Die heutige Rede wird wie keine andere, die ich je gehalten habe. In meiner Rede handelt es sich um das Versagen von Regierungen in der Weltpolitik und in unserem globalisierten Wirtschaftssystem. Ich habe keine Wohlfühlkonzepte und fertige Lösungen parat. Sondern ich will Sie am Ende dazu bringen, dass Sie umdenken, risikobereit sind und dabei mitmachen, was ich als globale Evolution der Demokratie bezeichne.
This will not be a speech like any one I have ever given. I will talk to you today about the failure of leadership in global politics and in our globalizing economy. And I won't provide some feel-good, ready-made solutions. But I will in the end urge you to rethink, actually take risks, and get involved in what I see as a global evolution of democracy.
Versagen von Regierungen. Was bedeutet das Versagen von Regierungen von heute? Und warum funktioniert unsere Demokratie nicht? Ich glaube, das Versagen von Regierungen bedeutet, dass wir die Menschen aus den Verfahren entfernt haben. Lassen Sie mich Ihnen aus meiner eigenen Erfahrung einen Einblick geben, damit Sie etwas Abstand gewinnen und vielleicht verstehen können, weshalb es so schwierig ist, mit den Herausforderungen von heute fertig zu werden, und warum die Politik in eine Sackgasse gerät.
Failure of leadership. What is the failure of leadership today? And why is our democracy not working? Well, I believe that the failure of leadership is the fact that we have taken you out of the process. So let me, from my personal experiences, give you an insight, so that you can step back and maybe understand why it is so difficult to cope with the challenges of today and why politics is going down a blind alley.
Beginnen wir ganz am Anfang. Beginnen wir mit Demokratie. Gehen wir zurück zu den Alten Griechen. Damals war es eine Offenbarung, eine Entdeckung, dass wir zusammen das Potenzial haben, Herr über unser eigenes Schicksal zu sein, dass wir forschen, lernen und uns ein besseres Leben vorstellen und auch entwickeln können. Demokratie war die politische Neuerung, die unsere Freiheit beschützt hat, denn wir waren von Ängsten wie Despoten oder Dogmen befreit und unser Geist konnte endlich zum Protagonisten werden. Demokratie war die politische Neuerung, die es uns erlaubte, Macht zu begrenzen, ob von Tyrannen oder von Oberpriestern, und ihrer Tendenz, ihre Macht und ihren Reichtum zu maximieren.
Let's start from the beginning. Let's start from democracy. Well, if you go back to the Ancient Greeks, it was a revelation, a discovery, that we had the potential, together, to be masters of our own fate, to be able to examine, to learn, to imagine, and then to design a better life. And democracy was the political innovation which protected this freedom, because we were liberated from fear so that our minds in fact, whether they be despots or dogmas, could be the protagonists. Democracy was the political innovation that allowed us to limit the power, whether it was of tyrants or of high priests, their natural tendency to maximize power and wealth.
Ich habe das erstmals verstanden, als ich 14 Jahre alt war. Um mich um die Hausaufgaben zu drücken, bin ins Wohnzimmer geschlichen und habe meinen Eltern und deren Freunden bei ihren Debatten zugehört. Griechenland war damals unter Kontrolle eines sehr mächtigen Regimes, das das Land lähmte, und mein Vater führte eine aussichtsreiche Bewegung an, um Griechenland eine Vision zu geben, ein Griechenland, in dem Freiheit regierte und in dem vielleicht sogar das Volk, die Bürger, ihr eigenes Land regieren könnten.
Well, I first began to understand this when I was 14 years old. I used to, to try to avoid homework, sneak down to the living room and listen to my parents and their friends debate heatedly. You see, then Greece was under control of a very powerful establishment which was strangling the country, and my father was heading a promising movement to reimagine Greece, to imagine a Greece where freedom reigned and where, maybe, the people, the citizens, could actually rule their own country.
Ich habe ihn zu vielen Veranstaltungen begleitet und Sie können mich hier neben ihm sehen. Ich bin der Jüngere hier, an seiner Seite. Sie mögen mich vielleicht nicht erkennen, weil ich damals meinen Scheitel anders getragen habe.
