Hawa Abdi: Viele Menschen kämpfen seit 20 Jahren für Somalia. Es gab keine Arbeit, keine Nahrung die meisten Kinder waren stark unterernährt, wie dieses. Deqo Mohamed: Sie wissen, dass in jedem Bürgerkrieg Frauen und Kinder am meisten betroffen sind. Also sind unsere Patienten Frauen und Kinder. Sie sind in unserem Hinterhof. Es ist unser Haus; wir heißen sie willkommen. Das ist das Lager, das wir inzwischen haben, 90 000 Menschen, 75 Prozent davon sind Frauen und Kinder. Pat Mitchell: Und das ist Ihr Krankenhaus. Das ist das Innere. HA: Wir führen Kaiserschnitte durch und verschiedene Operationen weil die Menschen Hilfe benötigen. Es gibt keine Regierung, die sie schützt. DM: Täglich haben wir etwa 400 Patienten, mal mehr, mal weniger. Aber wir sind nur fünf Ärzte und 16 Krankenschwestern, und es kostet viel Kraft, sie alle zu behandeln. Aber wir kümmern uns um die schwersten Fälle und bestellen die anderen für den nächsten Tag wieder her. Das ist sehr hart. Wie Sie sehen können, sind es die Frauen, die ihre Kinder tragen, es sind Frauen, die in die Krankenhäuser kommen, es sind Frauen, die die Häuser bauten. Das ist ihr Haus. Und wir haben eine Schule. Das ist unser Sonnenschein - wir gründeten in den letzten zwei Jahren eine Grundschule, in der wir 850 Kinder unterrichten, und die Mehrheit sind Frauen und Mädchen. (Applaus) PM: Die Ärzte haben einige sehr wichtige Regeln aufgestellt, wer in der Klinik behandelt wird. Würden Sie uns diese Aufnahme-Regeln erklären? HA: Die Menschen kommen zu uns, wir heißen sie willkommen. Wir teilen mit ihnen alles was wir haben. Aber es gibt zwei Regeln. Die erste Regel: es gibt keine Stammes- oder politischen Unterschiede in der somalischen Gesellschaft. Jeden, der Unterschiede macht, werfen wir hinaus. Die zweite Regel: kein Mann darf seine Frau schlagen. Wenn er schlägt, bringen wir ihn ins Gefängnis und rufen die Ältesten an. Solang sie sich mit dem Fall beschäftigen, lassen wir ihn nicht frei. Das sind unsere zwei Regeln. (Applaus) Andererseits habe ich erkannt, dass die Frau die stärkste Person auf der Welt ist. Denn in den letzten 20 Jahren hat sich die somalische Frau behauptet. Sie waren die Führer, und wir sind die Führerinnen unserer Gemeinschaft und die Hoffnung zukünftiger Generationen. Wir sind nicht einfach hilflos und Opfer des Bügerkriegs. Wir können schlichten. Wir können alles tun. (Applaus) DM: Wie meine Mutter sagt: wir sind die Zukunft, die Männer in Somalia können nur töten. So kamen wir zu diesen zwei Regeln. In einem Lager mit 90 000 Menschen muss mann Regeln aufstellen oder es gibt Streit. Also gibt es keine Stammes-Unterschiede und kein Mann darf seine Frau schlagen. Wir haben einen kleinen Lagerraum, den wir in eine Gefängniszelle verwandelt haben. Wenn jemand seine Frau schlägt, wird er dort eingesperrt. (Applaus) Frauen stärken und ihnen Möglichkeiten geben - wir sind für sie da, sie sind nicht alleine. PM: Sie führen eine medizinische Klinik. Es ist sehr viel medizinische Versorgung nötig für Menschen, die so etwas sonst nicht bekommen. Sie leiten aber auch eine zivile Gesellschaft. Sie haben eigene Regeln aufgestellt, durch die Frauen und Kinder ein verändertes Gefühl für Sicherheit bekommen. Erzählen Sie mir über Ihre Entscheidung, Dr. Abdi und Ihre Entscheidung Dr. Mohamed, zusammen zu arbeiten - Ärztin zu werden und unter diesen Umständen mit ihrer Mutter zusammen zu arbeiten. HA: Damals, als ich jung war - Ich wurde 1947 geboren - in dieser Zeit hatten wir eine Regierung, Recht und Ordnung. Aber eines Tages ging ich ins Krankenhaus - meine Mutter war krank - und ich sah das Krankenhaus und bemerkte wie man die Ärzte ansah, wie engagiert diese den kranken Menschen halfen. Ich bewunderte sie und beschloss selbst Ärztin zu werden. Meine Mutter starb leider als ich 12 Jahre alt war. Mein Vater erlaubte mir später, meinen Wunsch zu verwirklichen. Meine Mutter starb an einer gynäkologischen Komplikation, also beschloss ich Gynäkologin zu werden. So wurde ich Ärztin. Jetzt ist Dr. Deqo dran. DM: Meine Mutter hat mich von Kindheit an darauf vorbereitet Ärztin zu werden, was ich eigentlich gar nicht werden wollte. Eigentlich wollte ich Historikerin werden oder aber Journalistin. Das war es was ich wollte, aber es klappte nicht. Als der Krieg ausbrach - der Bürgerkrieg - sah ich, wie meine Mutter half und dass sie dringend Hilfe brauchte und das die Pflege eine Frau voraussetzt, die somalische Ärztin ist und