Die Frage heute lautet nicht: Warum sind wir in Afghanistan einmarschiert? Die Frage lautet: Warum sind wir zehn Jahre später immer noch in Afghanistan? Warum geben wir 135 Milliarden Dollar aus? Warum haben wir eine 130 000 Mann starke Truppe vor Ort? Warum wurden letzten Monat mehr Menschen getötet, als in jedem Monat zuvor während dieses Konflikts? Wie konnte das passieren? Die letzten 20 Jahre kann man als Zeitalter der Intervention beschreiben und Afghanistan ist nur ein Akt einer Tragödie in fünf Akten. Wir waren nach Ende des Kalten Krieges voll Verzweiflung. Wir sahen Ruanda. Wir sahen Bosnien. Und dann haben wir unser Selbstvertrauen wiederentdeckt. Im dritten Akt intervenierten wir in Bosnien und im Kosovo und schienen erfolgreich zu sein. Im vierten Akt marschierten wir mit zunehmender Selbstüberschätzung im Irak und in Afghanistan ein. Und im fünften Akt sind wir in ein demütigendes Fiasko geraten.
The question today is not: Why did we invade Afghanistan? The question is: why are we still in Afghanistan one decade later? Why are we spending $135 billion? Why have we got 130,000 troops on the ground? Why were more people killed last month than in any preceding month of this conflict? How has this happened? The last 20 years has been the age of intervention, and Afghanistan is simply one act in a five-act tragedy. We came out of the end of the Cold War in despair. We faced Rwanda; we faced Bosnia, and then we rediscovered our confidence. In the third act, we went into Bosnia and Kosovo and we seemed to succeed. In the fourth act, with our hubris, our overconfidence developing, we invaded Iraq and Afghanistan, and in the fifth act, we plunged into a humiliating mess.
Die Frage lautet also: Was machen wir? Warum stecken wir immer noch in Afghanistan fest? Und die Antwort, die man uns immer wieder gibt, lautet natürlich wie folgt. Man erzählt uns, dass wir in Afghanistan einmarschierten als Folge des 11. Septembers und dass wir dort bleiben, weil die Taliban eine existentielle Bedrohung für die globale Sicherheit darstellen. Mit den Worten von Präsident Obama: "Wenn die Taliban wieder an die Macht kommen, werden sie Al-Qaida zurück ins Land lassen, die versuchen werden, so viele unserer Leute zu töten, wie sie nur können." Man erzählte uns die Geschichte, dass man zunächst bewusst wenig Besatzungstruppen einsetzte -- in anderen Worten, dass wir in einer Situation landeten, wo wir nicht genug Truppen hatten, wir nicht genug Ressourcen hatten, so dass die Afghanen frustiert waren. Sie hatten den Eindruck, dass es zu wenig Fortschritte und wirtschaftliche Entwicklung und Sicherheit gab, und deshalb kamen die Taliban zurück. Darauf reagierten wir in den Jahren 2005 und 2006 mit Truppenstationierungen, aber wir hatten immer noch nicht genug Truppen vor Ort. Es dauerte bis 2009, als Präsident Obama einer Aufstockung zustimmte, sodass wir schließlich, wie es Außenministerin Clinton ausdrückte, über "die Strategie, die Führung und die Ressourcen" verfügten, weshalb wir, wie uns der Präsident jetzt versichert, auf dem Weg sind, unsere Ziele zu erreichen.
So the question is: What are we doing? Why are we still stuck in Afghanistan? And the answer, of course, that we keep being given is as follows: we're told that we went into Afghanistan because of 9/11, and that we remain there because the Taliban poses an existential threat to global security. In the words of President Obama, "If the Taliban take over again, they will invite back Al-Qaeda, who will try to kill as many of our people as they possibly can." The story that we're told is that there was a "light footprint" initially -- in other words, that we ended up in a situation where we didn't have enough troops, we didn't have enough resources, that Afghans were frustrated -- they felt there wasn't enough progress and economic development and security, and therefore the Taliban came back -- that we responded in 2005 and 2006 with troop deployments, but we still didn't put enough troops on the ground. And that it wasn't until 2009, when President Obama signed off on a surge, that we finally had, in the words of Secretary Clinton, "the strategy, the leadership and the resources." So, as the president now reassures us, we are on track to achieve our goals.
