Um ehrlich zu sein, ich bin kein weinerlicher Mensch. Und in meinem Beruf ist das vielleicht auch besser so. Ich bin Anwalt für Bürgerrechte und habe furchtbare Dinge auf der Welt gesehen. Ich begann mit Fällen von polizeilichem Machtmissbrauch in den USA. 1994 wurde ich als UN-Chefermittler nach Ruanda zur Aufklärung des Völkermords entsandt. Tränen sind keine große Hilfe beim Aufklären eines Völkermords. Die Dinge, die ich sehen, fühlen und berühren musste, kann man nicht in Worte fassen.
To be honest, by personality, I'm just not much of a crier. But I think in my career that's been a good thing. I'm a civil rights lawyer, and I've seen some horrible things in the world. I began my career working police abuse cases in the United States. And then in 1994, I was sent to Rwanda to be the director of the U.N.'s genocide investigation. It turns out that tears just aren't much help when you're trying to investigate a genocide. The things I had to see, and feel and touch were pretty unspeakable.
Ich kann Ihnen Folgendes sagen: Beim Völkermord in Ruanda handelt es sich um eines der größten Versagen einfachen Mitgefühls. Das Wort "Mitgefühl" leitet sich von zwei lateinischen Wörtern ab: "cum passio", dies bedeutet schlicht "mit jemandem leiden". Durch das, was ich in Ruanda gesehen und erfahren habe, bin ich dem menschlichen Leid so nah gekommen, dass es mich tatsächlich zu Tränen gerührt hat. Ich wünschte bloß, dass ich und der Rest der Welt schon viel früher gerührt gewesen wären -- und nicht nur zu Tränen, sondern so gerührt, dass wir dem Völkermord ein Ende setzen.
What I can tell you is this: that the Rwandan genocide was one of the world's greatest failures of simple compassion. That word, compassion, actually comes from two Latin words: cum passio, which simply mean "to suffer with." And the things that I saw and experienced in Rwanda as I got up close to human suffering, it did, in moments, move me to tears. But I just wish that I, and the rest of the world, had been moved earlier. And not just to tears, but to actually stop the genocide.
Im Gegensatz hierzu war ich aber auch Zeuge eines der größten Erfolge menschlichen Mitgefühls. Und damit meine ich den Kampf gegen die Armut auf der Welt. Damit hatten wir wahrscheinlich alle schon zu tun. Vielleicht war Ihr erster Kontakt damit der Refrain des Liedes "We Are The World", oder das Kind, das Sie finanziell unterstützen, oder den Geburtstag, an dem Sie sauberes Trinkwasser spendeten. Ich kann mich nicht an meinen ersten Kontakt mit Armut erinnern, aber ich erinnere mich an den aufrüttelndsten.
Now by contrast, I've also been involved with one of the world's greatest successes of compassion. And that's the fight against global poverty. It's a cause that probably has involved all of us here. I don't know if your first introduction might have been choruses of "We Are the World," or maybe the picture of a sponsored child on your refrigerator door, or maybe the birthday you donated for fresh water. I don't really remember what my first introduction to poverty was but I do remember the most jarring.
Das war, als ich Venus traf -- eine Mutter aus Sambia. Sie hat 3 Kinder und ist Witwe. Als ich sie traf, war sie 19 km in ihrem einzigen Kleid bis in die Hauptstadt gelaufen, um ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Sie saß stundenlang mit mir da und führte mich in die Welt der Armut ein. Sie erzählte mir, wie es ist, wenn die Kohle im Kochfeuer kalt wird. Wie es ist, wenn der letzte Tropfen des Kochöls aufgebraucht ist. Wie es ist, wenn das allerletzte Essen, trotz all ihrer Mühe aufgebraucht war. Sie musste zusehen, wie ihr jüngster Sohn Peter an den Folgen von Mangelernährung litt. Wie seine Beine sich langsam so verbogen, dass er nicht mehr laufen konnte. Wie seine Augen trüb und matt wurden. Und schließlich, wie Peter "kalt" wurde.
It was when I met Venus -- she's a mom from Zambia. She's got three kids and she's a widow. When I met her, she had walked about 12 miles in the only garments she owned, to come to the capital city and to share her story. She sat down with me for hours, just ushered me in to the world of poverty. She described what it was like when the coals on the cooking fire finally just went completely cold. When that last drop of cooking oil finally ran out. When the last of the food, despite her best efforts, ran out. She had to watch her youngest son, Peter, suffer from malnutrition, as his legs just slowly bowed into uselessness. As his eyes grew cloudy and dim. And then as Peter finally grew cold.
