Im März 2017 hat der Bürgermeister von Kapstadt offiziell einen lokalen Notstand ausgerufen, da nur noch nutzbares Wasser für knapp vier Monate übrig war. Die Wasserverbrauch für Einwohner wurde auf 100 Liter pro Tag beschränkt. Was bedeutet das? Mit 100 Liter Wasser am Tag können Sie fünf Minuten duschen, zweimal Ihr Gesicht waschen, und ungefähr fünf Mal die Toilettenspülung betätigen. Sie haben Sie sich dann noch nicht die Zähne geputzt, keine Wäsche gewaschen, und definitiv noch keine Pflanzen gegossen. Leider haben Sie sich nach den fünf Klospülungen nicht die Hände gewaschen. Und Sie haben keinen Schluck getrunken. Der Bürgermeister sagte, dies bedeute eine neue Beziehung zum Wasser.
In March 2017, the mayor of Cape Town officially declared Cape Town a local disaster, as it had less than four months left of usable water. Residents were restricted to 100 liters of water per person, per day. But what does that really mean? With 100 liters of water per day, you can take a five-minute shower, wash your face twice and probably flush the toilet about five times. You still didn't brush your teeth, you didn't do laundry, and you definitely didn't water your plants. You, unfortunately, didn't wash your hands after those five toilet flushes. And you didn't even take a sip of water. The mayor described this as that it means a new relationship with water.
Heute, 7 Monate später, kann ich Ihnen zwei Dinge aus meiner zweiten Heimat berichten.
Today, seven months later, I can share two things about my second home with you.
Erstens: Kapstadt ging bisher noch nicht das Wasser aus. Doch seit dem 3. September wurde das 100-Liter-Limit auf 87 Liter verringert. Der Bürgermeister erklärte die permanente Dürre als die neue Norm.
First: Cape Town hasn't run out of water just yet. But as of September 3rd, the hundred-liter limit dropped to 87 liters. The mayor defined the city's new normal as one of permanent drought.
Zweitens: Was in Kapstadt passiert, wird auch in vielen anderen Städten und Länder der Welt passieren. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN -- die Länder ohne Daten ausgenommen -- leben weniger als 5 Prozent der Weltbevölkerung in einem Land, das jetzt mehr Wasser als vor 20 Jahren hatte. Alle anderen leben in Ländern, die heute weniger Wasser haben. Und ungefähr einer von dreien lebt in einem Land, dem eine Wasserkrise bevorsteht.
Second: what's happening in Cape Town is pretty much coming to many other cities and countries in the world. According to the Food and Agriculture Organization of the United Nations, excluding countries that we don't have data for, less than five percent of the world's population is living in a country that has more water today than it did 20 years ago. Everyone else is living in a country that has less water today. And nearly one out of three are living in a country that is facing a water crisis.
Ich wuchs in Jordanien auf. Ein wasserarmes Land mit absoluter Wasserknappheit seit 1973. Auch 2017 haben nur 10 Länder weniger Wasser als Jordanien. Mit Wassermangel zu leben hat sich in meine Seele eingeprägt. Als ich alt genug war, um meinen Namen zu schreiben, lernte ich auch, dass ich Wasser sparen musste. Meine Eltern erinnerten uns Geschwister ständig daran, den Hahn zuzudrehen, wenn wir die Zähne putzten. Wir befüllten Ballons mit Mehl statt mit Wasser, wenn wir spielten. Es macht trotzdem viel Spaß.
I grew up in Jordan, a water-poor country that has experienced absolute water scarcity since 1973. And still, in 2017, only 10 countries in the world have less water than Jordan. So dealing with a lack of water is quite ingrained in my soul. As soon as I was old enough to learn how to write my name, I also learned that I need to conserve water. My parents would constantly remind my siblings and I to close the tap when we brushed our teeth. We used to fill balloons with flour instead of water when we played. It's just as much fun, though.
(Lachen)
(Laughter)
Vor ein paar Jahren, als Freunde und ich den Eiskübel-Wettbewerb machen wollten, nahmen wir dafür Sand.
And a few years ago, when my friends and I were dared to do the Ice Bucket Challenge, we did that with sand.
(Lachen)
(Laughter)
Vielleicht denken Sie, naja, das ist leicht, Sand ist nicht eiskalt. Ich verspreche Ihnen, Sand bleibt überall hängen und es dauert Ewigkeiten, ihn loszuwerden.
And you might think that, you know, that's easy, sand is not ice cold. I promise you, sand goes everywhere, and it took ages to get rid of it.