I used to join him in many of the campaigns, and you can see me here next to him. I'm the younger one there, to the side. You may not recognize me because I used to part my hair differently there.
(Lachen)
(Laughter)
Als 1967 die Wahlen bevorstanden, ging der Wahlkampf richtig gut, die Stimmung war aufgeladen. Wir konnten wirklich spüren, dass es einen großen, fortschrittlichen Wandel in Griechenland geben würde.
So in 1967, elections were coming, things were going well in the campaign, the house was electric. We really could sense that there was going to be a major progressive change in Greece.
Dann, eines Nachts, fahren Armee-LKWs vor unserem Haus vor. Soldaten rennen die Tür ein und finden mich auf der Dachterrasse. Ein Feldwebel kommt mit einem Maschinengewehr auf mich zu, setzt es mir an den Kopf und sagt: "Sag mir, wo dein Vater ist oder ich töte dich." Mein Vater, der sich in der Nähe versteckt hält, gibt sich zu erkennen. Er wird kurzerhand ins Gefängnis gebracht.
Then one night, military trucks drive up to our house. Soldiers storm the door. They find me up on the top terrace. A sergeant comes up to me with a machine gun, puts it to my head, and says, "Tell me where your father is or I will kill you." My father, hiding nearby, reveals himself, and was summarily taken to prison.
Nun, wir haben überlebt, aber die Demokratie leider nicht. Sieben Jahre brutale Diktatur waren die Folge, während wir im Exil lebten.
Well, we survived, but democracy did not. Seven brutal years of dictatorship which we spent in exile.
Heute begegnen unsere Demokratien erneut einer Stunde der Wahrheit. Lassen Sie mich eine Geschichte erzählen. Ein Sonntagabend in Brüssel im April 2010. Ich saß mit meinen Amtskollegen der EU zusammen. Ich war gerade zum Ministerpräsidenten gewählt worden und hatte das unglückliche Privileg, die Wahrheit zu verkünden, dass unser Defizit nicht 6 Prozent betrug, wie es nur wenige Tage vorher, vor den Wahlen, von der Vorgängerregierung offiziell berichtet worden war, sondern 15,6 Prozent. Doch das Defizit war nur ein Symptom von größeren Problemen, vor denen Griechenland stand, und ich wurde in ein Amt gewählt, auf eine Mission gesandt, um diese Probleme anzugehen, wie fehlende Transparenz, Rechtschaffenheit der Regierung, oder ein klientilistischer Staat, der die Mächtigen begünstigte, der Steuerflucht durch ein globales Steuerfluchtsystem angestiftet und unterstützt hat, der Politik und Medien durch Lobbyismus für sich einnahm. Aber trotz unseres Wahlsiegs misstrauten uns die Märkte. Unsere Kreditkosten explodierten und wir standen vor einem möglichen Zahlungsverzug.
Now, today, our democracies are again facing a moment of truth. Let me tell you a story. Sunday evening, Brussels, April 2010. I'm sitting with my counterparts in the European Union. I had just been elected prime minister, but I had the unhappy privilege of revealing a truth that our deficit was not 6 percent, as had been officially reported only a few days earlier before the elections by the previous government, but actually 15.6 percent. But the deficit was only the symptom of much deeper problems that Greece was facing, and I had been elected on a mandate, a mission, actually, to tackle these problems, whether it was lack of transparency and accountability in governance, or whether it was a clientelistic state offering favors to the powerful -- tax avoidance abetted and aided by a global tax evasion system, politics and media captured by special interests. But despite our electoral mandate, the markets mistrusted us. Our borrowing costs were skyrocketing, and we were facing possible default.
