Ich bin eine Frau, die an chronischer Schizophrenie leidet. Ich habe Hunderte von Tagen in der Psychiatrie verbracht. Ich hätte den größten Teil meines Lebens in einem abgelegenen Krankenhausflügel verbringen können, aber mein Leben verlief anders. Es ist mir gelungen, mich fast drei Jahrzehnte lang von Krankenhäusern fernzuhalten. Darauf bin ich wohl am meisten stolz. Das soll nicht heißen, dass ich keine psychischen Probleme hatte. Als ich meinen Abschluss an der Yale Law School und meinen ersten Job hatte, eröffnete mir Dr. White, mein Therapeut in New Haven, dass er in drei Monaten seine Praxis schließen würde, mehrere Jahre, bevor ich New Haven verlassen wollte. White war mir eine riesengroße Hilfe gewesen und der Gedanke daran, dass er fortging, war ein furchtbarer Schock für mich.
So I'm a woman with chronic schizophrenia. I've spent hundreds of days in psychiatric hospitals. I might have ended up spending most of my life on the back ward of a hospital, but that isn't how my life turned out. In fact, I've managed to stay clear of hospitals for almost three decades, perhaps my proudest accomplishment. That's not to say that I've remained clear of all psychiatric struggles. After I graduated from the Yale Law School and got my first law job, my New Haven analyst, Dr. White, announced to me that he was going to close his practice in three months, several years before I had planned to leave New Haven. White had been enormously helpful to me, and the thought of his leaving shattered me.
Mein bester Freund Steve spürte, dass irgendwas ganz und gar nicht stimmte, und kam nach New Haven, um mir beizustehen. Es folgt ein Zitat aus meinen Aufzeichnungen: „Ich öffnete die Tür zu meiner Einzimmerwohnung. Steve erzählte mir später, obwohl er mich schon öfter während einer akuten Psychose erlebt hatte, war er nicht vorbereitet auf das, was er an diesem Tag sah. Seit einer Woche oder länger hatte ich kaum gegessen. Ich war ausgemergelt. Ich ging, als wären meine Beine aus Holz. Mein Gesicht sah aus wie eine Maske und fühlte sich auch so an. Ich hatte alle Vorhänge geschlossen, daher war es mitten am Tag fast vollkommen dunkel in der Wohnung. Es stank, das Zimmer war ein Saustall. Steve ist sowohl Anwalt als auch Psychologe und hat viele schwer geisteskranke Patienten behandelt. Bis heute, so sagt er, hat er nie etwas Schlimmeres gesehen. ,Hi‘, sagte ich und ging wieder zum Sofa zurück, wo ich mich setzte und eine Weile nichts sagte. ,Danke, dass du gekommen bist, Steve. Zerbröckelnde Welt, Wort, Stimme. Sag den Uhren, sie sollen anhalten. Zeit ist. Die Zeit ist gekommen.‘ ,White geht fort‘, sagte Steve düster. ,Ich werde in ein Grab gestoßen. Die Situation ist grabesschwer‘, stöhnte ich. ,Die Schwerkraft zieht mich hinab. Ich habe Angst. Sag ihnen, sie sollen weggehen.‘“
My best friend Steve, sensing that something was terribly wrong, flew out to New Haven to be with me. Now I'm going to quote from some of my writings: "I opened the door to my studio apartment. Steve would later tell me that, for all the times he had seen me psychotic, nothing could have prepared him for what he saw that day. For a week or more, I had barely eaten. I was gaunt. I walked as though my legs were wooden. My face looked and felt like a mask. I had closed all the curtains in the apartment, so in the middle of the day the apartment was in near total darkness. The air was fetid, the room a shambles. Steve, both a lawyer and a psychologist, has treated many patients with severe mental illness, and to this day he'll say I was as bad as any he had ever seen. 'Hi,' I said, and then I returned to the couch, where I sat in silence for several moments. 'Thank you for coming, Steve. Crumbling world, word, voice. Tell the clocks to stop. Time is. Time has come.' 'White is leaving,' Steve said somberly. 'I'm being pushed into a grave. The situation is grave,' I moan. 'Gravity is pulling me down. I'm scared. Tell them to get away.'"
