Ich möchte Ihnen von einem Fall erzählen, an dem ich gearbeitet habe, der einen Mann namens Steve Titus betraf.
I'd like to tell you about a legal case that I worked on involving a man named Steve Titus.
Titus war Restaurantchef. Er war 31 Jahre alt, lebte in Seattle, Washington, war verlobt mit Gretchen, die er bald heiraten wollte. Sie war die Liebe seines Lebens. Eines Abends ging das Paar romantisch essen. Auf dem Heimweg wurden sie von einem Polizisten angehalten. Der Grund: Titus' Auto sah einem Auto ähnlich, das früher am Abend von einem Mann gefahren wurde, der eine Tramperin vergewaltigt hatte. Weil Titus diesem Mann offenbar ähnlich sah, machte die Polizei ein Foto von ihm und nahm es in ihre Gegenüberstellungskartei auf, um es später dem Opfer zu zeigen. Sie zeigte auf Titus' Foto und sagte: "Der da sieht dem Täter am ähnlichsten." Polizei und Staatsanwaltschaft erhoben Anklage. Als Steve Titus wegen Vergewaltigung vor Gericht stand, trat das Vergewaltigungsopfer in den Zeugenstand und sagte: "Ich bin mir absolut sicher, dass er der Täter ist." Titus wurde verurteilt. Er beteuerte seine Unschuld, seine Familie schrie die Jury an, seine Verlobte brach weinend zusammen, und Titus musste ins Gefängnis.
Titus was a restaurant manager. He was 31 years old, he lived in Seattle, Washington, he was engaged to Gretchen, about to be married, she was the love of his life. And one night, the couple went out for a romantic restaurant meal. They were on their way home, and they were pulled over by a police officer. You see, Titus' car sort of resembled a car that was driven earlier in the evening by a man who raped a female hitchhiker, and Titus kind of resembled that rapist. So the police took a picture of Titus, they put it in a photo lineup, they later showed it to the victim, and she pointed to Titus' photo. She said, "That one's the closest." The police and the prosecution proceeded with a trial, and when Steve Titus was put on trial for rape, the rape victim got on the stand and said, "I'm absolutely positive that's the man." And Titus was convicted. He proclaimed his innocence, his family screamed at the jury, his fiancée collapsed on the floor sobbing,
Was würden Sie in dieser Situation tun? Was würden Sie tun? Titus verlor jeglichen Glauben an das Rechtssystem, doch er hatte eine Idee. Er rief bei einer Lokalzeitung an und weckte das Interesse eines Enthüllungsjournalisten. Dieser fand tatsächlich den eigentlichen Vergewaltiger, der die Tat schließlich gestand. Er stand unter Verdacht, 50 Vergewaltigungen in der Umgebung begangen zu haben. Als dies dem Richter zugetragen wurde, setzte dieser Titus auf freien Fuß.
and Titus is taken away to jail. So what would you do at this point? What would you do? Well, Titus lost complete faith in the legal system, and yet he got an idea. He called up the local newspaper, he got the interest of an investigative journalist, and that journalist actually found the real rapist, a man who ultimately confessed to this rape, a man who was thought to have committed 50 rapes in that area, and when this information was given to the judge,
An diesem Punkt hätte der Fall eigentlich beendet sein sollen. Es hätte vorbei sein sollen. Titus würde sich zwar an ein schreckliches Jahr erinnern, ein Jahr der Beschuldigungen und Prozesse, das jedoch vorbei war.
the judge set Titus free. And really, that's where this case should have ended. It should have been over. Titus should have thought of this as a horrible year,
Allerdings sollte es anders kommen. Titus war verbittert. Er hatte seinen Job verloren und bekam ihn nicht wieder. Er verlor seine Verlobte, weil sie seine anhaltende Wut nicht ertragen konnte. Er hatte seine gesamten Ersparnisse verloren; deshalb entschied er sich, Klage einzureichen gegen die Polizei und alle weiteren, die er für seinen Leidensweg verantwortlich machte.