Also bin ich nach Brüssel gegangen, um für eine gemeinsame europäische Antwort zu werben, eine, die die Märkte beruhigen und uns Zeit geben würde, die notwendigen Reformen durchzuführen. Aber uns wurde die Zeit nicht gegeben. Stellen Sie sich an einem Tisch in Brüssel vor. Verhandlungen sind schwierig, die Stimmung ist angespannt, die Fortschritte zäh und dann 10 Minuten vor 2 schreit ein Ministerpräsident auf: "Wir müssen in 10 Minuten zum Ende kommen."
So I went to Brussels on a mission to make the case for a united European response, one that would calm the markets and give us the time to make the necessary reforms. But time we didn't get. Picture yourselves around the table in Brussels. Negotiations are difficult, the tensions are high, progress is slow, and then, 10 minutes to 2, a prime minister shouts out, "We have to finish in 10 minutes."
Ich habe gefragt: "Warum? Das hier sind wichtige Entscheidungen. Lasst uns die Dinge noch etwas länger beratschlagen."
I said, "Why? These are important decisions. Let's deliberate a little bit longer."
Ein weiterer Ministerpräsident schaltet sich ein und sagt: "Nein, wir müssen jetzt zu einer Einigung kommen, weil in 10 Minuten die Märkte in Japan öffnen und es wird Chaos in der Weltwirtschaft geben."
Another prime minister comes in and says, "No, we have to have an agreement now, because in 10 minutes, the markets are opening up in Japan, and there will be havoc in the global economy."
Wir einigten uns ganz schnell innerhalb von 10 Minuten. Dieses Mal war es nicht das Militär, sondern die Märkte, die uns das Gewehr an den Kopf setzten. Es folgten die schwierigsten Entscheidungen meines Lebens, schmerzhaft für mich und für meine Landsleute: Kürzungen erzwingen, Sparmaßnahmen, oft denen aufgedrängt, die keine Schuld an der Krise hatten. Durch diese Opfer hat Griechenland die Insolvenz und die Eurozone einen Zusammenbruch vermieden.
We quickly came to a decision in those 10 minutes. This time it was not the military, but the markets, that put a gun to our collective heads. What followed were the most difficult decisions in my life, painful to me, painful to my countrymen, imposing cuts, austerity, often on those not to blame for the crisis. With these sacrifices, Greece did avoid bankruptcy and the eurozone avoided a collapse.
Griechenland hat die Eurokrise ausgelöst und manche beschuldigen mich, den Auslöser getätigt zu haben. Ich glaube, viele sind heute mit mir einer Meinung, dass Griechenland nur ein Symptom von größeren, strukturellen Problemen der Eurozone war, von Schwachstellen im weltweiten Wirtschaftssystem, von Schwachstellen unserer Demokratien. Unsere Demokratien sind in Systemen gefangen, die zu groß sind, um zu scheitern, oder besser gesagt: zu groß, um sie zu kontrollieren. Unsere Demokratien werden durch die Weltwirtschaft geschwächt von Akteuren, die Gesetze, Steuern und Umwelt- oder Arbeitsstandards umgehen können. Unsere Demokratien werden ausgehöhlt durch die steigende Ungleichheit und die zunehmende Anhäufung von Macht und Geld, Lobbyismus, Korruption, das Tempo der Märkte oder einfach die Tatsache, dass wir eine drohende Katastrophe fürchten. Das beschränkt unsere Demokratien, und es beschränkt unsere Vorstellungskraft sowie unser Potenzial, Ihr Potenzial, zu nutzen, um Lösungen zu finden.
Greece, yes, triggered the Euro crisis, and some people blame me for pulling the trigger. But I think today that most would agree that Greece was only a symptom of much deeper structural problems in the eurozone, vulnerabilities in the wider global economic system, vulnerabilities of our democracies. Our democracies are trapped by systems too big to fail, or, more accurately, too big to control. Our democracies are weakened in the global economy with players that can evade laws, evade taxes, evade environmental or labor standards. Our democracies are undermined by the growing inequality and the growing concentration of power and wealth, lobbies, corruption, the speed of the markets or simply the fact that we sometimes fear an impending disaster, have constrained our democracies, and they have constrained our capacity to imagine and actually use the potential, your potential, in finding solutions.