Als junge Frau war ich dreimal zu unterschiedlichen Zeiten für längere Zeit in der Psychiatrie. Meine Ärzte diagnostizierten chronische Schizophrenie und stellten die Prognose „schwerwiegend“. Im besten Fall, so glaubte man, würde ich betreut wohnen und anspruchslose Arbeiten verrichten können. Zum Glück bin ich dieser Prognose nicht so recht gefolgt. Stattdessen bin ich ordentliche Professorin für Jura, Psychologie und Psychiatrie an der USC Gould School of Law, ich habe viele gute Freunde und einen geliebten Ehemann, Will, der heute auch hier ist.
As a young woman, I was in a psychiatric hospital on three different occasions for lengthy periods. My doctors diagnosed me with chronic schizophrenia, and gave me a prognosis of "grave." That is, at best, I was expected to live in a board and care, and work at menial jobs. Fortunately, I did not actually enact that grave prognosis. Instead, I'm a chaired Professor of Law, Psychology and Psychiatry at the USC Gould School of Law, I have many close friends and I have a beloved husband, Will, who's here with us today.
(Applaus) Danke. Er ist auf jeden Fall der Star meiner Show.
(Applause) Thank you. He's definitely the star of my show.
Ich möchte Ihnen erzählen, wie es dazu kam, und meine Erfahrungen mit Psychosen beschreiben. Ich möchte betonen, dass das nur meine Erfahrungen sind, denn jede Psychose hat ihre eigene Geschichte.
I'd like to share with you how that happened, and also describe my experience of being psychotic. I hasten to add that it's my experience, because everyone becomes psychotic in his or her own way.
Beginnen wir mit der Definition von Schizophrenie. Schizophrenie ist eine Erkrankung des Gehirns. Sie zeichnet sich durch den Zustand der Psychose aus, der Erkrankte verliert den Bezug zur Realität. Wahnvorstellungen und Halluzinationen sind typisch für diese Krankheit. Wahnvorstellungen sind feste, irrige Überzeugungen, die sich durch nichts widerlegen lassen, Halluzinationen sind falsche Sinneseindrücke. Während einer akuten Psychose habe ich zum Beispiel oft die Wahnvorstellung, dass ich Hunderttausende Menschen mit meinen Gedanken getötet habe. Manchmal glaube ich, dass Atomexplosionen in meinem Gehirn gezündet werden sollen. Gelegentlich habe ich auch Halluzinationen. Einmal drehte ich mich um und sah einen Mann mit einem Messer in der erhobenen Hand. Es ist wie ein Albtraum, nur ist man dabei wach.
Let's start with the definition of schizophrenia. Schizophrenia is a brain disease. Its defining feature is psychosis, or being out of touch with reality. Delusions and hallucinations are hallmarks of the illness. Delusions are fixed and false beliefs that aren't responsive to evidence, and hallucinations are false sensory experiences. For example, when I'm psychotic I often have the delusion that I've killed hundreds of thousands of people with my thoughts. I sometimes have the idea that nuclear explosions are about to be set off in my brain. Occasionally, I have hallucinations, like one time I turned around and saw a man with a raised knife. Imagine having a nightmare while you're awake.
Oft geraten Sprache und Denken durcheinander oder werden sogar unzusammenhängend. Bei der sogenannten Gedankenflucht werden Wörter aneinandergereiht, die sehr ähnlich klingen können, aber keinen Sinn ergeben. Versteht man gar nichts mehr, ist das ein „Wortsalat“. Im Gegensatz zu dem, was viele Leute denken, ist Schizophrenie nicht dasselbe wie eine multiple Persönlichkeitsstörung oder eine gespaltene Persönlichkeit. Der schizophrene Geist ist nicht gespalten, sondern zersplittert.
Often, speech and thinking become disorganized to the point of incoherence. Loose associations involves putting together words that may sound a lot alike but don't make sense, and if the words get jumbled up enough, it's called "word salad." Contrary to what many people think, schizophrenia is not the same as multiple personality disorder or split personality. The schizophrenic mind is not split, but shattered.