Über 50 Jahre lang haben uns solche Geschichten berührt -- uns, deren Kinder so viel zu essen haben. Und wir sind nicht nur von der Armut berührt, sondern wollen auch mithelfen, dieses Leid zu beenden. Natürlich gibt es viel Kritik, dass wir nicht genug getan haben, und dass das, was wir getan haben, nicht wirksam genug war. Die Wahrheit ist: Der Kampf gegen Armut auf der Welt ist wahrscheinlich der längste und gleichzeitig größte Ausdruck von menschlichem Mitgefühl in der Geschichte unserer Spezies. Deshalb möchte ich einen ziemlich niederschmetternden Einblick geben, der vielleicht für immer Ihre Denkweise über diesen Kampf verändern wird.
For over 50 years, stories like this have been moving us to compassion. We whose kids have plenty to eat. And we're moved not only to care about global poverty, but to actually try to do our part to stop the suffering. Now there's plenty of room for critique that we haven't done enough, and what it is that we've done hasn't been effective enough, but the truth is this: The fight against global poverty is probably the broadest, longest running manifestation of the human phenomenon of compassion in the history of our species. And so I'd like to share a pretty shattering insight that might forever change the way you think about that struggle.
Doch zunächst werde ich mit dem beginnen, was Sie wissen. Vor 35 Jahren, als ich meinen Schulabschuss machte, sagte man uns, dass täglich 40 000 Kinder an den Folgen von Armut sterben. Diese Zahl ist heute auf 17 000 gesunken. Natürlich ist das immer noch zu viel, aber das bedeutet, dass heute jedes Jahr 8 Millionen Menschen weniger an den Folgen von Armut sterben müssen. Außerdem sank die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben müssen, was der Definition nach heißt, von weniger als 1,25 Dollar am Tag, von 50 % auf nur noch 15 %. Dieser Fortschritt ist enorm und überschreitet jede Vorstellung davon, was möglich ist. Ich denke, dass Sie und ich wirklich stolz sein und uns ermutigt fühlen können, zu sehen, dass Mitgefühl die Macht hat, das Leiden von Millionen von Menschen zu beenden.
But first, let me begin with what you probably already know. Thirty-five years ago, when I would have been graduating from high school, they told us that 40,000 kids every day died because of poverty. That number, today, is now down to 17,000. Way too many, of course, but it does mean that every year, there's eight million kids who don't have to die from poverty. Moreover, the number of people in our world who are living in extreme poverty, which is defined as living off about a dollar and a quarter a day, that has fallen from 50 percent, to only 15 percent. This is massive progress, and this exceeds everybody's expectations about what is possible. And I think you and I, I think, honestly, that we can feel proud and encouraged to see the way that compassion actually has the power to succeed in stopping the suffering of millions.
Jedoch kommt jetzt der Teil, über den Sie noch nicht so viel gehört haben. Wenn man die Marke auf 2 Dollar am Tag nach oben schiebt, stellt man fest, dass es den gleichen 2 Milliarden Menschen, die in extremer Armut lebten, als ich noch zur Schule ging, immer noch genauso geht -- und das 35 Jahre später.
But here's the part that you might not hear very much about. If you move that poverty mark just up to two dollars a day, it turns out that virtually the same two billion people who were stuck in that harsh poverty when I was in high school, are still stuck there, 35 years later.
Warum stecken immer noch so viele Menschen in dieser grausamen Armut? Kehren wir noch einmal zu Venus zurück. Aus Mitgefühl unterstützen meine Frau und ich seit Jahrzehnten finanziell Kinder, Mikrokredite und spenden großzügig für die Entwicklungshilfe. Jedoch habe ich erst bei dem Gespräch mit Venus erkannt, dass keine dieser Hilfen dem entgegenwirken konnte, warum sie ihrem Sohn beim Sterben zusehen musste. "Es ging uns gut", sagte mir Venus, "bis Brutus uns Schwierigkeiten machte." Brutus ist ein Nachbar von Venus und er machte Schwierigkeiten einen Tag, nachdem der Ehemann von Venus starb. Brutus warf Venus und ihre Kinder aus dem Haus, stahl ihr Land und raubte ihren Marktstand aus. Venus rutschte aufgrund von Gewalt in die Armut.
