Als ich gebeten wurde, diesen TEDTalk zu halten, musste ich lächeln, da der Name meines Vaters Ted war, und fast mein ganzes Leben und besonders mein musikalisches Leben ist in Wahrheit ein Gespräch, das ich immer noch mit ihm führe, oder dem Teil von mir, in dem er weiterlebt.
Well when I was asked to do this TEDTalk, I was really chuckled, because, you see, my father's name was Ted, and much of my life, especially my musical life, is really a talk that I'm still having with him, or the part of me that he continues to be.
Ted war ein New Yorker, durch und durch ein Mann des Theaters, und er war Zeichenkünstler und Musiker, der sich alles selbst beigebracht hatte. Er konnte keine Noten lesen und er war sehr schwerhörig. Dennoch war er mein großartigster Lehrer, weil er trotz des Piepens seiner Hörgeräte ein tiefgreifendes musikalisches Wissen besaß.
Now Ted was a New Yorker, an all-around theater guy, and he was a self-taught illustrator and musician. He didn't read a note, and he was profoundly hearing impaired. Yet, he was my greatest teacher. Because even through the squeaks of his hearing aids, his understanding of music was profound.
Für ihn ging es nicht darum, welchen Weg die Musik geht, sondern vielmehr darum, von was sie Zeuge ist und wohin sie einen führen kann. Er fertigte ein Gemälde von dieser Erfahrung an, das er "In the Realm of Music" ("Im Reich der Musik") nannte. Ted begab sich jeden Tag in dieses Reich, indem er am Klavier in einer Art Tin-Pan-Alley-Stil improvisierte. Etwa so. (Musik)
And for him, it wasn't so much the way the music goes as about what it witnesses and where it can take you. And he did a painting of this experience, which he called "In the Realm of Music." Now Ted entered this realm every day by improvising in a sort of Tin Pan Alley style like this. (Music)
Aber in punkto Musik hatte er eine feste Meinung. Er sagte: "Es gibt nur zwei Dinge, die in der Musik von Bedeutung sind: das Was und das Wie. Und in der klassischen Musik sind das 'Was' und das 'Wie' unerschöpflich."
But he was tough when it came to music. He said, "There are only two things that matter in music: what and how. And the thing about classical music, that what and how, it's inexhaustible."
Das war seine Leidenschaft für Musik. Meine Eltern liebten sie wirklich. Sie wussten nicht viel darüber, aber sie gaben mir die Gelegenheit, sie zusammen mit ihnen zu entdecken, und durch diese Erinnerung inspiriert, habe ich das Bedürfnis zu versuchen, sie so vielen Menschen wie möglich näher zu bringen, sie irgendwie weiterzugeben, egal mit welchen Mitteln. Wie Menschen zu dieser Musik gelangen, wie sie in ihr Leben kommt, das fasziniert mich sehr.
That was his passion for the music. Both my parents really loved it. They didn't know all that much about it, but they gave me the opportunity to discover it together with them. And I think inspired by that memory, it's been my desire to try and bring it to as many other people as I can, sort of pass it on through whatever means. And how people get this music, how it comes into their lives, really fascinates me.
Eines Tages war ich in den Straßen New Yorks unterwegs und sah einige Kinder zwischen Treppen, Autos und Hydranten Baseball spielen. Ein robuster, schwerfälliger Junge stand auf und nahm den Schläger, er schwang ihn und traf tatsächlich. Er sah dem fliegenden Ball kurz nach und dann jubelte er: "Dah dadaratatatah. Brah dada dadadadah." Er rannte um die Bases. Und ich dachte: Sieh mal einer an. Wie konnte diese österreichische aristokratische Unterhaltungsmusik aus dem 18. Jahrhundert zum Jubelschrei dieses Kindes aus New York werden? Wie wurde sie weitergegeben? Wo hatte er Mozart gehört?
One day in New York, I was on the street and I saw some kids playing baseball between stoops and cars and fire hydrants. And a tough, slouchy kid got up to bat, and he took a swing and really connected. And he watched the ball fly for a second, and then he went, "Dah dadaratatatah. Brah dada dadadadah." And he ran around the bases. And I thought, go figure. How did this piece of 18th century Austrian aristocratic entertainment turn into the victory crow of this New York kid? How was that passed on? How did he get to hear Mozart?