a year of accusation and trial, but over. It didn't end that way. Titus was so bitter. He'd lost his job. He couldn't get it back. He lost his fiancée. She couldn't put up with his persistent anger. He lost his entire savings, and so he decided to file a lawsuit against the police and others whom he felt
Genau hier begann ich mich näher mit dem Fall zu beschäftigen. Ich versuchte herauszufinden, wie sich die Aussage des Opfers von: "Dieser Mann sieht dem Täter am ähnlichsten." zu: "Ich bin mir absolut sicher, dass er der Täter ist." entwickelte.
were responsible for his suffering. And that's when I really started working on this case, trying to figure out how did that victim go from "That one's the closest"
Sein Zivilprozess beschäftigte Titus sehr. Jeder seiner Gedanken drehte sich darum, und nur ein paar Tage vor Prozessbeginn wachte er morgens auf, krümmte sich vor Schmerzen und starb an einem stressbedingten Herzinfarkt. Er war erst 35 Jahre alt.
to "I'm absolutely positive that's the guy." Well, Titus was consumed with his civil case. He spent every waking moment thinking about it, and just days before he was to have his day in court, he woke up in the morning, doubled over in pain, and died of a stress-related heart attack.
Ich wurde gebeten, Titus' Fall zu untersuchen, weil ich Spezialistin auf dem Gebiet der Psychologie bin. Ich beschäftige mich bereits seit Jahrzehnten mit Erinnerungen. Wenn ich im Flugzeug jemandem begegne -- das war auf einem Flug nach Schottland -- wenn ich im Flugzeug jemanden kennen lerne und man fragt sich gegenseitig "Was machst du so?" und ich antworte: "Ich untersuche Erinnerungen.", dann erzählt mir die Person in der Regel, wie schlecht sie Namen behalten kann oder dass sie Verwandte mit Alzheimer oder irgendeinem Gedächtnisproblem hat. Ich muss der Person dann erklären, dass ich nicht an dem interessiert bin, was die Menschen vergessen. Im Gegenteil, ich untersuche das, woran sich die Menschen erinnern, z. B. wenn sie sich an Dinge erinnern, die nie passiert sind, oder an Dinge, die von der Realität abweichen. Ich erforsche falsche Erinnerungen.
He was 35 years old. So I was asked to work on Titus' case because I'm a psychological scientist. I study memory. I've studied memory for decades. And if I meet somebody on an airplane -- this happened on the way over to Scotland -- if I meet somebody on an airplane, and we ask each other, "What do you do? What do you do?" and I say "I study memory," they usually want to tell me how they have trouble remembering names, or they've got a relative who's got Alzheimer's or some kind of memory problem, but I have to tell them I don't study when people forget. I study the opposite: when they remember, when they remember things that didn't happen or remember things that were different from the way they really were. I study false memories.
Leider war Steve Titus nicht die erste Person, die falschen Erinnerungen zum Opfer gefallen ist. Im Rahmen eines Projektes in den USA wurden Informationen über 300 unschuldige Menschen gesammelt, 300 Beklagte verurteilt für Verbrechen, die sie nicht begangen hatten. Dennoch verbrachten sie 10, 20, 30 Jahre im Gefängnis, bis DNA-Tests nachweisen konnten, dass sie eigentlich unschuldig waren. Untersuchungen dieser Fälle zeigten, dass drei Viertel auf falschen Erinnerungen der Zeugen beruhten.
Unhappily, Steve Titus is not the only person to be convicted based on somebody's false memory. In one project in the United States, information has been gathered on 300 innocent people, 300 defendants who were convicted of crimes they didn't do. They spent 10, 20, 30 years in prison for these crimes, and now DNA testing has proven that they are actually innocent. And when those cases have been analyzed, three quarters of them are due to faulty memory, faulty eyewitness memory.
