Chris Anderson: Julian, willkommen. Es wird berichtet, dass WikiLeaks, dein Kind, in den letzten paar Jahren mehr Geheimdokumente veröffentlicht hat als die restlichen Medien der Welt zusammen. Kann das wirklich möglich sein?
Chris Anderson: Julian, welcome. It's been reported that WikiLeaks, your baby, has, in the last few years has released more classified documents than the rest of the world's media combined. Can that possibly be true?
Julian Assange: Yeah, kann das wirklich möglich sein? Es ist besorgniserregend - nicht? -, dass die Medien der Welt so einen schlechten Job machen, dass eine kleine Gruppe von Aktivisten in der Lage ist, mehr von dieser Art Informationen zu veröffentlichen als der Rest der Weltpresse zusammen.
Julian Assange: Yeah, can it possibly be true? It's a worry -- isn't it? -- that the rest of the world's media is doing such a bad job that a little group of activists is able to release more of that type of information than the rest of the world press combined.
CA: Wie funktioniert das? Wie können Leute bei euch Dokumente veröffentlichen? Und wie sichert ihr deren Privatsphäre?
CA: How does it work? How do people release the documents? And how do you secure their privacy?
JA: Nun, es gibt -- soweit wir wissen -- klassische Whistleblower. Und wir haben eine Reihe von Wegen für sie, wie sie uns Informationen geben können. Wir benützen nur die modernsten Verschlüsselungsmethoden um die Dinge durch das Internet zu jagen, damit Spuren verwischt werden, wir dirigieren sie durch Rechtsräume wie Schweden und Belgien um deren Rechtsschutz mitnutzen zu können. Wir bekommen Informationen per Post, die normale Briefpost, verschlüsselt oder auch nicht, wir überprüfen sie wie jede reguläre Nachrichtorganisation, formatieren sie -- was manchmal gar nicht so einfach zu machen ist, wenn wir über riesige Datenbank von Informationen reden -- veröffentlichen es und dann verteidigen wir uns gegen die unvermeidlichen rechtlichen und politischen Angriffe.
JA: So these are -- as far as we can tell -- classical whistleblowers, and we have a number of ways for them to get information to us. So we use this state-of-the-art encryption to bounce stuff around the Internet, to hide trails, pass it through legal jurisdictions like Sweden and Belgium to enact those legal protections. We get information in the mail, the regular postal mail, encrypted or not, vet it like a regular news organization, format it -- which is sometimes something that's quite hard to do, when you're talking about giant databases of information -- release it to the public and then defend ourselves against the inevitable legal and political attacks.
CA: Dann bemüht ihr euch also, sicher zu stellen, dass die Dokumente legitim sind. Aber tatsächlich kennt ihr fast nie die Identität der Quelle.
CA: So you make an effort to ensure the documents are legitimate, but you actually almost never know who the identity of the source is?
JA: Ja, das stimmt. Das erfahren wir nur sehr selten. Und wenn wir es irgendwann herausfinden, dann zerstören wir diese Information so schnell wie möglich. (Telefonklingeln) So ein Mist.
JA: That's right, yeah. Very rarely do we ever know, and if we find out at some stage then we destroy that information as soon as possible. (Phone ring) God damn it.
(Gelächter)
(Laughter)
CA: Ich glaube, die CIA fragt nach dem Code für eine TED Mitgliedschaft.
CA: I think that's the CIA asking what the code is for a TED membership.
(Lachen)
(Laughter)
Dann nehmen wir doch ein Beispiel. Dies ist etwas, dass ihr vor einigen Jahren geleakt habt. Wenn wir das Dokument mal zeigen könnten... Das war eine Geschichte in Kenia vor ein paar Jahren. Kannst du uns erzählen, was ihr geleakt habt und was passiert ist?
So let's take [an] example, actually. This is something you leaked a few years ago. If we can have this document up ... So this was a story in Kenya a few years ago. Can you tell us what you leaked and what happened?