Die klassische Musik betreffend gibt es sehr viel weiterzugeben, viel mehr als Mozart, Beethoven oder Tschaikowsky. Denn die klassische Musik ist eine ungebrochene, lebendige Tradition, die über 1000 Jahre zurückreicht. Und jedes einzelne dieser Jahre hat uns etwas Einzigartiges und Gewaltiges mitzuteilen, nämlich wie es ist, am Leben zu sein.
Well when it comes to classical music, there's an awful lot to pass on, much more than Mozart, Beethoven or Tchiakovsky. Because classical music is an unbroken living tradition that goes back over 1,000 years. And every one of those years has had something unique and powerful to say to us about what it's like to be alive.
Ihre Grundlage ist natürlich einfach die Musik des täglichen Lebens, all die Hymnen, die Lieder zum Tanzen, die Balladen und die Märsche. Aber die klassische Musik fasst all diese Musikgattungen zusammen, reduziert sie auf deren absoluten Kern, und formt aus diesem Kern eine neue Sprache, eine liebevolle und beherzte Sprache, die uns sagt, wer wir wirklich sind. Diese Sprache entwickelt sich immer noch weiter.
Now the raw material of it, of course, is just the music of everyday life. It's all the anthems and dance crazes and ballads and marches. But what classical music does is to distill all of these musics down, to condense them to their absolute essence, and from that essence create a new language, a language that speaks very lovingly and unflinchingly about who we really are. It's a language that's still evolving.
Über die Jahrhunderte hinweg entstanden große, uns bekannte Musikstücke wie Concertos und Symphonien, aber selbst das anspruchsvollste Meisterwerk kann zum Hauptziel haben, Sie zu einem zerbrechlichen und persönlichen Moment zurückzuführen – so wie dieses von Beethovens Violinkonzert. (Musik) Es ist so einfach, so sinnträchtig. Darin scheinen so viele Gefühle zu stecken. Und dennoch, wie alle Musikstücke handelt es von absolut gar nichts. Es ist einfach nur ein Entwurf von Tonhöhen, Pausen und Zeit.
Now over the centuries it grew into the big pieces we always think of, like concertos and symphonies, but even the most ambitious masterpiece can have as its central mission to bring you back to a fragile and personal moment -- like this one from the Beethoven Violin Concerto. (Music) It's so simple, so evocative. So many emotions seem to be inside of it. Yet, of course, like all music, it's essentially not about anything. It's just a design of pitches and silence and time.
Und die Tonhöhen, die Noten, sind, wie Sie wissen, nur Schwingungen. Sie sind Orte im Klangspektrum. Und ob wir sie jetzt mit 440 pro Sekunde, Ton A, oder 3729, Ton B, bezeichnen – glauben Sie mir, das stimmt –, so sind es doch nur Phänomene. Aber die Art und Weise, wie wir auf verschiedene Kombinationen dieser Phänomene reagieren, ist komplex, emotional und noch nicht ganz geklärt. Und die Art, wie wir auf sie reagieren, hat sich über die Jahrhunderte grundlegend geändert, ebenso wie unsere Vorlieben für sie.
And the pitches, the notes, as you know, are just vibrations. They're locations in the spectrum of sound. And whether we call them 440 per second, A, or 3,729, B flat -- trust me, that's right -- they're just phenomena. But the way we react to different combinations of these phenomena is complex and emotional and not totally understood. And the way we react to them has changed radically over the centuries, as have our preferences for them.
So zum Beispiel mochten die Menschen im 11. Jahrhundert Stücke, die so endeten. (Musik) Und im 17. Jahrhundert war es vielmehr so. (Musik) Und im 21. Jahrhundert … (Musik)
So for example, in the 11th century, people liked pieces that ended like this. (Music) And in the 17th century, it was more like this. (Music) And in the 21st century ... (Music)
Ihre heutigen Ohren sind mit diesem letzten Akkord recht zufrieden, obwohl er Sie vor einer Weile noch verwirrt oder verärgert hätte, oder einige von Ihnen aus dem Saal gejagt hätte. Der Grund, warum Sie ihn mögen, liegt, ob Sie es nun wussten oder nicht, darin, dass Sie jahrhundertelange Veränderungen in Musiktheorie und -praxis sowie Modeerscheinungen vererbt bekommen haben.