Griechenland war nur eine Vorschau auf das, was auf uns alle zukommt. Ich hatte allzu optimistisch gehofft, dass diese Krise eine Möglichkeit für Griechenland, für Europa und für die Welt sei, um radikale demokratische Veränderungen in unseren Institutionen vorzunehmen. Stattdessen hatte ich eine demütigende Erfahrung. Als wir in Brüssel immer wieder verzweifelt versucht haben, gemeinsame Lösungen zu finden, habe ich begriffen, dass keiner von uns jemals mit einer ähnlichen Krise zu tun hatte. Noch schlimmer, wir waren von unserer kollektiven Ignoranz gefangen. Wir wurden von unseren Ängsten geleitet. Unsere Ängste führten zu blindem Vertrauen in die Rechtmäßigkeit von Sparmaßnahmen. Anstatt nach Hilfe in der gemeinsamen, kollektiven Weisheit unserer Gesellschaften zu suchen, in sie zu investieren und kreativere Lösungen zu finden, haben wir auf politisches Getue zurückgegriffen. Dann waren wir überrascht, dass jede neue Ad-hoc-Maßnahme kein Ende der Krise brachte. Dann war es natürlich sehr leicht, nach einem Prügelknaben für unser kollektives europäisches Versagen zu suchen und das war freilich Griechenland. Diese verschwenderischen, untätigen, Ouzo saufenden, Zorba tanzenden Griechen, die sind das Problem. Bestraft sie! Ein praktisches aber unbegründetes Klischee, das manchmal mehr weh tat als die Sparmaßnahmen.
Greece, you see, was only a preview of what is in store for us all. I, overly optimistically, had hoped that this crisis was an opportunity for Greece, for Europe, for the world, to make radical democratic transformations in our institutions. Instead, I had a very humbling experience. In Brussels, when we tried desperately again and again to find common solutions, I realized that not one, not one of us, had ever dealt with a similar crisis. But worse, we were trapped by our collective ignorance. We were led by our fears. And our fears led to a blind faith in the orthodoxy of austerity. Instead of reaching out to the common or the collective wisdom in our societies, investing in it to find more creative solutions, we reverted to political posturing. And then we were surprised when every ad hoc new measure didn't bring an end to the crisis, and of course that made it very easy to look for a whipping boy for our collective European failure, and of course that was Greece. Those profligate, idle, ouzo-swilling, Zorba-dancing Greeks, they are the problem. Punish them! Well, a convenient but unfounded stereotype that sometimes hurt even more than austerity itself.
Aber eines sei gesagt: Hier geht es nicht nur um Griechenland. Es könnte zum Muster werden, das Regierungen immer wieder anwenden, wenn wir es mit solch komplexen, länderübergreifenden Problemen wie Klimawandel, Migration oder dem Finanzsystem zu tun haben. Dadurch geben wir unsere kollektive Macht auf, unser Vorstellungsvermögen, und werden Opfer unserer Ängste, Klischees und Dogmen, und lassen die Bürger außen vor, anstatt die Verfahren mit den Bürgern zu entwickeln. Wenn wir das tun, testen wir das Vertrauen unserer Bürger, unserer Völker in demokratische Verfahren nur noch mehr.
But let me warn you, this is not just about Greece. This could be the pattern that leaders follow again and again when we deal with these complex, cross-border problems, whether it's climate change, whether it's migration, whether it's the financial system. That is, abandoning our collective power to imagine our potential, falling victims to our fears, our stereotypes, our dogmas, taking our citizens out of the process rather than building the process around our citizens. And doing so will only test the faith of our citizens, of our peoples, even more in the democratic process.
Es ist nicht verwunderlich, dass viele Politiker, und ich nehme mich selbst nicht davon aus, das Vertrauen ihres Volkes verloren haben. Wenn die Bereitschaftspolizei Parlamente beschützen muss, was zunehmend auf der ganzen Welt vorkommt, dann stimmt irgendetwas mit unseren Demokratien nicht mehr. Deshalb habe ich ein Referendum gefordert, um das griechische Volk über das Rettungspaket abstimmen zu lassen. Meine europäischen Amtskollegen, einige zumindest, sagten: "Das kannst du nicht tun. Es wird wieder Chaos auf den Märkten auslösen." Ich sagte: "Bevor wir Vertrauen in die Märkte schaffen, müssen wir unserem Volk wieder Zuversicht und Vertrauen geben."