Frauen und Kindern helfen kann. Und ich dachte, vielleicht kann ich Journalistin und Gynäkologin werden. (Lachen) Also ging ich nach Russland, und meine Mutter ging mit, während der Zeit der Sowjetunion. Also sind manche unserer Charakterzüge erklärbar durch unsere intensive, sowjetisch geprägte Ausbildung. So kam ich dazu, das gleiche zu tun (wie meine Mutter). Meine Schwester war anders. Sie ist hier. Sie ist auch eine Ärztin. Sie hat auch in Russland studiert. (Applaus) Und sie kam zurück, um mit unserer Mutter zu arbeiten aufgrund dessen, was wir im Bürgerkrieg miterlebten - Ich war 16 und meine Schwester 11 Jahre alt als der Bürgerkrieg ausbrach. Wir sahen die Not der Menschen in den frühen 90ern, die uns zurückkehren ließ, um für sie zu arbeiten. PM: Nun, was ist die größte Herausforderung, wenn man als Mutter und Tochter in solchen gefährlichen und manchmal auch unheimlichen Situationen zusammen arbeitet? HA: Ja, ich habe in schwierigen Situationen gearbeitet, sehr gefährlich. Und wenn ich Menschen sah, die mich brauchten, bin ich bei ihnen geblieben, um zu helfen, weil ich dazu in der Lage war. Die meisten Menschen flohen ins Ausland. Aber ich blieb bei diesen Leuten und versuchte etwas zu unternehmen - und wenn es nur wenig war, was ich tun konnte. Ich war erfolgreich an diesen Orten. Nun ist mein Platz bei den 90 000 Menschen, die einander respektieren, die nicht kämpfen. Wir versuchen auf eigenen Füßen zu stehen, und den Menschen, wenn auch mit wenig, zu helfen. Ich bin dankbar für meine Töchter. Als sie zu mir kamen halfen sie mir die Menschen zu behandeln, ihnen zu helfen. Sie tun alles für sie. Sie haben getan, was ich mir von ihnen gewünscht habe PM: Was ist das Beste daran mit Ihrer Mutter zusammenzuarbeiten, und die größte Herausforderung für Sie? DM: Sie ist sehr zäh, es ist sehr schwierig. Sie erwartet ständig mehr von uns. Und wenn man denkt, es geht nicht mehr, drängt sie so lange, bis man weiter macht. Das ist das Beste. Sie zeigt uns, wie es geht und wie man ein besserer Mensch wird und wie man mehrstündige Operationen schafft - 300 Patienten pro Tag 10, 20 Operationen und dann muss man noch das Lager verwalten - darin bildet sie uns aus. Es ist nicht so schön wie hier in den Büros, 20 Patienten, man ist müde. Man hat 300 Patienten, 20 Operationen und 90 000 Menschen, um die man sich kümmern muss. PM: Aber Sie tun es für einen guten Zweck. (Applaus) Warten Sie. Warten Sie. HA: Danke schön. DM: Danke schön. (Applaus) HA: Danke, vielen Dank. (DM: Danke, vielen Dank:)
Hawa Abdi: Many people -- 20 years for Somalia -- [were] fighting. So there was no job, no food. Children, most of them, became very malnourished, like this. Deqo Mohamed: So as you know, always in a civil war, the ones affected most [are] the women and children. So our patients are women and children. And they are in our backyard. It's our home. We welcome them. That's the camp that we have in now 90,000 people, where 75 percent of them are women and children. Pat Mitchell: And this is your hospital. This is the inside. HA: We are doing C-sections and different operations because people need some help. There is no government to protect them. DM: Every morning we have about 400 patients, maybe more or less. But sometimes we are only five doctors and 16 nurses, and we are physically getting exhausted to see all of them. But we take the severe ones, and we reschedule the other ones the next day. It is very tough. And as you can see, it's the women who are carrying the children; it's the women who come into the hospitals; it's the women [are] building the houses. That's their house. And we have a school. This is our bright -- we opened [in the] last two years [an] elementary school where we have 850 children, and the majority are women and girls. (Applause) PM: And the doctors have some very big rules about who can get treated at the clinic. Would you explain the rules for admission? HA: The people who are coming to us, we are welcoming. We are sharing with them whatever we have. But there are only two rules. First rule: there is no clan distinguished and political division in Somali society. [Whomever] makes those things we throw out. The second: no man can beat his wife. If he beat, we will put [him] in jail, and we will call the eldest people. Until they identify this case, we'll never release him. That's our two rules. (Applause) The other thing that I have realized, that the woman is the most