Vor einem Jahr mietete ich mir einen Wagen in Jerusalem, um einen mir völlig Unbekannten zu finden, der mein Leben aber völlig verändert hatte. Ich hatte keine Telefonnummer, um ihn von meiner Ankunft zu unterrichten. Ich hatte nicht einmal eine genaue Adresse, aber ich wusste, dass er Abed hieß. Ich wusste, dass er in einer Stadt mit 15.000 Einwohnern namens Kfar Kara lebte, und ich wusste, dass er 21 Jahre zuvor, außerhalb dieser heiligen Stadt, mir das Genick gebrochen hatte. Und so machte ich mich an einem wolkenverhangenen Morgen im Januar auf den Weg nach Norden, in einem silbergrauen Chevy, um einen Mann und etwas Frieden für mich zu finden.
One year ago, I rented a car in Jerusalem to go find a man I never met but who had changed my life. I didn't have a phone number to call to say I was coming. I didn't have an exact address, but I knew his name, Abed, I knew that he lived in a town of 15,000, Kafr Qara, and I knew that, 21 years before, just outside this holy city, he broke my neck. And so, on an overcast morning in January, I headed north off in a silver Chevy, to find a man and some peace.
Die Straße war nicht weiter befahrbar und ich nahm die Ausfahrt nach Jerusalem. Dann bog ich in genau diese Kurve ein, wo sein blauer LKW schwer beladen mit vier Tonnen Bodenfliesen in die hintere linke Ecke des Minibusses gerast war, in dem ich gesessen hatte. Ich war damals 19 Jahre alt. Ich war 12,7 cm gewachsen und hatte ungefähr 20.000 Liegestütze in acht Monaten gemacht und in der Nacht vor dem Unfall genoss ich meinen neuen Körper, während ich mit meinen Freunden Basketball spielte, bis in die frühen Morgenstunden eines Morgens im Mai. Ich schlug den Ball mit meiner großen rechten Hand und als diese Hand den Korb erreichte, fühlte ich mich unschlagbar. Ich fuhr mit dem Bus weg, um die Pizza, die ich auf dem Platz gewonnen hatte, zu holen.
The road dropped, and I exited Jerusalem. I then rounded the very bend where his blue truck, heavy with four tons of floor tiles, had borne down with great speed onto the back left corner of the minibus where I sat. I was then 19 years old. I'd grown five inches and done some 20,000 pushups in eight months, and the night before the crash, I delighted in my new body, playing basketball with friends into the wee hours of a May morning. I palmed the ball in my large right hand, and when that hand reached the rim, I felt invincible. I was off in the bus to get the pizza I'd won on the court.
Ich sah Abed nicht herankommen. Ich schaute von meinem Sitz auf eine steinerne Stadt auf der Spitze eines Hügels, leuchtend in der Mittagssonne, als es im hinteren Teil des Busses einen großen Knall gab, so laut und so gewaltig wie der einer Bombe. Mein Kopf schnellte zurück über meinen roten Sitz. Mein Trommelfell platzte. Meine Schuhe flogen weg. Ich flog auch, mein Kopf wackelte auf gebrochenen Knochen und als ich landete, war ich querschnittsgelähmt. Über die kommenden Monate hinweg lernte ich selbständig zu atmen, dann zu sitzen, zu stehen und zu laufen, aber mein Körper war nun senkrecht geteilt. Ich war nun halbseitig gelähmt. Zurück in New York, benutzte ich vier Jahre lang einen Rollstuhl, die ganze Zeit während des Colleges hindurch.
I didn't see Abed coming. From my seat, I was looking up at a stone town on a hilltop, bright in the noontime sun, when from behind there was a great bang, as loud and violent as a bomb. My head snapped back over my red seat, my eardrum blew, my shoes flew off. I flew too, my head bobbing on broken bones, and when I landed, I was a quadriplegic. Over the coming months, I learned to breathe on my own, then to sit and to stand and to walk. But my body was now divided vertically. I was a hemiplegic, and back home in New York, I used a wheelchair for four years, all through college.