Now your 21st century ears are quite happy with this last chord, even though a while back it would have puzzled or annoyed you or sent some of you running from the room. And the reason you like it is because you've inherited, whether you knew it or not, centuries-worth of changes in musical theory, practice and fashion.
Und in der klassischen Musik können wir diese Veränderungen ganz genau verfolgen, und zwar wegen des starken und stillen Partners der Musik und der Art, wie sie weitergegeben wurde: der Notation. Den Impuls, Musik zu notieren, oder genauer gesagt, sie zu kodieren, haben wir schon seit sehr langer Zeit. Im Jahr 200 v. Chr. schrieb ein Mann namens Sekulos dieses Lied für seine verstorbene Frau und meißelte es im Notationssystem der Griechen in ihren Grabstein ein. (Musik)
And in classical music we can follow these changes very, very accurately because of the music's powerful silent partner, the way it's been passed on: notation. Now the impulse to notate, or, more exactly I should say, encode music has been with us for a very long time. In 200 B.C., a man named Sekulos wrote this song for his departed wife and inscribed it on her gravestone in the notational system of the Greeks. (Music)
Eintausend Jahre später nahm die Art und Weise des Notierens eine ganz andere Form an. Und wie dies geschah, können Sie in diesem Auszug der Weihnachtsmesse "Puer natus est nobis", "Ein Kind ist uns geboren", sehen. (Musik) Im 10. Jahrhundert wurden kleine Schnörkel benutzt, um nur die allgemeine Form der Melodie anzugeben. Im 12. Jahrhundert wurde dann eine Linie gezogen, eine Art musikalische Horizontlinie, um die Lage der Tonhöhen besser anzuzeigen.
And a thousand years later, this impulse to notate took an entirely different form. And you can see how this happened in these excerpts from the Christmas mass "Puer Natus est nobis," "For Us is Born." (Music) In the 10th century, little squiggles were used just to indicate the general shape of the tune. And in the 12th century, a line was drawn, like a musical horizon line, to better pinpoint the pitch's location.
Im 13. Jahrhundert hielten mehr Linien und neue Notenformen das Melodiekonzept genau fest, und dies führte zu der Art Notation, wie wir sie heute kennen. Durch die Notation wurde nicht nur die Musik weitergegeben, sondern das Notieren und Kodieren der Musik veränderte deren Prioritäten vollständig, weil es den Musikern nun möglich war, sich Musik in einem viel größeren Rahmen vorzustellen.
And then in the 13th century, more lines and new shapes of notes locked in the concept of the tune exactly, and that led to the kind of notation we have today. Well notation not only passed the music on, notating and encoding the music changed its priorities entirely, because it enabled the musicians to imagine music on a much vaster scale.
Inspirierte Improvisationen konnten jetzt aufgeschrieben werden, erhalten bleiben, durchdacht und ausgewählt werden. So entstanden komplexe Musikstücke. Von diesem Moment an wurde klassische Musik zu dem, was sie eigentlich ist, nämlich ein Dialog zwischen den beiden mächtigen Seiten unserer Natur: Instinkt und Intelligenz.
Now inspired moves of improvisation could be recorded, saved, considered, prioritized, made into intricate designs. And from this moment, classical music became what it most essentially is, a dialogue between the two powerful sides of our nature: instinct and intelligence.
An diesem Punkt entstand allmählich ein großer Unterschied zwischen der Kunst des Improvisierens und der Kunst des Komponierens. Ein Improvisator spürt und spielt die nächste geniale Melodie, ein Komponist dagegen berücksichtigt alle Möglichkeiten, probiert und wählt sie aus, bis er erkennt, wie sie ein gewaltiges und zusammenhängendes Musikstück von unübertrefflicher und fortwährender Exzellenz formen können. Einige der größten Komponisten, wie zum Beispiel Bach, vereinten beides in sich. Bach war ein hervorragender Improvisator mit dem Gedächtnis eines Schachmeisters – genauso wie Mozart.