It's no wonder that many political leaders, and I don't exclude myself, have lost the trust of our people. When riot police have to protect parliaments, a scene which is increasingly common around the world, then there's something deeply wrong with our democracies. That's why I called for a referendum to have the Greek people own and decide on the terms of the rescue package. My European counterparts, some of them, at least, said, "You can't do this. There will be havoc in the markets again." I said, "We need to, before we restore confidence in the markets, we need to restore confidence and trust amongst our people."
Seit meinem Rücktritt hatte ich Zeit nachzudenken. Wir haben die Krise in Griechenland und Europa überstanden, aber es bleiben schwierige Zeiten. Wenn Politik unser Potenzial wecken und nutzen soll, dann sind 60 % Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland und anderen Ländern gewiss Ausdruck verfehlter Politik, wenn nicht fehlendes Mitgefühl. Bisher haben wir immer die Wirtschaft beschuldigt, eigentlich meistens die Sparmaßnahmen, und sicherlich hätten wir Alternativen entwickeln können, andere Strategien, Anreize für grüne Jobs oder vergemeinschaftete Schulden, Eurobonds, die Länder in Not vom Druck der Märkte befreit hätten, das wären alles tragfähigere Alternativen gewesen. Aber ich glaube, dass das Problem nicht so sehr in der Wirtschaft, sondern in der Demokratie liegt.
Since leaving office, I have had time to reflect. We have weathered the storm, in Greece and in Europe, but we remain challenged. If politics is the power to imagine and use our potential, well then 60-percent youth unemployment in Greece, and in other countries, certainly is a lack of imagination if not a lack of compassion. So far, we've thrown economics at the problem, actually mostly austerity, and certainly we could have designed alternatives, a different strategy, a green stimulus for green jobs, or mutualized debt, Eurobonds which would support countries in need from market pressures, these would have been much more viable alternatives. Yet I have come to believe that the problem is not so much one of economics as it is one of democracy.
Also, lassen Sie uns etwas anderes versuchen. Sehen wir uns an, wie wir das Volk an Verfahren beteiligen können. Beschuldigen wir einmal die Demokratie. Die Alten Griechen mit all ihren Defiziten glaubten an die Weisheit der Masse in ihren besten Zeiten. Auf das Volk vertrauen wir. Demokratie könnte nicht funktionieren, wenn nicht die Bürger beraten, diskutieren und Verantwortung für öffentliche Angelegenheiten übernehmen würden. Normale Bürger wurden oft für Bürgerforen ausgewählt, um über wichtige Tagesprobleme zu entscheiden. Lehre, Kunst, Wissenschaft, Philosophie, Spiele für Geist und Körper, waren tägliche Beschäftigungen. Sie waren tatsächlich eine Übung für Beteiligung, für das Potenzial, das wachsende Potenzial unserer Bürger.
So let's try something else. Let's see how we can bring people back to the process. Let's throw democracy at the problem. Again, the Ancient Greeks, with all their shortcomings, believed in the wisdom of the crowd at their best moments. In people we trust. Democracy could not work without the citizens deliberating, debating, taking on public responsibilities for public affairs. Average citizens often were chosen for citizen juries to decide on critical matters of the day. Science, theater, research, philosophy, games of the mind and the body, they were daily exercises. Actually they were an education for participation, for the potential, for growing the potential of our citizens.