Das alles ist falsch. Jede einzelne dieser Aussagen ist falsch. Afghanistan stellt keine existentielle Bedrohung für die globale Sicherheit dar. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Taliban je das Land übernehmen könnten -- höchst unwahrscheinlich, dass sie Kabul erobern könnten. Sie haben einfach keine konventionelle militärische Option. Und selbst wenn sie es könnten, selbst wenn ich mich irre, ist es höchst unwahrscheinlich, dass die Taliban Al-Qaida zurück ins Land ließen. Aus Sicht der Taliban war das ihr größter Fehler der letzten Zeit. Wenn sie Al-Qaida nicht ins Land gelassen hätten, wären sie heute noch an der Macht.
All of this is wrong. Every one of those statements is wrong. Afghanistan does not pose an existential threat to global security. It is extremely unlikely the Taliban would ever be able to take over the country -- extremely unlikely they'd be able to seize Kabul. They simply don't have a conventional military option. And even if they were able to do so, even if I'm wrong, it's extremely unlikely the Taliban would invite back Al-Qaeda. From the Taliban's point of view, that was their number one mistake last time. If they hadn't invited back Al-Qaeda, they would still be in power today.
Uns selbst wenn ich mich bei den beiden Sachen irre, selbst wenn sie das Land wieder übernehmen könnten, selbst wenn sie Al-Qaida zurück ins Land ließen, ist es höchst unwahrscheinlich, dass Al-Qaidas ihre Fähigkeiten, den USA oder Europa zu schaden, signifikant verbessern könnten. Denn wir befinden uns nicht mehr in den 1990ern. Sollte die Al-Qaida-Basis in der Nähe von Ghazni aufgebaut werden, würden wir sie sehr hart treffen und es wäre sehr schwierig für die Taliban, sie zu beschützen.
And even if I'm wrong about those two things, even if they were able to take back the country, even if they were to invite back Al-Qaeda, it's extremely unlikely that Al-Qaeda would significantly enhance its ability to harm the United States or harm Europe. Because this isn't the 1990s anymore. If the Al-Qaeda base was to be established near Ghazni, we would hit them very hard, and it would be very, very difficult for the Taliban to protect them.
Außerdem ist es einfach nicht wahr, die Entscheidung, mit nur wenigen Truppen in Afghanistan zu landen, sei falsch gewesen. Meiner Erfahrung nach war genau diese Vorgehensweise äußerst hilfreich. Und diese Truppen, die wir hineingebracht haben -- es gibt ein tolles Bild von David Beckham dort mit dem Maschinengewehr -- machten die Situation schlimmer, nicht besser. Als ich quer durch Afghanistan wanderte, im Winter 2001-2002, sah ich Szenen wie diese. Ein Mädchen, wenn Sie Glück haben, in der Ecke eines dunklen Raumes -- das sich glücklich schätzt, in den Koran schauen zu dürfen. Aber in diesen Anfangstagen, als man uns erzählte, dass wir zu wenige Truppen und Ressourcen hätten, haben wir in Afghanistan viele Fortschritte gemacht. Innerhalb weniger Monate besuchten zweieinhalb Millionen mehr Mädchen die Schule. In Sangin, wo ich 2002 krank wurde, war das nächste Krankenhaus drei Tagesmärsche entfernt. Heute gibt es allein in dieser Region 14 Krankenhäuser. Es gab erstaunliche Verbesserungen. Während zu Talibanzeiten fast kein Afghane ein Mobiltelefon besaß, veränderten wir die Situation fast über Nacht dahingehend, dass drei Millionen Afghanen Mobiltelefone hatten. Und es gab Fortschritte für die freien Medien. Wir machten Fortschritte bei den Wahlen -- und das alles mit der bewusst gering gehaltenen Truppenzahl.
Furthermore, it's simply not true that what went wrong in Afghanistan is the light footprint. In my experience, in fact, the light footprint was extremely helpful. And these troops that we brought in -- it's a great picture of David Beckham there on the sub-machine gun -- made the situation worse, not better. When I walked across Afghanistan in the winter of 2001-2002, what I saw was scenes like this. A girl, if you're lucky, in the corner of a dark room -- lucky to be able to look at the Koran. But in those early days when we're told we didn't have enough troops and enough resources, we made a lot of progress in Afghanistan. Within a few months, there were two and a half million more girls in school. In Sangin where I was sick in 2002, the nearest health clinic was within three days walk. Today, there are 14 health clinics in that area alone. There was amazing improvements. We went from almost no Afghans having mobile telephones during the Taliban to a situation where, almost overnight, three million Afghans had mobile telephones. And we had progress in the free media. We had progress in elections -- all of this with the so-called light footprint.