JA: Ja, das ist der Kroll Report. Das war ein Geheimdienstreport, der von der kenianischen Regierung in Auftrag gegegen wurde nach den Wahlen 2004. Vor 2004 wurde Kenia von Daniel arap Moi regiert mehr als 18 Jahre lang. Er war ein sanfter Diktator in Kenia. Und als Kibaki an die Macht kam -- durch eine Koalition von Kräften, die versuchten mit der Korruption in Kenia aufzuräumen -- sie gaben diesen Bericht in Auftrag, gaben mehr als zwei Millionen Pfund aus für diesen und einen weiteren Bericht. Und dann behielt ihn die Regierung für sich und benutzte ihn als politisches Druckmittel gegen Moi, der der reichste Mann war -- immer noch der reichste Mann in Kenia ist. Es ist der heilige Gral im kenianischen Journalismus. Ich bin 2007 dort gewesen und wir haben es geschafft, das in die Hände zu bekommen kurz vor den Wahlen -- den nationalen Wahlen am 28. Dezember. Als wir den Bericht veröffentlichten, taten wir das drei Tage nachdem der neue Präsident, Kibaki, beschlossen hatte, sich mit dem Mann zu verbünden, den er beseitigen wollte. Danial arap Moi. Dieser Bericht wurde also zu einer Belastung für Präsident Kibaki.
JA: So this is the Kroll Report. This was a secret intelligence report commissioned by the Kenyan government after its election in 2004. Prior to 2004, Kenya was ruled by Daniel arap Moi for about 18 years. He was a soft dictator of Kenya. And when Kibaki got into power -- through a coalition of forces that were trying to clean up corruption in Kenya -- they commissioned this report, spent about two million pounds on this and an associated report. And then the government sat on it and used it for political leverage on Moi, who was the richest man -- still is the richest man -- in Kenya. It's the Holy Grail of Kenyan journalism. So I went there in 2007, and we managed to get hold of this just prior to the election -- the national election, December 28. When we released that report, we did so three days after the new president, Kibaki, had decided to pal up with the man that he was going to clean out, Daniel arap Moi, so this report then became a dead albatross around President Kibaki's neck.
CA: Und -- um die Geschichte abzukürzen -- der Bericht wurde in Kenia bekannt, nicht durch offizielle Medien, sondern indirekt. Und deiner Meinung nach hat er tatsächlich die Wahl beeinflusst. JA: Ja. Das wurde die Titelseite im Guardian und es wurde dann in allen Ländern rund um Kenia gedruckt, in der tansanianischen und südafrikanischen Presse. Und so kam es von draußen hinein. Und darum, nach ein paar Tagen, fühlte sich die kenianische Presse sicher, darüber zu berichten. Und es lief 20 Tage hintereinander im kenianischen Fernsehen, verlagerte die Wählerstimmen um 10 Prozent, nach einem kenianischen Geheimdienstbericht, was dann das Ergebnis der Wahl verändert hat.
CA: And -- I mean, to cut a long story short -- word of the report leaked into Kenya, not from the official media, but indirectly, and in your opinion, it actually shifted the election. JA: Yeah. So this became front page of the Guardian and was then printed in all the surrounding countries of Kenya, in Tanzanian and South African press. And so it came in from the outside. And that, after a couple of days, made the Kenyan press feel safe to talk about it. And it ran for 20 nights straight on Kenyan TV, shifted the vote by 10 percent, according to a Kenyan intelligence report, which changed the result of the election.
CA: Wow, dann hat also euer Leak ganz wesentlich die Welt verändert?
CA: Wow, so your leak really substantially changed the world?
Ja: Jepp.
JA: Yep.
(Applaus)
(Applause)
CA: Hier -- Wir werden jetzt einen kurzen Clip des Bagdad Luftangriff Videos zeigen. Das Video selbst ist länger. Aber hier ist ein kurzer Ausschnitt. Das ist -- das ist heftiges Material, ich sollte sie warnen.
CA: Here's -- We're going to just show a short clip from this Baghdad airstrike video. The video itself is longer, but here's a short clip. This is -- this is intense material, I should warn you.
Funk: ... nur Scheiß, sobald ihr sie habt macht sie einfach auf. Ich kann es sehen, äh, hab' hier vier Humvees, äh, draußen ... Alles klar. Ok. Ich feuere. Sagt bescheid, wenn ihr sie habt. Lasst uns schießen. Steckt sie alle in Brand. Los, Feuer frei! (Maschinengewehrfeuer) Weiterschießen. Weiterschießen. (Maschinengewehrfeuer) Weiterschießen. Hotel .. Bushmaster Zwei-Sechs, Bushmaster Zwei-Sechs, Bewegung, sofort! Also, wir haben gerade alle acht Individuen erwischt. Yeah, wir sehen zwei Vögel [Helikopter] und wir schießen weiter. Roger, ich hab' sie. Zwei-Sechs, hier ist Zwei-Sechs, wir sind mobil. Ups, Entschuldigung. Worum geht's? Verdammt Kyle. Alles klar, hahaha. Hab' sie getroffen.
