In einer meiner ersten Erinnerungen will ich einen Verwandten aufwecken, schaffe es aber nicht. Als kleines Kind verstand ich den Grund nicht, doch später wurde mir klar, dass es Drogensucht in meiner Familie gab und später auch Kokainabhängigkeit.
One of my earliest memories is of trying to wake up one of my relatives and not being able to. And I was just a little kid, so I didn't really understand why, but as I got older, I realized we had drug addiction in my family, including later cocaine addiction.
Das beschäftigt mich in letzter Zeit sehr, teils weil vor genau 100 Jahren in den USA und Großbritannien zum ersten Mal Drogen verboten wurden und wir dieses Verbot anschließend exportiert haben. Vor einem Jahrhundert trafen wir die verhängnisvolle Entscheidung, Abhängige zu bestrafen und leiden zu lassen, weil wir meinten, das würde sie abschrecken und ermuntern aufzuhören.
I'd been thinking about it a lot lately, partly because it's now exactly 100 years since drugs were first banned in the United States and Britain, and we then imposed that on the rest of the world. It's a century since we made this really fateful decision to take addicts and punish them and make them suffer, because we believed that would deter them; it would give them an incentive to stop.
Vor einigen Jahren dachte ich über die Süchtigen nach, die mir nahestehen, und zerbrach mir den Kopf darüber, wie man ihnen helfen kann. Da fiel mir auf, dass es sehr viele ganz grundlegende Fragen gab, die ich nicht beantworten konnte. Beispielsweise: Was genau löst Sucht aus? Warum beharren wir auf einem Ansatz, der anscheinend nicht funktioniert? Kennt irgendwer bessere Ansätze, die man ausprobieren könnte?
And a few years ago, I was looking at some of the addicts in my life who I love, and trying to figure out if there was some way to help them. And I realized there were loads of incredibly basic questions I just didn't know the answer to, like, what really causes addiction? Why do we carry on with this approach that doesn't seem to be working, and is there a better way out there that we could try instead?
Also las ich eine Menge darüber, fand aber nicht das, wonach ich eigentlich suchte. Daher beschloss ich, unterschiedliche Leute in aller Welt aufzusuchen, die sich damit beschäftigen, um von ihnen vielleicht Anregungen zu bekommen, ohne zu ahnen, dass ich mich auf eine fast 50 000 km lange Suche einließ. Doch ich traf dabei viele unterschiedliche Leute, von einem Transgender- Crack-Dealer aus Brooklyn über einen Forscher, der Mangusten mit Halluzinogenen füttert, um zu sehen, ob sie sie mögen -- das tun sie auch, aber nur unter sehr speziellen Umständen -- bis zum einzigen Land, das je alle Drogen von Cannabis bis Crack freigegeben hat: Portugal. Ich war völlig verblüfft von der Erkenntnis, dass nahezu alles, was wir meinen, über Sucht zu wissen, falsch ist. Wenn wir die neuen Erkenntnisse über Sucht verinnerlichen, müssen wir wohl sehr viel mehr ändern als nur unsere Drogenpolitik.
So I read loads of stuff about it, and I couldn't really find the answers I was looking for, so I thought, okay, I'll go and sit with different people around the world who lived this and studied this and talk to them and see if I could learn from them. And I didn't realize I would end up going over 30,000 miles at the start, but I ended up going and meeting loads of different people, from a transgender crack dealer in Brownsville, Brooklyn, to a scientist who spends a lot of time feeding hallucinogens to mongooses to see if they like them -- it turns out they do, but only in very specific circumstances -- to the only country that's ever decriminalized all drugs, from cannabis to crack, Portugal. And the thing I realized that really blew my mind is, almost everything we think we know about addiction is wrong, and if we start to absorb the new evidence about addiction, I think we're going to have to change a lot more than our drug policies.
Doch fangen wir damit an, was Sie und ich zu wissen glaubten: Nehmen wir diese Reihe in der Mitte. Angenommen, Sie spritzen sich über 20 Tage hinweg dreimal täglich Heroin. Einige von Ihnen scheinen davon begeisterter als andere. (Lachen) Keine Sorge! Es ist nur ein Gedankenspiel. Stellen Sie sich vor, Sie würden das tun. Was würde geschehen? Seit einem Jahrhundert wird uns dieselbe Geschichte dazu erzählt: Wir glauben, dass das Heroin sich chemisch verankert, wenn Sie es eine Weile einnehmen, und Ihr Körper davon abhängig wird. Ihr Körper fängt an, es zu brauchen, und nach 20 Tagen wären Sie alle heroinsüchtig, nicht wahr? Dachte ich jedenfalls.