Aber als wir anfingen, mehr Geld zu investieren, als wir anfingen, mehr Ressourcen zu investieren, liefen die Dinge schlechter, nicht besser. Wie das? Nun, zuerst einmal, wenn Sie 125 Milliarden Dollar im Jahr in ein Land wie Afghanistan pumpen, wo das gesamte afghanische Staatseinkommen eine MIlliarde Dollar im Jahr beträgt, ertränken Sie alles. Es ist nicht nur Korruption und Verschwendung, die Sie schaffen. Sie ersetzen die Prioritäten der afghanischen Regierung wesentlich, der gewählten afghanischen Regierung mit ihren Tendenzen zur detaillierten Kontrolle von Ausländern auf Kurztrips durch deren eigene Prioritäten. Und das gleiche gilt für die Truppen.
But when we began to bring more money, when we began to invest more resources, things got worse, not better. How? Well first see, if you put 125 billion dollars a year into a country like Afghanistan where the entire revenue of the Afghan state is one billion dollars a year, you drown everything. It's not simply corruption and waste that you create; you essentially replace the priorities of the Afghan government, the elected Afghan government, with the micromanaging tendencies of foreigners on short tours with their own priorities. And the same is true for the troops.
Als ich durch Afghanistan wanderte, blieb ich bei Menschen wie diesen. Das ist Kommandant Hadschi Malem Mohsin Khan von Kameni. Kommandant Hadschi Malem Mohsin Khan von Kameni war ein toller Gastgeber. Er war sehr großzügig wie viele der Afghanen, bei denen ich blieb. Aber er war auch wesentlich konservativer, wesentlich ausländerfeindlicher, wesentlich islamistischer als wir es gerne gesehen hätten. Dieser Mann zum Beispiel, Mullah Mustafa, versuchte mich zu erschießen. Und der Grund warum ich auf diesem Foto ein bisschen perplex dreinschaue ist, weil ich ein wenig Angst hatte, und ich war bei dieser Gelegenheit zu ängstlich um ihn zu fragen, nachdem ich eine Stunde durch die Wüste gelaufen war und in seinem Haus Unterschlupf gefunden hatte, warum er aufgetaucht war und dieses Foto mit mir haben wollte. Aber 18 Monate später, fragte ich ihn, warum er versucht hatte, mich zu erschießen. Und Mullah Mustafa -- er ist der Mann mit Stift und Papier -- erklärte, dass der Mann, der direkt links sitzt, wenn Sie das Foto betrachten, Nadir Shah, mit ihm gewettet hatte, dass er mich nicht treffen würde. Das heißt jetzt aber nicht, dass Afghanistan ein Ort voller Menschen wie Mullah Mustafa ist. Das ist es nicht; es ist ein wunderbarer Ort, voll unglaublicher Energie und Intelligenz. Aber es ist ein Ort, wo die Stationierung der Truppen die Gewalt eher vermehrt als reduziert hat.
When I walked across Afghanistan, I stayed with people like this. This is Commandant Haji Malem Mohsin Khan of Kamenj. Commandant Haji Malem Mohsin Khan of Kamenj was a great host. He was very generous, like many of the Afghans I stayed with. But he was also considerably more conservative, considerably more anti-foreign, considerably more Islamist than we'd like to acknowledge. This man, for example, Mullah Mustafa, tried to shoot me. And the reason I'm looking a little bit perplexed in this photograph is I was somewhat frightened, and I was too afraid on this occasion to ask him, having run for an hour through the desert and taken refuge in this house, why he had turned up and wanted to have his photograph taken with me. But 18 months later, I asked him why he had tried to shoot me. And Mullah Mustafa -- he's the man with the pen and paper -- explained that the man sitting immediately to the left as you look at the photograph, Nadir Shah had bet him that he couldn't hit me. Now this is not to say Afghanistan is a place full of people like Mullah Mustafa. It's not; it's a wonderful place full of incredible energy and intelligence. But it is a place where the putting-in of the troops has increased the violence rather than decreased it.
Im Jahr 2005 konnte Anthony Fitzherbert, ein Agraringenieur, durch Helmand reisen, er konnte in Nad Ali, Sangin und Ghoresh bleiben, was jetzt Orte sind, wo Kämpfe stattfinden. Heute könnte er das niemals tun. Die Idee der Stationierung von Truppen als Antwort auf die Aufstände der Taliban war ein Fehlschluss. Statt den Aufständen zuvorzukommen, folgten die Taliban der Truppenstationierung. Und so weit es mich betrifft, verursachte die Truppenstationierung ihre Rückkehr.