And there began to be a real difference at this point between the art of improvisation and the art of composition. Now an improviser senses and plays the next cool move, but a composer is considering all possible moves, testing them out, prioritizing them out, until he sees how they can form a powerful and coherent design of ultimate and enduring coolness. Now some of the greatest composers, like Bach, were combinations of these two things. Bach was like a great improviser with a mind of a chess master. Mozart was the same way.
Aber jeder Musiker findet ein anderes Gleichgewicht zwischen Glauben und Vernunft, Instinkt und Intelligenz. In jeder musikalischen Epoche gab es diesbezüglich verschiedene Vorlieben, verschiedene Dinge zum Weitergeben, verschiedene "Was" und "Wie". In den ersten acht Jahrhunderten dieser Tradition etwa bestand das große "Was" darin, Gott zu loben und zu preisen. Und ab dem 15. Jahrhundert wurde Musik geschrieben mit dem Versuch, den Geist Gottes widerzuspiegeln, der zum Beispiel an der Struktur des Nachthimmels sichtbar wurde. Das "Wie" war ein Stil, den man als Polyphonie bezeichnet, also Musik, bei der sich viele Stimmen unabhängig voneinander bewegen. Sie sollten die Art und Weise darstellen, wie sich die Planeten in Ptolemäus' geozentrischem Universum zu bewegen schienen. Dies war wahrhaftig die Musik der Sphären. (Musik)
But every musician strikes a different balance between faith and reason, instinct and intelligence. And every musical era had different priorities of these things, different things to pass on, different 'whats' and 'hows'. So in the first eight centuries or so of this tradition the big 'what' was to praise God. And by the 1400s, music was being written that tried to mirror God's mind as could be seen in the design of the night sky. The 'how' was a style called polyphony, music of many independently moving voices that suggested the way the planets seemed to move in Ptolemy's geocentric universe. This was truly the music of the spheres. (Music)
Diese Art Musik hat Leonardo DaVinci sicher gekannt und vielleicht bedeutete ihre ungeheure intellektuelle Perfektion und ruhige Heiterkeit, dass etwas Neues geschehen musste – eine radikale Veränderung, die um 1600 dann auch wirklich geschah. (Musik) Sänger: Weh, grausames Verhängnis! Weh, hartes, erbarmungsloses Schicksal! Weh, schmähliche Sterne! Weh, niederträchtiger Himmel!
This is the kind of music that Leonardo DaVinci would have known. And perhaps its tremendous intellectual perfection and serenity meant that something new had to happen -- a radical new move, which in 1600 is what did happen. (Music) Singer: Ah, bitter blow! Ah, wicked, cruel fate! Ah, baleful stars! Ah, avaricious heaven!
MTT: Dies war natürlich die Geburtsstunde der Oper und deren Entwicklung brachte die Musik auf einen völlig neuen Weg. Das "Was" bestand nun nicht mehr darin, den Geist Gottes widerzuspiegeln, sondern den emotionalen Turbulenzen des Menschen zu folgen, und das "Wie" war Harmonie, also die Töne zu anzuhäufen, um Akkorde zu formen.
MTT: This, of course, was the birth of opera, and its development put music on a radical new course. The what now was not to mirror the mind of God, but to follow the emotion turbulence of man. And the how was harmony, stacking up the pitches to form chords.
Und wie sich herausstellte, war es mit Akkorden möglich, unglaubliche Gefühlsvariationen darzustellen. Die Grundakkorde verwenden wir heute noch, die Dreiklänge, entweder den Dur-Dreiklang, den wir als glücklich empfinden, oder den Moll-Dreiklang, den wir als traurig wahrnehmen. Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen diesen zwei Akkorden? Im Grunde sind es nur diese zwei Töne in der Mitte. Es ist entweder der Ton E mit 659 Schwingungen pro Sekunde oder der Ton Es mit 622. Also der große Unterschied zwischen menschlicher Freude und Trauer? 37 verdammte Schwingungen.