But let's start with what we think we know, what I thought I knew. Let's think about this middle row here. Imagine all of you, for 20 days now, went off and used heroin three times a day. Some of you look a little more enthusiastic than others at this prospect. (Laughter) Don't worry, it's just a thought experiment. Imagine you did that, right? What would happen? Now, we have a story about what would happen that we've been told for a century. We think, because there are chemical hooks in heroin, as you took it for a while, your body would become dependent on those hooks, you'd start to physically need them, and at the end of those 20 days, you'd all be heroin addicts. Right? That's what I thought.
Der erste Hinweis, dass etwas faul an dieser Geschichte ist, war für mich der Ort, wo sie mir erzählt wurde. Wenn mich nach dem Vortrag ein Auto anfährt und ich mir die Hüfte breche, lande ich im Krankenhaus und werde mit Diamorphin vollgepumpt. Diamorphin ist Heroin -- sogar ein sehr gutes Heroin im Vergleich zum Schwarzmarkt, wo das Zeug vom Dealer gestreckt ist und nur ganz wenig Heroin enthält. Dagegen gibt Ihnen der Arzt medizinisch reinen Stoff, und das für recht lange Zeit. Hier im Saal befinden sich viele Leute. Vielleicht ist Ihnen nicht klar, dass Sie viel Heroin genommen haben. Das betrifft alle Zuschauer dieses Vortrags auf der ganzen Welt. Wenn unsere Annahme von Sucht zutrifft, sind diese Leute den chemischen Ankern ausgeliefert. Was wäre zu erwarten? Dass sie süchtig werden. Dies wurde eingehend untersucht. Es passiert nicht. Sie haben bemerkt, dass Ihre Oma nach der Hüftoperation nicht als Junkie entlassen wurde. (Lachen)
First thing that alerted me to the fact that something's not right with this story is when it was explained to me. If I step out of this TED Talk today and I get hit by a car and I break my hip, I'll be taken to hospital and I'll be given loads of diamorphine. Diamorphine is heroin. It's actually much better heroin than you're going to buy on the streets, because the stuff you buy from a drug dealer is contaminated. Actually, very little of it is heroin, whereas the stuff you get from the doctor is medically pure. And you'll be given it for quite a long period of time. There are loads of people in this room, you may not realize it, you've taken quite a lot of heroin. And anyone who is watching this anywhere in the world, this is happening. And if what we believe about addiction is right -- those people are exposed to all those chemical hooks -- What should happen? They should become addicts. This has been studied really carefully. It doesn't happen; you will have noticed if your grandmother had a hip replacement, she didn't come out as a junkie. (Laughter)
Als ich davon erfuhr, erschien es mir derart seltsam, derart im Widerspruch zu allem, was mir gesagt wurde und ich zu wissen glaubte, dass ich an der Tatsache zweifelte, bis ich Bruce Alexander begegnete. Er ist Professor für Psychologie in Vancouver und hat ein unglaubliches Experiment durchgeführt, das uns hilft, das Problem zu verstehen. Professor Alexander erklärte mir, dass unsere Vorstellung von Sucht teilweise auf Experimenten beruht, die Anfang des 20. Jahrhunderts durchgeführt wurden. Sie sind sehr einfach. Mit etwas Sadismus können Sie sie gleich zuhause durchführen. Sie stecken eine Ratte in einen Käfig und geben ihr zwei Trinkflaschen: Die eine enthält nur Wasser und die andere zusätzlich Heroin oder Kokain. Wenn Sie das tun, bevorzugt die Ratte fast immer die Droge und bringt sich fast immer sehr schnell um. Da haben wir es, oder? So läuft es, denken wir. In den 70ern sieht sich Professor Alexander das Experiment an. Dabei fällt ihm eines auf. Die Ratte steckt in einem leeren Käfig, wo sie nichts zu tun hat, außer Drogen zu nehmen. Probieren wir etwas anderes! Also baute Professor Alexander einen Käfig, den "Rattenpark", der gewissermaßen ein Rattenhimmel ist. Sie bekommen jede Menge Käse, bunte Bälle und Tunnel. Entscheidend ist, dass sie jede Menge Freunde und Sex haben können. Sie haben beide Trinkflaschen -- einmal mit und einmal ohne Drogen. Doch es geschieht etwas Faszinierendes: Im Rattenpark mögen die Ratten das Drogenwasser nicht. Sie benutzen es fast nie. Keine von ihnen nutzt es zwanghaft. Keine nimmt eine Überdosis. Das ist ein Rückgang von 100 % Überdosierung in der Isolation zu 0 % Überdosierung in einer glücklichen Gemeinschaft.
