Ich werde zu Ihnen über die globale Flüchtlingskrise sprechen. Mein Ziel ist, Ihnen zu zeigen, dass diese Krise handhabbar ist, nicht unlösbar. Aber ich möchte auch zeigen, dass es genauso um uns geht und wer wir sind, so wie es eine Prüfung der Flüchtlinge an der Front ist.
I'm going to speak to you about the global refugee crisis and my aim is to show you that this crisis is manageable, not unsolvable, but also show you that this is as much about us and who we are as it is a trial of the refugees on the front line.
Für mich ist das nicht nur eine berufliche Pflicht, denn ich leite eine NGO, die weltweit Flüchtlinge und Vertriebene unterstützt. Es ist persönlich.
For me, this is not just a professional obligation, because I run an NGO supporting refugees and displaced people around the world. It's personal.
Ich liebe dieses Bild. Der gutaussehende Typ rechts bin nicht ich. Das ist mein Vater, Ralph, 1940 in London, mit seinem Vater Samuel. Sie waren jüdische Flüchtlinge aus Belgien. Sie flohen an dem Tag, an dem die Nazis einmarschierten. Dieses Foto liebe ich auch. Es ist ein Gruppe Flüchtlingskinder, die 1946 aus Polen in England ankamen. In der Mitte ist meine Mutter, Marion. Man hatte sie losgeschickt, um ein neues Leben zu beginnen, in einem neuen Land, ganz alleine, im Alter von 12. Ich weiß nur eins: Hätte Großbritannien keine Flüchtlinge in den 1940ern aufgenommen, wäre ich heute sicher nicht hier.
I love this picture. That really handsome guy on the right, that's not me. That's my dad, Ralph, in London, in 1940 with his father Samuel. They were Jewish refugees from Belgium. They fled the day the Nazis invaded. And I love this picture, too. It's a group of refugee children arriving in England in 1946 from Poland. And in the middle is my mother, Marion. She was sent to start a new life in a new country on her own at the age of 12. I know this: if Britain had not admitted refugees in the 1940s, I certainly would not be here today.
70 Jahre später schließt sich nun der Kreis. Man hört von Mauern, die gebaut werden sollen, rachsüchtiger politischer Rhetorik, gefährdeten humanitären Werten und Prinzipien, genau in den Ländern, die vor 70 Jahren "niemals wieder" sagten zu Staatenlosigkeit und Verzweiflung für Kriegsopfer. Letztes Jahr wurden, minütlich, 24 weitere Menschen durch Konflikt, Gewalt und Verfolgung aus ihrer Heimat vertrieben: noch ein Chemiewaffenangriff in Syrien, die Taliban randalieren in Afghanistan, in Nordost-Nigeria werden Mädchen von Boko Haram aus der Schule vertrieben. Das sind keine Leute, die für ein besseres Leben in ein anderes Land ziehen. Sie fliehen um ihr Leben.
Yet 70 years on, the wheel has come full circle. The sound is of walls being built, vengeful political rhetoric, humanitarian values and principles on fire in the very countries that 70 years ago said never again to statelessness and hopelessness for the victims of war. Last year, every minute, 24 more people were displaced from their homes by conflict, violence and persecution: another chemical weapon attack in Syria, the Taliban on the rampage in Afghanistan, girls driven from their school in northeast Nigeria by Boko Haram. These are not people moving to another country to get a better life. They're fleeing for their lives.
Es ist eine echte Tragödie, dass die berühmtesten Flüchtlingen der Welt nicht heute hier sprechen können. Viele von Ihnen werden dieses Foto kennen. Es zeigt den leblosen Körper des fünfjährigen Alan Kurdi, ein syrischer Flüchtling, der 2015 im Mittelmeer starb. Er starb mit 3 700 anderen, die versuchten, nach Europa zu kommen. 2016, im Jahr darauf, starben 5 000 Menschen. Für sie ist es zu spät, aber für Millionen andere ist es nicht zu spät.
It's a real tragedy that the world's most famous refugee can't come to speak to you here today. Many of you will know this picture. It shows the lifeless body of five-year-old Alan Kurdi, a Syrian refugee who died in the Mediterranean in 2015. He died alongside 3,700 others trying to get to Europe. The next year, 2016, 5,000 people died. It's too late for them, but it's not too late for millions of others.
