"Dies sind Zeiten", sagte Thomas Paine, "die des Menschen Seele prüfen." Und zurzeit werden unsere geprüft.
"These are the times," said Thomas Paine, "that try men's souls." And they're trying ours now.
Das ist ein verhängnisvoller Moment in der Geschichte des Westens. Wir haben spaltende Wahlen und gespaltene Gesellschaften erlebt. Es gibt eine Zunahme von Extremismus in Politik und Religion, alle angetrieben von Sorge, Unsicherheit und Angst vor einer Welt, die sich schneller verändert, als wir ertragen können, und dem sicheren Wissen, das sie sich sogar noch schneller verändern wird. Ich habe einen Freund in Washington. Ich fragte ihn, wie es ist, in den USA zu sein, während der jüngsten Präsidentschaftswahlen. Er sagte zu mir: "Es ist wie der Mann, der auf dem Deck der Titanik saß, mit einem Glass Whiskey in seiner Hand, und er sagte: 'Ich weiß, ich bat um Eis --
This is a fateful moment in the history of the West. We've seen divisive elections and divided societies. We've seen a growth of extremism in politics and religion, all of it fueled by anxiety, uncertainty and fear, of a world that's changing almost faster than we can bear, and the sure knowledge that it's going to change faster still. I have a friend in Washington. I asked him, what was it like being in America during the recent presidential election? He said to me, "Well, it was like the man sitting on the deck of the Titanic with a glass of whiskey in his hand and he's saying, 'I know I asked for ice --
(Gelächter)
(Laughter)
aber das ist lächerlich.'"
but this is ridiculous.'"
Gibt es also etwas, das wir tun können, jeder von uns, um der Zukunft ohne Angst zu begegnen? Ich denke, es gibt etwas. Ein Weg dahin ist zu erkennen, dass der vielleicht einfachste Weg in eine Kultur und eine Epoche die Frage ist: Was Menschen verehren? Menschen haben so viele verschiedene Dinge verehrt: die Sonne, die Sterne, den Sturm. Manche beten viele Götter an, manche einen, manche keinen. Im 19. und 20. Jahrhundert verehrten Menschen die Nation, die arische Rasse, den kommunistischen Staat. Was verehren wir? Ich denke, zukünftige Anthropologen werden sich ansehen, welche Bücher wir lesen: über Selbst-Hilfe, Selbst-Erkenntnis, Selbst-Achtung. Sie betrachten, wie wir Moral definieren, also sich selbst treu zu sein, die Art, wie wir Politik definieren, als eine Frage der individuellen Rechte. Sie sehen sich die wunderbaren religiösen Rituale an, die wir geschaffen haben. Kennen Sie das eine? "Selfie" genannt. Sie werden wohl zu dem Schluss kommen, wir verehrten in unserer Zeit das Selbst, das Mich und das Ich.
So is there something we can do, each of us, to be able to face the future without fear? I think there is. And one way into it is to see that perhaps the most simple way into a culture and into an age is to ask: What do people worship? People have worshipped so many different things -- the sun, the stars, the storm. Some people worship many gods, some one, some none. In the 19th and 20th centuries, people worshipped the nation, the Aryan race, the communist state. What do we worship? I think future anthropologists will take a look at the books we read on self-help, self-realization, self-esteem. They'll look at the way we talk about morality as being true to oneself, the way we talk about politics as a matter of individual rights, and they'll look at this wonderful new religious ritual we have created. You know the one? Called the "selfie." And I think they'll conclude that what we worship in our time is the self, the me, the I.
Und das ist großartig. Es ist befreiend, ermächtigend, wunderbar. Aber man sollte nicht vergessen, dass wir soziale Lebewesen sind. Wir haben den Großteil unserer Evolutionsgeschichte in kleinen Gruppen verbracht. Wir brauchen diese persönlichen Interaktionen, wo wir die Choreografie des Altruismus lernen und wo wir spirituelle Güter erschaffen, wie Freundschaft, Vertrauen, Loyalität und Liebe, die unsere Einsamkeit tilgen. Wenn wir zu viel vom "Ich" und zu wenig vom "Wir" haben, können wir uns selbst als verletzlich, ängstlich und einsam fühlen. Es war kein Zufall, dass Sherry Turkle vom MIT ihr Buch über den Einfluss von sozialen Medien "Alone Together" [Gemeinsam einsam] nannte.