So why, why are so many billions still stuck in such harsh poverty? Well, let's think about Venus for a moment. Now for decades, my wife and I have been moved by common compassion to sponsor kids, to fund microloans, to support generous levels of foreign aid. But until I had actually talked to Venus, I would have had no idea that none of those approaches actually addressed why she had to watch her son die. "We were doing fine," Venus told me, "until Brutus started to cause trouble." Now, Brutus is Venus' neighbor and "cause trouble" is what happened the day after Venus' husband died, when Brutus just came and threw Venus and the kids out of the house, stole all their land, and robbed their market stall. You see, Venus was thrown into destitution by violence.
Und dann verstand ich, dass keine meiner Finanzhilfen für Kinder, keine Mikrokredite und keine von den herkömmlichen Programmen zur Beendigung von Armut Brutus aufhalten würden. Denn dafür waren sie nicht gedacht.
And then it occurred to me, of course, that none of my child sponsorships, none of the microloans, none of the traditional anti-poverty programs were going to stop Brutus, because they weren't meant to.
Dies wurde mir noch klarer, als ich Griselda traf. Sie ist ein wundervolles junges Mädchen aus einer armen Dorfgemeinschaft in Guatemala. Wir haben über die Jahre gelernt: Das Wichtigste ist, Griselda zur Schule gehen zu lassen, sodass sie und ihre Familie aus der Armut herauskommen. Experten nennen das den "Mädchen-Effekt". Als wir Griselda trafen, ging sie jedoch nicht zur Schule. Überhaupt verließ sie nur sehr selten ihr Zuhause.
This became even more clear to me when I met Griselda. She's a marvelous young girl living in a very poor community in Guatemala. And one of the things we've learned over the years is that perhaps the most powerful thing that Griselda and her family can do to get Griselda and her family out of poverty is to make sure that she goes to school. The experts call this the Girl Effect. But when we met Griselda, she wasn't going to school. In fact, she was rarely ever leaving her home.
Einige Tage, bevor wie sie trafen, lief sie mit ihrer Familie von der Kirche nach Hause. Mitten am helllichten Tag wurde sie plötzlich von Männern aus ihrer Dorfgemeinschaft entführt und brutal vergewaltigt. Das heißt, Griselda konnte zur Schule gehen, aber es war nicht sicher für sie, dorthin zu gelangen. Und Griselda ist nicht die einzige. Auf der ganzen Welt werden arme Frauen und Mädchen zwischen 15 und 44 tagtäglich Opfer von häuslicher und sexueller Gewalt. Diese zwei Formen der Gewalt verursachen mehr Tote und Behinderungen als Malaria, als Autounfälle, und alle Kriege zusammen. Die Wahrheit ist, dass arme Menschen in ganzen Gewaltsystemen gefangen sind.
Days before we met her, while she was walking home from church with her family, in broad daylight, men from her community just snatched her off the street, and violently raped her. See, Griselda had every opportunity to go to school, it just wasn't safe for her to get there. And Griselda's not the only one. Around the world, poor women and girls between the ages of 15 and 44, they are -- when victims of the everyday violence of domestic abuse and sexual violence -- those two forms of violence account for more death and disability than malaria, than car accidents, than war combined. The truth is, the poor of our world are trapped in whole systems of violence.
Zum Beispiel bin ich in Südostasien an einer Reismühle vorbeigefahren und habe einen Mann gesehen, der einen 50-kg-Sack Reis auf seinem schmalen Rücken trug. Später fand ich heraus, dass er ein Sklave ist, der mit Gewalt dort festgehalten wird -- und zwar seit ich zur Schule ging. Jahrzehntelang gab es Programme gegen Armut in seiner Dorfgemeinschaft, aber keines davon konnte ihn oder einen der anderen hundert Sklaven vor den Schlägen, Vergewaltigungen und der Folter durch Gewalt in dieser Reismühle schützen. Nach 50 Jahren unterschiedlicher Programme gegen Armut gibt es sogar mehr arme Menschen in Sklaverei als in jeder anderen Geschichtsepoche.