Radio: ... just fuckin', once you get on 'em just open 'em up. I see your element, uh, got about four Humvees, uh, out along ... You're clear. All right. Firing. Let me know when you've got them. Let's shoot. Light 'em all up. C'mon, fire! (Machine gun fire) Keep shoot 'n. Keep shoot 'n. (Machine gun fire) Keep shoot 'n. Hotel ... Bushmaster Two-Six, Bushmaster Two-Six, we need to move, time now! All right, we just engaged all eight individuals. Yeah, we see two birds [helicopters], and we're still firing. Roger. I got 'em. Two-Six, this is Two-Six, we're mobile. Oops, I'm sorry. What was going on? God damn it, Kyle. All right, hahaha. I hit 'em.
CA: Wie waren die Auswirkung davon?
CA: So, what was the impact of that?
JA: Die Auswirkungen auf die Leute, die daran arbeiteten, waren beträchtlich. Wir haben am Ende zwei Leute nach Bagdad geschickt, um die Geschichte weiter zu untersuchen. Denn das ist nur der erste von drei Angriffen, die an diesem Schauplatz stattfanden.
JA: The impact on the people who worked on it was severe. We ended up sending two people to Baghdad to further research that story. So this is just the first of three attacks that occurred in that scene.
CA: Aha, ich meine, 11 Menschen starben bei diesem Angriff, richtig und zwei davon arbeiteten bei Reuters?
CA: So, I mean, 11 people died in that attack, right, including two Reuters employees?
JA: Genau, zwei Angestelle von Reuters, zwei kleine Kinder wurden verwundet. Insgesamt wurden zwischen 18 und 26 Menschen getötet.
JA: Yeah. Two Reuters employees, two young children were wounded. There were between 18 and 26 people killed all together.
CA: Und als das veröffentlicht wurde, verursachte es weitreichende Empörung. Was war das Schlüsselelement dieser Sache, das in der Tat diese Empörung auslöste, was denkst du?
CA: And releasing this caused widespread outrage. What was the key element of this that actually caused the outrage, do you think?
JA: Ich weiß es nicht, ich denke Menschen sehen den krassen Unterschied der Kräfte. Da haben sie Leute, die entspannt die Straße entlang gehen und dann einen Apache Hubschrauber in einem Kilometer Entfernung, der mit einer 30-Millimeter Kanone auf jeden feuert -- auf der Suche nach einem Grund dafür -- und der Menschen tötet, die Verwundete retten wollen. Und es waren zwei Journalisten involviert, die ganz klar keine Aufständischen waren, denn das ist ihr Vollzeitjob.
JA: I don't know. I guess people can see the gross disparity in force. You have guys walking in a relaxed way down the street, and then an Apache helicopter sitting up at one kilometer firing 30-millimeter cannon shells on everyone -- looking for any excuse to do so -- and killing people rescuing the wounded. And there was two journalists involved that clearly weren't insurgents because that's their full-time job.
CA: Und es gibt da diesen U.S. Geheimdienst Analysten, Bradley Manning, der verhaftet wurde. Und er hat vermeintlich in einem Chat gestanden, dass er euch dieses Video zugespielt hat zusammen mit 280.000 geheimen Telegrammen der U.S. Botschaft. Also, hat er?
CA: I mean, there's been this U.S. intelligence analyst, Bradley Manning, arrested, and it's alleged that he confessed in a chat room to have leaked this video to you, along with 280,000 classified U.S. embassy cables. I mean, did he?
JA: Also, wir haben verneint, die Telegramme erhalten zu haben. Er wurde angeklagt, vor etwa fünf Tagen, dafür, dass er 150.000 Telegramme beschafft und 50 veröffentlicht hat. Nun haben wir im Frühjahr ein Telegramm der U.S. Botschaft in Reykjavik veröffentlicht. Aber das hat nicht notwendigerweise was damit zu tun. Ich meine, ich war ein bekannter Besucher dieser Botschaft.
JA: We have denied receiving those cables. He has been charged, about five days ago, with obtaining 150,000 cables and releasing 50. Now, we had released, early in the year, a cable from the Reykjavik U.S. embassy, but this is not necessarily connected. I mean, I was a known visitor of that embassy.
CA: Naja, wenn ihr tausende diplomatische Telegramme der Botschaft erhalten hättet...
CA: I mean, if you did receive thousands of U.S. embassy diplomatic cables ...
