that they are accurate, or whether it was just sheer stupidity, which is what the defense lawyers thought — (Laughter) — when they heard me say, "Yes, Your Honor, I want you stand right there and I want the car to go around the block again and I want it to come and I want it to stop right in front of you, three to four feet away, and I want the passenger to extend his hand with a black object and point it right at you, and you can look at it as long as you want." And that's what he saw. (Laughter)
Sie werden merken, was auch in meinem Prüfbericht stand, dass das ganze dominierende Licht von der Nordseite kommt, was bedeutet, dass das Gesicht des Schützen verdeckt gewesen wäre. Es wäre hinterleuchtet gewesen. Außerdem verursacht das Autodach im Wagen das, was wir eine Schattenwolke nennen, wodurch es dunkler wird. Und das ist gut einen Meter entfernt.
You'll notice, which was also in my test report, all the dominant lighting is coming from the north side, which means that the shooter's face would have been photo-occluded. It would have been backlit. Furthermore, the roof of the car is causing what we call a shadow cloud inside the car which is making it darker. And this is three to four feet away.
Warum ging ich dieses Risiko ein? Ich wusste, dass die Sichtweite 45 cm oder weniger betrug. Bei etwa einem Meter hätte es genauso gut einen Fußballplatz weit entfernt sein können. Dies ist, was er sah. Er fuhr zurück, die Beweisaufnahme dauerte noch ein paar Tage. Am Ende lautete sein Urteil, dass er dem Antrag auf Wiederholung des Verfahrens stattgeben würde. Und außerdem ließ er Herrn Carrillo frei, sodass dieser bei der Vorbereitung seiner eigenen Verteidigung mithelfen konnte, falls die Staatsanwaltschaft sich entscheiden sollte, ihn erneut anzuklagen.
Why did I take the risk? I knew that the depth of field was 18 inches or less. Three to four feet, it might as well have been a football field away. This is what he saw. He went back, there was a few more days of evidence that was heard. At the end of it, he made the judgment that he was going to grant the petition for a retrial. And furthermore, he released Mr. Carrillo so that he could aid in the preparation of his own defense if the prosecution decided to retry him.
Was sie aber nicht tat. Er ist nun ein freier Mann. (Applaus)
Which they decided not to. He is now a freed man. (Applause)
(Applaus)
(Applause)
Hier umarmt er seine Schwiegergroßmutter. Er — seine Freundin war schwanger, als er angeklagt wurde. Und sie bekam einen kleinen Jungen. Er und sein Sohn gehen nun beide auf die California State University, Long Beach, und studieren beide. (Applaus)
This is him embracing his grandmother-in-law. He -- His girlfriend was pregnant when he went to trial, right? And she had a little baby boy. He and his son are both attending Cal State, Long Beach right now taking classes. (Applause)
Und was zeigt dieses Beispiel — was davon ist wichtig für uns im Gedächtnis zu behalten?
And what does this example -- what's important to keep in mind for ourselves?
Zuallererst gibt es eine lange Geschichte von Abneigung zwischen Wissenschaft und Gesetz in der amerikanischen Rechtssprechung. Ich könnte Sie mit Horrorgeschichten von Ignoranz unterhalten, gesammelt über jahrzehntelange Erfahrung als forensischer Experte, der nur versuchte, die Wissenschaft in den Gerichtssaal zu bringen. Die gegnerischen Anwälte kämpfen immer dagegen und lehnen es ab.
First of all, there's a long history of antipathy between science and the law in American jurisprudence. I could regale you with horror stories of ignorance over decades of experience as a forensic expert of just trying to get science into the courtroom. The opposing council always fight it and oppose it.
Ein Vorschlag ist, dass wir uns alle sehr viel mehr an die Notwendigkeit gewöhnen, durch Richtlinien, durch Verfahren mehr Wissenschaft in den Gerichtssaal zu bringen und ich glaube, ein großer Schritt dorthin ist, höhere Anforderungen zu stellen, bei allem gebotenen Respekt den Rechtsfakultäten gegenüber, im Bezug auf Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen, Mathematik für alle, die Rechtswesen studieren, denn sie werden Richter werden. Denken Sie darüber nach, wie wir in diesem Land unsere Richter auswählen. Es unterscheidet sich sehr von den meisten anderen Kulturen. Richtig?
One suggestion is that all of us become much more attuned to the necessity, through policy, through procedures, to get more science in the courtroom, and I think one large step toward that is more requirements, with all due respect to the law schools, of science, technology, engineering, mathematics for anyone going into the law, because they become the judges. Think about how we select our judges in this country. It's very different than most other cultures. All right?
Das andere, was ich vorschlagen möchte, die Vorsicht, die wir alle haben müssen, ich muss mich immer wieder selbst daran erinnern wie genau die Erinnerungen sind, von denen wir wissen, dass sie wahr sind, an die wir glauben? Es gibt jahrzehntelange Forschung, Beispiele und mehr Beispiele solcher Fälle, wo Menschen wirklich, wirklich überzeugt sind. Keiner dieser Teenager, die ihn identifiziert hatten, glaubte, die falsche Person auszuwählen. Keiner von ihnen glaubte, das Gesicht der Person nicht sehen zu können. Wir alle müssen sehr vorsichtig sein. All unsere Erinnerungen sind rekonstruierte Erinnerungen. Sie sind das Produkt dessen, was wir ursprünglich erlebt haben und all dessen, was hinterher passiert ist. Sie sind dynamisch. Sie sind verformbar. Sie sind flüchtig und deshalb müssen wir uns immer daran erinnern, vorsichtig zu sein, dass die Genauigkeit unserer Erinnerungen nicht daran gemessen wird, wie lebhaft sie sind oder wie sicher Sie sind, dass sie korrekt sind.
The other one that I want to suggest, the caution that all of us have to have, I constantly have to remind myself, about just how accurate are the memories that we know are true, that we believe in? There is decades of research, examples and examples of cases like this, where individuals really, really believe. None of those teenagers who identified him thought that they were picking the wrong person. None of them thought they couldn't see the person's face. We all have to be very careful. All our memories are reconstructed memories. They are the product of what we originally experienced and everything that's happened afterwards. They're dynamic. They're malleable. They're volatile, and as a result, we all need to remember to be cautious, that the accuracy of our memories is not measured in how vivid they are nor how certain you are that they're correct.
Danke schön. (Applaus)
Thank you. (Applause)