In South Asia, for instance, I could drive past this rice mill and see this man hoisting these 100-pound sacks of rice upon his thin back. But I would have no idea, until later, that he was actually a slave, held by violence in that rice mill since I was in high school. Decades of anti-poverty programs right in his community were never able to rescue him or any of the hundred other slaves from the beatings and the rapes and the torture of violence inside the rice mill. In fact, half a century of anti-poverty programs have left more poor people in slavery than in any other time in human history.
Experten schätzen, dass es heute mehr als 35 Millionen Sklaven gibt. Das sind etwa so viele wie die gesamte Bevölkerung in Kanada, wo wir heute sind. Ich habe diese seuchenartige Gewalt den „Heuschreckeneffekt“ genannt. Weil Gewalt über das Leben von Armen wie eine Plage hereinbricht, die alles zerstört. Wir haben Menschen aus sehr armen Dorfgemeinschaften befragt, und sie sagten, dass ihre größte Angst die Gewalt sei. Jedoch ist die Gewalt, vor der sie sich fürchten, nicht die Gewalt von Völkermorden und Kriegen. Es ist die alltägliche Gewalt.
Experts tell us that there's about 35 million people in slavery today. That's about the population of the entire nation of Canada, where we're sitting today. This is why, over time, I have come to call this epidemic of violence the Locust Effect. Because in the lives of the poor, it just descends like a plague and it destroys everything. In fact, now when you survey very, very poor communities, residents will tell you that their greatest fear is violence. But notice the violence that they fear is not the violence of genocide or the wars, it's everyday violence.
Meine erste Reaktion als Anwalt war natürlich: Gut, dann müssen wir das Gesetz ändern, sodass jede Gewalt gegen arme Menschen illegal ist. Doch dann stellte ich fest: Sie ist bereits illegal. Das Problem ist nicht, dass Arme keine Rechte haben, das Problem ist, dass ihre Rechte nicht durchgesetzt werden. In den Entwicklungsländern ist die Rechtsdurchsetzung so schwerwiegend beschädigt, dass die UN vor kurzem in einem Bericht feststellte: "Die meisten armen Menschen leben außerhalb des Rechtsschutzes." Ganz ehrlich, weder Sie noch ich wissen wirklich, was das bedeutet, weil wir das noch nie erlebt haben. Für uns ist eine funktionierende Rechtsdurchsetzung normal. Diese Selbstverständlichkeit wird durch drei Zahlen ausgedrückt: 9-1-1. Diese Zahl ist die polizeiliche Notrufnummer hier in Kanada und in den USA. Die Reaktionszeit der Polizei auf einen Notruf beträgt im Durchschnitt 10 Minuten. Für uns ist das selbstverständlich.
So for me, as a lawyer, of course, my first reaction was to think, well, of course we've got to change all the laws. We've got to make all this violence against the poor illegal. But then I found out, it already is. The problem is not that the poor don't get laws, it's that they don't get law enforcement. In the developing world, basic law enforcement systems are so broken that recently the U.N. issued a report that found that "most poor people live outside the protection of the law." Now honestly, you and I have just about no idea of what that would mean because we have no first-hand experience of it. Functioning law enforcement for us is just a total assumption. In fact, nothing expresses that assumption more clearly than three simple numbers: 9-1-1, which, of course, is the number for the emergency police operator here in Canada and in the United States, where the average response time to a police 911 emergency call is about 10 minutes. So we take this just completely for granted.
Aber was wäre, wenn niemand da ist, der Sie beschützt? Eine Frau aus Oregon musste vor Kurzem erleben, wie das ist. Sie war eines Samstagnachts alleine in ihrem dunklen Haus, als ein Mann in ihr Haus eindrang. Das war ihr größter Alptraum, da dieser Mann sie bereits 2 Wochen zuvor angegriffen hatte, und sie danach ins Krankenhaus musste. Voller Angst tut sie, was jeder von uns tun würde: Sie wählt 911. Jedoch erfährt sie, dass es aufgrund von Sparmaßnahmen in ihrem Wohnbezirk am Wochenende keine Polizisten gibt. Hören Sie zu. (Anruf) Zentrale: Ich kann leider niemanden zu Ihnen schicken. Frau: Okay. Zentrale: Wenn er in Ihr Haus eindringt und Sie angreift, sagen Sie ihm, er soll gehen. Ist er alkoholisiert oder auf Drogen? Frau: Das habe ich ihm gesagt und auch, dass ich Sie anrufen würde. Er hat mich schon mal überfallen und meine Tür zerstört. Zentrale: Aha. Frau: Also? Zentrale: Gibt es eine Möglichkeit, dass Sie Ihr Haus sicher verlassen? Frau: Nein, er blockiert den einzigen Ausgang. Zentrale: Also, ich kann Ihnen nur einen Ratschlag geben und das Büro des Sheriffs morgen anrufen. Wenn er in Ihr Haus eindringt und leider eine Waffe hat, und versucht, Ihnen etwas anzutun, ist das natürlich etwas ganz anderes. Aber das Büro des Sheriffs ist nicht besetzt. Ich kann Ihnen niemanden schicken.