Jeder hat schon mal einen Obdachlosen gesehen, ungewaschen, meistens unterernährt, der vor einem Bürogebäude steht und vor sich hinmurmelt oder schreit. Solche Menschen leiden oft an einer Form von Schizophrenie. Aber Schizophrenie tritt auch in vielen anderen Gesellschaftsschichten auf und es gibt Erkrankte, die mit beiden Beinen fest im Berufsleben stehen und eine große Verantwortung tragen. Vor einigen Jahren beschloss ich, meine Erfahrungen und meine eigene Reise aufzuschreiben, und ich möchte Ihnen heute einen Teil davon erzählen, sozusagen als Insider-Geschichte.
Everyone has seen a street person, unkempt, probably ill-fed, standing outside of an office building muttering to himself or shouting. This person is likely to have some form of schizophrenia. But schizophrenia presents itself across a wide array of socioeconomic status, and there are people with the illness who are full-time professionals with major responsibilities. Several years ago, I decided to write down my experiences and my personal journey, and I want to share some more of that story with you today to convey the inside view.
Die folgende Episode passierte in der siebten Woche im ersten Semester meines ersten Jahres an der Yale Law School. Ich zitiere aus meinen Aufzeichnungen: „Ich hatte mich mit meinen Kommilitonen Rebel und Val am Freitagabend in der Jurabibliothek verabredet, wo wir zusammen an einer Hausaufgabe arbeiten wollten. Aber wir hatten kaum angefangen, da sagte ich Dinge, die keinen Sinn ergaben.
So the following episode happened the seventh week of my first semester of my first year at Yale Law School. Quoting from my writings: "My two classmates, Rebel and Val, and I had made the date to meet in the law school library on Friday night to work on our memo assignment together. But we didn't get far before I was talking in ways that made no sense.
,Memos sind Heimsuchungen‘, informierte ich sie. ,Sie zählen Punkte auf. Der Punkt geht an dich. Pat hat das immer gesagt. Habt ihr jemanden getötet?‘ Rebel und Val sahen mich an, als hätte man ihnen oder mir kaltes Wasser ins Gesicht gekippt. ,Wovon redest du da, Elyn?‘ ,Oh, ihr wisst schon, das Übliche. Wer ist was, was ist wer, Himmel und Hölle. Kommt, wir gehen aufs Dach. Da ist es flach. Da ist es sicher.‘ Rebel und Val kamen mit und fragten mich, was in mich gefahren sei. ,Das ist mein wahres Ich‘, verkündete ich und wedelte mit den Armen über meinem Kopf. Und dann, an einem späten Freitagabend auf dem Dach der Yale Law School, sang ich einen Werbesong, und das nicht gerade leise. ,Come to the Florida sunshine bush. Wollt ihr tanzen?‘ ,Bist du auf Drogen?‘, fragte einer. ,Bist du high?‘ ,High? Ich? Niemals, keine Drogen. Come to the Florida sunshine bush, da gibt's Zitronen, da machen sie Dämonen.‘ ,Du machst mir Angst‘, sagte einer und Rebel und Val gingen zurück in die Bibliothek. Ich folgte ihnen achselzuckend.
'Memos are visitations,' I informed them. 'They make certain points. The point is on your head. Pat used to say that. Have you killed you anyone?' Rebel and Val looked at me as if they or I had been splashed in the face with cold water. 'What are you talking about, Elyn?' 'Oh, you know, the usual. Who's what, what's who, heaven and hell. Let's go out on the roof. It's a flat surface. It's safe.' Rebel and Val followed and they asked what had gotten into me. 'This is the real me,' I announced, waving my arms above my head. And then, late on a Friday night, on the roof of the Yale Law School, I began to sing, and not quietly either. 'Come to the Florida sunshine bush. Do you want to dance?' 'Are you on drugs?' one asked. 'Are you high?' 'High? Me? No way, no drugs. Come to the Florida sunshine bush, where there are lemons, where they make demons.' 'You're frightening me,' one of them said, and Rebel and Val headed back into the library. I shrugged and followed them.