Und die, die sich vor Politik scheuten, wurden Idioten genannt. Dieser Begriff entstand im alten Griechenland, im alten Athen. "Idiot" kommt von "idio" und bedeutet "sich", "sich selbst", also eine Person, die ichbezogen, verschlossen, ausgegrenzt ist, die nicht an öffentlichen Angelegenheiten teilnimmt oder sie begutachtet. Beteiligung fand in der Agora statt und Agora hat zwei Bedeutungen: Ein Marktplatz und ein Platz, an dem politische Diskussionen stattfanden. Märkte und Politik waren damals vereint, zugänglich, transparent, denn sie überließen die Macht dem Volk. Sie dienen dem "Demos", der Demokratie. Über der Regierung, über den Märkten stand die direkte Herrschaft des Volkes.
And those who shunned politics, well, they were idiots. You see, in Ancient Greece, in ancient Athens, that term originated there. "Idiot" comes from the root "idio," oneself. A person who is self-centered, secluded, excluded, someone who doesn't participate or even examine public affairs. And participation took place in the agora, the agora having two meanings, both a marketplace and a place where there was political deliberation. You see, markets and politics then were one, unified, accessible, transparent, because they gave power to the people. They serve the demos, democracy. Above government, above markets was the direct rule of the people.
Heutzutage haben wir globalisierte Märkte, aber keine demokratischen, globalisierten Institutionen. Das bedeutet, unsere Politiker sind an regionale Politik gebunden, während unsere Bürger, obwohl sie großes Potenzial sehen, sich von Kräften jenseits ihrer Kontrolle ausgeplündert sehen.
Today we have globalized the markets but we have not globalized our democratic institutions. So our politicians are limited to local politics, while our citizens, even though they see a great potential, are prey to forces beyond their control.
Wie können wir also die zwei Hälften der Agora vereinen? Wie können wir die Globalisierung demokratisieren? Dabei spreche ich nicht von den notwendigen Reformen der Vereinten Nationen oder dem G20. Wie können wir den Demos, der Diskussion über Werte Raum schaffen, um all Ihr Potenzial anzapfen zu können?
So how then do we reunite the two halves of the agora? How do we democratize globalization? And I'm not talking about the necessary reforms of the United Nations or the G20. I'm talking about, how do we secure the space, the demos, the platform of values, so that we can tap into all of your potential?
Genau hier, glaube ich, kommt Europa ins Spiel. Europa ist, trotz all seiner Versäumnisse, das erfolgreichste grenzübergreifende Friedensexperiment der Welt. Finden wir heraus, ob es nicht ein Experiment globaler Demokratie, einer neuer Art von Demokratie, sein kann. Finden wir heraus, ob wir nicht eine europäische Agora entwickeln können, nicht nur für Waren und Dienstleistungen, sondern für unsere Bürger, in der sie zusammenarbeiten, diskutieren, voneinander lernen, Kunst und Kulturen austauschen und neue, kreative Lösungen erarbeiten können. Stellen wir uns einen europäischen Bürger vor, der die Macht hat, direkt einen europäischen Präsidenten zu wählen, oder Bürgerforen, ausgewählt per Losverfahren, die über kritische und kontroverse Probleme diskutieren können, oder ein europaweites Referendum, bei dem unsere Bürger als Gesetzgeber über zukünftige Verträge abstimmen. Oder folgende Idee: Warum führen wir nicht einen richtig europäischen Bürger ein, indem wir unseren Immigranten nicht die griechische, deutsche oder schwedische Staatsangehörigkeit geben, sondern eine europäische? Wir ermächtigen die Arbeitslosen, indem wir ihnen einen Gutschein für ein Stipendium geben, mit dem sie irgendwo in Europa studieren können. Ein Europa, in dem unsere gemeinsame Identität Demokratie bedeutet, in dem unsere Bildung durch Beteiligung entsteht, und in dem Beteiligung Vertrauen und Solidarität bildet und nicht Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit. Ein Europa von den und durch die Menschen, ein Europa, ein Experiment, bei dem Demokratie über Grenzen hinweg gestärkt wird. Manche mögen sagen, ich sei naiv, dass ich mein Vertrauen auf die Macht und Weisheit der Menschen setze. Aber nach Jahrzehnten in der Politik bin ich auch Pragmatiker. Glauben Sie mir, ich war, ich bin Teil des heutigen politischen Systems