But what if there was no law enforcement to protect you? A woman in Oregon recently experienced what this would be like. She was home alone in her dark house on a Saturday night, when a man started to tear his way into her home. This was her worst nightmare, because this man had actually put her in the hospital from an assault just two weeks before. So terrified, she picks up that phone and does what any of us would do: She calls 911 -- but only to learn that because of budget cuts in her county, law enforcement wasn't available on the weekends. Listen. Dispatcher: I don't have anybody to send out there. Woman: OK Dispatcher: Um, obviously if he comes inside the residence and assaults you, can you ask him to go away? Or do you know if he is intoxicated or anything? Woman: I've already asked him. I've already told him I was calling you. He's broken in before, busted down my door, assaulted me. Dispatcher: Uh-huh. Woman: Um, yeah, so ... Dispatcher: Is there any way you could safely leave the residence? Woman: No, I can't, because he's blocking pretty much my only way out. Dispatcher: Well, the only thing I can do is give you some advice, and call the sheriff's office tomorrow. Obviously, if he comes in and unfortunately has a weapon or is trying to cause you physical harm, that's a different story. You know, the sheriff's office doesn't work up there. I don't have anybody to send."
GH: Tragischerweise wurde die Frau in diesem Haus gewaltsam angegriffen, gewürgt und vergewaltigt. Das geschieht, wenn man außerhalb der Rechtstaatlichkeit lebt. Und so leben Milliarden von armen Menschen. Wie sieht so etwas aus? Wenn ein Mann in Bolivien ein Kind aus armen Verhältnissen sexuell missbraucht, ist statistisch das Risiko höher, dass er in der Dusche ausrutscht und stirbt, als dass er jemals für diese Straftat ins Gefängnis muss. Wenn Sie einen armen Menschen in Südostasien versklaven, ist das Risiko höher, von einem Blitz getroffen zu werden, als für diese Straftat ins Gefängnis zu kommen. Auf diese Weise tobt diese alltägliche Gewalt weiter und vernichtet unsere Bemühungen, Milliarden Menschen zu helfen, aus der Hölle von 2-Dollar-am-Tag herauszukommen. Die Statistik lügt nicht. Wir können den Armen noch so viel helfen und Güter geben, aber wenn wir gewalttätige Kriminelle nicht davon abhalten, ihnen diese wieder wegzunehmen, werden wir von den langfristigen Folgen unserer Bemühungen sehr enttäuscht sein.
Gary Haugen: Tragically, the woman inside that house was violently assaulted, choked and raped because this is what it means to live outside the rule of law. And this is where billions of our poorest live. What does that look like? In Bolivia, for example, if a man sexually assaults a poor child, statistically, he's at greater risk of slipping in the shower and dying than he is of ever going to jail for that crime. In South Asia, if you enslave a poor person, you're at greater risk of being struck by lightning than ever being sent to jail for that crime. And so the epidemic of everyday violence, it just rages on. And it devastates our efforts to try to help billions of people out of their two-dollar-a-day hell. Because the data just doesn't lie. It turns out that you can give all manner of goods and services to the poor, but if you don't restrain the hands of the violent bullies from taking it all away, you're going to be very disappointed in the long-term impact of your efforts.