And this is great. It's liberating. It's empowering. It's wonderful. But don't forget that biologically, we're social animals. We've spent most of our evolutionary history in small groups. We need those face-to-face interactions where we learn the choreography of altruism and where we create those spiritual goods like friendship and trust and loyalty and love that redeem our solitude. When we have too much of the "I" and too little of the "we," we can find ourselves vulnerable, fearful and alone. It was no accident that Sherry Turkle of MIT called the book she wrote on the impact of social media "Alone Together."
Der einfachste Weg zur Sicherstellung des zukünftigen "Du" ist das zukünftige "Wir" zu stärken, in drei Dimensionen: das "Wir" in Beziehungen, das "Wir" der Identität und das "Wir" von Verantwortung.
So I think the simplest way of safeguarding the future "you" is to strengthen the future "us" in three dimensions: the us of relationship, the us of identity and the us of responsibility.
Nehmen wir zuerst das "Wir" in Beziehungen. Vergeben Sie mir, wenn ich persönlich werde. Es war einmal, vor langer Zeit, war ich 20-jähriger Student, der Philosophie studierte. Ich stand auf Nietzsche, Schopenhauer, Sartre und Camus. Ich war voller ontologischer Unsicherheit und existenzieller Angst. Es war sagenhaft.
So let me first take the us of relationship. And here, forgive me if I get personal. Once upon a time, a very long time ago, I was a 20-year-old undergraduate studying philosophy. I was into Nietzsche and Schopenhauer and Sartre and Camus. I was full of ontological uncertainty and existential angst. It was terrific.
(Gelächter)
(Laughter)
Ich war selbstbesessen und es war echt unangenehm, mich zu kennen, bis ich eines Tages quer über den Hof ein Mädchen sah, die alles war, was ich nicht war. Aus ihr strahlte die Sonne. Sie verströmte Freude. Ich fand heraus, dass sie Elaine hieß. Wir trafen uns. Wir sprachen. Wir heirateten. Und 47 Jahre, drei Kinder und 8 Enkel später kann ich mit Sicherheit sagen, dass es die beste Entscheidung meines Lebens war, denn es sind die Menschen, die nicht wie wir sind, die uns wachsen lassen. Daher denke ich, wir müssen genau das tun.
I was self-obsessed and thoroughly unpleasant to know, until one day I saw across the courtyard a girl who was everything that I wasn't. She radiated sunshine. She emanated joy. I found out her name was Elaine. We met. We talked. We married. And 47 years, three children and eight grandchildren later, I can safely say it was the best decision I ever took in my life, because it's the people not like us that make us grow. And that is why I think we have to do just that.
Das Problem mit Google-Filtern, Facebook-Freunden und Nachrichten lesen, indem man selektiv statt breit gestreut schaut, ist, dass wir komplett von Leuten wie uns umgeben sind, deren Ansichten, Meinungen und sogar Vorurteile genau wie unsere sind. Cass Sunstein aus Harvard hat gezeigt, wenn wir uns mit Gleichgesinnten umgeben, werden wir extremer. Wir müssen die persönlichen Begegnungen wieder beleben, mit Menschen, die nicht wie wir sind. Wir sollten das machen, um zu erkennen, dass wir absolut uneinig sein und trotzdem Freunde sein können. In diesen persönlichen Begegnungen erkennen wir, dass Menschen, die nicht wie wir sind, auch Menschen sind, so wie wir. Und jedes Mal, wenn wir uns mit jemandem anfreunden, der nicht wie wir ist, dessen Klasse, Glauben oder Hautfarbe von uns abweicht, heilen wir einen der Risse unserer verwundeten Welt. Das ist das "Wir" in Beziehungen.
The trouble with Google filters, Facebook friends and reading the news by narrowcasting rather than broadcasting means that we're surrounded almost entirely by people like us whose views, whose opinions, whose prejudices, even, are just like ours. And Cass Sunstein of Harvard has shown that if we surround ourselves with people with the same views as us, we get more extreme. I think we need to renew those face-to-face encounters with the people not like us. I think we need to do that in order to realize that we can disagree strongly and yet still stay friends. It's in those face-to-face encounters that we discover that the people not like us are just people, like us. And actually, every time we hold out the hand of friendship to somebody not like us, whose class or creed or color are different from ours, we heal one of the fractures of our wounded world. That is the us of relationship.