und ich weiß, die Dinge müssen sich ändern. Wir müssen die Politik wiederbeleben, als eine Kraft, Neues zu denken, uns Neues vorzustellen und eine bessere Welt zu konzipieren. Ich weiß auch, dass diese zerstörerische Kraft des Wandels nicht von den Politikern ausgehen wird. Die Wiederbelebung der demokratischen Politik wird von Ihnen kommen und ich meine von Ihnen allen. Jeder, der in diesem globalen Ideenaustausch mitwirkt, egal ob hier in diesem Raum oder außerhalb dieses Raumes oder online oder regional, wo die Menschen leben, jeder, der sich für Ungerechtigkeit und Ungleichheit stark macht, jeder, der sich gegen jene auflehnt, die Rassismus statt Mitgefühl predigen, Dogma statt kritisches Denken, Technokratie statt Demokratie, jeder, der gegen unkontrollierte Macht vorgeht, ob autoritäre Politiker, Plutokraten, die ihr Kapital in Steueroasen verschwinden lassen, oder mächtige Lobbyisten, die die Mächtigen beschützen. Es liegt in deren Sinn, dass wir alle Idioten sind. Lassen Sie uns das nicht sein. Vielen Dank. (Applaus) Bruno Giussani: Sie scheinen politische Führungskräfte zu beschreiben, die unvorbereitet und Gefangene der Launen der Finanzmärkte sind, und der Vorgang in Brüssel, den Sie beschrieben, ist für mich als Bürger furchterregend. Geben Sie uns einen Einblick, wie Sie sich nach dieser Entscheidung gefühlt haben. Es war gewiss keine gute Entscheidung, aber wie fühlt man sich, nicht als Ministerpräsident, sondern als Bürger? George Papandreou: Nun, es bestanden offensichtlich Zwänge, die es mir oder anderen nicht erlaubten, die Entscheidungen zu treffen, die wir treffen wollten, und ich hatte schon gehofft, dass wir mehr Zeit haben würden, um die Reformen zu machen, die mit dem Defizit zu tun haben, anstatt das Defizit zu reduzieren, das nur das Symptom des Problems war. Das hat weh getan. Es hat vor allem der jungen Generation weh getan, nicht nur denen, die jetzt auf den Straßen demonstrieren, und ich glaube, das ist ein generelles Problem. Als wir diese Krisen angingen, haben wir das Potenzial, das riesige Potenzial unserer Gesellschaft, außen vor gelassen, und uns mit unserer Politik beschäftigt, und ich glaube das müssen wir ändern, um wirklich neue Beteiligungsmöglichkeiten zu finden und die tollen Möglichkeiten, die jetzt existieren, zu nutzen – die Technologie, aber nicht nur, auch die hellen Köpfe, die wir haben, und dann können wir, glaube ich, Lösungen finden, die viel besser sind, aber wir müssen uns dafür öffnen. B. G.: Sie schlagen vor, das weitere Vorgehen ist mehr Europa, aber das scheint momentan kein einfacher Weg in den meisten europäischen Ländern zu sein. Sondern eher das Gegenteil: mehr geschlossene Grenzen und weniger Kooperation und vielleicht sogar aus einigen der verschiedenen Bereiche der europätischen Struktur auszutreten. Wie bringen Sie das in Einklang? GP: Das Schlimmste war, dass wir während der Krise angefangen haben, Schwarzer Peter zu spielen, und die Grundidee Europas ist, dass wir grenzübergreifend kooperieren und jenseits von Konflikten zusammenarbeiten können. Das Paradoxe ist, dass durch das Schwarze-Peter-Spiel weniger Potenzial entsteht, unsere Bürger zu überzeugen zusammenzuarbeiten, obwohl genau jetzt die Zeit dafür reif ist, unsere Kräfte zusammenzubringen und zusammenzuarbeiten. Mehr Europa bedeutet nicht einfach nur mehr Macht an Brüssel abzugeben, sondern tatsächlich mehr Macht an die Bürger Europas abzugeben, sodass Europa wirklich zum Projekt der Menschen Europas wird. Das ist, glaube ich, ein Weg, einigen Ängsten in unserer Gesellschaft entgegenzutreten. B. G.: Danke, Herr Papandreou, dass Sie zu TED gekommen sind. G. P.: Herzlichen Dank. B. G.: Danke schön. (Applaus)