2005, Anthony Fitzherbert, an agricultural engineer, could travel through Helmand, could stay in Nad Ali, Sangin and Ghoresh, which are now the names of villages where fighting is taking place. Today, he could never do that. So the idea that we deployed the troops to respond to the Taliban insurgency is mistaken. Rather than preceding the insurgency, the Taliban followed the troop deployment, and as far as I'm concerned, the troop deployment caused their return.
Ist das eigentlich eine neue Idee? Nein, eine Reihe von Leuten haben das die letzten sieben Jahre schon gesagt. Ich habe ein Zentrum in Harvard geleitet, von 2008 bis 2010. Und es gab dort Menschen wie Michael Semple, der fließend afghanische Sprachen spricht, der fast jeden Bezirk des Landes bereist hat. Andrew Wilder zum Beispiel, geboren an der pakistanisch-iranischen Grenze, hat sein ganzes Leben in Pakistan und Afghanistan gedient. Paul Fishstein, der 1978 begann, dort zu arbeiten -- er arbeitete für Save the Children, leitete die afghanische Forschungs- und Evaluationseinheit. Das sind Menschen, die durchweg bestätigen konnten, dass der Anstieg der Entwicklunghilfe Afghanistan unsicherer und nicht sicherer machte -- dass die Strategie der Aufstandsbekämpfung nicht funktionierte und nicht funktionieren würde. Und doch hat ihnen niemand zugehört. Stattdessen gab es eine Litanei von erstaunlichem Optimismus.
Now is this a new idea? No, there have been any number of people saying this over the last seven years. I ran a center at Harvard from 2008 to 2010, and there were people like Michael Semple there who speak Afghan languages fluently, who've traveled to almost every district in the country. Andrew Wilder, for example, born on the Pakistan-Iranian border, served his whole life in Pakistan and Afghanistan. Paul Fishstein who began working there in 1978 -- worked for Save the Children, ran the Afghan research and evaluation unit. These are people who were able to say consistently that the increase in development aid was making Afghanistan less secure, not more secure -- that the counter-insurgency strategy was not working and would not work. And yet, nobody listened to them. Instead, there was a litany of astonishing optimism.
Es fing 2004 an. Jeder neue General sagte: "Ich trete ein schweres Erbe an, aber nun habe ich genügend Ressourcen und die richtige Strategie, die uns endlich", in der Rede von General Barno 2004, das "entscheidende Jahr" bringen wird. Jetzt raten Sie mal? Es wurde nichts. Aber das reichte nicht aus, um General Abuzaid von der Aussage abzuhalten, dass er die Strategie und die Ressourcen hätte, die 2005 zum "entscheidenden Jahr" machen würden. Oder General David Richards, 2006 seinen Dienst anzutreten und zu sagen, dass er die Strategie und Ressourcen habe, um das "kritische Jahr" einzuläuten. Oder im Jahr 2007, den stellvertretenden Außenminister Norwegens, Espen Eide, zu sagen, dass das nun das "entscheidende Jahr" bringt. Oder 2008, Major General Champoux, seinen Dienst anzutreten und zu sagen, er würde das "entscheidende Jahr" bringen. Oder 2009, meinen guten Freund, General Stanley McChrystal, der sagte, dass er "knietief im entscheidenden Jahr" stecke. Oder 2010 den britischen Außenminister David Miliband, der sagte, dass das schließlich das "entscheidende Jahr" bringen werde. Und es wird Sie freuen zu hören, dass uns 2011, heute, Guido Westerwelle, der deutsche Außenminister versichert, dass wir uns im "entscheidenden Jahr" befinden.
Beginning in 2004, every general came in saying, "I've inherited a dismal situation, but finally I have the right resources and the correct strategy, which will deliver," in General Barno's word in 2004, the "decisive year." Well guess what? It didn't. But it wasn't sufficient to prevent General Abuzaid saying that he had the strategy and the resources to deliver, in 2005, the "decisive year." Or General David Richards to come in 2006 and say he had the strategy and the resources to deliver the "crunch year." Or in 2007, the Norwegian deputy foreign minister, Espen Eide, to say that that would deliver the "decisive year." Or in 2008, Major General Champoux to come in and say he would deliver the "decisive year." Or in 2009, my great friend, General Stanley McChrystal, who said that he was "knee-deep in the decisive year." Or in 2010, the U.K. foreign secretary, David Miliband, who said that at last we would deliver the "decisive year." And you'll be delighted to hear in 2011, today, that Guido Westerwelle, the German foreign minister, assures us that we are in the "decisive year."