Das College ging vorbei und ich kehrte für ein Jahr nach Jerusalem zurück. Dort erhob ich mich endgültig aus meinem Stuhl, stütze mich auf einen Stock und schaute zurück, um alles angefangen von meinen Kameraden im Bus, bis hin zu den Bildern von dem Unfall herauszufinden, und als ich dieses Bild sah, sah ich keinen blutigen und bewegungsunfähigen Körper. Ich sah die gesunde Masse eines linken Deltamuskels und ich trauerte, dass sie verloren war, trauerte all dem nach, was ich noch nicht getan hatte, nun aber nicht mehr möglich war.
College ended and I returned to Jerusalem for a year. There, I rose from my chair for good, I leaned on my cane, and I looked back, finding all, from my fellow passengers in the bus to photographs of the crash. And when I saw this photograph -- I didn't see a bloody and unmoving body. I saw the healthy bulk of a left deltoid, and I mourned that it was lost, mourned all I had not yet done, but was now impossible.
Dann las ich die Aussage, die Abed am Morgen nach dem Zusammenstoß gab, in der er angab, auf der rechten Spur einer Autobahn hinunter in Richtung Jerusalem gefahren zu sein. Während ich seine Worte las, stieg Wut in mir auf. Es war das erste Mal, dass ich Wut gegenüber diesem Mann empfunden hatte, und dies kam von magischem Denken. Auf diesem kopierten Blatt Papier hatte sich der Unfall noch gar nicht ereignet. Abed konnte sein Lenkrad noch nach links herumreißen, so dass ich ihn aus meinem Fenster vorbeizischen sehen und selbst unversehrt bleiben würde. "Sei vorsichtig, Abed, pass auf. Fahr langsamer." Aber Abed fuhr nicht langsamer und auf dieser Kopie brach mein Genick erneut und wieder blieb ich mit meiner Wut zurück.
It was then I read the testimony that Abed gave the morning after the crash, of driving down the right lane of a highway toward Jerusalem. Reading his words, I welled with anger. It was the first time I'd felt anger toward this man, and it came from magical thinking. On this xeroxed piece of paper, the crash had not yet happened. Abed could still turn his wheel left so that I would see him whoosh by out my window. and I would remain whole. "Be careful, Abed, look out. Slow down." But Abed did not slow, and on that xeroxed piece of paper, my neck again broke, and again, I was left without anger.
Ich entschloss mich, Abed zu finden, und als mir das endlich gelang, war seine Antwort auf mein hebräisches "Hallo" so gelassen, als hätte er auf meinen Anruf gewartet. Und vielleicht hatte er das auch. Ich sagte zu Abed nichts über seine früheren Verkehrsverstöße – 27 Verstöße bis zum Alter von 25 Jahren, bis zu diesem Tag im Mai, an dem er seinen Truck nicht heruntergeschalten hatte. – und ich erwähnte meine Geschichte nicht – die Lähmung und die Katheter, die Unsicherheit und den Verlust – und als Abed damit fortfuhr, wie sehr er beim Unfall verletzt wurde, sagte ich nicht, dass ich aus dem Polizeibericht wusste, dass er ohne ernsthafte Verletzungen davon gekommen war. Ich sagte, dass ich ihn treffen wollte. Abed sagte, dass ich in ein paar Wochen wieder anrufen solle, und als ich dies tat und ein Band mir sagte, dass dieser Anschluss abgestellt worden war, ließ ich Abed und den Unfall auf sich beruhen.
I decided to find Abed, and when I finally did, he responded to my Hebrew "Hello" which such nonchalance, it seemed he'd been awaiting my phone call. And maybe he had. I didn't mention to Abed his prior driving record -- 27 violations by the age of 25, the last, his not shifting his truck into a low gear on that May day -- and I didn't mention my prior record -- the quadriplegia and the catheters, the insecurity and the loss -- and when Abed went on about how hurt he was in the crash, I didn't say that I knew from the police report that he'd escaped serious injury. I said I wanted to meet. Abed said that I should call back in a few weeks, and when I did and a recording told me that his number was disconnected, I let Abed and the crash go.