Was mir noch nicht klar war, als ich als Kind mit Mehlballons spielte, als ich mir als Erwachsener Sand auf den Kopf schüttete, ist, dass manche Methoden, die mir selbstverständlich sind -- und anderen, die in trockenen Ländern leben -- uns allen bei der schnell näherkommenden globalen Krise helfen können. Ich möchte Ihnen heute von drei Lektionen berichten. Drei Erkenntnisse aus wasserarmen Ländern, die zeigen, wie sie trotz der Wasserkrise überleben und sogar aufblühen konnten.
But what perhaps I didn't realize as I played with flour balloons as a child, and as I poured sand on my head as an adult, is that some of the techniques that seem second nature to me and to others who live in dry countries might help us all address what is fast becoming a global crisis. I wish to share three lessons today, three lessons from water-poor countries and how they survived and even thrived despite their water crisis.
Lektion 1: Sag den Menschen, wie viel Wasser sie wirklich haben. Um das Problem zu lösen müssen wir akzeptieren, dass wir eines haben. Beim Thema Wasser können Menschen leicht die Augen verschließen. Sie meinen, da das Wasser jetzt aus dem Wasserhahn kommt, wird es für immer so bleiben. Doch einige kluge, dürregeplagten Länder haben einfache und innovative Maßnahmen ergriffen, um ihre Bürger, Gemeinden und Unternehmen wissen zu lassen, wie trocken ihr Land wirklich ist.
Lesson one: tell people how much water they really have. In order to solve a problem, we need to acknowledge that we have one. And when it comes to water, people can easily turn a blind eye, pretending that since water is coming out of the tap now, everything will be fine forever. But some smart, drought-affected countries have adopted simple, innovative measures to make sure their citizens, their communities and their companies know just how dry their countries are.
Als ich Anfang diesen Jahres in Kapstadt war, sah ich eine elektronische Anzeigetafel auf der Autobahn. Sie zeigte, wie viel Wasser die Stadt noch übrig hatte. Diese Idee könnte gut aus Australien übernommen worden sein, als dort von 1997 bis 2009 die schlimmste Dürre in der Geschichte des Landes war. Der Wasserstand in Melbourne sank auf fast 26 Prozent ab. Aber die Stadt hat die Menschen nicht beschimpft. Sie flehte die Menschen nicht an, kein Wasser zu nutzen. Sie nutzen elektronische Anzeigen des Wasserstandes, um in der ganzen Stadt die Leute zu informieren. Sie sagten den Menschen offen, wie viel Wasser sie noch haben und ließen sie selbst Verantwortung übernehmen. Gegen Ende der Dürre erschaffte dies ein großes Dringlichkeitsverständnis und ein Gemeinschaftsgefühl. Fast jeder zehnte Bürger in Melbourne investierte in Regenwasserbehälter für den eigenen Haushalt. Doch das Bürgerengagement ging weiter als Wassertanks. Mit der Unterstützung der Stadt konnten sie etwas viel Bedeutenderes schaffen.
When I was in Cape Town earlier this year, I saw this electronic billboard on the freeway, indicating how much water the city had left. This is an idea they may well have borrowed from Australia when it faced one of the worst droughts of the country's history from 1997 to 2009. Water levels in Melbourne dropped to a very low capacity of almost 26 percent. But the city didn't yell at people. It didn't plead with them not to use water. They used electronic billboards to flash available levels of water to all citizens across the city. They were honestly telling people how much water they really have, and letting them take responsibility for themselves. By the end of the drought, this created such a sense of urgency as well as a sense of community. Nearly one out of three citizens in Melbourne had invested in installing rainwater holding tanks for their own households. Actions that citizens took didn't stop at installing those tanks. With help from the city, they were able to do something even more impactful.