Aber warum ist das so? So wie die Geschworenen, die diese Unschuldigen und auch Titus für schuldig befanden, glauben viele Menschen, dass das Gedächtnis wie ein Aufnahmegerät funktioniert. Man speichert die Informationen einfach, und ruft sie dann ab und gibt sie wieder, wenn man Fragen beantworten oder Bilder identifizieren will. Jahrzehnte psychologischer Forschung haben allerdings gezeigt, dass das nicht der Fall ist. Unsere Erinnerungen sind konstruktiv. Sie sind rekonstruktiv. Erinnerungen sind ein bisschen wie eine Wikipedia-Seite: Man kann sie abrufen und Änderungen vornehmen, andere allerdings auch. Ich untersuchte diesen konstruktiven Erinnerungsprozess zum ersten Mal in den 1970er Jahren. Im Rahmen meiner Experimente zeigte ich Versuchspersonen simulierte Verbrechen und Unfälle und fragte sie im Anschluss, woran sie sich erinnern konnten. In einer Studie zeigten wir den Teilnehmern einen simulierten Unfall und fragten eine Gruppe, wie schnell die Autos fuhren, als sie aufeinander trafen. Eine andere Gruppe fragten wir, wie schnell die Autos fuhren, als sie ineinander krachten. Wenn wir die Frage mit dem Wortlaut "krachten" stellten, wurde uns gesagt, die Autos seien schneller gefahren. Außerdem führte diese Suggestivfrage dazu, dass die Versuchspersonen uns eher von zerbrochenem Glas am Unfallort berichteten, obwohl es überhaupt kein zerbrochenes Glas gab. In einer weiteren Studie zeigten wir einen simulierten Unfall, bei dem ein Auto trotz Stoppschild über eine Kreuzung fuhr. Als wir andeuteten, dass es sich um ein Vorfahrtsschild handelte, erzählten uns viele Zeugen, dass sie sich an das Vorfahrtsschild an der Kreuzung erinnern konnten.
Well, why? Like the jurors who convicted those innocent people and the jurors who convicted Titus, many people believe that memory works like a recording device. You just record the information, then you call it up and play it back when you want to answer questions or identify images. But decades of work in psychology has shown that this just isn't true. Our memories are constructive. They're reconstructive. Memory works a little bit more like a Wikipedia page: You can go in there and change it, but so can other people. I first started studying this constructive memory process in the 1970s. I did my experiments that involved showing people simulated crimes and accidents and asking them questions about what they remember. In one study, we showed people a simulated accident and we asked people, how fast were the cars going when they hit each other? And we asked other people, how fast were the cars going when they smashed into each other? And if we asked the leading "smashed" question, the witnesses told us the cars were going faster, and moreover, that leading "smashed" question caused people to be more likely to tell us that they saw broken glass in the accident scene when there wasn't any broken glass at all. In another study, we showed a simulated accident where a car went through an intersection with a stop sign, and if we asked a question that insinuated it was a yield sign, many witnesses told us they remember seeing a yield sign at the intersection, not a stop sign. And you might be thinking, well, you know,
Sie denken jetzt vielleicht, das waren ja nur gefilmte Ereignisse, die nicht gerade stressig waren. Würden dieselben Fehler aber auch in wirklich stressigen Situationen gemacht werden? In einer Studie, die wir vor ein paar Monaten veröffentlicht haben, geben wir die Antwort auf diese Frage. Das Besondere an diesem Experiment war, dass wir die Untersuchungssituation extrem stressig gestalteten. Die Versuchspersonen waren US-amerikanische Militärs, die sich in einer qualvollen Übung befanden, die ihnen zeigen sollte, wie es wäre, wenn sie im Krieg gefangen genommen würden. Als Teil dieser Übung werden die Soldaten 30 Minuten lang auf aggressive, feindselige Weise verhört und misshandelt. Im Anschluss sollen sie die Person identifizieren, die sie verhört hat. Wenn wir sie mit suggestiven Informationen versorgen, die auf eine andere Person hindeuten, identifizieren viele von ihnen eine falsche Person, häufig jemanden, der der verhörenden Person nicht im Entferntesten ähnelt.