And the chords, it turned out, were capable of representing incredible varieties of emotions. And the basic chords were the ones we still have with us, the triads, either the major one, which we think is happy, or the minor one, which we perceive as sad. But what's the actual difference between these two chords? It's just these two notes in the middle. It's either E natural, and 659 vibrations per second, or E flat, at 622. So the big difference between human happiness and sadness? 37 freakin' vibrations.
Wie Sie sehen können, gab es in einem System wie diesem ein enorm subtiles Potential, menschliche Gefühle darzustellen. Und tatsächlich, als der Mensch begann, seine komplexe und zwiespältige Natur besser zu verstehen, wurden die Harmonien immer komplexer, um dieses Verständnis auszudrücken. Es stellte sich heraus, dass man mit Musik in der Lage war, Gefühle auszudrücken, die man mit Worten nicht beschreiben konnte.
So you can see in a system like this there was enormous subtle potential of representing human emotions. And in fact, as man began to understand more his complex and ambivalent nature, harmony grew more complex to reflect it. Turns out it was capable of expressing emotions beyond the ability of words.
Aufgrund all dieser Möglichkeiten wuchs die klassische Musik in der Tat über sich hinaus. Es war die Zeit, in der all die großen Gattungen aufkamen. Man bekam auch die Auswirkung der Technik allmählich zu spüren, da durch den Buchdruck Musik, Partituren, Notenbücher in die Hände der Künstler überall auf der Welt gelangten. Durch neue und verbesserte Instrumente brach das Zeitalter der Virtuosen an. Zu jener Zeit entstanden die großen Formen – die Symphonien, die Sonaten, die Concertos.
Now with all this possibility, classical music really took off. It's the time in which the big forms began to arise. And the effects of technology began to be felt also, because printing put music, the scores, the codebooks of music, into the hands of performers everywhere. And new and improved instruments made the age of the virtuoso possible. This is when those big forms arose -- the symphonies, the sonatas, the concertos.
Und mit den großen Werken jener Zeit konnten Komponisten wie Beethoven die Erkenntnisse eines ganzen Lebens teilen. Ein Stück wie Beethovens Fünfte zeigte im Grunde, wie er beginnend bei Kummer und Zorn in nur einer halben Stunde Schritt für Schritt einen Weg zurücklegen konnte und schließlich den Moment erreichte, wo er Freude fand. (Musik)
And in these big architectures of time, composers like Beethoven could share the insights of a lifetime. A piece like Beethoven's Fifth basically witnessing how it was possible for him to go from sorrow and anger, over the course of a half an hour, step by exacting step of his route, to the moment when he could make it across to joy. (Music)
Und es stellte sich heraus, dass die Symphonie für komplexere Themen genutzt werden konnte, so kulturell ergreifende Themen wie den Nationalismus, das Streben nach Freiheit oder die Grenzen der Sinnlichkeit. Aber ganz gleich welche Richtung die Musik nahm, eines blieb bis vor kurzem unverändert, nämlich die Tatsache, dass wenn die Musiker aufhörten zu spielen, dann hörte auch die Musik auf.
And it turned out the symphony could be used for more complex issues, like gripping ones of culture, such as nationalism or quest for freedom or the frontiers of sensuality. But whatever direction the music took, one thing until recently was always the same, and that was when the musicians stopped playing, the music stopped.
Und dieser Moment fasziniert mich sehr. Er ist so tiefgründig. Was geschieht, wenn die Musik aufhört? Wo geht sie hin? Was bleibt davon übrig? Was behalten die Zuhörer im Publikum am Ende der Darbietung? Eine Melodie oder einen Rhythmus oder eine Stimmung oder eine Einstellung? Und wie könnte dies ihr Leben verändern?
Now this moment so fascinates me. I find it such a profound one. What happens when the music stops? Where does it go? What's left? What sticks with people in the audience at the end of a performance? Is it a melody or a rhythm or a mood or an attitude? And how might that change their lives?