Für Menschen wie Frederick ist es nicht zu spät. Ich traf ihn im Nyarugusu- Flüchtlingslager in Tansania. Er ist aus Burundi. Er wollte wissen, wo er seinen Abschluss machen konnte. Er war 11 Jahre zur Schule gegangen und er wollte ein 12. Jahr. Er sagte zu mir: "Ich bete, dass mein Leben nicht hier, in diesem Flüchtlingslager, zu Ende geht."
It's not too late for people like Frederick. I met him in the Nyarugusu refugee camp in Tanzania. He's from Burundi. He wanted to know where could he complete his studies. He'd done 11 years of schooling. He wanted a 12th year. He said to me, "I pray that my days do not end here in this refugee camp."
Für Halud ist es nicht zu spät. Ihre Eltern waren palästinensische Flüchtlinge, sie lebten im Yarmouk-Flüchtlingslager außerhalb von Damaskus. Ihre Eltern waren Flüchtlinge, und jetzt ist sie selbst ein Flüchtling im Libanon. Sie arbeitet für das International Rescue Committee, um Flüchtlingen zu helfen, aber sie war sich ihrer eigenen Zukunft nicht sicher, wo sie ist oder was sie bereithält.
And it's not too late for Halud. Her parents were Palestinian refugees living in the Yarmouk refugee camp outside Damascus. She was born to refugee parents, and now she's a refugee herself in Lebanon. She's working for the International Rescue Committee to help other refugees, but she has no certainty at all about her future, where it is or what it holds.
Dieser Vortrag handelt von Frederick, von Halud und einer Million anderer wie sie: warum sie vertrieben wurden, wie sie überleben, welche Hilfe sie brauchen und was unsere Pflichten sind. Ich glaube ganz fest daran, dass die wichtigste Frage des 21. Jahrhunderts unsere Pflicht gegenüber Fremden betrifft. Das zukünftige "Du" handelt von Ihren Pflichten gegenüber Fremden. Sie wissen besser, als jeder andere, dass die Welt stärker verbunden ist als je zuvor. Die große Gefahr ist jedoch, dass wir durch unsere Unterschiede verzehrt werden. Und dafür gibt es keinen besseren Test als der Umgang mit Flüchtlingen.
This talk is about Frederick, about Halud and about millions like them: why they're displaced, how they survive, what help they need and what our responsibilities are. I truly believe this, that the biggest question in the 21st century concerns our duty to strangers. The future "you" is about your duties to strangers. You know better than anyone, the world is more connected than ever before, yet the great danger is that we're consumed by our divisions. And there is no better test of that than how we treat refugees.
Hier sind die Fakten: 65 Millionen Menschen wurden letztes Jahr durch Verfolgung und Gewalt aus ihrer Heimat vertrieben. Wäre es ein Land, wäre es das größte Land der Welt im 21. Jahrhundert. Die meisten dieser Menschen, ca. 40 Mio., bleiben in ihrem Heimatland, aber 25 Millionen sind Flüchtlinge, d. h. sie übertreten Grenzen zu einem Nachbarstaat. Die meisten leben in armen Ländern, relativ arme Länder oder mit niedrigem mittleren Einkommen, wie dem Libanon, wo Halud lebt. Im Libanon ist einer von vier Menschen ein Flüchtling, ein Viertel der Gesamtbevölkerung.
Here are the facts: 65 million people displaced from their homes by violence and persecution last year. If it was a country, that would be the 21st largest country in the world. Most of those people, about 40 million, stay within their own home country, but 25 million are refugees. That means they cross a border into a neighboring state. Most of them are living in poor countries, relatively poor or lower-middle-income countries, like Lebanon, where Halud is living. In Lebanon, one in four people is a refugee, a quarter of the whole population.
Flüchtlinge bleiben eine lange Zeit. Die durchschnittliche Dauer der Vertreibung beträgt 10 Jahre. Ich ging zum weltweit größten Flüchtlingslager in Ostkenia. Es heißt Dadaab. Es wurde 1991–1992 als "temporäres Lager" für Somalis erbaut, die vor dem Bürgerkrieg flohen. Ich traf Silo. Ich sagte ahnungslos zu Silo: "Denkst du, du wirst je nach Somalia zurückkehren?" Sie sagte: "Was meinst du mit heimkehren? Ich wurde hier geboren." Und als ich die Lagerleitung fragte, wie viele der 330 000 Menschen im Lager geboren waren, gaben sie mir diese Antwort: 100 000. Das ist mit langfristiger Vertreibung gemeint.