Als Nächstes kommt das "Wir" der Identität. Ich stelle Ihnen ein Gedankenexperiment vor. Waren Sie in Washington? Haben Sie die Denkmäler gesehen? Absolut faszinierend. Es gibt das Lincoln Memorial: die Gettysburg-Rede auf einer Seite, die zweite Antrittsrede auf der anderen. Dann das Jefferson Memorial, einen Sermon an Text. Das Martin Luther King Memorial hat mehr als ein Dutzend Zitate seiner Reden. Mir war nicht bewusst, dass man in den USA Denkmäler liest. Sieht man sich das Pendant in London am Parliament Square an, dann hat das Denkmal für David Lloyd George drei Wörter: David Lloyd George.
Second is the us of identity. Let me give you a thought experiment. Have you been to Washington? Have you seen the memorials? Absolutely fascinating. There's the Lincoln Memorial: Gettysburg Address on one side, Second Inaugural on the other. You go to the Jefferson Memorial, screeds of text. Martin Luther King Memorial, more than a dozen quotes from his speeches. I didn't realize, in America you read memorials. Now go to the equivalent in London in Parliament Square and you will see that the monument to David Lloyd George contains three words: David Lloyd George.
(Gelächter)
(Laughter)
Nelson Mandela hat zwei. Churchill hat nur eins: Churchill.
Nelson Mandela gets two. Churchill gets just one: Churchill.
(Gelächter)
(Laughter)
Wieso der Unterschied? Ich erkläre den Grund dafür. Die USA war von Anbeginn eine Nation mit Einwanderungswellen, daher musste es eine Identität erschaffen, indem eine Geschichte erzählte wurde, die man in der Schule lernte, die man auf Denkmälern las und die in Antrittsreden der Präsidenten wiederholt wurde. Bis vor Kurzem war Großbritannien keine Einwanderernation, daher konnte es seine Identität als gegeben voraussetzen. Das Problem ist, das zwei Dinge stattfanden, die nicht gleichzeitig passieren sollten. Zuerst hatten wir im Westen aufgehört, die Geschichte zu erzählen, darüber, wer wir sind und warum, sogar in den USA. Und gleichzeitig ist Immigration höher als jemals zuvor. Wenn man eine Geschichte erzählt und eine starke Identität hat, kann man Fremde willkommen heißen. Hört man auf, die Geschichte zu erzählen, wird die Identität schwach und man fühlt sich vom Fremden bedroht. Und das ist schlecht.
Why the difference? I'll tell you why the difference. Because America was from the outset a nation of wave after wave of immigrants, so it had to create an identity which it did by telling a story which you learned at school, you read on memorials and you heard repeated in presidential inaugural addresses. Britain until recently wasn't a nation of immigrants, so it could take identity for granted. The trouble is now that two things have happened which shouldn't have happened together. The first thing is in the West we've stopped telling this story of who we are and why, even in America. And at the same time, immigration is higher than it's ever been before. So when you tell a story and your identity is strong, you can welcome the stranger, but when you stop telling the story, your identity gets weak and you feel threatened by the stranger. And that's bad.
Juden waren 2 000 Jahre verstreut und vertrieben. Wir verloren unsere Identität nie. Warum? Mindesten ein Mal im Jahr, am Pessach-Fest, erzählten wir unsere Geschichte; wir lehrten sie unseren Kindern, wir aßen das ungesäuerte Brot der Bedrängnis und schmeckten die bitteren Kräuter der Sklaverei. Daher verloren wir nie unsere Identität. Ich denke, wir müssen gemeinsam dazu zurückkehren, unsere Geschichte zu erzählen, darüber, wer wir sind, woher wir kamen, nach welchen Idealen wir leben. Und wenn das passiert, werden wir stark genug, um Fremde willkommen zu heißen und zu sagen: "Komm und nimm an unserem Leben teil, nimm an unseren Geschichten, unseren Wünschen und Träumen teil." Das ist das "Wir" der Identität.
I tell you, Jews have been scattered and dispersed and exiled for 2,000 years. We never lost our identity. Why? Because at least once a year, on the festival of Passover, we told our story and we taught it to our children and we ate the unleavened bread of affliction and tasted the bitter herbs of slavery. So we never lost our identity. I think collectively we've got to get back to telling our story, who we are, where we came from, what ideals by which we live. And if that happens, we will become strong enough to welcome the stranger and say, "Come and share our lives, share our stories, share our aspirations and dreams." That is the us of identity.