Drinnen fragte ich meine Kommilitonen, ob sie auch die Wörter in unseren Fällen herumspringen sähen wie ich. ,Ich glaube, jemand hat sich in meine Fallunterlagen geschlichen‘, sagte ich. ,Wir müssen die Verbindung einfassen. Ich glaube nicht alle Verbindungen, aber sie halten den Körper zusammen.‘ – Das ist ein Beispiel für eine Gedankenflucht. – „Schließlich gelangte ich zurück in mein Mehrbettzimmer, aber als ich dort war, kam ich nicht zur Ruhe. In meinem Kopf waren zu viel Lärm, zu viele Orangenbäume und Hausarbeiten, die ich nicht schreiben konnte, und Massenmorde, für die ich verantwortlich sein würde. Ich saß auf meinem Bett, schaukelte vor und zurück und stöhnte vor Angst und Einsamkeit.“ Diese Episode führte zu meinem ersten Psychiatrieaufenthalt in Amerika. In England hatte ich schon zwei hinter mir gehabt.
Back inside, I asked my classmates if they were having the same experience of words jumping around our cases as I was. 'I think someone's infiltrated my copies of the cases,' I said. 'We've got to case the joint. I don't believe in joints, but they do hold your body together.'" -- It's an example of loose associations. -- "Eventually I made my way back to my dorm room, and once there, I couldn't settle down. My head was too full of noise, too full of orange trees and law memos I could not write and mass murders I knew I would be responsible for. Sitting on my bed, I rocked back and forth, moaning in fear and isolation." This episode led to my first hospitalization in America. I had two earlier in England.
Ich zitiere wieder aus meinem Aufzeichnungen: „Am nächsten Morgen ging ich zu meinem Professor, um ihn um eine Fristverlängerung zu bitten, und fing an, unverständliches Zeug zu brabbeln, genau wie am Abend zuvor. Schließlich brachte er mich in die Notaufnahme. Dort stürzte sich jemand, den ich nur ,den Arzt‘ nenne, und sein ganzer Schlägertrupp auf mich, hoben mich hoch und warfen mich mit solcher Wucht auf ein Metallbett, dass ich Sterne sah. Dann banden sie mir Arme und Beine mit Ledergurten am Bett fest. Aus meinem Mund kam ein Geräusch, das ich noch nie gehört hatte: halb Stöhnen, halb Schreien, es klang fast unmenschlich, wie das reine Entsetzen. Dann stieg das Geräusch wieder in mir hoch. Es kam tief aus meinem Bauch und drängte nach oben, bis meine Kehle ganz rau war.“ Dieser Vorfall führte zu meiner unfreiwilligen Einweisung. Als einen der Gründe für die Einweisung gegen meinen Willen führten die Ärzte an, ich sei „ernsthaft handlungsunfähig“. Als Beweis schrieben sie in meine Akte, ich sei unfähig, meine Hausaufgabe an der Yale Law School zu schreiben. Ich fragte mich, was das über den Rest von New Haven aussagte. (Gelächter)
Continuing with the writings: "The next morning I went to my professor's office to ask for an extension on the memo assignment, and I began gibbering unintelligably as I had the night before, and he eventually brought me to the emergency room. Once there, someone I'll just call 'The Doctor' and his whole team of goons swooped down, lifted me high into the air, and slammed me down on a metal bed with such force that I saw stars. Then they strapped my legs and arms to the metal bed with thick leather straps. A sound came out of my mouth that I'd never heard before: half groan, half scream, barely human and pure terror. Then the sound came again, forced from somewhere deep inside my belly and scraping my throat raw." This incident resulted in my involuntary hospitalization. One of the reasons the doctors gave for hospitalizing me against my will was that I was "gravely disabled." To support this view, they wrote in my chart that I was unable to do my Yale Law School homework. I wondered what that meant about much of the rest of New Haven. (Laughter)
Im Laufe des folgenden Jahres verbrachte ich fünf Monate in einer psychiatrischen Klinik. Zeitweise verbrachte ich bis zu 20 Stunden in Haltegurten, die Arme fixiert, Arme und Beine fixiert Arme und Beine fixiert mit ein Netz eng über meine Brust gespannt. Ich habe nie jemanden geschlagen. Ich habe nie jemanden verletzt. Ich habe niemanden direkt bedroht. Wenn Sie nie selbst fixiert wurden, stellen Sie sich das Ganze vielleicht ziemlich harmlos vor. Es ist nichts Harmloses daran.