JA: Dann hätten wir sie veröffentlicht. (CA: Hättet ihr?)
JA: We would have released them. (CA: You would?)
JA: Ja. (CA: Weil?)
JA: Yeah. (CA: Because?)
JA: Nun ja, weil sowas den wahren Stand der Dinge zeigen zum Beipspiel von arabischen Regierungen, die wirklichen Menschenrechtsverstöße dieser Regierungen. Wenn man freigegebene Telegramme anschaut, dann findet man dort derartiges Material.
JA: Well, because these sort of things reveal what the true state of, say, Arab governments are like, the true human-rights abuses in those governments. If you look at declassified cables, that's the sort of material that's there.
CA: Reden wir ein wenig allgemeiner darüber. Also, was ist eigentlich eure Philosophie? Warum ist es richtig das Leaken geheimer Informationen zu unterstützen?
CA: So let's talk a little more broadly about this. I mean, in general, what's your philosophy? Why is it right to encourage leaking of secret information?
JA: Tja, da ist die Frage, welche Informationen in der Welt von Bedeutung sind, welche Art Informationen können zu Reformen führen. Und es gibt sehr viele Informationen. Also Informationen, die von Organisationen mit wirtschaftlichen Anstrengungen verheimlicht werden und das ist ein wirklich gutes Signal, dass, wenn diese Informationen ans Licht kommen, sie vielleicht etwas Gutes bewirken werden. Denn die Organisationen, die sie am Besten kennen, die sie ganz genau kennen, machen sich die Arbeit, sie zu verheimlichen. Und das haben wir in der Praxis herausgefunden. Und das ist die Geschichte des Journalismus.
JA: Well, there's a question as to what sort of information is important in the world, what sort of information can achieve reform. And there's a lot of information. So information that organizations are spending economic effort into concealing, that's a really good signal that when the information gets out, there's a hope of it doing some good -- because the organizations that know it best, that know it from the inside out, are spending work to conceal it. And that's what we've found in practice, and that's what the history of journalism is.
CA: Aber gibt es dabei auch Risiken, entweder für die Betroffenen oder sogar für die Gesellschaft als Ganzes, wo also das Leaken in der Tat auch negative, unbeabsichtige Konsequenzen hat?
CA: But are there risks with that, either to the individuals concerned or indeed to society at large, where leaking can actually have an unintended consequence?
JA: Nicht, dass wir es gesehen hätten, bei dem was wir veröffentlicht haben. Ich meine, wir haben eine Politik der Schadensbegrenzung. Wir haben eine Vorgehensweise mit Nachrichten, die irgendwelche persönlichen -- personenidentifizierende Informationen besitzt. Aber es gibt legitime Geheimnisse -- sie wissen schon, Deine Aufzeichnungen beim Arzt; das ist ein legitimes Geheimnis. Aber wir haben es mit Informanten zu tun, die zu uns kommen mit einer richtigen und guten Motivation.
JA: Not that we have seen with anything we have released. I mean, we have a harm immunization policy. We have a way of dealing with information that has sort of personal -- personally identifying information in it. But there are legitimate secrets -- you know, your records with your doctor; that's a legitimate secret -- but we deal with whistleblowers that are coming forward that are really sort of well-motivated.
CA: Nun, sie sind sehr motiviert. Und was würdest Du sagen zu, zum Beispiel, also, den Eltern von jemandem -- deren Sohn im U.S. Militär dient, und sie sagen: "Wisst Ihr, Ihr habt da etwas veröffentlicht, jemand hatte einen guten Grund dafür. Es zeigt einen U.S. Soldaten, wie er sich über sterbende Menschen lustig macht. Das macht den Eindruck -- machte den Eindruck auf Millionen von Menschen auf der Welt, dass U.S. Soldaten unmenschlich sind. Aber sind sie es nicht. Nicht mein Sohn. Wie könnt Ihr es wagen?" Was würdest Du dazu sagen?
CA: So they are well-motivated. And what would you say to, for example, the, you know, the parent of someone whose son is out serving the U.S. military, and he says, "You know what, you've put up something that someone had an incentive to put out. It shows a U.S. soldier laughing at people dying. That gives the impression, has given the impression, to millions of people around the world that U.S. soldiers are inhuman people. Actually, they're not. My son isn't. How dare you?" What would you say to that?