these are filmed events, they are not particularly stressful. Would the same kind of mistakes be made with a really stressful event? In a study we published just a few months ago, we have an answer to this question, because what was unusual about this study is we arranged for people to have a very stressful experience. The subjects in this study were members of the U.S. military who were undergoing a harrowing training exercise to teach them what it's going to be like for them if they are ever captured as prisoners of war. And as part of this training exercise, these soldiers are interrogated in an aggressive, hostile, physically abusive fashion for 30 minutes and later on they have to try to identify the person who conducted that interrogation. And when we feed them suggestive information that insinuates it's a different person, many of them misidentify their interrogator, often identifying someone who doesn't even remotely resemble the real interrogator. And so what these studies are showing
Diese Studien zeigen also, wenn man jemandem Fehlinformationen zu einem Erlebnis gibt, das derjenige gehabt hat, kann man seine Erinnerung daran verzerren, verfälschen oder verändern.
is that when you feed people misinformation about some experience that they may have had, you can distort or contaminate or change their memory. Well out there in the real world,
Draußen im wirklichen Leben erhält man überall Fehlinformationen. Wir bekommen falsche Informationen, nicht nur durch Suggestivfragen, sondern auch, wenn wir mit anderen Zeugen reden, die uns bewusst oder unbewusst mit fehlerhaften Informationen versorgen, oder durch Medienberichte über etwas, das wir vielleicht erlebt haben. Alle diese Situationen bergen das Risiko, unsere Erinnerungen zu verfälschen.
misinformation is everywhere. We get misinformation not only if we're questioned in a leading way, but if we talk to other witnesses who might consciously or inadvertently feed us some erroneous information, or if we see media coverage about some event we might have experienced, all of these provide the opportunity for this kind of contamination of our memory. In the 1990s, we began to see
In den 90er Jahren konnten wir eine noch extremere Form von Erinnerungsproblemen beobachten. Einige Patienten begaben sich wegen eines Problems in Therapie -- vielleicht wegen Depressionen oder einer Essstörung -- und verließen die Therapie mit einem ganz anderen Problem: extreme Erinnerungen an schreckliche Ereignisse, teilweise verbunden mit satanischen Ritualen, manchmal mit wirklich bizarren und ungewöhnlichen Elementen. Eine Frau verließ die Psychotherapie in dem Glauben, dass sie Opfer jahrelangen rituellen Missbrauchs und einer erzwungenen Schwangerschaft war, an deren Ende das Baby aus ihrem Bauch geschnitten wurde. Aber es gab weder Narben noch andere sichtbare Beweise, die ihre Geschichte bestätigten. Als ich begann, mir diese Fälle näher anzuschauen, stellte ich mir die Frage, woher diese bizarren Erinnerungen kamen? Ich fand heraus, dass ein Großteil der Betroffenen an einer speziellen Form der Psychotherapie teilgenommen hat. Also versuchte ich herauszufinden, ob einige Elemente dieser Psychotherapie -- etwa die Vorstellungsübungen oder die Traumdeutung oder in einigen Fällen Hypnose oder die Präsentation falscher Informationen -- dazu führten, dass die Patienten diese äußerst bizarren, unwahrscheinlichen Erinnerungen entwickelten? Ich entwarf einige Experimente, um die Prozesse der Therapie genauer zu studieren, um herauszufinden, wie sich diese vielen falschen Erinnerungen entwickelten.