And refugees stay for a long time. The average length of displacement is 10 years. I went to what was the world's largest refugee camp, in eastern Kenya. It's called Dadaab. It was built in 1991-92 as a "temporary camp" for Somalis fleeing the civil war. I met Silo. And naïvely I said to Silo, "Do you think you'll ever go home to Somalia?" And she said, "What do you mean, go home? I was born here." And then when I asked the camp management how many of the 330,000 people in that camp were born there, they gave me the answer: 100,000. That's what long-term displacement means.
Die Gründe dafür sind tiefgehend: schwache Staaten, die ihre eigenen Leute nicht unterstützen können, ein internationales politisches System, das schwächer ist, wie seit 1945 nicht mehr, und Differenzen über Theologie, Regierung, Engagement in der Außenwelt, in wichtigen Teilen der muslimischen Welt. Das sind langfristige Herausforderungen für Generationen. Daher sage ich, die Flüchtlingskrise ist ein Trend und kein Aufflackern. Sie ist komplex, und wenn man große, langfristige, komplexe Probleme hat, glauben alle, dass man nichts tun kann.
Now, the causes of this are deep: weak states that can't support their own people, an international political system weaker than at any time since 1945 and differences over theology, governance, engagement with the outside world in significant parts of the Muslim world. Now, those are long-term, generational challenges. That's why I say that this refugee crisis is a trend and not a blip. And it's complex, and when you have big, large, long-term, complex problems, people think nothing can be done.
Als Papst Franziskus 2014 nach Lampedusa ging, an die Küste Italiens, warf er uns allen, der Weltbevölkerung, eine "Globalisierung der Gleichgültigkeit" vor. Dieser Satz verfolgt einen. Es bedeutet, dass unsere Herzen aus Stein sind. Ich bin nicht sicher, vielleicht wissen Sie das. Darf man mit dem Papst streiten, auch auf einer TED-Konferenz? Aber ich denke, es stimmt nicht. Ich denke, Menschen wollen etwas verändern, aber sie wissen einfach nicht, ob es eine Lösung für die Krise gibt. Und heute will ich Ihnen sagen, dass die Probleme zwar real sind, aber die Lösungen sind es auch.
When Pope Francis went to Lampedusa, off the coast of Italy, in 2014, he accused all of us and the global population of what he called "the globalization of indifference." It's a haunting phrase. It means that our hearts have turned to stone. Now, I don't know, you tell me. Are you allowed to argue with the Pope, even at a TED conference? But I think it's not right. I think people do want to make a difference, but they just don't know whether there are any solutions to this crisis. And what I want to tell you today is that though the problems are real, the solutions are real, too.
Lösung eins: Flüchtlinge müssen in den Ländern, in denen sie leben, arbeiten können, und diese Länder brauchen massive wirtschaftliche Unterstützung. In Uganda führten sie 2014 eine Studie durch: 80 % der Flüchtlinge in der Hauptstadt Kampala bräuchten keine humanitäre Hilfe, wenn sie arbeiten würden. Sie wurden bei der Arbeitssuche unterstützt.
Solution one: these refugees need to get into work in the countries where they're living, and the countries where they're living need massive economic support. In Uganda in 2014, they did a study: 80 percent of refugees in the capital city Kampala needed no humanitarian aid because they were working. They were supported into work.
Lösung Nummer zwei: Bildung für Kinder ist eine Lebensader, kein Luxus, wenn man so lange schon fern der Heimat ist. Kinder lassen sich nicht unterkriegen, wenn sie angemessene soziale, emotionalen Hilfe bekommen, parallel zu Unterricht in Lesen und Schreiben. Ich habe es selbst gesehen. Aber die Hälfte der weltweiten Flüchtlingskinder im Grundschulalter erhalten gar keine Bildung, genauso wie drei Viertel der Kinder in der Sekundarstufe. Das ist verrückt.