And when I learned this, it seemed so weird to me, so contrary to everything I'd been told, everything I thought I knew, I just thought it couldn't be right, until I met a man called Bruce Alexander. He's a professor of psychology in Vancouver who carried out an incredible experiment I think really helps us to understand this issue. Professor Alexander explained to me, the idea of addiction we've all got in our heads, that story, comes partly from a series of experiments that were done earlier in the 20th century. They're really simple. You can do them tonight at home if you feel a little sadistic. You get a rat and you put it in a cage, and you give it two water bottles: One is just water, and the other is water laced with either heroin or cocaine. If you do that, the rat will almost always prefer the drug water and almost always kill itself quite quickly. So there you go, right? That's how we think it works. In the '70s, Professor Alexander comes along and he looks at this experiment and he noticed something. He said ah, we're putting the rat in an empty cage. It's got nothing to do except use these drugs. Let's try something different. So Professor Alexander built a cage that he called "Rat Park," which is basically heaven for rats. They've got loads of cheese, they've got loads of colored balls, they've got loads of tunnels. Crucially, they've got loads of friends. They can have loads of sex. And they've got both the water bottles, the normal water and the drugged water. But here's the fascinating thing: In Rat Park, they don't like the drug water. They almost never use it. None of them ever use it compulsively. None of them ever overdose. You go from almost 100 percent overdose when they're isolated to zero percent overdose when they have happy and connected lives.
Als Professor Alexander das zum ersten Mal sah, dachte er, dass das vielleicht eine Besonderheit von Ratten ist. Sie sind ganz anders als wir -- möchten wir zumindest glauben. Zum Glück gab es einen Menschenversuch, der zur selben Zeit stattfand und nach demselben Muster ablief. Man nannte ihn den Vietnamkrieg. In Vietnam nahmen 20 % aller US-Soldaten Heroin in rauen Mengen. In der damaligen Berichterstattung findet man die große Sorge, Hunderttausende würden als Junkies in den USA nach dem Krieg auf der Straße landen; es schien logisch. Man untersuchte, was daheim aus solchen Heroinkonsumenten wurde, nachzulesen in "Archives of General Psychiatry". Was geschah? Sie machten keine Drogentherapie und gingen nicht in die Entzugsklinik. 95 % von ihnen hörten einfach auf. Gemäß der Geschichte von den chemischen Ankern ergibt das keinerlei Sinn, doch Professor Alexander überlegte sich eine andere Erklärung für Sucht: Vielleicht geht es bei Sucht gar nicht um chemische Anker. Kann Sucht eine Folge Ihres Käfigs sein? Kann Sucht eine Anpassung an Ihre Umgebung sein?
Now, when he first saw this, Professor Alexander thought, maybe this is just a thing about rats, they're quite different to us. Maybe not as different as we'd like, but, you know -- But fortunately, there was a human experiment into the exact same principle happening at the exact same time. It was called the Vietnam War. In Vietnam, 20 percent of all American troops were using loads of heroin, and if you look at the news reports from the time, they were really worried, because they thought, my God, we're going to have hundreds of thousands of junkies on the streets of the United States when the war ends; it made total sense. Now, those soldiers who were using loads of heroin were followed home. The Archives of General Psychiatry did a really detailed study, and what happened to them? It turns out they didn't go to rehab. They didn't go into withdrawal. Ninety-five percent of them just stopped. Now, if you believe the story about chemical hooks, that makes absolutely no sense, but Professor Alexander began to think there might be a different story about addiction. He said, what if addiction isn't about your chemical hooks? What if addiction is about your cage? What if addiction is an adaptation to your environment?