an even more extreme kind of memory problem. Some patients were going into therapy with one problem -- maybe they had depression, an eating disorder -- and they were coming out of therapy with a different problem. Extreme memories for horrific brutalizations, sometimes in satanic rituals, sometimes involving really bizarre and unusual elements. One woman came out of psychotherapy believing that she'd endured years of ritualistic abuse, where she was forced into a pregnancy and that the baby was cut from her belly. But there were no physical scars or any kind of physical evidence that could have supported her story. And when I began looking into these cases, I was wondering, where do these bizarre memories come from? And what I found is that most of these situations involved some particular form of psychotherapy. And so I asked, were some of the things going on in this psychotherapy -- like the imagination exercises or dream interpretation, or in some cases hypnosis, or in some cases exposure to false information -- were these leading these patients to develop these very bizarre, unlikely memories? And I designed some experiments to try to study the processes that were being used in this psychotherapy so I could study the development of these very rich false memories. In one of the first studies we did,
In einer unserer ersten Studien benutzten wir eine Variante der Suggestion, inspiriert von der Psychotherapie, die wir in diesen Fällen beobachteten. Mit Hilfe dieser Art der Suggestion legten wir folgende falsche Erinnerung an: Als Sie fünf oder sechs Jahre alt waren, haben Sie sich in einem Einkaufszentrum verlaufen. Sie hatten Angst und haben geweint. Eine ältere Person fand Sie und brachte Sie zurück zu Ihrer Familie. Wir konnten diese Erinnerung bei einem Viertel unserer Versuchspersonen erfolgreich einsetzen. Sie mögen jetzt denken, das war ja nicht besonders stressig. Sowohl wir als auch andere Forscher konnten jedoch auch viele falsche Erinnerungen an sehr viel Ungewöhnlicheres und Extremeres einsetzen. Im Rahmen einer Studie in Tennessee pflanzten Forscher eine falsche Kindheitserinnerung ein, in der die Versuchsperson fast ertrank und durch einen Rettungsschwimmer geborgen werden musste. In einer Studie in Kanada konnten Forscher die falsche Erinnerung einsetzen, die Versuchspersonen hätten in ihrer Kindheit etwas so Schlimmes wie den Angriff eines bissigen Tiers erlebt. Dies glückte bei etwa der Hälfte der Versuchspersonen. In einer Studie, die in Italien durchgeführt wurde, platzierten Forscher die falsche Erinnerung, die Versuchspersonen seien als Kind Zeuge einer dämonischen Besessenheit gewesen.
we used suggestion, a method inspired by the psychotherapy we saw in these cases, we used this kind of suggestion and planted a false memory that when you were a kid, five or six years old, you were lost in a shopping mall. You were frightened. You were crying. You were ultimately rescued by an elderly person and reunited with the family. And we succeeded in planting this memory in the minds of about a quarter of our subjects. And you might be thinking, well, that's not particularly stressful. But we and other investigators have planted rich false memories of things that were much more unusual and much more stressful. So in a study done in Tennessee, researchers planted the false memory that when you were a kid, you nearly drowned and had to be rescued by a life guard. And in a study done in Canada, researchers planted the false memory that when you were a kid, something as awful as being attacked by a vicious animal happened to you, succeeding with about half of their subjects. And in a study done in Italy, researchers planted the false memory, when you were a kid, you witnessed demonic possession.
Ich möchte anmerken, dass es so aussehen mag, als würden wir Versuchspersonen im Namen der Wissenschaft traumatisieren, aber unsere Studien wurden von Ethikkomissionen eingehend geprüft. Diese Komissionen entschieden, dass das temporäre Unbehagen, das einige Probanden empfinden könnten, gerechtfertigt ist durch den Gewinn wichtiger Einsichten in die Erinnerungsprozesse, und den Missbrauch von Erinnerungen, der an einigen Orten der Welt stattfindet.
I do want to add that it might seem like we are traumatizing these experimental subjects in the name of science, but our studies have gone through thorough evaluation by research ethics boards that have made the decision that the temporary discomfort that some of these subjects might experience in these studies is outweighed by the importance of this problem for understanding memory processes and the abuse of memory that is going on in some places in the world.
