Vor etwa 75 Jahren ging mein Großvater, ein junger Mann, in ein Zelt, das in ein Kino wie dieses hier umgewandelt worden war und verliebte sich Hals über Kopf in die Frau, die er auf der Silberleinwand sah. Die Frau war keine Geringere als Mae West, der Schwarm der 30er Jahre, und er konnte sie nie vergessen. Als er viele Jahre später seine Tochter bekam, wollte er sie sogar nach Mae West benennen. Aber können Sie sich ein indisches Kind namens "Mae West" vorstellen? Die indische Familie sagte: Auf keinen Fall!
About 75 years ago, my grandfather, a young man, walked into a tent that was converted into a movie theater like that, and he fell hopelessly in love with the woman he saw on the silver screen: none other than Mae West, the heartthrob of the '30s, and he could never forget her. In fact, when he had his daughter many years later, he wanted to name her after Mae West, but can you imagine an Indian child name Mae West? The Indian family said, no way!
Als also mein Zwillingsbruder Kaesava geboren wurde, traf er die Entscheidung, die Schreibweise von Keshavas Namen zu ändern. Er sagte, wenn Mae West M-A-E sein kann, warum kann Keshava K-A-E nicht sein? Also änderte er Kaesavas Schreibweise. Vor ein paar Wochen bekam Kaesava einen kleinen Jungen namens Rehan. Er beschloss, Raehan mit A-E zu schreiben.
So when my twin brother Kaesava was born, he decided to tinker with the spelling of Keshava's name. He said, if Mae West can be M-A-E, why can't Keshava be K-A-E? So he changed Kaesava's spelling. Now Kaesava had a baby boy called Rehan a couple of weeks ago. He decided to spell, or, rather, misspell Raehan with an A-E.
Mein Großvater starb, als ich noch klein war. Aber seine Liebe zu Mae West lebt noch als falsche Schreibweise in der DNA seiner Nachkommen. Das halte ich für ein erfolgreiches Erbe. (Lacht)
You know, my grandfather died many years ago when I was little, but his love for Mae West lives on as a misspelling in the DNA of his progeny. That for me is successful legacy. (Laughs)
Was mich betrifft, haben meine Frau und ich unser eigenes verrücktes Vermächtnis-Projekt. Wir setzen uns aller paar Jahre hin, streiten uns und denken uns unseren eigenen 200-Jahr-Plan aus.
You know, as for me, my wife and I have our own crazy legacy project. We actually sit every few years, argue, disagree, fight, and actually come up with our very own 200-year plan.
Unsere Freunde halten uns für verrückt. Unsere Eltern auch. Wir stammen beide aus Familien, die Demut und Weisheit zutiefst würdigen, aber es gefällt uns beiden, überlebensgroß zu leben. Ein Raja Yogi sagte einmal: Sei ein Kerl, bevor du zum Asketen wirst. Das hier bin ich als Rockstar, wenn auch nur in meinem eigenen Haus. Verstehen Sie?
Our friends think we're mad. Our parents think we're cuckoo. Because, you know, we both come from families that really look up to humility and wisdom, but we both like to live larger than life. I believe in the concept of a Raja Yogi: Be a dude before you can become an ascetic. This is me being a rock star, even if it's in my own house. You know?
Als Netra und ich uns vor zehn Jahren für unseren ersten Plan zusammen hinsetzten, sagten wir: "Wir wollen, dass der Fokus dieses Plans weit über uns hinausgeht." Was meinen wir damit?
So when Netra and I sat down to make our first plan 10 years ago, we said we want the focus of this plan to go way beyond ourselves. What do we mean by beyond ourselves?
Wir haben berechnet, dass 200 Jahre das Ende unseres direkten Kontaktes mit der Welt sind. Niemand, den ich in meinem Leben treffen werde, wird über diesen Zeitpunkt leben. Das war also der perfekte Zeitrahmen für unseren Plan und unsere Vorstellungskraft.
Well 200 years, we calculated, is at the end of our direct contact with the world. There's nobody I'll meet in my life will ever live beyond 200 years, so we thought that's a perfect place where we should situate our plan and let our imagination take flight.
Ich habe nie wirklich an ein Vermächtnis geglaubt. Was hinterlasse ich? Ich bin ein Künstler. Bis ich eine Karikatur über den 11. September zeichnete. Die brachte mich echt in Schwierigkeiten. Ich war so erschüttert. Eine Karikatur, die zur Karikatur der Woche werden sollte, blieb nun wesentlich länger.
You know, I never really believed in legacy. What am I going to leave behind? I'm an artist. Until I made a cartoon about 9/11. It caused so much trouble for me. I was so upset. You know, a cartoon that was meant to be a cartoon of the week ended up staying so much longer.