Solution number two: education for kids is a lifeline, not a luxury, when you're displaced for so long. Kids can bounce back when they're given the proper social, emotional support alongside literacy and numeracy. I've seen it for myself. But half of the world's refugee children of primary school age get no education at all, and three-quarters of secondary school age get no education at all. That's crazy.
Lösung Nummer drei: Die meisten Flüchtlinge leben in Stadtgebieten und nicht in Lagern. Was würden Sie oder ich wollen, wären wir ein Flüchtling in einer Stadt? Wir würden Geld für Miete und Kleidung wollen. Das ist die Zukunft humanitärer Hilfe oder eines wichtigen Teils davon: Geben Sie Leuten Geld, um die Flüchtlinge zu ermächtigen, und sie helfen der lokalen Wirtschaft.
Solution number three: most refugees are in urban areas, in cities, not in camps. What would you or I want if we were a refugee in a city? We would want money to pay rent or buy clothes. That is the future of the humanitarian system, or a significant part of it: give people cash so that you boost the power of refugees and you'll help the local economy.
Es gibt noch eine vierte Lösung, die kontrovers ist, aber die besprochen werden muss. Die verletzbarsten Flüchtlinge brauchen einen Neustart, ein neues Leben in einem neuen Land, auch im Westen. Die Zahlen sind relativ klein, Hunderttausende, keine Millionen, aber die Symbolik ist enorm. Dies ist nicht der Moment, um Flüchtlinge abzuschieben, wie die Trump-Regierung vorschlägt. Es ist Zeit, Menschen aufzunehmen, die Opfer von Terror sind. Und denken Sie daran --
And there's a fourth solution, too, that's controversial but needs to be talked about. The most vulnerable refugees need to be given a new start and a new life in a new country, including in the West. The numbers are relatively small, hundreds of thousands, not millions, but the symbolism is huge. Now is not the time to be banning refugees, as the Trump administration proposes. It's a time to be embracing people who are victims of terror. And remember --
(Applaus)
(Applause)
Bedenken Sie, dass jeder, der fragt: "Wurden sie gründlich überprüft?", eine sehr vernünftige und gute Frage stellt. Die Wahrheit ist, dass Flüchtlinge, die sich niederlassen wollen, besser überprüft werden, als jede andere Bevölkerungsgruppe, die in unser Land kommt. Während es vernünftig ist, diese Frage zu stellen, ist es unvernünftig zu sagen, Flüchtling sei ein anderes Wort für Terrorist.
Remember, anyone who asks you, "Are they properly vetted?" that's a really sensible and good question to ask. The truth is, refugees arriving for resettlement are more vetted than any other population arriving in our countries. So while it's reasonable to ask the question, it's not reasonable to say that refugee is another word for terrorist.
Was passiert, --
Now, what happens --
(Applaus)
(Applause)
Was passiert, wenn Flüchtlinge nicht arbeiten, wenn sie ihre Kinder nicht in die Schule schicken, kein Bargeld bekommen können, sie auf legalem Weg keine Perspektive haben? Dann schlagen sie riskante Wege ein. Ich fuhr vor zwei Jahren nach Lesbos, diese schöne griechische Insel. Dort leben 90 000 Menschen. In einem Jahr passierten 500 000 Flüchtlinge die Insel. Ich möchte Ihnen mitteilen, was ich sah, als ich Richtung Norden über die Insel fuhr: ein Stapel Jacken derer, die es an die Küste geschafft hatten. Und als ich genauer hinsah, sah ich kleine, gelbe Rettungswesten für Kinder, Und ich machte dieses Foto. Sie können wahrscheinlich die Schrift nicht lesen, daher lese ich es Ihnen vor. "Warnung: Schützt nicht vor Ertrinken." Im 21. Jahrhundert erhalten Kinder also Rettungswesten, um Europa sicher zu erreichen, auch wenn die Westen nicht ihr Leben schützen werden, wenn sie aus dem Boot fallen, das sie dorthin bringt.