Zu meiner Überraschung führte die Veröffentlichung meiner Arbeit, in der ich mich auch gegen diese spezielle Art der Psychotherapie aussprach, zu ziemlich schwerwiegenden Problemen für mich: Anfeindungen, häuptsächlich von auf Verdrängungstheorie spezialisierten Therapeuten, die sich angegriffen fühlten, aber auch von den Patienten, die von ihnen therapiert wurden. Manchmal hatte ich während der Reden, die ich halten sollte, bewaffnete Bodyguards bei mir. Einige Personen versuchten mit Petitionen dafür zu sorgen, dass ich gefeuert werde. Das Schlimmste war jedoch wahrscheinlich, dass ich eine Frau für unschuldig hielt, der von der eigenen erwachsenen Tochter Missbrauch vorgeworfen wurde. Sie beschuldigte ihre Mutter, sie sexuell missbraucht zu haben, auf Basis einer verdrängten Erinnerung. Die anklagende Tochter hatte sogar zugestimmt, dass ihre Geschichte gefilmt und öffentlich präsentiert wurde. Diese Geschichte kam mir verdächtig vor. Daher begann ich nachzuforschen und fand schließlich Informationen, die mich überzeugten, dass diese Mutter unschuldig war. Ich veröffentlichte eine Denkschrift zu dem Fall und wurde wenig später von der anklagenden Tochter verklagt. Obwohl ich nicht einmal ihren Namen erwähnt hatte, verklagte sie mich wegen Verleumdung und Verletzung ihrer Privatsphäre. Ich verbrachte fast fünf Jahre mit diesem schmutzigen, unschönen Rechtsstreit, bis er letztlich, endlich, vorbei war, und ich mich wieder meiner Arbeit widmen konnte. Trotzdem wurde ich währenddessen Teil eines verstörenden Trends in den USA, wo Wissenschafter verklagt werden, nur weil sie große öffentliche Kontroversen thematisieren.
Well, to my surprise, when I published this work and began to speak out against this particular brand of psychotherapy, it created some pretty bad problems for me: hostilities, primarily from the repressed memory therapists, who felt under attack, and by the patients whom they had influenced. I had sometimes armed guards at speeches that I was invited to give, people trying to drum up letter-writing campaigns to get me fired. But probably the worst was I suspected that a woman was innocent of abuse that was being claimed by her grown daughter. She accused her mother of sexual abuse based on a repressed memory. And this accusing daughter had actually allowed her story to be filmed and presented in public places. I was suspicious of this story, and so I started to investigate, and eventually found information that convinced me that this mother was innocent. I published an exposé on the case, and a little while later, the accusing daughter filed a lawsuit. Even though I'd never mentioned her name, she sued me for defamation and invasion of privacy. And I went through nearly five years of dealing with this messy, unpleasant litigation, but finally, finally, it was over and I could really get back to my work. In the process, however, I became part of a disturbing trend in America where scientists are being sued
Als ich wieder an die Arbeit ging, stellte ich folgende Frage: Wenn ich jemandem eine falsche Erinnerung einsetze, hat diese Auswirkungen? Beeinflusst sie nachfolgende Gedanken, späteres Verhalten? In unserer ersten Studie platzierten wir die falsche Erinnerung, der Person sei als Kind von bestimmten Nahrungsmitteln schlecht geworden -- hart gekochten Eiern, Dillgurken, Erdbeereis. Wir erkannten, dass, sobald diese falsche Erinnerung platziert war, die Personen diese Lebensmittel bei einem Picknick nicht so gerne essen wollten. Die falschen Erinnerungen sind nicht unbedingt schlecht oder unschön. Indem wir eine warme, flaumige Erinnerung an gesunde Nahrungsmittel wie Spargel platzierten, konnten wir Personen dazu bringen, mehr Spargel essen zu wollen. Diese Studien zeigen also, dass man falsche Erinnerungen einsetzen kann und diese auch Auswirkungen haben, die das Verhalten noch lange Zeit beeinflussen.
