Welche Gefühle löst diese Musik bei dir aus? Findest du sie schön? Ist sie kreativ? Und: Würdest du anders antworten, wenn du wüsstest, dass sie dieser Roboter komponiert hat? Ob du es glaubst oder nicht, Menschen setzen sich seit über 170 Jahren neben der Frage nach künstlicher Intelligenz mit der Frage nach künstlicher Kreativität auseinander. 1843 schrieb Lady Ada Lovelace, eine englische Mathematikerin, die als weltweit erste Computer-Programmiererin gilt, eine Maschine könne keine menschenähnliche Intelligenz haben, solange sie nur ausführe, wozu Menschen sie programmiert hätten. Laut Lovelace muss eine Maschine fähig sein, originelle Ideen zu entwickeln, um als intelligent eingestuft zu werden. Der Lovelace-Test, der 2001 standardisiert wurde, schlägt eine Möglichkeit vor, diese Idee zu überprüfen. Ein Maschine besteht den Test, wenn sie ein Ergebnis produziert, das die Konstrukteure auf der Grundlage ihres Ausgangscodes nicht erklären können. Der Lovelace-Test ist eher ein Gedankenexperiment als ein objektiver wissenschaftlicher Test, aber ein guter Ausgangspunkt. Auf den ersten Blick scheint die Idee unmöglich, dass eine Maschine auf diese Weise hochwertige, originelle Musik erschaffen kann. Wir könnten einen hochkomplexen Algorithmus mit Zufallsgeneratoren, chaotischen Funktionen und unscharfer Logik entwickeln, um eine Abfolge von Noten so zu erzeugen, dass sie nicht mehr nachvollziehbar ist. So würden zwar unzählige neue, originelle, unbekannte Melodien entstehen, doch nur ein kleiner Bruchteil wäre es wert, gehört zu werden, da der Computer nicht unterscheiden kann, welche wir als schön oder nicht schön empfinden. Aber gehen wir einen Schritt zurück und modellieren einen natürlichen Prozess, der Kreativität entstehen lässt. Wir kennen zumindest einen solchen Prozess, der zu originellen, hochwertigen und sogar schönen Ergebnissen geführt hat: den Prozess der Evolution. Evolutionäre Algorithmen, also genetische Algorithmen, die die biologische Evolution nachahmen, sind ein vielversprechender Ansatz, um Maschinen originelle und wertvolle künstlerische Ergebnisse erzielen zu lassen. Wie kann Evolution eine Maschine musikalisch kreativ machen? Statt mit Organismen beginnen wir mit einer Grundgesamtheit musikalischer Phrasen und einem grundlegenden Algorithmus, der die Reproduktion und zufällige Mutationen nachahmt, indem er Teile austauscht, andere kombiniert, und zufällige Noten ersetzt. Dank dieser neuen Generation von Phrasen können wir mithilfe einer sogenannten Fitnessfunktion eine Auswahl vornehmen. So wie biologische Fitness durch äußere Umwelteinflüsse bestimmt wird, kann unsere Fitnessfunktion von einer externen Melodie bestimmt werden, die von Musikern oder Musikfans ausgewählt wurde, um eine ultimativ schöne Melodie darzustellen. Der Algorithmus kann dann unsere musikalischen Phrasen mit dieser schönen Melodie vergleichen und nur die Phrasen auswählen, die ihr am ähnlichsten sind. Wenn die unähnlichsten Sequenzen aussortiert werden, kann der Algorithmus die restlichen Sequenzen wieder verändern und neu kombinieren, die ähnlichsten oder passendsten Sequenzen aus der nächsten Generation auswählen und das über viele Generationen wiederholen. Der bisherige Prozess enthält so viele Zufälligkeiten und Komplexität, dass das Ergebnis den Lovelace-Test bestehen könnte. Noch wichtiger: Dank der Präsenz von menschlicher Ästhetik in diesem Prozess erschaffen wir theoretisch Melodien, die wir schön finden. Aber befriedigt das unser Gefühl für das wirklich Kreative? Genügt es, etwas Originelles und Schönes zu schaffen, oder erfordert Kreativität auch Absicht und ein Bewusstsein für das Geschaffene? Vielleicht kommt diese Art Kreativität eigentlich von den Programmierern, auch wenn sie den Prozess nicht verstehen. Was ist überhaupt menschliche Kreativität? Ist sie mehr als ein System miteinander verbundener Neuronen, entwickelt durch biologische algorithmische Prozesse und die zufälligen Erfahrungen, die unser Leben prägen? Ordnung und Chaos, Maschine und Mensch. Diese Dynamik steht im Mittelpunkt der Initiativen für maschinelle Kreativität, die derzeit Musik, Skulpturen, Gemälde, Gedichte und mehr erschaffen. Es ist nicht entschieden, ob man diese schöpferischen Handlungen als kreativ bezeichnen kann. Aber wenn dich ein Kunstwerk zum Weinen bringt, dich umhaut oder dir einen Schauer über den Rücken jagt, ist es dann wirklich wichtig wer oder was es geschaffen hat?