Angesichts dessen sagte ein anderer Professor namens Peter Cohen aus den Niederlanden, dass wir wohl gar nicht von Sucht sprechen sollten, sondern von Bindung. Das menschliche Bindungsbedürfnis ist angeboren und natürlich, und wenn wir glücklich und gesund sind, gehen wir Bindungen ein. Doch wenn man das nicht kann, weil man traumatisiert, einsam oder vom Schicksal gebeutelt ist, dann bindet man sich an etwas, das einem Erleichterung verschafft. Das kann Glücksspiel sein oder Pornographie, vielleicht ist es Kokain oder Cannabis, doch man verbindet sich mit etwas, weil es unserer Natur entspricht. Wir Menschen streben danach.
Looking at this, there was another professor called Peter Cohen in the Netherlands who said, maybe we shouldn't even call it addiction. Maybe we should call it bonding. Human beings have a natural and innate need to bond, and when we're happy and healthy, we'll bond and connect with each other, but if you can't do that, because you're traumatized or isolated or beaten down by life, you will bond with something that will give you some sense of relief. Now, that might be gambling, that might be pornography, that might be cocaine, that might be cannabis, but you will bond and connect with something because that's our nature. That's what we want as human beings.
Anfangs wollte mir das nicht so recht einleuchten, doch folgender Ansatz half mir umzudenken: Da drüben an meinem Sitz steht eine Flasche Wasser, nicht wahr? Auch viele von Ihnen haben Wasserflaschen mitgebracht. Vergessen Sie einmal das Drogenthema! All diese Flaschen könnten völlig legal mit Wodka gefüllt sein. Wir könnten uns alle betrinken -- mache ich vielleicht nachher -- (Lachen) doch wir tun es nicht. Weil Sie offenbar die Phantastillionen auftreiben konnten, die man braucht, um einem TEDTalk beizuwohnen, könnten Sie es sich auch leisten, die nächsten sechs Monate Wodka zu trinken. Sie würden dadurch nicht obdachlos. Sie werden das nicht tun. Der Grund liegt nicht darin, dass jemand Sie aufhalten würde. Es liegt daran, dass Sie Bindungen haben, für die Sie da sein möchten. Sie haben Arbeit und Leute, die Ihnen lieb sind. Sie haben gesunde Beziehungen. Ein Kernbestandteil von Sucht liegt -- nach meiner Überzeugung und den Belegen -- darin, dass man die Gegenwart des eigenen Lebens nicht erträgt.
And at first, I found this quite a difficult thing to get my head around, but one way that helped me to think about it is, I can see, I've got over by my seat a bottle of water, right? I'm looking at lots of you, and lots of you have bottles of water with you. Forget the drugs. Forget the drug war. Totally legally, all of those bottles of water could be bottles of vodka, right? We could all be getting drunk -- I might after this -- (Laughter) -- but we're not. Now, because you've been able to afford the approximately gazillion pounds that it costs to get into a TED Talk, I'm guessing you guys could afford to be drinking vodka for the next six months. You wouldn't end up homeless. You're not going to do that, and the reason you're not going to do that is not because anyone's stopping you. It's because you've got bonds and connections that you want to be present for. You've got work you love. You've got people you love. You've got healthy relationships. And a core part of addiction, I came to think, and I believe the evidence suggests, is about not being able to bear to be present in your life.
Daraus folgen wirklich entscheidende Schlüsse. Der offensichtlichste betrifft den Krieg gegen die Drogen. In Arizona traf ich eine Gruppe Frauen, die T-Shirts mit der Aufschrift "Ich war drogenabhängig" tragen, in Ketten gehen und Gräber ausheben mussten -- unter dem Spott der Öffentlichkeit. Bei ihrer Entlassung sind diese Frauen vorbestraft, was bedeutet, dass sie keine legale Stelle mehr finden. Das ist natürlich ein besonders krasses Beispiel. Doch fast überall in der Welt behandeln wir Abhängige ähnlich. Wir bestrafen sie, erniedrigen sie, geben ihnen Vorstrafen und behindern ihre Wiedereingliederung. Ein erstaunlicher Mensch und Arzt aus Kanada, Dr. Gabor Maté, sagte mir, ein System, das gezielt Sucht verschlimmern sollte, würde genau so aussehen.