Viele Jahre gingen vorbei. Ich ging mit meinem Stock und meiner Knöchelorthese und einem Rucksack auf Reisen in sechs Kontinenten. Ich spielte wöchentlich in einem Softballspiel, das ich im Central Park angefangen hatte, und wieder zu Hause in New York wurde ich ein Journalist und Autor, der hunderttausende von Wörtern mit einem Finger tippte. Ein Freund wies mich darauf hin, dass alle meiner großen Geschichten mich selbst zeigten; jede konzentrierte sich auf ein Leben, welches sich in einem Augenblick verändert hatte, wenn nicht auf Grund eines Unfalls, dann wegen eines Erbes, einem Schwung eines Schlagstockes, dem Schließen einer Kamera-Blende, einer Inhaftierung. Bei jedem von uns gab es ein Davor und ein Danach. Ich hatte mich letztendlich durch ähnliche Leben gearbeitet.
Many years passed. I walked with my cane and my ankle brace and a backpack on trips in six continents. I pitched overhand in a weekly softball game that I started in Central Park, and home in New York, I became a journalist and an author, typing hundreds of thousands of words with one finger. A friend pointed out to me that all of my big stories mirrored my own, each centering on a life that had changed in an instant, owing, if not to a crash, then to an inheritance, a swing of the bat, a click of the shutter, an arrest. Each of us had a before and an after. I'd been working through my lot after all.
Noch immer dachte ich nicht an Abed, bis ich im letzten Jahr nach Israel zurückkehrte, um über den Unfall zu schreiben, und das Buch "Half-Life", welches ich damals schrieb, war schon fast fertig, als ich feststellte, dass ich Abed immer noch treffen wollte und ich verstand endlich auch warum: Ich wollte diesen Mann vier Worte sagen hören: "Es tut mir leid." Menschen haben sich schon für weniger entschuldigt. Und so erfuhr ich von einem Polizisten, dass Abed immer noch am Leben war, irgendwo noch immer in der gleichen Stadt, und ich fuhr nun dorthin, mit einer gelben Topf-Rose auf dem Rücksitz, als mir Blumen plötzlich als ein lächerliches Angebot erschienen. Aber was schenkt man dem Mann, der einem das beschissene Genick gebrochen hat? (Gelächter) Ich fuhr in die Stadt Abu Gosh und kaufte einen Block Lokum: Pistazien in Rosenwasser. Besser.
Still, Abed was far from my mind, when last year, I returned to Israel to write of the crash, and the book I then wrote, "Half-Life," was nearly complete when I recognized that I still wanted to meet Abed. And finally, I understood why: to hear this man say two words: "I'm sorry." People apologize for less. And so I got a cop to confirm that Abed still lived somewhere in the same town, and I was now driving to it with a potted yellow rose in the back seat, when suddenly flowers seemed a ridiculous offering. But what to get the man who broke your fucking neck? (Laughter) I pulled into the town of Abu Ghosh, and bought a brick of Turkish delight: pistachios glued in rosewater. Better.
Zurück auf der Autobahn 1 malte ich mir aus, was mich erwarten würde. Abed würde mich umarmen. Abed würde mich anspucken. Abed würde sagen: "Es tut mir leid." Dann begann ich mich, wie schon viele Male davor, zu fragen, wie mein Leben anders gewesen wäre, wenn dieser Mann mich nicht verletzt hätte, wenn meine Gene eine andere Portion an Erfahrung enthalten hätten. Wer war ich? War ich derselbe wie vor dem Unfall, bevor diese Straße mein Leben wie den Rücken eines offenen Buches teilte? War ich das, was man mir angetan hatte? Waren wir alle ein Ergebnis der Dinge, die uns angetan wurden, Dinge, die für uns getan wurden, die Untreue eines Elternteiles oder eines Ehegatten, vererbtes Geld? Waren wir stattdessen unsere Körper mit ihren angeborenen Begabungen und Defiziten? Es schien, als ob wir nicht mehr als Gene und Erfahrung sein könnten, aber wie lockt man das eine aus dem anderen heraus? Wie Yeats schon die gleiche universelle Frage gestellt hatte: "Oh Körper, schwanke zur Musik, oh leuchtender Glanz, wie können wir den Tänzer unterscheiden vom Tanz?" Ich fuhr schon eine Stunde, als ich in den Rückspiegel schaute und meinen eigenen aufleuchtenden Blick sah. Das blaue Leuchten, das meine Augen schon immer hatten. Die Neigungen und Impulse, die mich angetrieben hatten, als Kleinkind zu versuchen über die Reling eines Bootes in einen See in Chicago zu rutschen, die mich als Jugendlichen angetrieben hatten, nach einem Sturm in die aufgewühlte Cape Cod Bay zu springen. Aber ich sah auch in meinem Spiegelbild, dass, wenn Abed mich nicht verletzt hätte, ich mit aller Wahrscheinlichkeit ein Arzt wäre, und ein Ehemann und ein Vater. Ich würde mir weniger Gedanken um Zeit und Tod machen und, oh ja, ich wäre nicht behindert, würde nicht die Tausende von Schleudern und Pfeilen meines Schicksals erleiden. Das Verkrampfen meiner Finger, die ausgeschlagenen Ecken an meinen Zähnen kommen vom Beißen all der vielen Sachen, die eine einsame Hand nicht öffnen kann. Der Tänzer und der Tanz waren hoffnungslos ineinander verschlungen.