Das bringt mich zu Lektion 2: Unterstütze die Menschen beim Wassersparen. Melbourne wollte, dass die Menschen zuhause weniger Wasser verbrauchen. Eine Möglichkeit wären kürzere Duschgänge. Doch Interviews ergaben, dass einige Leute, besonders Frauen, nicht so gerne auf diesem Weg sparen wollten. Einige sagten aufrichtig: "Die Dusche ist nicht nur zum Waschen da. Sie ist mein Heiligtum. Sie ist mein Erholungsort, nicht nur zur Reinigung." Also bot die Stadt wassersparende Duschköpfe kostenlos an. Doch nun fanden viele die Duschköpfe hässlich, oder sie passten nicht zu ihren Bädern. Deshalb entwickelte das "Duschkopf-Team" einen kleinen Wasserflussregler, der in bereits angebaute Duschköpfe eingesetzt werden kann. Auch wenn das Duschkopf-Design für mich nicht so entscheidend ist, bewundere ich, dass das Team nie aufgegeben hat und stattdessen eine einfache, einzigartige Lösung fand, um das Wassersparen zu unterstützen. Innerhalb von vier Jahren wurden mehr als 460.000 Duschköpfe ersetzt. Als der kleine Regler eingeführt wurde, wurden mehr als 100.000 Bestellungen erledigt. Melbourne gelang es, den Wasserverbrauch pro Kopf um 50 Prozent zu senken.
Taking me to lesson two: empower people to save water. Melbourne wanted people to spend less water in their homes. And one way to do that is to spend less time in the shower. However, interviews revealed that some people, women in particular, weren't keen on saving water that way. Some of them honestly said, "The shower is not just to clean up. It's my sanctuary. It's a space I go to relax, not just clean up." So the city started offering water-efficient showerheads for free. And then, now some people complained that the showerheads looked ugly or didn't suit their bathrooms. So what I like to call "The Showerhead Team" developed a small water-flow regulator that can be fitted into existing showerheads. And although showerhead beauty doesn't matter much to me, I loved how the team didn't give up and instead came up with a simple, unique solution to empower people to save water. Within a span of four years, more than 460,000 showerheads were replaced. When the small regulator was introduced, more than 100,000 orders of that were done. Melbourne succeeded in reducing the water demands per capita by 50 percent.
In den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem zweit-trockensten Land der Erde, entwickelten Beamte 2010 ein "Toolkit für Unternehmenshelden". Das Ziel war, große Betriebe zu bestärken, den Wasser- und Stromverbrauch zu senken. Der Werkzeugkasten lehrte Betriebe, wie man den bisherigen Verbrauch messen und mithilfe von Tipps verringern kann. Und es funktionierte. Hunderte Organisationen haben die Werkzeuge heruntergeladen. Und einige von ihnen traten dem sogenannten "Netzwerk der Unternehmenshelden" bei, in dem sich die Betriebe freiwillig Entwicklungsziele für ihr Verbrauchsvolumen setzen können, innerhalb jährlicher Zeitabstände. Betriebe, die ihr Ziel erreichten, sparten durchschnittlich 35 % Wasser. Und eine Firma, zum Beispiel, implementierte so viele Spartipps wie nur möglich in den Büroräumen. Sie ersetzten Toilettenspültechniken, Wasserhähne, Duschköpfe -- und vieles andere. Wenn es Wasser sparte, wurde es eingesetzt. Damit wurde der Wasserverbrauch der Angestellten halbiert.
In the United Arab Emirates, the second-most water-scarce country in the world, officials designed what they called the "Business Heroes Toolkit" in 2010. The aim was to motivate and empower businesses to reduce water and energy consumption. The toolkit practically taught companies how to measure their existing water-consumption levels and consisted of tips to help them reduce those levels. And it worked. Hundreds of organizations downloaded the toolkit. And several of them joined what they called the "Corporate Heroes Network," where companies can voluntarily take on a challenge to reduce their water-consumption levels to preset targets within a period of one year. Companies which completed the challenge saved on average 35 percent of water. And one company, for example, implemented as many water-saving tips as they could in their office space. They replaced their toilet-flushing techniques, taps, showerheads -- you name it. If it saved water, they replaced it, eventually reducing their employees' water consumption by half.
Einzelpersonen und Betriebe beim Wassersparen zu bestärken ist so wichtig, aber doch nicht ausreichend. Die Länder müssen über den Status Quo hinausschauen und nationale Maßnahmen ergreifen, um Wasser zu sparen.
Empowering individuals and companies to save water is so critical, yet not sufficient. Countries need to look beyond the status quo and implement country-level actions to save water.