Now, this has really significant implications. The most obvious implications are for the War on Drugs. In Arizona, I went out with a group of women who were made to wear t-shirts saying, "I was a drug addict," and go out on chain gangs and dig graves while members of the public jeer at them, and when those women get out of prison, they're going to have criminal records that mean they'll never work in the legal economy again. Now, that's a very extreme example, obviously, in the case of the chain gang, but actually almost everywhere in the world we treat addicts to some degree like that. We punish them. We shame them. We give them criminal records. We put barriers between them reconnecting. There was a doctor in Canada, Dr. Gabor Maté, an amazing man, who said to me, if you wanted to design a system that would make addiction worse, you would design that system.
Ein Land hat beschlossen, das genaue Gegenteil zu tun, und ich habe mir dort ein Bild gemacht. 2000 hatte Portugal eines der größten Drogenprobleme in Europa. 1 % der Bevölkerung war heroinabhängig, was wirklich krass ist. Von Jahr zu Jahr übernahm man zunehmend die US-Methoden. Man bestrafte, stigmatisierte und erniedrigte Süchtige immer mehr und mit jedem Jahr wuchs das Problem. Bis sich eines Tages der Ministerpräsident und der Oppositionsführer einigten, dass es damit nicht weitergehen konnte, dass immer mehr Menschen im Land dem Heroin verfielen. Sie ließen ein Gremium aus Wissenschaftlern und Ärzten nach einer echten Lösung suchen. Das Gremium leitete Dr. João Goulão, ein erstaunlicher Mann. Es sichtete die neuen Belege und kam zu dem Schluss: "Legalisiert alle Drogen von Cannabis bis Crack, doch" -- und das ist entscheidend -- "nehmt die Mittel, die wir bisher zur Isolierung Süchtiger und ihrer Absonderung verwendet haben und gebt sie für ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft aus." Das entspricht nicht unserer Vorstellung von Suchtbehandlung -- jedenfalls in den USA und Großbritannien. Also bieten sie stationäre Drogentherapie und eine Psychotherapie an, was sicher nützlich ist. Der Clou sind aber Punkte, die unseren Ansatz auf den Kopf stellen: Ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für Süchtige und Mikrokredite zur Gründung kleiner Unternehmen. Angenommen, Sie waren Mechaniker. Eine Werkstatt, die Sie für ein Jahr übernimmt, bekommt die Hälfte des Lohns erstattet. Das Ziel dabei ist, dass jeder Süchtige in Portugal einen Grund hat, morgens aus dem Bett aufzustehen. Die Süchtigen in Portugal sagten mir, dass sie wieder Sinn in ihrem Leben sahen. Sie traten wieder mit der Gesellschaft in Verbindung.
Now, there's a place that decided to do the exact opposite, and I went there to see how it worked. In the year 2000, Portugal had one of the worst drug problems in Europe. One percent of the population was addicted to heroin, which is kind of mind-blowing, and every year, they tried the American way more and more. They punished people and stigmatized them and shamed them more, and every year, the problem got worse. And one day, the Prime Minister and the leader of the opposition got together, and basically said, look, we can't go on with a country where we're having ever more people becoming heroin addicts. Let's set up a panel of scientists and doctors to figure out what would genuinely solve the problem. And they set up a panel led by an amazing man called Dr. João Goulão, to look at all this new evidence, and they came back and they said, "Decriminalize all drugs from cannabis to crack, but" -- and this is the crucial next step -- "take all the money we used to spend on cutting addicts off, on disconnecting them, and spend it instead on reconnecting them with society." And that's not really what we think of as drug treatment in the United States and Britain. So they do do residential rehab, they do psychological therapy, that does have some value. But the biggest thing they did was the complete opposite of what we do: a massive program of job creation for addicts, and microloans for addicts to set up small businesses. So say you used to be a mechanic. When you're ready, they'll go to a garage, and they'll say, if you employ this guy for a year, we'll pay half his wages. The goal was to make sure that every addict in Portugal had something to get out of bed for in the morning. And when I went and met the addicts in Portugal, what they said is, as they rediscovered purpose, they rediscovered bonds and relationships with the wider society.
Vor 15 Jahren nahm man dieses Experiment in Angriff. Nun liegen Ergebnisse vor: Erheblich weniger hängen an der Nadel gemäß dem "British Journal of Criminology" ganze 50 % weniger. Überdosierungen und HIV unter Süchtigen sind stark rückläufig. Unstrittig ist, dass die Sucht erheblich zurückging. Dass es gut funktioniert hat, sieht man daran, dass niemand in Portugal zum alten System zurückkehren will.