During the next year, I would spend five months in a psychiatric hospital. At times, I spent up to 20 hours in mechanical restraints, arms tied, arms and legs tied down, arms and legs tied down with a net tied tightly across my chest. I never struck anyone. I never harmed anyone. I never made any direct threats. If you've never been restrained yourself, you may have a benign image of the experience. There's nothing benign about it.
Jede Woche sterben in den USA schätzungsweise ein bis drei Menschen in einer Fixierung. Sie strangulieren sich, sie ersticken an ihrem Erbrochenen, sie bekommen keine Luft mehr, sie sterben am Herzinfarkt. Es ist nicht sicher, ob die mechanische Fixierung tatsächlich Leben rettet oder aber Leben kostet. Als ich Material für meinen studentischen Beitrag über mechanische Fixierung für das Yale Law Journal sammelte, sprach ich mit einem angesehenen Juraprofessor, der auch als Psychiater arbeitete, und sagte, er würde mir doch sicher zustimmen, dass Fixierungen demütigend, schmerzhaft und beängstigend sein müssen. Er sah mich wissend an und sagte: „Elyn, Sie verstehen nicht recht: Diese Menschen sind psychotisch. Sie sind anders als Sie und ich. Sie erleben die Fixierung nicht so, wie wir es würden.“ Ich hatte in diesem Moment nicht den Mut, ihm zu sagen, dass wir mitnichten ganz anders sind als er. Uns gefällt es nicht besser als ihm, an ein Bett gebunden und stundenlang leiden gelassen zu werden. Tatsächlich galt bis vor kurzem die Auffassung, und sicher denken einige das auch heute noch, dass sich Psychiatriepatienten in der Fixierung sicherer fühlen. Ich habe noch nie einen Psychiatriepatienten getroffen, der dieser Ansicht zugestimmt hätte. Heute sage ich immer, ich bin sehr für Psychiatrie, aber ebenso deutlich gegen Gewalt. Ich glaube nicht, dass Gewalt eine effektive Behandlung ist, und ich finde es schrecklich, einem sehr kranken Menschen Gewalt anzutun.
Every week in the United States, it's been estimated that one to three people die in restraints. They strangle, they aspirate their vomit, they suffocate, they have a heart attack. It's unclear whether using mechanical restraints is actually saving lives or costing lives. While I was preparing to write my student note for the Yale Law Journal on mechanical restraints, I consulted an eminent law professor who was also a psychiatrist, and said surely he would agree that restraints must be degrading, painful and frightening. He looked at me in a knowing way, and said, "Elyn, you don't really understand: These people are psychotic. They're different from me and you. They wouldn't experience restraints as we would." I didn't have the courage to tell him in that moment that, no, we're not that different from him. We don't like to be strapped down to a bed and left to suffer for hours any more than he would. In fact, until very recently, and I'm sure some people still hold it as a view, that restraints help psychiatric patients feel safe. I've never met a psychiatric patient who agreed with that view. Today, I'd like to say I'm very pro-psychiatry but very anti-force. I don't think force is effective as treatment, and I think using force is a terrible thing to do to another person with a terrible illness.