strong person all over the world. Because the last 20 years, the Somali woman has stood up. They were the leaders, and we are the leaders of our community and the hope of our future generations. We are not just the helpless and the victims of the civil war. We can reconcile. We can do everything. (Applause) DM: As my mother said, we are the future hope, and the men are only killing in Somalia. So we came up with these two rules. In a camp with 90,000 people, you have to come up with some rules or there is going to be some fights. So there is no clan division, and no man can beat his wife. And we have a little storage room where we converted a jail. So if you beat your wife, you're going to be there. (Applause) So empowering the women and giving the opportunity -- we are there for them. They are not alone for this. PM: You're running a medical clinic. It brought much, much needed medical care to people who wouldn't get it. You're also running a civil society. You've created your own rules, in which women and children are getting a different sense of security. Talk to me about your decision, Dr. Abdi, and your decision, Dr. Mohamed, to work together -- for you to become a doctor and to work with your mother in these circumstances. HA: My age -- because I was born in 1947 -- we were having, at that time, government, law and order. But one day, I went to the hospital -- my mother was sick -- and I saw the hospital, how they [were] treating the doctors, how they [are] committed to help the sick people. I admired them, and I decided to become a doctor. My mother died, unfortunately, when I was 12 years [old]. Then my father allowed me to proceed [with] my hope. My mother died in [a] gynecology complication, so I decided to become a gynecology specialist. That's why I became a doctor. So Dr. Deqo has to explain. DM: For me, my mother was preparing [me] when I was a child to become a doctor, but I really didn't want to. Maybe I should become an historian, or maybe a reporter. I loved it, but it didn't work. When the war broke out -- civil war -- I saw how my mother was helping and how she really needed the help, and how the care is essential to the woman to be a woman doctor in Somalia and help the women and children. And I thought, maybe I can be a reporter and doctor gynecologist. (Laughter) So I went to Russia, and my mother also, [during the] time of [the] Soviet Union. So some of our character, maybe we will come with a strong Soviet background of training. So that's how I decided [to do] the same. My sister was different. She's here. She's also a doctor. She graduated in Russia also. (Applause) And to go back and to work with our mother is just what we saw in the civil war -- when I was 16, and my sister was 11, when the civil war broke out. So it was the need and the people we saw in the early '90s -- that's what made us go back and work for them. PM: So what is the biggest challenge working, mother and daughter, in such dangerous and sometimes scary situations? HA: Yes, I was working in a tough situation, very dangerous. And when I saw the people who needed me, I was staying with them to help, because I [could] do something for them. Most people fled abroad. But I remained with those people, and I was trying to do something -- [any] little thing I [could] do. I succeeded in my place. Now my place is 90,000 people who are respecting each other, who are not fighting. But we try to stand on our feet, to do something, little things, we can for our people. And I'm thankful for my daughters. When they come to me, they help me to treat the people, to help. They do everything for them. They have done what I desire to do for them. PM: What's the best part of working with your mother, and the most challenging part for you? DM: She's very tough; it's most challenging. She always expects us to do more. And really when you think [you] cannot do it, she will push you, and I can do it. That's the best part. She shows us, trains us how to do and how to be better [people] and how to do long hours in surgery -- 300 patients per day, 10, 20 surgeries, and still you have to manage the camp -- that's how she trains us. It is not like beautiful offices here, 20 patients, you're tired. You see 300 patients, 20 surgeries and 90,000 people to manage. PM: But you do it for good reasons. (Applause) Wait. Wait. HA: Thank you. DM: Thank you. (Applause) HA: Thank you very much. DM: Thank you very much.