It'll be 15 years this year since that experiment began, and the results are in: injecting drug use is down in Portugal, according to the British Journal of Criminology, by 50 percent, five-zero percent. Overdose is massively down, HIV is massively down among addicts. Addiction in every study is significantly down. One of the ways you know it's worked so well is that almost nobody in Portugal wants to go back to the old system.
Soweit zu den politischen Folgerungen. Ich meine, es gibt tiefer gehende Folgerungen aus all diesen Untersuchungen. Wir leben in einer Kultur, in der Menschen sich zunehmend für allerlei Süchte anfällig fühlen, sei es Handysucht, Kaufsucht oder Esssucht. Uns allen hier im Saal wurde gesagt, dass Handys während der Vorträge aus bleiben müssen. Mir fiel auf, dass dabei viele von Ihnen dreinschauten wie Süchtige, deren Dealer in den nächsten Stunden keine Zeit hat. (Lachen) Erstaunlicherweise kennen viele von uns dieses Gefühl. Wie gesagt, ist Bindungslosigkeit ein Hauptauslöser von Sucht, und sie nimmt zu, obwohl unsere Gesellschaft doch gewiss so vernetzt ist wie nie zuvor. Ich glaube immer fester, dass die Bindungen, die wir haben oder glauben zu haben, eher ein müder Abklatsch davon sind. In einer Lebenskrise werden Sie merken, dass Sie weder von Ihren Twitter-Anhängern noch von Ihren Facebook-Freunden Beistand bekommen, sondern von Ihren Freunden aus Fleisch und Blut, zu denen Sie eine tiefe, ausgeprägte, persönliche Bindung haben. Der Umwelt-Autor Bill McKibben wies mich auf eine Studie hin, die uns meiner Meinung nach viel darüber sagt. In ihr wurde die Anzahl der Freunde untersucht, von denen man glaubt, dass man sie in einer Krise anrufen kann. Diese Zahl hat seit den 1950ern beständig abgenommen. Dagegen hat sich die Wohnfläche des Einzelnen beständig vergrößert. Das kommt mir wie eine Metapher für die Prioritäten unserer Kultur vor. Wir tauschen Freunde gegen Wohnraum ein, und Bindungen gegen Dinge. Infolgedessen sind wir eine der einsamsten Gesellschaften aller Zeiten. Bruce Alexander, der Erfinder des Rattenparks, meint, dass wir stets von der Gesundung des einzelnen Süchtigen reden, was auch richtig ist. Doch was ist mit der Gesundung der Gesellschaft? Mit uns läuft etwas schief, nicht nur mit jedem Einzelnen, sondern insgesamt. Wir bilden eine Gesellschaft, in der das Leben für viele eher einem Einzelkäfig ähnelt als dem Rattenpark.
Now, that's the political implications. I actually think there's a layer of implications to all this research below that. We live in a culture where people feel really increasingly vulnerable to all sorts of addictions, whether it's to their smartphones or to shopping or to eating. Before these talks began -- you guys know this -- we were told we weren't allowed to have our smartphones on, and I have to say, a lot of you looked an awful lot like addicts who were told their dealer was going to be unavailable for the next couple of hours. (Laughter) A lot of us feel like that, and it might sound weird to say, I've been talking about how disconnection is a major driver of addiction and weird to say it's growing, because you think we're the most connected society that's ever been, surely. But I increasingly began to think that the connections we have or think we have, are like a kind of parody of human connection. If you have a crisis in your life, you'll notice something. It won't be your Twitter followers who come to sit with you. It won't be your Facebook friends who help you turn it round. It'll be your flesh and blood friends who you have deep and nuanced and textured, face-to-face relationships with, and there's a study I learned about from Bill McKibben, the environmental writer, that I think tells us a lot about this. It looked at the number of close friends the average American believes they can call on in a crisis. That number has been declining steadily since the 1950s. The amount of floor space an individual has in their home has been steadily increasing, and I think that's like a metaphor for the choice we've made as a culture. We've traded floorspace for friends, we've traded stuff for connections, and the result is we are one of the loneliest societies there has ever been. And Bruce Alexander, the guy who did the Rat Park experiment, says, we talk all the time in addiction about individual recovery, and it's right to talk about that, but we need to talk much more about social recovery. Something's gone wrong with us, not just with individuals but as a group, and we've created a society where, for a lot of us, life looks a whole lot more like that isolated cage and a whole lot less like Rat Park.