What happens when refugees can't get work, they can't get their kids into school, they can't get cash, they can't get a legal route to hope? What happens is they take risky journeys. I went to Lesbos, this beautiful Greek island, two years ago. It's a home to 90,000 people. In one year, 500,000 refugees went across the island. And I want to show you what I saw when I drove across to the north of the island: a pile of life jackets of those who had made it to shore. And when I looked closer, there were small life jackets for children, yellow ones. And I took this picture. You probably can't see the writing, but I want to read it for you. "Warning: will not protect against drowning." So in the 21st century, children are being given life jackets to reach safety in Europe even though those jackets will not save their lives if they fall out of the boat that is taking them there.
Das ist nicht nur eine Krise, es ist eine Prüfung. Es ist eine Prüfung, der Zivilisationen über Epochen begegneten. Es ist eine Prüfung der Menschlichkeit. Es ist eine Prüfung für die westliche Welt, wer wir sind und wo wir stehen. Es ist eine Prüfung unseres Charakters, nicht nur unserer Politik. Flüchtlinge sind ein schwerer Fall. Sie kommen aus weit entfernten Teilen der Welt. Sie haben Traumata erlebt. Sie haben oft eine andere Religion. Das sind genau die Gründe, warum wir Flüchtlingen helfen sollten, und kein Grund, warum wir ihnen nicht helfen sollten. Grund genug, ihnen zu helfen, wegen dem, was es über uns aussagt. Es offenbart unsere Werte. Empathie und Altruismus sind zwei der Fundamente von Zivilisation. Setzt man Empathie und Altruismus in die Tat um, leben wir aus einem grundlegenden moralischen Credo heraus.
This is not just a crisis, it's a test. It's a test that civilizations have faced down the ages. It's a test of our humanity. It's a test of us in the Western world of who we are and what we stand for. It's a test of our character, not just our policies. And refugees are a hard case. They do come from faraway parts of the world. They have been through trauma. They're often of a different religion. Those are precisely the reasons we should be helping refugees, not a reason not to help them. And it's a reason to help them because of what it says about us. It's revealing of our values. Empathy and altruism are two of the foundations of civilization. Turn that empathy and altruism into action and we live out a basic moral credo.
In der modernen Welt gibt es keine Ausrede. Wir können nicht sagen, dass wir nicht wissen, was in Juba, Südsudan, oder in Aleppo, Syrien, passiert. Es steht hier in unseren Smartphones, in unseren Händen. Unkenntnis ist überhaupt keine Ausrede. Versagen wir zu helfen, zeigen wir, dass wir gar keinen moralischen Kompass haben.
And in the modern world, we have no excuse. We can't say we don't know what's happening in Juba, South Sudan, or Aleppo, Syria. It's there, in our smartphone in our hand. Ignorance is no excuse at all. Fail to help, and we show we have no moral compass at all.
Es zeigt auch, ob wir unsere eigene Geschichte kennen. Der Grund, warum Flüchtlinge weltweit Rechte haben, liegt in der außergewöhnlichen westlichen Führung von Staatsmännern und -frauen nach dem zweiten Weltkrieg, die zu allgemeinen Menschenrechten wurden. Beschädigt man den Flüchtlingsschutz, verwerfen wir unsere eigene Geschichte. Das ist ...
It's also revealing about whether we know our own history. The reason that refugees have rights around the world is because of extraordinary Western leadership by statesmen and women after the Second World War that became universal rights. Trash the protections of refugees, and we trash our own history. This is --
(Applaus)
(Applause)
Das offenbart auch die Macht der Demokratie als Zuflucht vor Diktatur. Wie viele Politiker haben Sie sagen hören: "Wir glauben an die Macht des Vorbilds, nicht an ein Exempel unserer Macht." Sie meinen, wichtiger ist, wofür wir stehen, als die Bomben, die wir abwerfen. Flüchtlinge, die Zuflucht suchen, sahen den Westen als Quelle von Hoffnung und als Zufluchtsort. Russen, Iraner, Chinesen, Eritreer, Kubaner -- sie kommen auf der Suche nach Sicherheit in den Westen. Wir werfen das auf eigenes Risiko weg.
This is also revealing about the power of democracy as a refuge from dictatorship. How many politicians have you heard say, "We believe in the power of our example, not the example of our power." What they mean is what we stand for is more important than the bombs we drop. Refugees seeking sanctuary have seen the West as a source of hope and a place of haven. Russians, Iranians, Chinese, Eritreans, Cubans, they've come to the West for safety. We throw that away at our peril.