(Applaus)
(Applause)
Wir können wir das alles nur geschehen lassen? Nun, die Antwort darauf lautet natürlich, dass Sie, wenn Sie 125 oder 130 Milliarden Dollar pro Jahr in einem Land ausgeben, fast jeden vereinnahmen; selbst die Hilfsorganisationen -- die dann große Geldmengen von den US- und den europäischen Regierungen erhalten, um Schulen und Kliniken zu bauen -- sind irgendwie abgeneigt, die Vorstellung anzuzweifeln, dass Afghanistan ein existentielle Bedrohung für die globale Sicherheit darstellt. Anders gesagt, sie haben die Befürchtung, dass, falls irgendjemand glaubt, dass es keine solche Bedrohung gibt, die Hilfsorganisationen Oxfam, Save the Children nicht genug Geld bekommen, um ihre Krankenhäuser und Schulen zu bauen. Es ist auch sehr schwierig, einem General mit Medaillen auf der Brust zu widersprechen. Es ist sehr schwierig für einen Politiker, denn Sie befürchten, dass viele Menschen vergebens ihr Leben gelassen haben. Sie fühlen eine tiefe, tiefe Schuld. Sie übertreiben Ihre Ängste. Und es graut Ihnen vor der Demütigung der Niederlage.
How do we allow any of this to happen? Well the answer, of course, is, if you spend 125 billion or 130 billion dollars a year in a country, you co-opt almost everybody. Even the aid agencies, who begin to receive an enormous amount of money from the U.S. and the European governments to build schools and clinics, are somewhat disinclined to challenge the idea that Afghanistan is an existential threat to global security. They're worried, in other words, that if anybody believes that it wasn't such a threat -- Oxfam, Save the Children wouldn't get the money to build their hospitals and schools. It's also very difficult to confront a general with medals on his chest. It's very difficult for a politician, because you're afraid that many lives have been lost in vain. You feel deep, deep guilt. You exaggerate your fears, and you're terrified about the humiliation of defeat.
Wie sieht eine Lösung dafür aus? Nun, die Lösung liegt darin einen Weg zu finden, bei dem Michael Semple oder Menschen wie er, die die Wahrheit sagen, die das Land kennen, die 30 Jahre lang vor Ort waren -- und das Wichtigste von allem, der fehlende Baustein dabei -- Afghanen selbst, die verstehen, was vor sich geht. Wir müssen ihre Botschaft irgendwie den politischen Entscheidungsträgern zukommen lassen. Das ist wegen unserer Strukturen sehr schwierig.
What is the solution to this? Well the solution to this is we need to find a way that people like Michael Semple, or those other people, who are telling the truth, who know the country, who've spent 30 years on the ground -- and most importantly of all, the missing component of this -- Afghans themselves, who understand what is going on. We need to somehow get their message to the policymakers. And this is very difficult to do because of our structures.
Als Erstes müssen wir unsere Regierungsstrukturen ändern. Traurigerweise hatten unsere Auslandsdienste, die Vereinten Nationen, die Militärs in diesen Ländern nur eine sehr wage Vorstellung davon, was vor sich geht. Ein britischer Soldat ist im Durchschnitt nur sechs Monate im Auslandseinsatz; italienische Soldaten sind vier Monate im Einsatz; beim amerikanischen Militär dauert der Auslandseinsatz 12 Monate. Diplomaten verschanzen sich in Botschaftsgeländen. Wenn sie nach draußen gehen, sind sie in diesen seltsamen gepanzerten Fahrzeugen unterwegs, mit diesen recht bedrohlich wirkenden Sicherheitsteams, die sich 24 Stunden vorher bereit machen, die sagen, dass Sie nur eine Stunde lang an einem Ort bleiben können.
The first thing we need to change is the structures of our government. Very, very sadly, our foreign services, the United Nations, the military in these countries have very little idea of what's going on. The average British soldier is on a tour of only six months; Italian soldiers, on tours of four months; the American military, on tours of 12 months. Diplomats are locked in embassy compounds. When they go out, they travel in these curious armored vehicles with these somewhat threatening security teams who ready 24 hours in advance who say you can only stay on the ground for an hour.
In der britischen Botschaft in Afghanistan eine Botschaft mit 350 Mitarbeitern, arbeiteten 2008 nur drei Leute, die Dari sprechen konnten, die Hauptsprache Afghanistans, und das nur sehr schlecht. Es gab keinen einzigen, der Paschtu sprach. In der Afghanistan-Abteilung in London, die für die Afghanistanpolitik vor Ort verantwortlich ist, erfuhr ich letztes Jahr, dass es keinen einzigen Mitarbeiter in dieser Abteilung des Außenministerium gab, der überhaupt vor Ort in Afghanistan gedient hatte. Wir müssen also diese institutionelle Kultur verändern. Und ich könnte die gleichen Punkte für die USA und die Vereinten Nationen anführen.