JA: Ja, das hören wir sehr häufig. Aber denken wir daran, die Menschen in Bagdad, die Menschen im Irak, die Menschen in Afghanistan -- sie brauchen das Video nicht zu sehen; sie sehen das jeden Tag. Es wird also ihre Meinung nicht ändern. Es wird ihre Wahrnehmung nicht ändern. Das ist es, was sie jeden Tag erleben. Es wird die Wahrnehmung und Meinung der Leute ändern, die für das alles bezahlen. Und das ist unsere Hoffnung.
JA: Yeah, we do get a lot of that. But remember, the people in Baghdad, the people in Iraq, the people in Afghanistan -- they don't need to see the video; they see it every day. So it's not going to change their opinion. It's not going to change their perception. That's what they see every day. It will change the perception and opinion of the people who are paying for it all, and that's our hope.
CA: Dann habt ihr also einen Weg gefunden, Licht zu bringen in diese, wie du es nennst, diese dunklen Geheimnisse von Firmen und Regierungen. Licht ist gut. Aber ist da nicht Ironie in der Tatsache, dass, damit ihr das Licht scheinen lassen könnt, ihr selbst, persönlich, ein Geheimnis um eure Quellen machen müsst?
CA: So you found a way to shine light into what you see as these sort of dark secrets in companies and in government. Light is good. But do you see any irony in the fact that, in order for you to shine that light, you have to, yourself, create secrecy around your sources?
JA: Nicht wirklich. Ich meine, wir haben keine WikiLeaks-Dissidenten bis jetzt. Wir haben keine Quellen, die Dissidenten gegen andere Quellen sind. Sollte das mal passieren, wäre es eine knifflige Situation für uns. Aber wir agieren vermutlich in einer Art und Weise, dass sich Menschen moralisch verpflichtet fühlen unsere Mission fortzusetzen und es nicht zu vermasseln.
JA: Not really. I mean, we don't have any WikiLeaks dissidents yet. We don't have sources who are dissidents on other sources. Should they come forward, that would be a tricky situation for us, but we're presumably acting in such a way that people feel morally compelled to continue our mission, not to screw it up.
CA: Mich würde interessieren, nur aufgrund dessen was wir schon gehört haben -- Ich bin neugierig auf die Meinung des TED Publikums. Da gibt es sicher einige Ansichten über WikiLeaks und auch Julian. Sie wissen schon, Held -- Held des Volkes -- der dieses wichtige Licht bringt. Gefährlicher Störenfried. Wer von Ihnen hat die Heldenansicht? Wer hält ihn für einen gefährlichen Störenfried?
CA: I'd actually be interested, just based on what we've heard so far -- I'm curious as to the opinion in the TED audience. You know, there might be a couple of views of WikiLeaks and of Julian. You know, hero -- people's hero -- bringing this important light. Dangerous troublemaker. Who's got the hero view? Who's got the dangerous troublemaker view?
JA: Also wirklich. Da muss es doch welche geben.
JA: Oh, come on. There must be some.
CA: Die mögen Dich, Julian, die mögen Dich. Wir müssen uns mehr anstrengen. Lasst uns ein anderes Beispiel zeigen. Das ist etwas, was ihr noch nicht habt auffliegen lassen, aber ich glaube für TED machst du das. Das ist eine verblüffende Geschichte, die erst vor Kurzem passierte, richtig? Worum geht es?
CA: It's a soft crowd, Julian, a soft crowd. We have to try better. Let's show them another example. Now here's something that you haven't yet leaked, but I think for TED you are. I mean it's an intriguing story that's just happened, right? What is this?