Jetzt beschäftige ich mich damit, Kunst zu schaffen, die mich mit Gewissheit überdauern wird und ich überlege, was ich mit diesen Gemälden hinterlassen will.
Now I'm in the business of creating art that will definitely even outlive me, and I think about what I want to leave behind through those paintings.
Die Sache mit der Karikatur hat mich so erschüttert, dass ich mich entschied, nie wieder Karikaturen zu zeichnen. Ich sagte: Ich werde nie mehr ehrliche öffentliche Kommentare abliefern.
You know, the 9/11 cartoon upset me so much that I decided I'll never cartoon again. I said, I'm never going to make any honest public commentary again.
Natürlich fuhr ich fort, Kunst zu schaffen, die ehrlich und roh war, weil ich vergaß, wie die Menschen auf meine Arbeit reagiert hatten.
But of course I continued creating artwork that was honest and raw, because I forgot about how people reacted to my work.
Manchmal ist das Vergessen so wichtig, es ist so wichtig, den Idealismus zu bewahren. Vielleicht ist der Gedächtnisverlust so entscheidend für unser Überleben als Menschen.
You know, sometimes forgetting is so important to remain idealistic. Perhaps loss of memory is so crucial for our survival as human beings.
Eine der wichtigsten Sachen in dem 200-Jahr-Plan von Netra und mir ist das, was wir über uns selbst vergessen sollten. Wir tragen so viel emotionalen Ballast mit uns herum, von unseren Eltern, unserer Gesellschaft, von so vielen Menschen – Ängsten, Unsicherheiten – und unser 200-Jahr-Plan führt wirklich all unsere Probleme aus der Kindheit auf, die wir bezwingen müssen. Wir haben sogar ein Ablaufdatum für all unsere Kindheitsprobleme festgelegt. Mein letztes Ablaufdatum war, dass ich meine Angst vor meiner linken, feministischen Schwiegermutter bezwingen würde. Dieses Datum ist heute! (Lacht) Sie schaut zu! (Lachen)
One of the most important things in my 200-year plan that Netra and I write is what to forget about ourselves. You know, we carry so much baggage, from our parents, from our society, from so many people -- fears, insecurities -- and our 200-year plan really lists all our childhood problems that we have to expire. We actually put an expiry date on all our childhood problems. The latest date I put was, I said, I am going to expire my fear of my leftist, feminist mother-in-law, and this today is the date! (Laughs) She's watching. (Laughter)
Tatsächlich treffe ich stets Entscheidungen darüber, wie ich mich an mich selbst erinnern will. Diese Entscheidungen halte ich für die wichtigsten. Das übersetzt sich direkt in meine Malerei. Ich kann das allerdings wie meine Freunde auch sehr gut auf Facebook, Pinterest, Twitter, Flickr und YouTube. Wenn es existiert, bin ich schon da. Ich habe begonnen, mein Gedächtnis in die digitale Welt auszulagern. Das wirft allerdings ein Problem auf. Es so einfach, Technologie als eine Metapher für das Gedächtnis zu sehen, aber unsere Gehirne sind keine perfekten Speichergeräte wie Technologie. Wir merken uns nur das, was wir uns merken wollen. Zumindest ich. Ich halte unsere Gehirne für voreingenommene Museumsdirektoren unseres Gedächtnisses. Wenn die Technologie keine Metapher fürs Gedächtnis ist, was dann?
Anyway, you know, I really make decisions all the time about how I want to remember myself, and that's the most important kind of decisions I make. And this directly translates into my paintings. But like my friends, I can do that really well on Facebook, Pinterest, Twitter, Flickr, YouTube. Name it, I'm on it. I've started outsourcing my memory to the digital world, you know? But that comes with a problem. It's so easy to think of technology as a metaphor for memory, but our brains are not perfect storage devices like technology. We only remember what we want to. At least I do. And I rather think of our brains as biased curators of our memory, you know? And if technology is not a metaphor for memory, what is it?
Netra und ich benutzen unsere Technologie als Werkzeug im 200-Jahr-Plan, um unser digitales Vermächtnis zu verwalten.
Netra and I use our technology as a tool in our 200-year plan to really curate our digital legacy.
Das ist ein Bild von meiner Mutter, die neulich Facebook beigetreten ist. Sie wissen wahrscheinlich, was jetzt kommt. Ich habe sie dabei sehr unterstützt, bis zum Zeitpunkt, wo dieses Bild auf meiner Facebook-Seite erschien. (Lachen)
That is a picture of my mother, and she recently got a Facebook account. You know where this is going. And I've been very supportive until this picture shows up on my Facebook page. (Laughter)
Erstmal habe ich meinen Namen dort entfernt, dann griff ich zum Telefon und sagte: "Mutti, lade nie wieder ein Foto von mir im Bikini auf Facebook hoch." Sie sagte: "Warum denn? Du sieht doch so süß aus, Liebling." Und ich: "Das verstehst du nicht."