In the British embassy in Afghanistan in 2008, an embassy of 350 people, there were only three people who could speak Dari, the main language of Afghanistan, at a decent level. And there was not a single Pashto speaker. In the Afghan section in London responsible for governing Afghan policy on the ground, I was told last year that there was not a single staff member of the foreign office in that section who had ever served on a posting in Afghanistan. So we need to change that institutional culture. And I could make the same points about the United States and the United Nations.
Zweitens müssen wir den Optimismus der Generäle dämpfen. Wir müssen sicherstellen, dass wir ein wenig argwöhnisch sind, dass wir verstehen, dass dieser Optimismus dem Militär in den Genen liegt, dass wir darauf nicht ganz so bereitwillig ansprechen. Und drittens müssen wir demütiger sein. Wir müssen eine Position einnehmen, bei der unser Wissen, unsere Macht, unsere Legitimation begrenzt ist. Das heißt nicht, dass Intervention überall in der Welt eine Katastrophe ist. Das ist sie nicht.
Secondly, we need to aim off of the optimism of the generals. We need to make sure that we're a little bit suspicious, that we understand that optimism is in the DNA of the military, that we don't respond to it with quite as much alacrity. And thirdly, we need to have some humility. We need to begin from the position that our knowledge, our power, our legitimacy is limited. This doesn't mean that intervention around the world is a disaster. It isn't.
Bosnien und Kosovo waren wegweisende Erfolge, großartige Erfolge. Wenn Sie heute nach Bosnien fahren, kann man kaum noch glauben, dass das, was wir in den frühen 1990ern sahen, wirklich passiert ist. Es ist fast unglaublich, welchen Fortschritt wir seit 1994 gemacht haben. Die Rückführung von Flüchtlingen, die die Flüchtlingskommission der Vereinten Nationen für höchst unwahrscheinlich gehalten hatte, hat weitgehend stattgefunden. Und Millionen von Besitztümern wurden zurückgegeben. Die Lage an den Grenzen zwischen bosnischem Territorium und dem bosnisch-serbischen Territorium hat sich beruhigt. Die nationale Armee ist kleiner geworden. Die Kriminalitätsrate ist in Bosnien heute geringer als die in Schweden.
Bosnia and Kosovo were signal successes, great successes. Today when you go to Bosnia it is almost impossible to believe that what we saw in the early 1990s happened. It's almost impossible to believe the progress we've made since 1994. Refugee return, which the United Nations High Commission for Refugees thought would be extremely unlikely, has largely happened. A million properties have been returned. Borders between the Bosniak territory and the Bosnian-Serb territory have calmed down. The national army has shrunk. The crime rates in Bosnia today are lower than they are in Sweden.
Das war möglich wegen einer unglaublichen, von Grundsätzen geleiteten Anstrengung durch die internationale Gemeinschaft und, natürlich, vor allem durch die Bosnier selbst. Aber Sie müssen sich den Kontext ansehen. Und das haben wir in Afghanistan und im Irak versäumt. Sie müssen verstehen, dass an diesen Orten zuerst die Rolle, die Tudman und Milosevic bei der Einigung spielten, am Wichtigsten war und dann, dass diese Männer abtraten, damit die regionale Situation sich verbessern konnte, damit die Europäische Union Bosnien etwas außergewöhnliches anbieten konnte: die Möglichkeit, Teil von etwas Neuem zu sein, von einem neuen Club, die Möglichkeit, etwas Größerem beizutreten.
This has been done by an incredible, principled effort by the international community, and, of course, above all, by Bosnians themselves. But you need to look at context. And this is what we've lost in Afghanistan and Iraq. You need to understand that in those places what really mattered was, firstly, the role of Tudman and Milosevic in coming to the agreement, and then the fact those men went, that the regional situation improved, that the European Union could offer Bosnia something extraordinary: the chance to be part of a new thing, a new club, a chance to join something bigger.
Und schließlich müssen wir verstehen, dass das Geheimnis von dem, was wir in Bosnien und im Kosovo taten, das Geheimnis unseres Erfolges zum großen Teil in unserer Demut lag -- in der vorsichtig herantastenden Art unseres Engagements. Wir haben die Menschen in Bosnien sehr dafür kritisiert, bei der Verfolgung von Kriegsverbrechen zu langsam zu sein. Wir haben sie dafür kritisiert, bei der Rückführung der Flüchtlinge sehr langsam zu sein. Aber diese Langsamkeit, diese Vorsicht, der Umstand, dass Präsident Clinton zu Beginn sagte, dass die amerikanischen Truppen nur ein Jahr lang stationiert werden würden, haben sich als Stärke herausgestellt und es half uns dabei, unsere Prioritäten richtig zu setzen.