Back on Highway 1, I envisioned what awaited. Abed would hug me. Abed would spit at me. Abed would say, "I'm sorry." I then began to wonder, as I had many times before, how my life would have been different had this man not injured me, had my genes been fed a different helping of experience. Who was I? Was I who I had been before the crash, before this road divided my life like the spine of an open book? Was I what had been done to me? Were all of us the results of things done to us, done for us, the infidelity of a parent or spouse, money inherited? Were we instead our bodies, their inborn endowments and deficits? It seemed that we could be nothing more than genes and experience, but how to tease out the one from the other? As Yeats put that same universal question, "O body swayed to music, o brightening glance, how can we know the dancer from the dance?" I'd been driving for an hour when I looked in my rear view mirror and saw my own brightening glance. The light my eyes had carried for as long as they had been blue. The predispositions and impulses that had propelled me as a toddler to try and slip over a boat into a Chicago lake, that had propelled me as a teen to jump into wild Cape Cod Bay after a hurricane. But I also saw in my reflection that, had Abed not injured me, I would now, in all likelihood, be a doctor and a husband and a father. I would be less mindful of time and of death, and, oh, I would not be disabled, would not suffer the thousand slings and arrows of my fortune. The frequent furl of five fingers, the chips in my teeth come from biting at all the many things a solitary hand cannot open. The dancer and the dance were hopelessly entwined.
Es ging auf elf Uhr zu, als ich rechts Richtung Afula abbog, an einem großen Steinbruch vorbeikam und schon bald in Kfar Kara war. Ich hatte das Gefühl, die Nerven würden mit mir durchgehen. Aber im Radio lief Chopin, sieben wunderschöne Mazurken, und ich fuhr auf einen Parkplatz an einer Tankstelle, um zuzuhören und mich zu beruhigen.
It was approaching 11 when I exited right toward Afula, and passed a large quarry and was soon in Kafr Qara. I felt a pang of nerves. But Chopin was on the radio, seven beautiful mazurkas, and I pulled into a lot by a gas station to listen and to calm.
Man hatte mir gesagt, dass man in einer arabischen Stadt nur den Namen einer ortsansässigen Person erwähnen müsste und man ihn dann schon kennen würde. Und ich erwähnte den Einwohnern gegenüber mich und Abed, bewusst betonend, dass ich mit friedlichen Absichten gekommen war, als ich mittags Mohammed draußen vor der Post traf. Er hörte mir zu.
I'd been told that in an Arab town, one need only mention the name of a local and it will be recognized. And I was mentioning Abed and myself, noting deliberately that I was here in peace, to the people in this town, when I met Mohamed outside a post office at noon. He listened to me.
Sie müssen wissen, dass es besonders oft während Gesprächen mit Menschen so war, dass ich mich fragte, wo ich aufhörte und meine Behinderung anfing, da viele Menschen mir Dinge erzählten, die sie keiner anderen Person erzählen würden. Viele weinten. Und eines Tages, nachdem eine Frau, die ich auf der Straße getroffen hatte, das Gleiche tat und ich sie später nach dem Grund fragte, erzählte sie mir, so gut sie es konnte, dass ihre Tränen etwas damit zu tun gehabt hätten, dass ich glücklich und stark, aber auch verletzlich sei. Ich hörte ihren Worten zu. Ich vermute, sie waren wahr. Ich war ich, aber ich war nun trotz einer Gehbehinderung ich selbst und das, so vermute ich, machte mich nun zu mir selbst.