Und schließlich das "Wir" der Verantwortung. Wissen Sie etwas darüber? Mein Lieblingsausdruck aus der Politik, ein sehr amerikanischer Ausdruck, ist: "Wir, das Volk." Wieso, "wir, das Volk"? Es drückt aus, dass wir gemeinsam Verantwortung tragen für unsere gemeinsame Zukunft. So sind und sollten die Dinge wirklich sein.
And finally, the us of responsibility. Do you know something? My favorite phrase in all of politics, very American phrase, is: "We the people." Why "we the people?" Because it says that we all share collective responsibility for our collective future. And that's how things really are and should be.
Haben Sie bemerkt, wie Wunschdenken unsere Politik übernommen hat? Wir sagen etwa, Sie müssen nur diesen starken Anführer wählen, und er oder sie wird all unsere Probleme für uns lösen. Glauben Sie mir, das ist Wunschdenken. Dann bekommen wir die Extreme: die extreme Rechte, die extreme Linke, die extrem Religiösen und die extrem Anti-Religiösen. Die extrem Rechten träumen von dem nie dagewesenen goldenen Zeitalter, die extreme Linke träumen von einer unerreichbaren Utopie, und die Religiösen und Anti-Religiösen sind gleichermaßen überzeugt, dass es nur die Anwesenheit oder Abwesenheit von Gott braucht, um uns vor uns selbst zu schützen. Das ist auch Wunschdenken, denn die einzigen Menschen, die uns vor uns selbst retten werden, sind wir, das Volk, alle von uns gemeinsam. Wenn wir das machen und von der "Ich"-Politik zur gemeinsamen "Wir"-Politik übergehen, entdecken wir diese schönen kontraintuitiven Wahrheiten wieder: dass eine Nation stark ist, wenn sie sich um die Schwachen kümmert, dass sie reich wird, wenn sie sich um die Armen sorgt, dass sie unverwundbar wird, wenn sie sich um die Verletzlichen kümmert. Das macht große Nationen aus.
Have you noticed how magical thinking has taken over our politics? So we say, all you've got to do is elect this strong leader and he or she will solve all our problems for us. Believe me, that is magical thinking. And then we get the extremes: the far right, the far left, the extreme religious and the extreme anti-religious, the far right dreaming of a golden age that never was, the far left dreaming of a utopia that never will be and the religious and anti-religious equally convinced that all it takes is God or the absence of God to save us from ourselves. That, too, is magical thinking, because the only people who will save us from ourselves is we the people, all of us together. And when we do that, and when we move from the politics of me to the politics of all of us together, we rediscover those beautiful, counterintuitive truths: that a nation is strong when it cares for the weak, that it becomes rich when it cares for the poor, it becomes invulnerable when it cares about the vulnerable. That is what makes great nations.
(Applaus)
(Applause)
Hier ist also mein simpler Vorschlag. Er kann Ihr Leben komplett verändern, und er kann uns helfen, die Welt zu verändern. Starten Sie eine Such- und Ersetz-Aktion im Text Ihrer Gedanken, und wo immer Sie das Wort "Selbst" entdecken, ersetzen Sie es durch das Wort "andere". Statt Selbsthilfe, Hilfe für andere; statt Selbst-Achtung, Achtung anderer. Wenn Sie das machen, werden Sie beginnen, die Kraft zu fühlen, von einem der bewegendsten Sätze aller religiösen Literatur. "Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir." Wir können jeder Zukunft furchtlos begegnen, solange wir wissen, dass wir ihr nicht allein begegnen müssen.
So here is my simple suggestion. It might just change your life, and it might just help to begin to change the world. Do a search and replace operation on the text of your mind, and wherever you encounter the word "self," substitute the word "other." So instead of self-help, other-help; instead of self-esteem, other-esteem. And if you do that, you will begin to feel the power of what for me is one of the most moving sentences in all of religious literature. "Though I walk through the valley of the shadow of death, I will fear no evil, for you are with me." We can face any future without fear so long as we know we will not face it alone.
Des zukünftigen "Du" zuliebe stärken wir gemeinsam das zukünftige "Wir".
So for the sake of the future "you," together let us strengthen the future "us."
Danke.
Thank you.
(Applaus)
(Applause)