Das ist für mich die intime und persönliche Seite der Musik. An diesem Punkt geschieht die Weitergabe. Hier kommt das "Warum" ins Spiel und das ist für mich das Wesentlichste von allem. Meistens wurde sie von Mensch zu Mensch, von Lehrer zu Schüler, von Künstler zu Publikum weitergegeben. Dann um 1880 kam diese neue Technologie auf, die von mechanisch über analog bis hin zu digital auf neue und wunderbare, wenngleich unpersönliche Art und Weise Musik weitergeben konnte. Menschen konnten nun jederzeit Musik hören. Es war nicht nötig, dass sie ein Instrument spielten, Noten lesen konnten oder gar in Konzerte gingen.
To me this is the intimate, personal side of music. It's the passing on part. It's the 'why' part of it. And to me that's the most essential of all. Mostly it's been a person-to-person thing, a teacher-student, performer-audience thing, and then around 1880 came this new technology that first mechanically then through analogs then digitally created a new and miraculous way of passing things on, albeit an impersonal one. People could now hear music all the time, even though it wasn't necessary for them to play an instrument, read music or even go to concerts.
Die Technologie demokratisierte die Musik, indem sie alles verfügbar machte. Sie führte eine kulturelle Revolution an, in der für Künstler wie Caruso und Bessie Smith die gleichen Bedingungen galten. Die Technologie trieb Komponisten zu gewaltigen Extremen an, sie benutzten Computer und Synthesizer, um Werke von intellektuell undurchdringlicher Komplexität zu schaffen, die über die Möglichkeiten der Künstler und der Zuhörer hinausgingen.
And technology democratized music by making everything available. It spearheaded a cultural revolution in which artists like Caruso and Bessie Smith were on the same footing. And technology pushed composers to tremendous extremes, using computers and synthesizers to create works of intellectually impenetrable complexity beyond the means of performers and audiences.
Zur gleichen Zeit verschob die Technologie, die nun die Rolle der Notation übernahm, das Gleichgewicht der Musik zwischen Instinkt und Intelligenz ganz klar auf die Seite des Instinkts. Die Kultur, in der wir jetzt leben, ist überflutet mit Improvisationsmusik, die geschnitten, gemischt, übereinander gelegt, und, weiß der Geier, vertrieben und verkauft wird. Was sind die langfristigen Folgen für uns und die Musik? Das weiß niemand.
At the same time technology, by taking over the role that notation had always played, shifted the balance within music between instinct and intelligence way over to the instinctive side. The culture in which we live now is awash with music of improvisation that's been sliced, diced, layered and, God knows, distributed and sold. What's the long-term effect of this on us or on music? Nobody knows.
Doch eine Frage bleibt: Was geschieht, wenn die Musik aufhört? Was behalten die Menschen? Jetzt, da wir unbegrenzten Zugang zu Musik haben, was behalten wir wirklich von ihr?
The question remains: What happens when the music stops? What sticks with people? Now that we have unlimited access to music, what does stick with us?
Lassen Sie mich an einer Geschichte zeigen, was ich mit "tatsächlich behalten" meine. Ich besuchte einen Cousin von mir in einem Altersheim, und ich sah einen sehr zittrigen alten Mann, der mit einer Gehhilfe durch den Raum ging. Er ging zu einem Klavier, das dort stand, setzte sich hin und begann so etwas wie das hier zu spielen. (Musik)
Well let me show you a story of what I mean by "really sticking with us." I was visiting a cousin of mine in an old age home, and I spied a very shaky old man making his way across the room on a walker. He came over to a piano that was there, and he balanced himself and began playing something like this. (Music)
Dann sagte er etwas wie: "Ich … Junge … Symphonie … Beethoven." Und plötzlich war es mir klar und ich sagte: "Mensch, wolltest du vielleicht das hier spielen?" (Musik) Und er sagte: "Ja, genau. Ich war ein kleiner Junge. Die Symphonie, Isaac Stern, das Concerto, ich habe es gehört." Und ich dachte, mein Gott, wie viel muss diese Musik diesem Mann bedeuten, dass er dafür aus dem Bett aufsteht, durch den Raum geht, um die Erinnerung an diese Musik wiederzuerlangen, die, nachdem alles andere aus seinem Leben verschwindet, ihm noch so viel bedeutet?