JA: Das ist ein Beispiel für das, was wir tagtäglich tun. Gegen Ende letzten Jahres -- im November letzten Jahres -- gab es ein Serie von Explosionen von Ölquellen in Albanien wie die Explosion im Golf von Mexiko, nur nicht ganz so groß. Und wir bekamen einen Bericht -- eine Art technische Analyse was dort passiert ist -- der besagte, dass tatsächlich Sicherheitsleute einiger rivalisierenden, konkurrierender Ölfirmen offenbar dort LKWs geparkt und dann in die Luft gejagt haben. Und ein Teil der albanischen Regierung war daran beteiligt, etc., etc, Und im technischen Bericht stand überhaupt nichts davon. Es war für uns also ein extrem schwieriges Dokument. Wir konnte es nicht verifizieren, weil wir nicht wussten, wer es geschrieben hatte und wusste, worum es ging. Also waren wir etwas skeptisch, dass es vielleicht eine konkurrierende Ölfirma wäre, die das Thema hochspielen wollte. Auf dieser Basis haben wir es veröffentlicht und gesagt, "Schaut, wir sind skeptisch bei diesem Ding. Wir wissen es nicht, aber was können wir tun? Das Material sieht gut aus, es scheint ok zu sein, aber wir können es nicht überprüfen." Und dann bekamen wir einen Brief erst in dieser Woche von der Firma, die das geschrieben hat, weil sie die Quelle ausfindig machen wollen -- (Lachen) und sie sagen: "Hey, wir möchten die Quelle herausfinden." Und wir sagten:"Oh, erzählen Sie uns mehr. Von welchem Dokument genau sprechen sie? Können sie beweisen, dass sie die Rechte an diesem Dokumen haben? Gehört es wirklich ihnen?" Also schickten sie uns ein Bildschirmfoto mit dem Autor in der Microsoft Word ID. Ja. (Applaus) Das passiert relativ häufig. Das ist quasi eine unserer Methoden, um zu identifizieren -- zu verifizieren, was für Material das ist, versuchen wir diese Leute dazu zu bringen, uns Briefe zu schreiben.
JA: So this is a sample of what we do sort of every day. So late last year -- in November last year -- there was a series of well blowouts in Albania, like the well blowout in the Gulf of Mexico, but not quite as big. And we got a report -- a sort of engineering analysis into what happened -- saying that, in fact, security guards from some rival, various competing oil firms had, in fact, parked trucks there and blown them up. And part of the Albanian government was in this, etc., etc. And the engineering report had nothing on the top of it, so it was an extremely difficult document for us. We couldn't verify it because we didn't know who wrote it and knew what it was about. So we were kind of skeptical that maybe it was a competing oil firm just sort of playing the issue up. So under that basis, we put it out and said, "Look, we're skeptical about this thing. We don't know, but what can we do? The material looks good, it feels right, but we just can't verify it." And we then got a letter just this week from the company who wrote it, wanting to track down the source -- (Laughter) saying, "Hey, we want to track down the source." And we were like, "Oh, tell us more. What document is it, precisely, you're talking about? Can you show that you had legal authority over that document? Is it really yours?" So they sent us this screen shot with the author in the Microsoft Word ID. Yeah. (Applause) That's happened quite a lot though. This is like one of our methods of identifying, of verifying, what a material is, is to try and get these guys to write letters.
CA: Ja. Habt ihr interne Informationen von BP?
CA: Yeah. Have you had information from inside BP?
JA: Ja, da haben wir eine Menge, aber im Moment sind wir dabei, Spenden zu sammeln und regeln Organisatorisches. Daher ist unser Veröffentlichungsrate in den letzten paar Monaten eher minimal gewesen, während wir unsere Systeme im Hintergrund überarbeiten für das phänomenale öffentliche Interesse, das uns begegnet. Das ist ein Problem. Ich meine, wie jede wachsende, neugegründete Organisation sind wir etwas überwältigt von unserem Wachstum. Und das bedeutet, wir erhalten jede Menge von Whistleblower Enthüllungen von sehr hohem Kaliber, haben aber nicht genügend Leute, um tatsächlich diese Informationen zu bearbeiten und zu überprüfen.
JA: Yeah, we have a lot, but I mean, at the moment, we are undergoing a sort of serious fundraising and engineering effort. So our publication rate over the past few months has been sort of minimized while we're re-engineering our back systems for the phenomenal public interest that we have. That's a problem. I mean, like any sort of growing startup organization, we are sort of overwhelmed by our growth, and that means we're getting enormous quantity of whistleblower disclosures of a very high caliber but don't have enough people to actually process and vet this information.
CA: Dann ist das also euer Hauptengpass, im Grunde journalistische Freiwillige und/oder die Finanzierung journalistischer Gehälter?
CA: So that's the key bottleneck, basically journalistic volunteers and/or the funding of journalistic salaries?
JA: Ja, genau und vertrauenswürdige Leute. Wir sind eine Organisation, die es schwer hat, schnell zu wachsen, wegen der Art von Material, mit der wir es zu tun haben. Wir müssen also umstrukturieren, damit wir Leute bekommen, die sich mit den Angelegenheiten von höchster nationaler Sicherheit beschäftigen und dann mit weniger sicherheitsrelevanten Fällen.
JA: Yep. Yeah, and trusted people. I mean, we're an organization that is hard to grow very quickly because of the sort of material we deal with, so we have to restructure in order to have people who will deal with the highest national security stuff, and then lower security cases.