You know, it was most often when speaking to people that I wondered where I ended and my disability began. For many people told me what they told no one else. Many cried. And one day, after a woman I met on the street did the same and I later asked her why, she told me that, best she could tell, her tears had had something to do with my being happy and strong, but vulnerable too. I listened to her words, I suppose they were true. I was me, but I was now me despite a limp, and that, I suppose, was what now made me, me.
Jedenfalls erzählte mir Mohammed, was er wohl kaum einem anderen Fremden erzählt hatte. Er führte mich zu einem Haus aus cremefarbenem Stuck und fuhr dann davon. Und als ich dort saß und darüber nachdachte, was ich sagen sollte, näherte sich eine Frau in einem schwarzen Kopftuch und einem schwarzen Gewand. Ich stieg aus meinem Auto und sagte "Shalom" und stellte mich vor und sie sagte mir, dass ihr Mann Abed in vier Stunden von der Arbeit nach Hause kommen würde. Ihr Hebräisch war nicht gut und später gab sie zu, dass sie dachte, ich sei gekommen, um das Internet zu installieren. (Gelächter)
Anyway, Mohamed told me what perhaps he would not have told another stranger. He led me to a house of cream stucco, then drove off. And as I sat contemplating what to say, a woman approached in a black shawl and black robe. I stepped from my car and said "Shalom," and identified myself, and she told me that her husband Abed would be home from work in four hours. Her Hebrew was not good, and she later confessed that she thought that I had come to install the internet. (Laughter)
Ich fuhr davon und kehrte um 4:30 Uhr zurück, dem Minarett am Ende der Straße dankbar, dass es mir half, den Weg zurück zu finden. Und als ich mich der Eingangstür näherte, sah Abed mich, meine Jeans und mein Flanellhemd und meinen Stock und ich sah Abed, einen durchschnittlich aussehenden Mann von durchschnittlicher Größe. Er trug schwarz und weiß: Slipper über Socken, eine fusselige Jogginghose, ein geschecktes Sweatshirt, eine gestreifte Skimütze, die in die Stirn gezogen war. Er hatte mich erwartet. Mohammed hatte angerufen. Und so gaben wir uns sofort die Hände und lächelten und ich gab ihm mein Geschenk und er sagte mir, dass ich Gast in seinem Hause sei und wir saßen nebeneinander auf einer Stoffcouch.
I drove off and returned at 4:30, thankful to the minaret up the road that helped me find my way back. And as I approached the front door, Abed saw me, my jeans and flannel and cane, and I saw Abed, an average-looking man of average size. He wore black and white, slippers over socks, pilling sweatpants, a piebald sweater, a striped ski cap pulled down to his forehead. He'd been expecting me, Mohamed had phoned. And so at once, we shook hands, and smiled, and I gave him my gift, and he told me I was a guest in his home, and we sat beside one another on a fabric couch.
Es war Abed, der sofort die Geschichte über das Leid, die er vor 16 Jahren am Telefon begonnen hatte, wieder aufnahm. Er hätte gerade eine Operation an den Augen gehabt, sagte er. Er hatte Probleme mit der Seite und auch mit seinen Beinen, und, ach ja, er hatte seine Zähne bei dem Unfall verloren. Wollte ich sehen, wie er sein Gebiss herausnahm? Abed erhob sich anschließend und schaltete den Fernseher ein, sodass ich nicht alleine war, als er den Raum verließ und mit Polaroid-Fotos von dem Unfall und seinem alten Führerschein zurückkam.
It was then that Abed resumed at once the tale of woe he had begun over the phone 16 years before. He'd just had surgery on his eyes, he said. He had problems with his side and his legs too, and, oh, he'd lost his teeth in the crash. Did I wish to see him remove them? Abed then rose and turned on the TV so that I wouldn't be alone when he left the room, and returned with Polaroids of the crash and his old driver's license.
"Ich war gutaussehend", sagte er.
"I was handsome," he said.