Man könnte also denken, dass die brüchige Rechtsdurchsetzung im weltweiten Kampf gegen die Armut in den Entwicklungsländern Vorrang hat. Aber das ist nicht so. Experten für internationale Hilfsprojekte haben vor Kurzem festgestellt, dass noch nicht einmal 1 % der Hilfen dem Schutz armer Menschen vor dem Chaos alltäglicher Gewalt zugutekommt. Ganz ehrlich, wenn von Gewalt gegen arme Menschen die Rede ist, kommt es wirklich zu bizarren Geschichten. Eine Organisation für Trinkwasser erzählt erschüttert, dass Mädchen auf dem Weg zum Brunnen vergewaltigt werden. Und dann erzählen sie stolz, dass ihre Lösung ein neuer Brunnen ist, zu dem die Mädchen einen viel kürzeren Weg haben. Das war's. Kein Wort über die Vergewaltiger, die immer noch in ihrem Dorf leben. Wenn eine junge Frau bei uns auf dem Unicampus auf dem Weg zur Bibliothek vergewaltigt wird, würde sich niemand darüber freuen, die Bibliothek näher an das Wohnheim zu bauen. Aber für arme Menschen ist es -- warum auch immer -- okay.
So you would think that the disintegration of basic law enforcement in the developing world would be a huge priority for the global fight against poverty. But it's not. Auditors of international assistance recently couldn't find even one percent of aid going to protect the poor from the lawless chaos of everyday violence. And honestly, when we do talk about violence against the poor, sometimes it's in the weirdest of ways. A fresh water organization tells a heart-wrenching story of girls who are raped on the way to fetching water, and then celebrates the solution of a new well that drastically shortens their walk. End of story. But not a word about the rapists who are still right there in the community. If a young woman on one of our college campuses was raped on her walk to the library, we would never celebrate the solution of moving the library closer to the dorm. And yet, for some reason, this is okay for poor people.
In Wahrheit wissen Experten für Entwicklung und Armutsbekämpfung nicht, wie sie dieses Problem beseitigen können. Was tun sie also? Sie sprechen nicht darüber. Die Rechte armer Menschen in den Entwicklungsländern werden auch aus dem Grund vernachlässigt, weil die reichen Menschen in den Entwicklungsländern das nicht brauchen. Ich war vor Kurzem auf dem Weltwirtschaftsforum und sprach mit Geschäftsführern, die Unternehmen in Entwicklungsländern haben. Ich fragte sie: "Wie schützt ihr eure Mitarbeiter und euren Besitz vor all dieser Gewalt?" Sie schauten sich gegenseitig an und sagten fast einstimmig: "Wir zahlen dafür."
Now the truth is, the traditional experts in economic development and poverty alleviation, they don't know how to fix this problem. And so what happens? They don't talk about it. But the more fundamental reason that law enforcement for the poor in the developing world is so neglected, is because the people inside the developing world, with money, don't need it. I was at the World Economic Forum not long ago talking to corporate executives who have massive businesses in the developing world and I was just asking them, "How do you guys protect all your people and property from all the violence?" And they looked at each other, and they said, practically in unison, "We buy it."
Private Sicherheitsfirmen sind in Entwicklungsländern vier-, fünf- und siebenmal größer als die Einsatzkräfte der staatlichen Polizei. In Afrika ist privater Sicherheitsschutz sogar der größte Arbeitgeber. Aber Reiche können für ihre Sicherheit bezahlen und werden immer reicher. Aber arme Menschen können nicht dafür bezahlen und sind der Gewalt schutzlos ausgeliefert.
Indeed, private security forces in the developing world are now, four, five and seven times larger than the public police force. In Africa, the largest employer on the continent now is private security. But see, the rich can pay for safety and can keep getting richer, but the poor can't pay for it and they're left totally unprotected and they keep getting thrown to the ground.
Das ist skandalös und empörend. Aber es muss nicht so bleiben. Brüchige Rechtsdurchsetzung kann man reparieren. Gewalt kann beendet werden. Fast alle Strafjustizsysteme, die anfangs defekt und korrupt waren, können umgewandelt werden -- durch hartnäckigen Einsatz und Engagement.
This is a massive and scandalous outrage. And it doesn't have to be this way. Broken law enforcement can be fixed. Violence can be stopped. Almost all criminal justice systems, they start out broken and corrupt, but they can be transformed by fierce effort and commitment.
Der Weg dorthin ist ziemlich eindeutig. Erstens müssen wir den Kampf gegen Gewalt zu einem Teil des Kampfes gegen die Armut machen. Jedes Gespräch über Armut, in dem es nicht um das Problem der Gewalt geht, darf nicht als ernst gemeint angesehen werden.