Was mich zu Lektion 3 bringt: schauen Sie unter die Oberfläche. Wasservorräte können aus unerwarteten Quellen kommen. Singapur ist das acht-trockenste Land der Erde. Es ist zu fast 60 % auf Wasserimporte angewiesen. Es ist auch eine kleine Insel. Deshalb braucht es so viel Fläche wie möglich zum Sammeln von Regenwasser. 2008 bauten sie den Marina-Damm. Er ist das erste urbane Wasserreservoir mitten in dem Stadtstaat. Er das größte Wassereinzugsgebiet des Landes, fast 1/6 so groß wie Singapur selbst. Was am Marina-Damm so faszinierend ist, dass er so gebaut wurde, dass seine Größe optimal genutzt wird, an einem unerwarteten aber dennoch wichtigen Standort. Er bringt dem Land drei Vorteile: Er hat Singapurs Wasser- versorgung um 10 % gesteigert, er schützt das umliegende Tiefland vor Überflutung, weil es mit dem Meer verbunden ist, und, wie Sie sehen können, ist er eine wunderschöne kulturelle Attraktion, wo viele Veranstaltungen bereits stattfanden. Von Kunstausstellungen zu Musikfestivals hat er Jogger, Fahrradfahrer und Touristen aus der Umgebung angelockt.
Taking me to lesson three: look below the surface. Water savings can come from unexpected places. Singapore is the eighth most water-scarce country in the world. It depends on imported water for almost 60 percent of its water needs. It's also a very small island. As such, it needs to make use of as much space as possible to catch rainfall. So in 2008, they built the Marina Barrage. It's the first-ever urban water reservoir built in the middle of the city-state. It's the largest water catchment in the country, almost one-sixth the size of Singapore. What's so amazing about the Marina Barrage is that it has been built to make the maximum use of its large size and its unexpected yet important location. It brings three valuable benefits to the country: it has boosted Singapore's water supply by 10 percent; it protects low areas around it from floods because of its connection to the sea; and, as you can see, it acts as a beautiful lifestyle attraction, hosting several events, from art exhibitions to music festivals, attracting joggers, bikers, tourists all around that area.
Nicht alle Initiativen müssen umwerfend oder sogar sichtbar sein. Meine erste Heimat, Jordanien, erkannte, dass die Landwirtschaft den Großteil des regionalen Frischwassers verbraucht. Sie wollten die Farmer ermutigen, wassersparende Samen zu verwenden. Um das zu erreichen setzt die lokale Landwirtschaft den Fokus auf Dattelpalmen und Weinreben. Diese beiden sind viel toleranter gegenüber trockenen Bedingungen als anderes Obst und Gemüse, und werden gleichzeitig als nährstoffreiche Samen sowohl national als auch international geschätzt.
Now, not all initiatives need to be stunning or even visible. My first home, Jordan, realized that agriculture is consuming the majority of its fresh water. They really wanted to encourage farmers to focus on growing low water-intensive crops. To achieve that, the local agriculture is increasing its focus on date palms and grapevines. Those two are much more tolerant to drought conditions than many other fruits and vegetables, and at the same time, they are considered high-value crops, both locally and internationally.
Einheimische in Namibia, einem der aridesten Länder Südafrikas, haben seit 1968 recyceltes Wasser getrunken. Sie sagen vielleicht, dass viele Länder Wasser recyceln. Ich stimme Ihnen zu. Doch nur wenige nutzen es zum Trinken, vor allem weil sie den Gedanken nicht mögen, dass sich das Wasser ihrer Toiletten in den Wasserhähnen wiederfindet. Aber Namibia kann sich solches Denken nicht leisten. Sie sahen unter die Oberfläche um Wasser zu sparen. Sie sind nun ein großartiges Beispiel, wie Länder durch die Aufbereitung der Abwässer auf Trinkwasserniveau ihren Wassermangel mildern und in Namibias Fall sogar für mehr als 300.000 Bürger der Hauptstadt Trinkwasser anbieten können.
Locals in Namibia, one of the most arid countries in Southern Africa, have been drinking recycled water since 1968. Now, you may tell me many countries recycle water. I would say yes. But very few use it for drinking purposes, mostly because people don't like the thought of water that was in their toilets going to their taps. But Namibia could not afford to think that way. They looked below the surface to save water. They are now a great example of how, when countries purify waste water to drinking standards, they can ease their water shortages, and in Namibia's case, provide drinking water for more than 300,000 citizens in its capital city.
Während mehr ehemalige wasserreiche Länder wasserarm werden, sage ich, dass wir das Rad nicht neu erfinden müssen. Wenn wir uns nur die wasserarmen Länder ansehen, sind die Lösungen vorhanden. Es ist nun wirklich an uns allen, zu handeln.
As more countries which used to be more water rich are becoming water scarce, I say we don't need to reinvent the wheel. If we just look at what water-poor countries have done, the solutions are out there. Now it's really just up to all of us to take action.
Danke.
Thank you.
(Applaus)
(Applause)