And he said something like, "Me ... boy ... symphony ... Beethoven." And I suddenly got it, and I said, "Friend, by any chance are you trying to play this?" (Music) And he said, "Yes, yes. I was a little boy. The symphony: Isaac Stern, the concerto, I heard it." And I thought, my God, how much must this music mean to this man that he would get himself out of his bed, across the room to recover the memory of this music that, after everything else in his life is sloughing away, still means so much to him?
Genau aus diesem Grund nehme ich jede Vorstellung so ernst und genau deswegen bedeutet es mir so viel. Ich weiß nie, wer da sein wird, wer die Musik in sich aufnehmen wird und was mit ihr in ihrem Leben geschehen wird.
Well, that's why I take every performance so seriously, why it matters to me so much. I never know who might be there, who might be absorbing it and what will happen to it in their life.
Aber jetzt bin ich begeistert, dass es mehr Möglichkeiten denn je gibt, diese Musik zu teilen. Das gibt mir den Ansporn für Projekte wie die Fernsehserie "Keeping Score" mit dem San Francisco Symphonieorchester, welche die Hintergrundgeschichten der Musik betrachtet, und dafür, mit jungen Musikern beim New World Symphonieorchester an Projekten zu arbeiten, die das Potential der neuen Zentren für darstellende Künste für Unterhaltung und Bildung erkunden.
But now I'm excited that there's more chance than ever before possible of sharing this music. That's what drives my interest in projects like the TV series "Keeping Score" with the San Francisco Symphony that looks at the backstories of music, and working with the young musicians at the New World Symphony on projects that explore the potential of the new performing arts centers for both entertainment and education.
Und natürlich führte das New World Symphonieorchester zum YouTube-Symphonieorchester und zu Projekten im Internet, die Musiker und Zuhörer auf der ganzen Welt erreichen. Das Spannende daran ist, dass all dies nur ein Prototyp ist. Es gibt dabei eine Rolle für so viele Menschen – Lehrer, Eltern, Künstler –, alles gemeinsam zu entdecken. Sicherlich erregen die großen Veranstaltungen viel Aufmerksamkeit, aber was wirklich zählt, ist, was an jedem einzelnen Tag passiert. Wir brauchen Ihre Perspektiven, Ihre Neugier, Ihre Stimmen.
And of course, the New World Symphony led to the YouTube Symphony and projects on the internet that reach out to musicians and audiences all over the world. And the exciting thing is all this is just a prototype. There's just a role here for so many people -- teachers, parents, performers -- to be explorers together. Sure, the big events attract a lot of attention, but what really matters is what goes on every single day. We need your perspectives, your curiosity, your voices.
Es begeistert mich, Menschen wie Wanderer, Küchenchefs, Programmierer und Taxifahrer zu treffen. Menschen, bei denen ich nie vermutet hätte, dass sie diese Musik lieben und sie weitergeben. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, wenn Sie nichts wissen. Wenn Sie neugierig sind, wenn Sie die Fähigkeit zum Staunen besitzen, wenn Sie offen sind, haben Sie alles, was Sie brauchen. Sie können überall anfangen. Schweifen Sie ein wenig umher. Folgen Sie Spuren. Verirren Sie sich. Lassen Sie sich überraschen, inspirieren und amüsieren Sie sich. All das „Was“, all das „Wie“ wartet dort draußen auf Sie, damit Sie deren „Warum“ entdecken, darin eintauchen und es weitergeben.
And it excites me now to meet people who are hikers, chefs, code writers, taxi drivers, people I never would have guessed who loved the music and who are passing it on. You don't need to worry about knowing anything. If you're curious, if you have a capacity for wonder, if you're alive, you know all that you need to know. You can start anywhere. Ramble a bit. Follow traces. Get lost. Be surprised, amused inspired. All that 'what', all that 'how' is out there waiting for you to discover its 'why', to dive in and pass it on.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Thank you.
(Applaus)
(Applause)