CA: Gut, hilf uns doch mal, Dich persönlich zu verstehen und wie Du zu dieser Aufgabe gekommen bist. Ich glaube gelesen zu haben, dass Du als Kind auf 37 unterschiedlich Schulen gegangen bist. Kann das stimmen?
CA: So help us understand a bit about you personally and how you came to do this. And I think I read that as a kid you went to 37 different schools. Can that be right?
JA: Nun, meine Eltern waren im Filmgeschäft und dann auf der Flucht vor einer Sekte, die Kombination aus beidem...
JA: Well, my parents were in the movie business and then on the run from a cult, so the combination between the two ...
(Lachen)
(Laughter)
CA: Nun, ein Psychologe könnte sagen, dass das ein Rezept für wachsenden Verfolgungswahn ist.
CA: I mean, a psychologist might say that's a recipe for breeding paranoia.
JA: Was, das Filmgeschäft?
JA: What, the movie business?
(Lachen)
(Laughter)
(Applaus)
(Applause)
CA: Und Du warst außerdem -- ich meine, Du warst außerdem ein Hacker in jungen Jahren und bist schon früh mit den Behörden aneinander geraten. JA: Nun ja, ich war ein Journalist. Wissen sie, ich war ein sehr junger journalistischer Aktivist in meiner Jugend. Ich schrieb ein Magazin, wurde dafür bestraft, als ich ein Teenager war. Man muß also vorsichtig sein mit dem Begriff Hacker. Ich meine, es gibt -- da ist eine Methode, die man für verschiedene Dinge einsetzen kann. Leider wird sie im Moment meistens von der russischen Mafia eingesetzt, um ihrer Großmutter das Bankkonto zu plündern. Daher ist die Bezeichnung nicht -- nicht mehr so nett, wie sie mal war.
CA: And you were also -- I mean, you were also a hacker at an early age and ran into the authorities early on. JA: Well, I was a journalist. You know, I was a very young journalist activist at an early age. I wrote a magazine, was prosecuted for it when I was a teenager. So you have to be careful with hacker. I mean there's like -- there's a method that can be deployed for various things. Unfortunately, at the moment, it's mostly deployed by the Russian mafia in order to steal your grandmother's bank accounts. So this phrase is not, not as nice as it used to be.
CA: Ja, nun, ich glaube sicher nicht, dass Du die Bankkonten von irgendwelchen Großmüttern plünderst. Aber wie steht es um Deine zentralen Werte? Kannst Du uns einen Eindruck davon vermitteln und vielleicht ein Ereignis Deines Leben nennen, das Dich dahingehend beeinflusst hat?
CA: Yeah, well, I certainly don't think you're stealing anyone's grandmother's bank account, but what about your core values? Can you give us a sense of what they are and maybe some incident in your life that helped determine them?
JA: Ich bin mir nicht sicher bei dem Ereignis. Aber die Werte im Kern: Nun, fähige, großzügige Menschen erschaffen keine Opfer; sie kümmern sich um Opfer. Und das ist etwas von meinem Vater und etwas von anderen fähigen, großzügigen Menschen, die es in meinem Leben gegeben hat.
JA: I'm not sure about the incident. But the core values: well, capable, generous men do not create victims; they nurture victims. And that's something from my father and something from other capable, generous men that have been in my life.
CA: Fähige, großzügige Menschen erschaffen keine Opfer; sie kümmern sich um Opfer?
CA: Capable, generous men do not create victims; they nurture victims?
JA: Ja. Und, naja, ich bin eine kampflustige Person, daher bin ich nicht unbedingt so stark, was das sich kümmern angeht. Aber in gewisser Weise -- Es gibt einen anderen Weg, sich um Opfer zu kümmern, der besteht darin, Täter bei ihren Verbrechen zu überwachen. Und darum ist das eine Sache, die in meinem Charakter schon lange Zeit steckt.
JA: Yeah. And you know, I'm a combative person, so I'm not actually so big on the nurture, but some way -- there is another way of nurturing victims, which is to police perpetrators of crime. And so that is something that has been in my character for a long time.
CA: Dann erzähl' uns doch schnell, in letzter Minute, diese Geschichte: Was passierte in Island? Ihr habt dort etwas veröffentlicht, bekamt Probleme mit einer Bank, dann wurde der Nachrichtendienst dort davon abgehalten die Story zu bringen. Stattdessen haben sie eure Seite bekannt gemacht. Das hat euch sehr prominent gemacht in Island. Was passierte dann?