Schließlich kam ich als Juradozentin an die University of Southern California nach Los Angeles. Jahrelang hatte ich mich gegen Medikamente gewehrt und sehr, sehr oft versucht, von ihnen loszukommen. Ich dachte, wenn ich es ohne Medikamente schaffe, könnte ich beweisen, dass ich eigentlich gar nicht wirklich psychisch krank bin, dass das Ganze ein schrecklicher Fehler war. Mein Motto war: Je weniger Medizin, desto weniger kaputt. Dr. Kaplan, mein Therapeut in L.A., drängte mich, einfach die Medikamente zu nehmen und mein Leben weiterzuführen, aber ich wollte ein letztes Mal versuchen, davon wegzukommen. Zitat aus dem Text: „Ich fuhr meine Medikamente herunter und schon bald spürte ich die Auswirkungen. Nach einer Reise nach Oxford marschierte ich in Kaplans Büro, steuerte auf die Ecke zu, kauerte mich hin, verbarg das Gesicht und begann zu zittern. Überall nahm ich böse Wesen mit erhobenen Dolchen wahr. Sie wollten mich in dünne Scheiben schneiden oder mich zwingen, heiße Kohlen zu schlucken. Kaplan sage später, ich ,krümmte mich in Höllenqualen‘. Selbst in diesem Zustand, den er zutreffend als akut und rundweg psychotisch beschrieb, weigerte ich mich, die Medikamentendosis zu erhöhen. Die Mission ist noch nicht erfüllt.
Eventually, I came to Los Angeles to teach at the University of Southern California Law School. For years, I had resisted medication, making many, many efforts to get off. I felt that if I could manage without medication, I could prove that, after all, I wasn't really mentally ill, it was some terrible mistake. My motto was the less medicine, the less defective. My L.A. analyst, Dr. Kaplan, was urging me just to stay on medication and get on with my life, but I decided I wanted to make one last college try to get off. Quoting from the text: "I started the reduction of my meds, and within a short time I began feeling the effects. After returning from a trip to Oxford, I marched into Kaplan's office, headed straight for the corner, crouched down, covered my face, and began shaking. All around me I sensed evil beings poised with daggers. They'd slice me up in thin slices or make me swallow hot coals. Kaplan would later describe me as 'writhing in agony.' Even in this state, what he accurately described as acutely and forwardly psychotic, I refused to take more medication. The mission is not yet complete.
Gleich nach dem Termin bei Kaplan ging ich zu Dr. Marder, einem Experten für Schizophrenie, der an mir die Nebenwirkungen der Medikamente studierte. Er hatte den Eindruck, ich litte an einer milden Psychose. In seinem Büro setzte ich mich aufs Sofa, klappte zusammen und begann zu murmeln. ,Kopfexplosionen und Menschen, die töten wollen. Darf ich Ihr Büro verwüsten?‘ ,Wenn Sie glauben, dass Sie das tun werden, müssen Sie gehen‘, sagte Marder. ,Na gut. Klein. Feuer auf Eis. Sagen Sie ihnen, sie sollen mich nicht töten. Sagen Sie ihnen, sie sollen mich nicht töten. Was habe ich falsch gemacht? Hunderttausende mit Gedanken, Abriegelung.‘ ,Elyn, glauben Sie, Sie sind eine Gefahr für sich oder andere? Ich glaube, Sie sollten ins Krankenhaus. Ich könnte Sie sofort einweisen lassen und wir könnten es ganz diskret machen.‘ ,Ha ha ha. Sie bieten mir an, mich einzuweisen? Krankenhäuser sind böse, sie sind verrückt, sie sind traurig. Man muss sich fernhalten. Ich bin Gott oder ich war es mal.‘“ An dieser Stelle im Text, wo ich sage: „Ich bin Gott oder ich war es mal“, gibt es eine Randnotiz meines Mannes. Er schrieb: „Hast du gekündigt oder wurdest du gefeuert?“ (Gelächter) „,Ich schenke Leben und nehme es. Vergebt mir, denn ich weiß nicht, was ich tue.‘
Immediately after the appointment with Kaplan, I went to see Dr. Marder, a schizophrenia expert who was following me for medication side effects. He was under the impression that I had a mild psychotic illness. Once in his office, I sat on his couch, folded over, and began muttering. 'Head explosions and people trying to kill. Is it okay if I totally trash your office?' 'You need to leave if you think you're going to do that,' said Marder. 'Okay. Small. Fire on ice. Tell them not to kill me. Tell them not to kill me. What have I done wrong? Hundreds of thousands with thoughts, interdiction.' 'Elyn, do you feel like you're dangerous to yourself or others? I think you need to be in the hospital. I could get you admitted right away, and the whole thing could be very discrete.' 'Ha, ha, ha. You're offering to put me in hospitals? Hospitals are bad, they're mad, they're sad. One must stay away. I'm God, or I used to be.'" At that point in the text, where I said "I'm God, or I used to be," my husband made a marginal note. He said, "Did you quit or were you fired?" (Laughter) "'I give life and I take it away. Forgive me, for I know not what I do.'