And finally, we need to understand that in Bosnia and Kosovo, a lot of the secret of what we did, a lot of the secret of our success, was our humility -- was the tentative nature of our engagement. We criticized people a lot in Bosnia for being quite slow to take on war criminals. We criticized them for being quite slow to return refugees. But that slowness, that caution, the fact that President Clinton initially said that American troops would only be deployed for a year, turned out to be a strength, and it helped us to put our priorities right.
Einer der traurigsten Aspekte bei unserer Beteiligung in Afghanistan ist, dass unsere Prioritäten aus dem Takt geraten sind. Unsere Prioritäten passen nicht zu unseren Ressourcen. Denn wenn wir uns für den Terrorismus interessieren, dann ist Pakistan weit wichtiger als Afghanistan. Wenn wir an regionaler Stabilität interessiert sind, dann ist Ägypten weit wichtiger. Wenn wir uns über Armut und Entwicklung Sorgen machen, dann ist Schwarzafrika weit wichtiger. Das heißt nicht, dass Afghanistan nicht wichtig ist, aber es ist eines von 40 Ländern in der Welt, für die wir uns engagieren müssen.
One of the saddest things about our involvement in Afghanistan is that we've got our priorities out of sync. We're not matching our resources to our priorities. Because if what we're interested in is terrorism, Pakistan is far more important than Afghanistan. If what we're interested in is regional stability, Egypt is far more important. If what we're worried about is poverty and development, sub-Saharan Africa is far more important. This doesn't mean that Afghanistan doesn't matter, but that it's one of 40 countries in the world with which we need to engage.
Ich möchte mit einer Metapher für Intervention zum Schluss kommen. Wir sollten an so etwas denken wie die Bergrettung. Warum Bergrettung? Denn wenn man über Intervention redet, stellen die Leute sich darunter eine wissenschaftliche Theorie vor -- die Rand Corporation fährt herum, zählt dabei 43 vorangegangene Aufstände, entwickelt eine mathematische Formel, die besagt, dass man einen geschulten Aufstandsbekämpfer braucht pro 20 Einwohner. Das ist die falsche Betrachtungsweise. Man muss es wie die Bergrettung betrachten.
So if I can finish with a metaphor for intervention, what we need to think of is something like mountain rescue. Why mountain rescue? Because when people talk about intervention, they imagine that some scientific theory -- the Rand Corporation goes around counting 43 previous insurgencies producing mathematical formula saying you need one trained counter-insurgent for every 20 members of the population. This is the wrong way of looking at it. You need to look at it in the way that you look at mountain rescue.
Wenn Sie eine Bergrettung durchführen, nehmen Sie keinen promovierten Bergretter mit, Sie suchen sich jemanden, der das Gebiet kennt. Es geht um den Kontext. Wenn Sie das verstehen, können Sie sich zwar vorbereiten, aber die Vorbereitungen, die Sie treffen können, sind begrenzt. Sie können Wasser mitnehmen, Sie können ein Karte mitnehmen, Sie können etwas zusammenpacken. Aber wirklich wichtig sind zwei Arten von Problemen -- Probleme, die in den Bergen vorkommen, die Sie nicht vorhersehen könnten, wie zum Beispiel Eis auf einem Abhang, die Sie aber umgehen können, und Probleme, die Sie nicht vorhersehen könnten, und die Sie nicht umgehen können, wie einen plötzlichen Schneesturm oder eine Lawine oder ein Wetterumschwung.
When you're doing mountain rescue, you don't take a doctorate in mountain rescue, you look for somebody who knows the terrain. It's about context. You understand that you can prepare, but the amount of preparation you can do is limited -- you can take some water, you can have a map, you can have a pack. But what really matters is two kinds of problems -- problems that occur on the mountain which you couldn't anticipate, such as, for example, ice on a slope, but which you can get around, and problems which you couldn't anticipate and which you can't get around, like a sudden blizzard or an avalanche or a change in the weather.