And I actually untagged myself first, then I picked up the phone. I said, "Mom, you will never put a picture of me in a bikini ever again." And she said, "Why? You look so cute, darling." I said, "You just don't understand."
Vielleicht sind wir die erste Generation, die dieses digitale Kuratieren unserer selbst wirklich versteht. Vielleicht sind wir die erste Generation, die unser Leben aktiv dokumentiert.
Maybe we are among the first generation that really understands this digital curating of ourselves. Maybe we are the first to even actively record our lives.
Was ihr auch von dem Vermächtnis halten mögt, wir hinterlassen ständig digitale Spuren. Also wollten Netra und ich mit unserem 200-Jahr-Plan dieses digitale Vermächtnis organisieren. Wir glauben nicht nur an ein digitales Vermächtnis, sondern auch an ein Vermächtnis meiner Vergangenheit und meiner Zukunft.
You know, whether you agree with, you know, legacy or not, we are actually leaving behind digital traces all the time. So Netra and I really wanted to use our 200-year plan to curate this digital legacy, and not only digital legacy but we believe in curating the legacy of my past and future.
Aber wie?
How, you may ask?
Wenn ich an die Zukunft denke, sehe ich mich nie in der Zeit nach vorn bewegen. Ich stelle mir vor, dass sich die Zeit rückwärts auf mich zubewegt. Ich kann mir die nahende Zukunft regelrecht vorstellen. Ich kann dem ausweichen, was ich nicht will, und das zu mir ziehen, das ich will. Es ist wie ein Hindernisparcours in einem Videospiel. Ich werde ein immer besserer Spieler. Sogar beim Malen kann ich mir regelrecht vorstellen, dass ich hinter dem Gemälde bin. Es existiert schon. Jemand schaut es sich an und ich kann sehen, ob sie es an sich heranlassen. Fühlen sie es in ihrem Herzen, oder ist es nur eine Kopfsache? Das wirkt sich sehr auf meine Malerei aus. Selbst bei einer Kunstausstellung überlege ich, was die Leute daraus mitnehmen sollen.
Well, when I think of the future, I never see myself moving forward in time. I actually see time moving backward towards me. I can actually visualize my future approaching. I can dodge what I don't want and pull in what I want. It's like a video game obstacle course. And I've gotten better and better at doing this. Even when I make a painting, I actually imagine I'm behind the painting, it already exists, and someone's looking at it, and I see whether they're feeling it from their gut. Are they feeling it from their heart, or is it just a cerebral thing? And it really informs my painting. Even when I do an art show, I really think about, what should people walk away with?
Als ich 19 war, wollte ich meine erste Kunstausstellung organisieren und wollte, dass die ganze Welt darüber Bescheid wusste. Damals kannte ich TED nicht, aber ich schloss meine Augen und begann zu träumen. Ich stellte mir Menschen vor, die wunderschön gekleidet hereinkamen und sich meine Malerei im Licht anschauten. In meinem Traum sah ich eine sehr berühmte Schauspielerin, die meine Ausstellung eröffnete und mir Glaubwürdigkeit verlieh. Ich wachte aus meinem Traum auf und sagte: "Wer war das?" Ich war mir nicht sicher, ob es Shabana Azmi oder Rekha gewesen war, zwei sehr berühmte indische Schauspielerinnen. Die Meryl Streeps von Indien.
I remember when I was 19, I did, I wanted to do my first art exhibition, and I wanted the whole world to know about it. I didn't know TED then, but what I did was I closed my eyes tight, and I started dreaming. I could imagine people coming in, dressed up, looking beautiful, my paintings with all the light, and in my visualization I actually saw a very famous actress launching my show, giving credibility to me. And I woke up from my visualization and I said, who was that? I couldn't tell if it was Shabana Azmi or Rekha, two very famous Indian actresses, like the Meryl Streeps of India.
Und am nächsten Morgen schrieb ich einen Brief an beide. Shabana Azmi antwortete und eröffnete meine erste Ausstellung vor zwölf Jahren. Was für ein Auftakt für meine Karriere! Wenn wir so über Zeit nachdenken, können wir nicht nur die Zukunft, sondern auch die Vergangenheit schaffen. Das ist ein Bild meiner Familie. Das ist Netra – meine Frau. Sie ist die Mitbegründerin meines 200-Jahr-Plans.
As it turned out, next morning I wrote a letter to both of them, and Shabana Azmi replied, and came and launched my very first show 12 years ago. And what a bang it started my career with! You know, when we think of time in this way, we can curate not only the future but also the past. This is a picture of my family, and that is Netra, my wife. She's the co-creator of my 200-year plan.