Schließlich brach ich vor Freunden zusammen und sie überzeugten mich, mehr Medikamente zu nehmen. Ich konnte die Wahrheit nicht länger leugnen und ich konnte es auch nicht ändern. Die Mauer, die mich, Elyn, Professor Saks, von dieser verrückten Frau getrennt hatte, die vor Jahren in der Anstalt gelandet war, war in sich zusammengestürzt.‘“
Eventually, I broke down in front of friends, and everybody convinced me to take more medication. I could no longer deny the truth, and I could not change it. The wall that kept me, Elyn, Professor Saks, separate from that insane woman hospitalized years past, lay smashed and in ruins."
Eigentlich dürfte ich mit dieser Krankheit nicht hier stehen, und doch tue ich es. Ich glaube, dafür gibt es drei Gründe: Erstens werde ich ausgezeichnet therapiert. Psychoanalytische Psychotherapie an vier bis fünf Tagen pro Woche, seit Jahrzehnten schon, und hervorragende Psychopharmaka. Zweitens habe ich viele enge Familienmitglieder und Freunde, die mich und meine Krankheit kennen. Diese Beziehungen haben meinem Leben Bedeutung und Tiefe verliehen und sie haben mir auch geholfen, mein Leben im Angesicht der Symptome zu steuern. Drittens erfahre ich sehr viel Unterstützung an meiner Arbeitsstelle, an der USC Law School. Dort kommt man meinen Bedürfnissen nicht nur entgegen, sondern begrüßt sie sogar. Die Arbeit bietet außerdem eine starke intellektuelle Stimulation und die Beschäftigung mit komplexen Problemen war immer die beste und mächtigste und zuverlässigste Verteidigung gegen meine Geisteskrankheit.
Everything about this illness says I shouldn't be here, but I am. And I am, I think, for three reasons: First, I've had excellent treatment. Four- to five-day-a-week psychoanalytic psychotherapy for decades and continuing, and excellent psychopharmacology. Second, I have many close family members and friends who know me and know my illness. These relationships have given my life a meaning and a depth, and they also helped me navigate my life in the face of symptoms. Third, I work at an enormously supportive workplace at USC Law School. This is a place that not only accommodates my needs but actually embraces them. It's also a very intellectually stimulating place, and occupying my mind with complex problems has been my best and most powerful and most reliable defense against my mental illness.
Trotz allem – ausgezeichnete Therapie, wunderbare Familie und Freunde, Unterstützung im Arbeitsumfeld – habe ich meine Krankheit erst relativ spät öffentlich gemacht, weil das Stigma „Geisteskrankheit“ so mächtig ist, dass ich mich nicht sicher fühlte, wenn die Leute es wüssten. Wenn Sie sich heute nur eins merken würden, dann bitte das: Es gibt keine „Schizophrenen“. Es gibt Menschen mit Schizophrenie und diese Menschen könnten Ihre Frau, Ihr Mann, Ihr Kind sein, vielleicht Ihr Nachbar oder Ihre Freundin oder ein Kollege.
Even with all that — excellent treatment, wonderful family and friends, supportive work environment — I did not make my illness public until relatively late in life, and that's because the stigma against mental illness is so powerful that I didn't feel safe with people knowing. If you hear nothing else today, please hear this: There are not "schizophrenics." There are people with schizophrenia, and these people may be your spouse, they may be your child, they may be your neighbor, they may be your friend, they may be your coworker.