The path forward is really pretty clear. Number one: We have to start making stopping violence indispensable to the fight against poverty. In fact, any conversation about global poverty that doesn't include the problem of violence must be deemed not serious.
Zweitens müssen wir damit anfangen, ernsthaft in Ressourcen und Expertenwissen zu investieren, um Entwicklungsländer zu unterstützen, wenn sie neue Rechtssysteme schaffen, in denen im Gegensatz zu privaten Sicherheitsfirmen jeder sicher sein kann. Solche Transformationen sind möglich und es gibt sie heutzutage. Vor Kurzem finanzierte die Gates-Stiftung ein Projekt in der zweitgrößten Stadt auf den Philippinen, wo es den dort ansässigen Anwälten und Behörden gelang, die korrupte Polizei und defekte Gerichte so drastisch zu verändern, dass sie in nur vier kurzen Jahren die kommerzielle sexuelle Gewalt gegen arme Kinder um 79 % messbar verringern konnten.
And secondly, we have to begin to seriously invest resources and share expertise to support the developing world as they fashion new, public systems of justice, not private security, that give everybody a chance to be safe. These transformations are actually possible and they're happening today. Recently, the Gates Foundation funded a project in the second largest city of the Philippines, where local advocates and local law enforcement were able to transform corrupt police and broken courts so drastically, that in just four short years, they were able to measurably reduce the commercial sexual violence against poor kids by 79 percent.
Blickt man auf die Geschichte zurück, sieht man, dass die unerklärlichsten und unentschuldbarsten Dinge schlicht und einfach mangelndes Mitgefühl waren. Unsere Enkel werden uns über Vergangenes zur Rede stellen. Und sie werden uns fragen: "Oma, Opa, wo wart ihr? Wo warst du, Opa, als die Juden aus Nazideutschland geflohen sind und an unserer Küste abgewiesen wurden? Wo warst du? Und Oma, wo warst du, als sie unsere japanisch-amerikanischen Nachbarn zwangen, in Internierungslager zu gehen? Und Opa, wo warst du, als sie unsere afro-amerikanischen Nachbarn schlugen, nur weil sie sich für die Wahlen registrieren lassen wollten?" Genauso werden uns unsere Enkel fragen: "Oma, Opa, wo wart ihr, als zwei Milliarden der ärmsten Menschen der Welt im Chaos alltäglicher Gewalt untergingen? Ich hoffe, wir können sagen, wir hatten Mitgefühl, erhoben unsere Stimme und schlossen uns als Generation zusammen, um die Gewalt zu beenden.
You know, from the hindsight of history, what's always most inexplicable and inexcusable are the simple failures of compassion. Because I think history convenes a tribunal of our grandchildren and they just ask us, "Grandma, Grandpa, where were you? Where were you, Grandpa, when the Jews were fleeing Nazi Germany and were being rejected from our shores? Where were you? And Grandma, where were you when they were marching our Japanese-American neighbors off to internment camps? And Grandpa, where were you when they were beating our African-American neighbors just because they were trying to register to vote?" Likewise, when our grandchildren ask us, "Grandma, Grandpa, where were you when two billion of the world's poorest were drowning in a lawless chaos of everyday violence?" I hope we can say that we had compassion, that we raised our voice, and as a generation, we were moved to make the violence stop.
Vielen Dank.
Thank you very much.
(Applaus)
(Applause)
Chris Anderson: Das war ein sehr eindringlicher Vortrag. Erzählen Sie uns doch bitte ein wenig über bereits abgeschlossene Maßnahmen, wie zum Beispiel die Polizeiausbildung. Wie schwierig ist so etwas? GH: Also, es ist vor allem gut, dass diese Systeme zusammenbrechen und sich nun die Folgen zeigen. Es zeigt sich der Wille der Politiker, tatsächlich etwas zu tun. Wir müssen jetzt aber in Ressourcen investieren und unser Wissen weitergeben. Es wird in der Politik auch Diskussionen geben, ob wir das wollen, aber diese Kämpfe kann man gewinnen, wie wir das schon bei der International Justice Mission gezeigt haben und das ist sehr motivierend.