Wir schauten hinab auf sein laminiertes Gesicht. Abed war alles andere als gutaussehend gewesen, mit dickem schwarzem Haar und einem vollen Gesicht und einem breiten Hals. Es war dieser Jugendliche, der am 16. Mai, 1990 zwei Menschen, einschließlich mir, das Genick gebrochen hatte und ein Gehirn verletzte und ein Leben auslöschte. Zwanzig Jahre später war er nun dünner als seine Frau, seine Haut hing schlaff im Gesicht, und während ich Abed betrachtete, wie er sein junges Selbst betrachtete, erinnerte ich mich daran, wie ich das Bild aus meiner Jugend nach dem Unfall betrachtet hatte und erkannte seine Sehnsüchte.
We looked down at his laminated mug. Abed had been less handsome than substantial, with thick black hair and a full face and a wide neck. It was this youth who on May 16, 1990, had broken two necks including mine, and bruised one brain and taken one life. Twenty-one years later, he was now thinner than his wife, his skin slack on his face, and looking at Abed looking at his young self, I remembered looking at that photograph of my young self after the crash, and recognized his longing.
"Der Unfall hat unser beider Leben verändert", sagte ich.
"The crash changed both of our lives," I said.
Dann zeigte mir Abed ein Bild von seinem zerquetschten LKW und sagte, dass der Unfall die Schuld eines Busfahrers gewesen sei, der auf der linken Spur war und ihn nicht vorbeiließ. Ich wollte mit Abed nicht den Unfall wiederholen. Ich hatte auf etwas viel Einfacheres gehofft: Dieses türkische Dessert gegen vier Worte zu tauschen und mich wieder auf meinen Weg zu machen. So wies ich nicht darauf hin, dass Abed in seiner Zeugenaussage am Morgen nach dem Unfall den Busfahrer nicht einmal erwähnt hatte. Nein, ich war ruhig, weil ich nicht für die Wahrheit gekommen war. Ich war für Reue gekommen. Und deshalb suchte ich nun nach der Reue und warf die Wahrheit beiseite.
Abed then showed me a picture of his mashed truck, and said that the crash was the fault of a bus driver in the left lane who did not let him pass. I did not want to recap the crash with Abed. I'd hoped for something simpler: to exchange a Turkish dessert for two words and be on my way. And so I didn't point out that in his own testimony the morning after the crash, Abed did not even mention the bus driver. No, I was quiet. I was quiet because I had not come for truth. I had come for remorse. And so I now went looking for remorse and threw truth under the bus.
"Ich verstehe", sagte ich, "dass der Unfall nicht Ihre Schuld war, aber macht es Sie traurig, dass andere leiden mussten?"
"I understand," I said, "that the crash was not your fault, but does it make you sad that others suffered?"
Abed sprach drei schnelle Worte. "Ja, ich litt."
Abed spoke three quick words. "Yes, I suffered."
Abed erzählte mir dann, warum er gelitten hatte. Er hatte ein unheiliges Leben vor dem Unfall geführt und deshalb hatte Gott den Unfall herbeigeführt, aber jetzt, sagte er, sei er religiös und Gott war zufrieden.
Abed then told me why he'd suffered. He'd lived an unholy life before the crash, and so God had ordained the crash, but now, he said, he was religious, and God was pleased.
Es geschah dann, dass Gott sich einmischte: Nachrichten im Fernsehen, von einem Autounfall, bei dem vor ein paar Stunden hoch im Norden drei Menschen getötet worden waren. Wir schauten auf das Wrack.
It was then that God intervened: news on the TV of a car wreck that hours before had killed three people up north. We looked up at the wreckage.
"Seltsam", sagte ich.
"Strange," I said.
"Seltsam", stimmt er mir zu.
"Strange," he agreed.
Ich hatte den Gedanken, dass dort auf der Route 804 Täter und Opfer waren, Leben, durch einen Unfall miteinander verbunden. Einige von ihnen, so wie Abed, würden das Datum vergessen. Einige, so wie ich, würden sich daran erinnern. Ber Bericht endete und Abed sprach.
I had the thought that there, on Route 804, there were perpetrators and victims, dyads bound by a crash. Some, as had Abed, would forget the date. Some, as had I, would remember. The report finished and Abed spoke.
"Es ist eine Schande", sagte er, "dass die Polizei in diesem Land nicht streng genug gegenüber schlechten Autofahrern vorgeht."
"It is a pity," he said, "that the police in this country are not tough enough on bad drivers."
Ich war vom Hocker gehauen.