Netra unterrichtet Geschichte. Ich liebe Netra. Aber ich hasse Geschichte. Ich hab immer wieder gesagt, "Nets, du lebst in der Vergangenheit, während ich die Zukunft schaffe. Und wenn ich fertig bin, kannst du das untersuchen." (Lachen)
Netra's a high school history teacher. I love Netra, but I hate history. I keep saying, "Nets, you live in the past while I'll create the future, and when I'm done, you can study about it." (Laughter)
Sie hat mich nachsichtig angelächelt und zur Strafe sagte sie: "Morgen unterrichte ich eine Klasse zum Thema indische Geschichte. Du wirst am Kurs teilnehmen und du bekommst eine Note."
She gave me an indulgent smile, and as punishment, she said, "Tomorrow I'm teaching a class on Indian history, and you are sitting in it, and I'm grading you."
Ich dachte: "Oh Gott."
I'm like, "Oh, God." I went.
Ich nahm tatsächlich am Unterricht teil. Sie gab ihren Schülern zuerst Primärquellen aus Indien, Pakistan und Großbritannien. Ich sagte: "Wow!" Dann bat sie die Schüler, Fakten und Meinungen zu trennen. Ich sagte wieder: "Wow!" Dann sagte sie: "Wählt euch Fakten und Meinungen aus und kreiert ein Bild eurer eigenen Geschichte von Würde.
I actually went and sat in on her class. She started by giving students primary source documents from India, Pakistan, from Britain, and I said, "Wow." Then she asked them to separate fact from bias. I said, "Wow," again. Then she said, "Choose your facts and biases and create an image of your own story of dignity."
Die Geschichte als Bilderwerkzeug? Das hat mich total inspiriert.
History as an imaging tool? I was so inspired.
Also schuf ich meine eigene Version der indischen Geschichte. Ich fügte sogar Geschichten meiner Großmutter ein. Sie arbeitete für die Telefonzentrale und konnte die Gespräche zwischen Nehru und Edwina Mountbatten mithören. Sie hörte viele Sachen, die sie gar nicht hörten sollte. Aber ich entschied mich, darüber zu schreiben. Das ist meine Version der indischen Geschichte.
I went and created my own version of Indian history. I actually included stories from my grandmother. She used to work for the telephone exchange, and she used to actually overhear conversations between Nehru and Edwina Mountbatten. And she used to hear all kinds of things she shouldn't have heard. But, you know, I include things like that. This is my version of Indian history.
Wenn das stimmt, habe ich den Eindruck, dass das Hauptziel unseres Gehirns es ist, unserer Würde zu dienen. Das soll Facebook erstmal verstehen!
You know, if this is so, it occurred to me that maybe, just maybe, the primary objective of our brains is to serve our dignity. Go tell Facebook to figure that out!
Netra und ich verfassen keinen 200-Jahr-Plan, damit jemand anders ihn in 150 Jahren umsetzen kann. Stellen Sie sich vor, Sie bekommen ein Paket aus der Vergangenheit: "So! Verbringe den Rest deines Lebens damit, das hier alles zu tun." Nein. Wir verfassen ihn nur, um unsere Haltungen zu definieren.
Netra and I don't write our 200-year plan for someone else to come and execute it in 150 years. Imagine receiving a parcel saying, from the past, okay now you're supposed to spend the rest of your life doing all of this. No. We actually write it only to set our attitudes right.
Ehemals glaubte ich, dass Bildung das beste und wichtigste Mittel ist, ein Vermächtnis zu hinterlassen. Bildung ist fantastisch. Sie sagt uns, wer wir sind und hilft uns, uns selbst in einen Zusammenhang mit der Welt zu bringen. Doch hat mir meine Kreativität wirklich beigebracht, dass ich viel mehr sein kann, als das, was meine Ausbildung mir gesagt hat.
You know, I used to believe that education is the most important tool to leave a meaningful legacy. Education is great. It really teaches us who we are, and helps us contextualize ourselves in the world, but it's really my creativity that's taught me that I can be much more than what my education told me I am.
Ich möchte gern darlegen, dass Kreativität das wichtigste Werkzeug ist, das wir haben. Sie ermöglicht es uns, uns selbst zu schaffen und zu gestalten, was in der Zukunft kommt.
I'd like to make the argument that creativity is the most important tool we have. It lets us create who we are, and curate what is to come.
Ich würde gern denken – danke.
I like to think -- Thank you.
Ich halte mich für einen Geschichtenerzähler, wobei meine Vergangenheit und meine Zukunft nur Geschichten sind, die darauf warten, erzählt zu werden. Hoffentlich haben Sie alle eines Tages die Chance, Ihre eigene 200-Jahr-Geschichte zu teilen und zu schreiben.
I like to think of myself as a storyteller, where my past and my future are only stories, my stories, waiting to be told and retold. I hope all of you one day get a chance to share and write your own 200-year story.
Vielen Dank.
Thank you so much.
Shukran! (Beifall)
Shukran! (Applause)