for simply speaking out on matters of great public controversy. When I got back to my work, I asked this question: if I plant a false memory in your mind, does it have repercussions? Does it affect your later thoughts, your later behaviors? Our first study planted a false memory that you got sick as a child eating certain foods: hard-boiled eggs, dill pickles, strawberry ice cream. And we found that once we planted this false memory, people didn't want to eat the foods as much at an outdoor picnic. The false memories aren't necessarily bad or unpleasant. If we planted a warm, fuzzy memory involving a healthy food like asparagus, we could get people to want to eat asparagus more. And so what these studies are showing is that you can plant false memories and they have repercussions
Zusammen mit der Möglichkeit, Erinnerungen zu platzieren und Verhalten zu kontrollieren, tauchen einige wichtige ethische Probleme auf, z. B. wann sollten wir diese Technik anwenden? Sollten wir ihre Anwendung je verbieten? Therapeuten dürfen aus ethischen Gründen keine falschen Erinnerungen in das Gedächtnis ihrer Patienten einsetzen, selbst wenn es dem Patienten helfen würde. Was hält jedoch ein Elternteil davon ab, es an seinem übergewichtigen oder fettleibigen Teenager auszuprobieren? Als ich das öffentlich vorbrachte, kam es erneut zu einem Aufschrei. "Da ist sie wieder. Jetzt schlägt sie vor, dass Eltern ihre Kinder anlügen sollen."
that affect behavior long after the memories take hold. Well, along with this ability to plant memories and control behavior obviously come some important ethical issues, like, when should we use this mind technology? And should we ever ban its use? Therapists can't ethically plant false memories in the mind of their patients even if it would help the patient, but there's nothing to stop a parent from trying this out on their overweight or obese teenager. And when I suggested this publicly, it created an outcry again.
Hallo Weihnachtsmann. (Gelächter)
"There she goes. She's advocating that parents lie to their children."
Ich meine, sehen Sie es mal so: Was wäre Ihnen lieber, ein Kind mit Übergewicht, Diabetes, verkürzter Lebenserwartung, all den Dingen, die dazugehören, oder ein Kind mit einer kleinen falschen zusätzlichen Erinnerung? Ich weiß, was ich für mein Kind bevorzugen würde.
Hello, Santa Claus. (Laughter) I mean, another way to think about this is, which would you rather have, a kid with obesity, diabetes, shortened lifespan, all the things that go with it, or a kid with one little extra bit of false memory?
Vielleicht hat mich meine Arbeit aber auch verändert. Die meisten Menschen hegen ihre Erinnerungen, wissen, dass sie ihre Identität ausmachen, wer sie sind, woher sie kommen. Das schätze ich. So empfinde ich auch. Durch meine Arbeit weiß ich jedoch, wie viel Fiktion dort schon enthalten ist. Wenn ich etwas aus der jahrzehntelangen Arbeit an diesen Problemen gelernt habe, ist es Folgendes: Nur weil uns jemand etwas voll Selbstvertrauen erzählt, nur weil er es genau im Detail wiedergibt, nur weil er Gefühl in seine Aussage legt, heißt das nicht, dass es wirklich passiert ist. Wir können wahre Erinnerungen nicht zuverlässig von falschen unterscheiden. Wir benötigen unabhängige Bestätigung. Diese Erkenntnis hat mich toleranter gegenüber den täglichen Erinnerungsfehlern von Freunden und Familie gemacht. Diese Erkenntnis hätte Steve Titus retten können, den Mann, dem seine gesamte Zukunft von einer falschen Erinnerung geraubt wurde.
I know what I would choose for a kid of mine. But maybe my work has made me different from most people. Most people cherish their memories, know that they represent their identity, who they are, where they came from. And I appreciate that. I feel that way too. But I know from my work how much fiction is already in there. If I've learned anything from these decades of working on these problems, it's this: just because somebody tells you something and they say it with confidence, just because they say it with lots of detail, just because they express emotion when they say it, it doesn't mean that it really happened. We can't reliably distinguish true memories from false memories. We need independent corroboration. Such a discovery has made me more tolerant of the everyday memory mistakes that my friends and family members make. Such a discovery might have saved Steve Titus, the man whose whole future was snatched away
Unterdessen sollten wir alle in Erinnerung behalten -- wir täten gut daran -- dass Erinnerungen, wie die Freiheit, etwas Zerbrechliches sind. Vielen Dank. Danke. Danke. (Applaus) Vielen, vielen Dank. (Applaus)
by a false memory. But meanwhile, we should all keep in mind, we'd do well to, that memory, like liberty, is a fragile thing. Thank you. Thank you. Thank you. (Applause)