(Laughter)
Abed hatte etwas Bemerkenswertes gesagt. Zeigte es das Ausmaß auf, zu dem er sich selbst von dem Unfall freigesprochen hatte? War es ein Schuldbeweis, eine Aussage, dass er länger weggesperrt hätte sein sollen? Er verbrachte sechs Monate im Gefängnis, verlor seinen LKW-Führerschein für ein Jahrzehnt. Ich vergaß meine Diskretion.
I was baffled. Abed had said something remarkable. Did it point up the degree to which he'd absolved himself of the crash? Was it evidence of guilt, an assertion that he should have been put away longer? He'd served six months in prison, lost his truck license for a decade.
"Ehm, Abed", sagte ich, "Ich dachte, du hättest schon einige Probleme bezüglich des Fahrens vor dem Unfall gehabt."
I forgot my discretion. "Um, Abed," I said, "I thought you had a few driving issues before the crash."
"Na ja", sagte er, "einmal bin ich 60 anstatt 40 gefahren." Und so wurden 27 Straftaten – Überfahren einer roten Ampel, Fahren mit extrem überhöhter Geschwindigkeit, Fahren auf der falschen Seite einer Absperrung und schließlich das Beschleunigen an diesem Hügel – auf eine einzige reduziert.
"Well," he said, "I once went 60 in a 40." And so 27 violations -- driving through a red light, driving at excessive speed, driving on the wrong side of a barrier, and finally, riding his brakes down that hill -- reduced to one.
Und dann verstand ich, dass egal, wie krass die Realität auch sein mag, der Mensch es sich zu einer Erzählung passend macht, welche schmackhaft ist. Die Ziege wird zum Helden. Der Täter wird zum Opfer. Da verstand ich, dass sich Abed niemals entschuldigen würde.
And it was then I understood that no matter how stark the reality, the human being fits it into a narrative that is palatable. The goat becomes the hero. The perpetrator becomes the victim. It was then I understood that Abed would never apologize.
Abed und ich saßen da mit unserem Kaffee. Wir hatten 90 Minuten zusammen verbracht, und ich kannte ihn jetzt. Er war kein besonders schlechter Mensch oder ein besonders guter Mensch. Er war ein Mensch mit Einschränkungen, der für sich selbst beschlossen hatte, freundlich zu mir zu sein. Angelehnt an die jüdische Sitte, sagte er mir, dass ich 120 Jahre alt werden solle. Aber es war schwer, eine emotionale Verbindung zu jemandem aufzubauen, der seine Hände vollständig von seinem eigenen katastrophalen Tun reingewaschen hatte, jemandem, dessen Leben so ungeprüft war, dass er sagte, dass er gedacht hatte, zwei Menschen wären bei dem Unfall ums Leben gekommen.
Abed and I sat with our coffee. We'd spent 90 minutes together, and he was now known to me. He was not a particularly bad man or a particularly good man. He was a limited man who'd found it within himself to be kind to me. With a nod to Jewish custom, he told me that I should live to be 120 years old. But it was hard for me to relate to one who had so completely washed his hands of his own calamitous doing, to one whose life was so unexamined that he said he thought two people had died in the crash.
Es gab noch vieles, was ich Abed sagen wollte. Ich wollte ihm sagen, dass, wenn er meine Behinderung anerkennen würde, es in Ordnung sein würde, da Menschen Unrecht tun, wenn sie über solche Menschen wie mich staunen, die lachen, auch wenn sie hinken. Menschen wissen nicht, dass sie Schlimmeres durchlebt haben, dass Herzensangelegenheiten mit einer Macht zuschlagen, die größer als ein unkontrollierbarer LKW ist, dass die Probleme der Seele noch größer, viel verletzender, als hundert gebrochene Genicke sind. Ich wollte sagen, das das, was uns am meisten zu uns selbst macht, am allermeisten, nicht unsere Gedanken und unsere Körper sind, und nicht das, was uns passiert, sondern, wie wir auf das reagieren, was uns geschieht. "Dieses", schrieb der Psychiater Viktor Frankl, "ist die letzte der menschlichen Freiheiten: Seine Einstellung gegenüber allen gegebenen Umständen zu wählen." Ich wünschte ihm zu sagen, dass nicht nur Gelähmte und Lähmende sich entwickeln müssen, wieder zur Realität finden müssen, sondern, dass wir es alle müssen – die Alternden und die Ängstlichen und die Geschiedenen und die zur Glatze neigenden und die Bankrotten und jedermann. Ich wünschte ihm zu sagen, dass man nicht sagen muss, dass etwas Gutes schlecht ist, dass ein Unfall von Gott kommt und somit ein Unfall gut ist, dass ein gebrochenes Genick gut ist. Man kann sagen, dass etwas Schlechtes scheiße ist, aber dass diese natürliche Welt immer noch viele Herrlichkeiten bereit hält. Ich wünschte ihm zu sagen, dass am Ende unser Auftrag klar ist: Wir müssen über unser Unglück hinaus wachsen. Wir müssen im Guten sein und das Gute genießen, studieren und arbeiten, Abenteuer und Freundschaft erleben – oh, die Freundschaft – und Gemeinschaft und Liebe.