How does this music make you feel? Do you find it beautiful? Is it creative? Now, would you change your answers if you learned the composer was this robot? Believe it or not, people have been grappling with the question of artificial creativity, alongside the question of artifcial intelligence, for over 170 years. In 1843, Lady Ada Lovelace, an English mathematician considered the world's first computer programmer, wrote that a machine could not have human-like intelligence as long as it only did what humans intentionally programmed it to do. According to Lovelace, a machine must be able to create original ideas if it is to be considered intelligent. The Lovelace Test, formalized in 2001, proposes a way of scrutinizing this idea. A machine can pass this test if it can produce an outcome that its designers cannot explain based on their original code. The Lovelace Test is, by design, more of a thought experiment than an objective scientific test. But it's a place to start. At first glance, the idea of a machine creating high quality, original music in this way might seem impossible. We could come up with an extremely complex algorithm using random number generators, chaotic functions, and fuzzy logic to generate a sequence of musical notes in a way that would be impossible to track. But although this would yield countless original melodies never heard before, only a tiny fraction of them would be worth listening to. With the computer having no way to distinguish between those which we would consider beautiful and those which we won't. But what if we took a step back and tried to model a natural process that allows creativity to form? We happen to know of at least one such process that has lead to original, valuable, and even beautiful outcomes: the process of evolution. And evolutionary algorithms, or genetic algorithms that mimic biological evolution, are one promising approach to making machines generate original and valuable artistic outcomes. So how can evolution make a machine musically creative? Well, instead of organisms, we can start with an initial population of musical phrases, and a basic algorithm that mimics reproduction and random mutations by switching some parts, combining others, and replacing random notes. Now that we have a new generation of phrases, we can apply selection using an operation called a fitness function. Just as biological fitness is determined by external environmental pressures, our fitness function can be determined by an external melody chosen by human musicians, or music fans, to represent the ultimate beautiful melody. The algorithm can then compare between our musical phrases and that beautiful melody, and select only the phrases that are most similar to it. Once the least similar sequences are weeded out, the algorithm can reapply mutation and recombination to what's left, select the most similar, or fitted ones, again from the new generation, and repeat for many generations. The process that got us there has so much randomness and complexity built in that the result might pass the Lovelace Test. More importantly, thanks to the presence of human aesthetic in the process, we'll theoretically generate melodies we would consider beautiful. But does this satisfy our intuition for what is truly creative? Is it enough to make something original and beautiful, or does creativity require intention and awareness of what is being created? Perhaps the creativity in this case is really coming from the programmers, even if they don't understand the process. What is human creativity, anyways? Is it something more than a system of interconnected neurons developed by biological algorithmic processes and the random experiences that shape our lives? Order and chaos, machine and human. These are the dynamos at the heart of machine creativity initiatives that are currently making music, sculptures, paintings, poetry and more. The jury may still be out as to whether it's fair to call these acts of creation creative. But if a piece of art can make you weep, or blow your mind, or send shivers down your spine, does it really matter who or what created it?