Und der Schlüssel dafür liegt in einem Führer, der schon auf diesem Berg war bei jeder Temperatur, zu jeder Jahreszeit -- ein Führer, der vor allem weiß, wann man umkehren muss, der nicht erbarmungslos vorantreibt, wenn die Bedingungen sich gegen einen wenden. Was wir suchen bei Feuerwehrmännern, Kletterern, Polizisten und was wir auch für eine Intervention suchen sollten, sind intelligente Risikoträger -- keine Leute, die blind von einem Cliff springen, keine Leute, die in einen brennenden Raum springen, aber die ihre Risiko abwägen, die ihre Verantwortlichkeiten abwägen. Denn der größte Fehler, dein wir in Afghanistan gemacht haben, ist diese Vorstellung, dass Versagen keine Option ist. Es macht das Versagen unsichtbar, undenkbar und unvermeidbar. Und wenn wir diesem verrückten Slogan widerstehen können, sollten wir entdecken -- in Ägypten, in Syrien, in Libyen und überall wo wir sonst in der Welt hingehen -- dass, wenn wir oft weniger tun können als wir vorgeben, können wir viel mehr tun als wir befürchten.
And the key to this is a guide who has been on that mountain, in every temperature, at every period -- a guide who, above all, knows when to turn back, who doesn't press on relentlessly when conditions turn against them. What we look for in firemen, in climbers, in policemen, and what we should look for in intervention, is intelligent risk takers -- not people who plunge blind off a cliff, not people who jump into a burning room, but who weigh their risks, weigh their responsibilities. Because the worst thing we have done in Afghanistan is this idea that failure is not an option. It makes failure invisible, inconceivable and inevitable. And if we can resist this crazy slogan, we shall discover -- in Egypt, in Syria, in Libya, and anywhere else we go in the world -- that if we can often do much less than we pretend, we can do much more than we fear.
Vielen Dank.
Thank you very much.
(Applaus)
(Applause)
Danke. Vielen Dank. Danke. Vielen Dank. Danke. Danke. Danke.
Thank you. Thank you very much. Thank you. Thank you very much. Thank you. Thank you. Thank you.
(Applaus)
(Applause)
Danke. Danke. Danke. Danke.
Thank you. Thank you. Thank you. Thank you.
(Applaus)
(Applause)
Bruno Giussani: Rory, Sie erwähnten Libyen zum Schluss. Nur kurz, wie ist Ihre Meinung zu den derzeitigen Ereignissen dort und zur Intervention?
Bruno Giussani: Rory, you mentioned Libya at the end. Just briefly, what's your take on the current events there and the intervention?
Rory Stewart: Okay, ich denke, Libyen seht vor einem klassischen Problem. Das Problem in Libyen liegt darin, dass wir immer alles schwarz oder weiß möchten. Wir stellen uns vor, es gäbe nur zwei Wählmöglichkeiten: entweder volles Engagement und Truppenstationierung oder totale Isolation. Und wir sind immer versucht, bis zum Halse drinzustecken. Wir stecken unsere Zehen hinein und schon sind wir bis zum Hals drin. In Libyen hätten wir uns an die UN-Resolution halten sollen. Wir hätten uns selbst sehr, sehr streng auf den Schutz der Zivilbevölkerung in Benghazi beschränken müssen. Wir hätten das machen können. Wir haben innerhalb von 48 Stunden eine Flugverbotszone errichtet, denn Gaddafi verfügte innerhalb von 48 Stunden über keine Flugzeuge. Stattdessen haben sind wir der Versuchung erlegen, einen Regimewechsel zu erreichen. Dabei haben wir unsere Glaubwürdigkeit im Sicherheitsrat zerstört, was bedeutet, dass es sehr schwer sein wird, eine Resolution zu Syrien zu verabschieden, und wir begeben uns wieder auf den Weg des Versagens. Noch einmal, Demut, Grenzen, Ehrlichkeit, realistische Erwartungen und wir könnten etwas erreicht haben, auf das wir stolz sein können.
Rory Stewart: Okay, I think Libya poses the classic problem. The problem in Libya is that we are always pushing for the black or white. We imagine there are only two choices: either full engagement and troop deployment or total isolation. And we are always being tempted up to our neck. We put our toes in and we go up to our neck. What we should have done in Libya is we should have stuck to the U.N. resolution. We should have limited ourselves very, very strictly to the protection of the civilian population in Benghazi. We could have done that. We set up a no-fly zone within 48 hours because Gaddafi had no planes within 48 hours. Instead of which, we've allowed ourselves to be tempted towards regime change. In doing so, we've destroyed our credibility with the Security Council, which means it's very difficult to get a resolution on Syria, and we're setting ourselves up again for failure. Once more, humility, limits, honesty, realistic expectations and we could have achieved something to be proud of.
BG: Rory, vielen Dank.
BG: Rory, thank you very much.
RS: Danke. (BG: Thank you.)
RS: Thank you. (BG: Thank you.)