Chris Anderson: Really powerfully argued. Talk to us a bit about some of the things that have actually been happening to, for example, boost police training. How hard a process is that? GH: Well, one of the glorious things that's starting to happen now is that the collapse of these systems and the consequences are becoming obvious. There's actually, now, political will to do that. But it just requires now an investment of resources and transfer of expertise. There's a political will struggle that's going to take place as well, but those are winnable fights, because we've done some examples around the world at International Justice Mission that are very encouraging.
CA: Sagen Sie uns bitte anhand eines Landes, wie viel es kostet, etwas Wesentliches zu bewirken, zum Beispiel bei der Polizei. Ich weiß, dass das nur ein Teil ist. GH: Wir haben in Guatemala z. B. ein Projekt mit der lokalen Polizei, den Gerichten und der Staatsanwaltschaft initiiert. Die Verantwortlichen wurden geschult, um wirksam Fälle verhandeln zu können. Danach haben wir eine Zunahme von Anklagen gegen Sexualstraftäter um über 1 000 % festgestellt. Dieses Projekt wurde nur sehr bescheiden finanziert, mit 1 Mio. Dollar pro Jahr. Das verdeutlicht, wie durch wenig Geld ein Durchbruch in einem beschädigten Justizsystem erreicht werden kann, wenn Beteiligte angemessen geschult, motiviert und geführt werden. Insbesondere in diesen Ländern, in denen sich die Mittelschicht klar ist, dass es im Land keine Zukunft angesichts solcher Instabilität und Privatisierung von Sicherheit geben kann, gibt es jetzt die Möglichkeit für einen Umbruch.
CA: So just tell us in one country, how much it costs to make a material difference to police, for example -- I know that's only one piece of it. GH: In Guatemala, for instance, we've started a project there with the local police and court system, prosecutors, to retrain them so that they can actually effectively bring these cases. And we've seen prosecutions against perpetrators of sexual violence increase by more than 1,000 percent. This project has been very modestly funded at about a million dollars a year, and the kind of bang you can get for your buck in terms of leveraging a criminal justice system that could function if it were properly trained and motivated and led, and these countries, especially a middle class that is seeing that there's really no future with this total instability and total privatization of security I think there's an opportunity, a window for change.
CA: Aber um dies zu ermöglichen, muss man jedes Bindeglied der Kette anschauen. Wer ist das noch außer der Polizei? GH: Die Rechtsdurchsetzung beginnt bei der Polizei. Sie steht am Anfang der Rechtskette. Die Polizei gibt den Fall an die Staatsanwaltschaft, die den Fall wiederum dem Gericht übergibt. Die Opfer müssen im Laufe dieser Kette durchgehend von Sozialarbeitern betreut werden. Also brauchen wir einen Ansatz, der diese Schritte vereint. Früher gab es ein paar Schulungen für die Gerichte. Aber die Polizei lieferte schlechte Beweise oder sie ermittelte nur bei Drogendelikten oder Terrorismus. Es ging weniger darum, die Rechte gewöhnlicher armer Menschen optimal durchzusetzen. Befolgt man alle Schritte der Rechtsdurchsetzung, dann können auch die Rechte sehr armer Menschen genauso wie bei uns durchgesetzt werden. Die Rechtsdurchsetzung ist hier bei uns auch nicht perfekt, aber es ist toll, dass Sie 911 wählen können und jemand Sie wahrscheinlich beschützen wird.
CA: But to make this happen, you have to look at each part in the chain -- the police, who else? GH: So that's the thing about law enforcement, it starts out with the police, they're the front end of the pipeline of justice, but they hand if off to the prosecutors, and the prosecutors hand it off to the courts, and the survivors of violence have to be supported by social services all the way through that. So you have to do an approach that pulls that all together. In the past, there's been a little bit of training of the courts, but they get crappy evidence from the police, or a little police intervention that has to do with narcotics or terrorism but nothing to do with treating the common poor person with excellent law enforcement, so it's about pulling that all together, and you can actually have people in very poor communities experience law enforcement like us, which is imperfect in our own experience, for sure, but boy, is it a great thing to sense that you can call 911 and maybe someone will protect you.
CA: Gary, das hast du großartig gemacht, den Menschen deine Botschaft in deinem Buch und heute hier zu überbringen.
CA: Gary, I think you've done a spectacular job of bringing this to the world's attention in your book and right here today.
Vielen Dank.
Thanks so much.
Gary Haugen.
Gary Haugen.
(Applaus)
(Applause)