CA: So just tell us, very quickly in the last minute, the story: what happened in Iceland? You basically published something there, ran into trouble with a bank, then the news service there was injuncted from running the story. Instead, they publicized your side. That made you very high-profile in Iceland. What happened next?
JA: Ja, das ist ein großartiger Fall. Nun, Island hatte diese Finanzkrise und wurde von allen Ländern am Härtesten getroffen. Ihr Bankensektor war das 10-fache des BSP der restlichen Wirtschaft. Wie auch immer, wir veröffentlichen also diesen Bericht im Juli letzten Jahres. Und das nationale Fernsehen bekam eine einstweilige Verfügung fünf Minuten, bevor sie es senden wollten. So wie in einem Film, die Verfügung landet auf dem Schreibtisch und der Nachrichtensprecher sagte sich: "Das gab es noch nie. Was machen wir denn jetzt?" Nun, wir zeigen einfach stattdessen die Website, die ganze Zeit, als Füller. Und so wurden wir sehr berühmt in Island, fuhren nach Island und sprachen über diese Sache. Und es gab dieses Gefühl in der Gesellschaft, dass so etwas nie wieder geschehen dürfe. Und als ein Ergebnis, in Zusammenarbeit mit mit einigen isländischen Politikern und anderen internationalen Rechtsexperten haben wir ein ein neues Paket von Gesetzen für Island zusammengestellt, damit es eine Art ausländischer Zufluchtsort für die freie Presse werden kann mit dem stärksten journalistischen Schutz der Welt, mit einem neuen Nobelpreis für Meinungsfreiheit. Island ist ein nordisches Land, deshalb kann es sich, wie Norwegen, in das System einklinken. Und vor nur einem Monat, wurde das alles vom isländischen Parlament einstimmig verabschiedet.
JA: Yeah, this is a great case, you know. Iceland went through this financial crisis. It was the hardest hit of any country in the world. Its banking sector was 10 times the GDP of the rest of the economy. Anyway, so we release this report in July last year. And the national TV station was injuncted five minutes before it went on air, like out of a movie: injunction landed on the news desk, and the news reader was like, "This has never happened before. What do we do?" Well, we just show the website instead, for all that time, as a filler, and we became very famous in Iceland, went to Iceland and spoke about this issue. And there was a feeling in the community that that should never happen again, and as a result, working with Icelandic politicians and some other international legal experts, we put together a new sort of package of legislation for Iceland to sort of become an offshore haven for the free press, with the strongest journalistic protections in the world, with a new Nobel Prize for freedom of speech. Iceland's a Nordic country, so, like Norway, it's able to tap into the system. And just a month ago, this was passed by the Icelandic parliament unanimously.
CA: Wow.
CA: Wow.
(Applaus)
(Applause)
Letzte Frage, Julian. Wenn du an die Zukunft denkst, glaubst du, dass es mehr ein Big Brother sein wird, der mehr Kontrolle ausübt, mehr Geheimnisse, oder sind wir es, die Big Brother beobachten oder wird es in beide Richtungen weitergehen?
Last question, Julian. When you think of the future then, do you think it's more likely to be Big Brother exerting more control, more secrecy, or us watching Big Brother, or it's just all to be played for either way?
JA: Ich bin nicht sicher, wo es hingehen wird. Ich denke, es gibt enormen Druck, die Gesetze zur Meinungsfreiheit und zur Transparenz überall auf der Welt zu harmonisieren -- innerhalb der EU, zwischen China und den Vereinigten Staaten. Wohin wird das alles gehen? Schwer zu sagen. Darum ist es die heutige Zeit sehr interessant. Denn mit nur ein klein wenig Aufwand können wir es in die eine oder andere Richtung verändern.
JA: I'm not sure which way it's going to go. I mean, there's enormous pressures to harmonize freedom of speech legislation and transparency legislation around the world -- within the E.U., between China and the United States. Which way is it going to go? It's hard to see. That's why it's a very interesting time to be in -- because with just a little bit of effort, we can shift it one way or the other.
CA: Nun, es sieht so aus, als würde ich den Nerv des Publikums treffen wenn ich sage, Julian, sei vorsichtig und alle Kraft für Dich.
CA: Well, it looks like I'm reflecting the audience's opinion to say, Julian, be careful, and all power to you.
JA: Danke schön, Chris. (CA: Ich danke Dir.)
JA: Thank you, Chris. (CA: Thank you.)
(Applaus)
(Applause)