Abschließend möchte ich noch Folgendes sagen: Wir müssen mehr in die Erforschung und Therapie von Geisteskrankheiten investieren. Je besser wir diese Krankheiten verstehen, desto bessere Therapien können wir anbieten und je besser die Therapien, desto mehr Fürsorge können wir den Menschen bieten und müssen nicht auf Gewalt zurückgreifen. Außerdem müssen wir aufhören, Geisteskrankheiten zu kriminalisieren. Es ist eine nationale Tragödie und ein Skandal, dass das Gefängnis von L. A. County die größte Psychiatrie in den USA ist. Die amerikanischen Gefängnisse sind voll von Menschen, die schwer geisteskrank sind, und viele von ihnen sind dort, weil sie niemals eine angemessene Therapie bekamen. Ich hätte auch dort oder auf der Straße landen können. Eine Botschaft noch an die Unterhaltungsindustrie und an die Presse: Insgesamt habt ihr gute Arbeit im Kampf gegen Stigmatisierung und Vorurteile vieler Art geleistet. Bitte zeigt uns in euren Filmen, Theaterstücken, Kolumnen auch weiterhin Figuren, die ernsthaft geisteskrank sind. Stellt sie wohlwollend dar und in all dem Facettenreichtum und der Komplexität ihrer Erfahrungen als Menschen, nicht als Diagnosen.
So let me share some final thoughts. We need to invest more resources into research and treatment of mental illness. The better we understand these illnesses, the better the treatments we can provide, and the better the treatments we can provide, the more we can offer people care, and not have to use force. Also, we must stop criminalizing mental illness. It's a national tragedy and scandal that the L.A. County Jail is the biggest psychiatric facility in the United States. American prisons and jails are filled with people who suffer from severe mental illness, and many of them are there because they never received adequate treatment. I could have easily ended up there or on the streets myself. A message to the entertainment industry and to the press: On the whole, you've done a wonderful job fighting stigma and prejudice of many kinds. Please, continue to let us see characters in your movies, your plays, your columns, who suffer with severe mental illness. Portray them sympathetically, and portray them in all the richness and depth of their experience as people and not as diagnoses.
Kürzlich fragte mich ein Freund: Wenn es eine Pille gäbe, die mich sofort gesund machen würde, würde ich sie nehmen? Dem Dichter Rainer Maria Rilke wurde eine Psychoanalyse angeboten. Er lehnte ab mit den Worten: „Nehmt mir meine Teufel nicht, sonst fliehen vielleicht auch meine Engel.“ Meine Psychose dagegen ist ein Albtraum, in dem die Teufel so schrecklich sind, dass all meine Engel bereits geflohen sind. Ob ich die Pille nehmen würde? Auf der Stelle. Aber das heißt nicht, dass ich um das Leben trauere, das ich hätte haben können, wäre ich nicht geisteskrank, und ich brauche auch kein Mitleid. Ich möchte vielmehr sagen, dass die Menschlichkeit, die wir alle gemeinsam haben, wichtiger ist als die Geisteskrankheit, die wir nicht teilen. Diejenigen unter uns, die an einer Geisteskrankheit leiden, wollen das, was jeder will: Um es mit Sigmund Freud zu sagen, „lieben und arbeiten“.
Recently, a friend posed a question: If there were a pill I could take that would instantly cure me, would I take it? The poet Rainer Maria Rilke was offered psychoanalysis. He declined, saying, "Don't take my devils away, because my angels may flee too." My psychosis, on the other hand, is a waking nightmare in which my devils are so terrifying that all my angels have already fled. So would I take the pill? In an instant. That said, I don't wish to be seen as regretting the life I could have had if I'd not been mentally ill, nor am I asking anyone for their pity. What I rather wish to say is that the humanity we all share is more important than the mental illness we may not. What those of us who suffer with mental illness want is what everybody wants: in the words of Sigmund Freud, "to work and to love."
Ich danke Ihnen. (Applaus)
Thank you. (Applause)
(Applaus)
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Danke, Vielen Dank. Sie sind sehr freundlich. (Applaus)
Thank you. Thank you. You're very kind. (Applause)
Danke. (Applaus)
Thank you. (Applause)