There was much I wished to say to Abed. I wished to tell him that, were he to acknowledge my disability, it would be OK, for people are wrong to marvel at those like me who smile as we limp. People don't know that they have lived through worse, that problems of the heart hit with a force greater than a runaway truck, that problems of the mind are greater still, more injurious than a hundred broken necks. I wished to tell him that what makes most of us who we are most of all is not our minds and not our bodies and not what happens to us, but how we respond to what happens to us. "This," wrote the psychiatrist Viktor Frankl, "is the last of the human freedoms: to choose one's attitude in any given set of circumstances." I wished to tell him that not only paralyzers and paralyzees must evolve, reconcile to reality, but we all must -- the aging and the anxious and the divorced and the balding and the bankrupt and everyone. I wished to tell him that one does not have to say that a bad thing is good, that a crash is from God and so a crash is good, a broken neck is good. One can say that a bad thing sucks, but that this natural world still has many glories. I wished to tell him that, in the end, our mandate is clear. We have to rise above bad fortune. We have to be in the good and enjoy the good -- study and work and adventure and friendship, oh, friendship, and community and love.
Aber am allermeisten wollte ich ihm sagen, was Hermann Melville schrieb, dass, "um körperliche Wärme wirklich genießen zu können, einige Teile von dir kalt sein müssen, da es keine Eigenschaft auf dieser Welt gibt, die nicht das ist, was sie nur durch den Kontrast ist." Ja, Kontrast. Wenn du bedenkst, was du nicht hast, wirst du wahrhaftig daran denken, was du hast und wenn die Götter gnädig sind, darfst du auch wahrhaftig genießen, was du hast. Das ist das einzige Geschenk, das du erhalten wirst, wenn du auf jegliche existentielle Art und Weise leidest. Du kennst den Tod, und so wachst du jeden Morgen auf, mit Lebenslust im Blut. Ein Teil von dir ist kalt, und somit kann ein anderer Teil wahrhaftig genießen, was es bedeutet, warm zu sein oder auch kalt. Als ich eines Morgens, Jahre nach dem Unfall auf Stein trat und die Unterseite meines linken Fußes den Blitz an Kälte fühlte, Nerven, die endlich wieder wach waren, war das atemberaubend, eine Schneeböe.
But most of all, I wished to tell him what Herman Melville wrote, that truly "to enjoy bodily warmth, some small part of you must be cold, for there is no quality in this world that is not what it is merely by contrast." Yes, contrast. If you are mindful of what you do not have, you may be truly mindful of what you do have. And if the gods are kind, you may truly enjoy what you have. That is the one singular gift you may receive if you suffer in any existential way. You know death, and so may wake each morning pulsing with ruddy life. Some part of you is cold, and so another part may truly enjoy what it is to be warm, or even to be cold. When one morning, years after the crash, I stepped onto stone and the underside of my left foot felt the flash of cold, nerves at last awake, it was exhilarating, a gust of snow.
Aber all diese Dinge sagte ich Abed nicht. Ich erzählte ihm nur, dass er einen Mann getötet hatte, nicht zwei. Ich gab ihm den Namen dieses Mannes. Und dann sagte ich: "Auf Wiedersehen."
But I didn't say these things to Abed. I told him only that he had killed one man, not two. I told him the name of that man. And then I said, "Goodbye."
Danke.
Thank you.
(Applaus) Vielen Dank. (Applaus)
(Applause) Thanks a lot. (Applause and cheers)