Well, this is exactly where I think Europe fits in. Europe, despite its recent failures, is the world's most successful cross-border peace experiment. So let's see if it can't be an experiment in global democracy, a new kind of democracy. Let's see if we can't design a European agora, not simply for products and services, but for our citizens, where they can work together, deliberate, learn from each other, exchange between art and cultures, where they can come up with creative solutions. Let's imagine that European citizens actually have the power to vote directly for a European president, or citizen juries chosen by lottery which can deliberate on critical and controversial issues, a European-wide referendum where our citizens, as the lawmakers, vote on future treaties. And here's an idea: Why not have the first truly European citizens by giving our immigrants, not Greek or German or Swedish citizenship, but a European citizenship? And make sure we actually empower the unemployed by giving them a voucher scholarship where they can choose to study anywhere in Europe. Where our common identity is democracy, where our education is through participation, and where participation builds trust and solidarity rather than exclusion and xenophobia. Europe of and by the people, a Europe, an experiment in deepening and widening democracy beyond borders. Now, some might accuse me of being naive, putting my faith in the power and the wisdom of the people. Well, after decades in politics, I am also a pragmatist. Believe me, I have been, I am, part of today's political system, and I know things must change. We must revive politics as the power to imagine, reimagine, and redesign for a better world. But I also know that this disruptive force of change won't be driven by the politics of today. The revival of democratic politics will come from you, and I mean all of you. Everyone who participates in this global exchange of ideas, whether it's here in this room or just outside this room or online or locally, where everybody lives, everyone who stands up to injustice and inequality, everybody who stands up to those who preach racism rather than empathy, dogma rather than critical thinking, technocracy rather than democracy, everyone who stands up to the unchecked power, whether it's authoritarian leaders, plutocrats hiding their assets in tax havens, or powerful lobbies protecting the powerful few. It is in their interest that all of us are idiots. Let's not be. Thank you. (Applause) Bruno Giussani: You seem to describe a political leadership that is kind of unprepared and a prisoner of the whims of the financial markets, and that scene in Brussels that you describe, to me, as a citizen, is terrifying. Help us understand how you felt after the decision. It was not a good decision, clearly, but how do you feel after that, not as the prime minister, but as George? George Papandreou: Well, obviously there were constraints which didn't allow me or others to make the types of decisions we would have wanted, and obviously I had hoped that we would have the time to make the reforms which would have dealt with the deficit rather than trying to cut the deficit which was the symptom of the problem. And that hurt. That hurt because that, first of all, hurt the younger generation, and not only, many of them are demonstrating outside, but I think this is one of our problems. When we face these crises, we have kept the potential, the huge potential of our society out of this process, and we are closing in on ourselves in politics, and I think we need to change that, to really find new participatory ways using the great capabilities that now exist even in technology but not only in technology, the minds that we have, and I think we can find solutions which are much better, but we have to be open. BG: You seem to suggest that the way forward is more Europe, and that is not to be an easy discourse right now in most European countries. It's rather the other way -- more closed borders and less cooperation and maybe even stepping out of some of the different parts of the European construction. How do you reconcile that? GP: Well, I think one of the worst things that happened during this crisis is that we started a blame game. And the fundamental idea of Europe is that we can cooperate beyond borders, go beyond our conflicts and work together. And the paradox is that, because we have this blame game, we have less the potential to convince our citizens that we should work together, while now is the time when we really need to bring our powers together. Now, more Europe for me is not simply giving more power to Brussels. It is actually giving more power to the citizens of Europe, that is, really making Europe a project of the people. So that, I think, would be a way to answer some of the fears that we have in our society. BG: George, thank you for coming to TED. GP: Thank you very much.BG: Thank you.(Applause)