Offen gesagt war das nicht meine Stoßrichtung. Ich wollte nicht die politischen und sozialen Fragen ergründen, sondern wie ich geliebten Menschen helfen kann. Als ich von meiner langen, lehrreichen Reise zurückkehrte, führte ich mir die Süchtigen in meinem Leben vor Augen. Einmal ganz ehrlich: Es fällt schwer, einen Süchtigen zu lieben. Viele von Ihnen hier im Saal wissen das. Man ist oft verärgert. Die Diskussion ist wohl auch deshalb so aufgeladen, weil die Sache jedem von uns an die Nieren geht, richtig? Beim Anblick eines Süchtigen regt sich in jedem der Wunsch, irgendjemand möge ihn abhalten. Die Handlungsmuster für den Umgang mit Süchtigen, die man uns nahelegt, versinnbildlicht wohl die Reality-Show "Intervention", eine US-Fernseh-Serie. Alles in unserem Leben wird durch Reality-TV definiert. Doch ich schweife ab. Die Sendung "Intervention" ist recht einfach gestrickt. Man nehme einen Süchtigen, versammle alle Leute aus seinem Leben, konfrontiere ihn mit seinem Verhalten, und drohe ihm, ihn fallen zu lassen, wenn er sich nicht bessert. Man nimmt also die Bindungen eines Süchtigen als Druckmittel dafür her, dass er das gewünschte Verhalten zeigt. Mir ist klar geworden, warum dieser Ansatz nicht klappt. Man scheint die Logik des Kriegs gegen die Drogen ins Privatleben zu übertragen.
If I'm honest, this isn't why I went into it. I didn't go in to the discover the political stuff, the social stuff. I wanted to know how to help the people I love. And when I came back from this long journey and I'd learned all this, I looked at the addicts in my life, and if you're really candid, it's hard loving an addict, and there's going to be lots of people who know in this room. You are angry a lot of the time, and I think one of the reasons why this debate is so charged is because it runs through the heart of each of us, right? Everyone has a bit of them that looks at an addict and thinks, I wish someone would just stop you. And the kind of scripts we're told for how to deal with the addicts in our lives is typified by, I think, the reality show "Intervention," if you guys have ever seen it. I think everything in our lives is defined by reality TV, but that's another TED Talk. If you've ever seen the show "Intervention," it's a pretty simple premise. Get an addict, all the people in their life, gather them together, confront them with what they're doing, and they say, if you don't shape up, we're going to cut you off. So what they do is they take the connection to the addict, and they threaten it, they make it contingent on the addict behaving the way they want. And I began to think, I began to see why that approach doesn't work, and I began to think that's almost like the importing of the logic of the Drug War into our private lives.
Mich beschäftigte, wie ich selbst ein "Portugiese" werden kann. Momentan versuche ich ohne Anspruch auf Konsequenz und ohne dass es mir leicht fällt, den Süchtigen in meinem Leben zu sagen, dass ich engeren Kontakt zu ihnen will, dass ich sie liebe, egal ob sie abstinent bleiben. "Ich liebe dich, egal in welchem Zustand du bist. Wenn du mich brauchst, bin ich für dich da, weil ich dich liebe und damit du nicht einsam bist oder dich einsam fühlst."
So I was thinking, how could I be Portuguese? And what I've tried to do now, and I can't tell you I do it consistently and I can't tell you it's easy, is to say to the addicts in my life that I want to deepen the connection with them, to say to them, I love you whether you're using or you're not. I love you, whatever state you're in, and if you need me, I'll come and sit with you because I love you and I don't want you to be alone or to feel alone.
Meiner Meinung nach muss die Kernaussage -- du bist nicht allein, wir lieben dich -- auf allen Ebenen unsere Botschaft an die Süchtigen sein, ob sozial, politisch oder individuell. Seit 100 Jahren singen wir nun Kampflieder über Süchtige. Wir hätten ihnen in der Zeit Liebeslieder singen sollen. Denn das Gegenteil von Sucht ist nicht Nüchernheit. Das Gegenteil von Sucht ist Bindung.
And I think the core of that message -- you're not alone, we love you -- has to be at every level of how we respond to addicts, socially, politically and individually. For 100 years now, we've been singing war songs about addicts. I think all along we should have been singing love songs to them, because the opposite of addiction is not sobriety. The opposite of addiction is connection.
Ich danke Ihnen.
Thank you.
(Applaus)
(Applause)