Und das offenbart eine Sache über uns: ob wir wegen unserer eigenen Fehler Demut empfinden. Ich bin nicht einer dieser Menschen, die glauben, dass alle Probleme der Welt durch den Westen verursacht werden. Das werden sie nicht. Aber wenn wir Fehler machen, sollten wir sie erkennen. Es ist kein Zufall, dass das Land, das mehr Flüchtlinge aufgenommen hat, als jedes andere, die USA, mehr Flüchtlinge aus Vietnam aufnahm, als jedes andere Land. Das ist historisch bedingt. Aber es gibt eine jüngere Geschichte im Irak und in Afghanistan. Man kann außenpolitische Fehler nicht wiedergutmachen durch humanitäre Hilfe, aber zerstört man etwas, hat man die Pflicht beim Reparieren zu helfen, und das ist jetzt unsere Pflicht.
And there's one other thing it reveals about us: whether we have any humility for our own mistakes. I'm not one of these people who believes that all the problems in the world are caused by the West. They're not. But when we make mistakes, we should recognize it. It's not an accident that the country which has taken more refugees than any other, the United States, has taken more refugees from Vietnam than any other country. It speaks to the history. But there's more recent history, in Iraq and Afghanistan. You can't make up for foreign policy errors by humanitarian action, but when you break something, you have a duty to try to help repair it, and that's our duty now.
Erinnern Sie sich, dass ich zu Beginn des Vortrags sagte, ich wollte erklären, dass die Flüchtlingskrise handhabbar ist und nicht unlösbar? Das ist wahr. Ich möchte, dass Sie anders denken, aber ich möchte auch, dass Sie Dinge tun. Wenn Sie ein Arbeitgeber sind, beschäftigen Sie Flüchtlinge. Sind Sie von den Argumenten überzeugt, stellen Sie sich gegen die Gerüchte, wenn Familie, Freunde oder Kollegen sie wiederholen. Wenn Sie Geld haben, geben Sie es Hilfswerken, die für Flüchtlinge auf der Welt etwas bewirken können. Sind Sie ein Staatsbürger, wählen Sie Politiker, die die angesprochenen Lösungen, umsetzen werden.
Do you remember at the beginning of the talk, I said I wanted to explain that the refugee crisis was manageable, not insoluble? That's true. I want you to think in a new way, but I also want you to do things. If you're an employer, hire refugees. If you're persuaded by the arguments, take on the myths when family or friends or workmates repeat them. If you've got money, give it to charities that make a difference for refugees around the world. If you're a citizen, vote for politicians who will put into practice the solutions that I've talked about.
(Applaus)
(Applause)
Die Pflicht gegenüber Fremden zeigt sich im Großen und Kleinen, im Alltäglichen und Heldenhaften. 1942 lebten meine Tante und Großmutter in Brüssel unter deutscher Besatzung. Sie erhielten eine Vorladung von den Nazi-Behörden, zum Brüsseler Hauptbahnhof zu gehen. Meine Großmutter dachte sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie flehte ihre Verwandten an, nicht zum Brüsseler Hauptbahnhof zu gehen. Ihre Verwandten sagten zu ihr: "Wenn wir nicht gehen und nicht tun, was uns befohlen wurde, werden wir Ärger bekommen." Sie ahnen wohl, was den Verwandten passierte, die zum Brüsseler Hauptbahnhof gingen. Sie wurden nie mehr gesehen. Aber meine Großmutter und meine Tante gingen in ein kleines Dorf, südlich von Brüssel, wo sie ein Jahrzehnt vorher ihren Urlaub verbracht hatten. Sie gingen zum Haus des ansässigen Bauern, ein katholischer Bauer namens Monsieur Maurice, und baten ihn, sie aufzunehmen. Was er auch tat, und zu Kriegsende lebten 17 Juden in diesem Dorf.
The duty to strangers shows itself in small ways and big, prosaic and heroic. In 1942, my aunt and my grandmother were living in Brussels under German occupation. They received a summons from the Nazi authorities to go to Brussels Railway Station. My grandmother immediately thought something was amiss. She pleaded with her relatives not to go to Brussels Railway Station. Her relatives said to her, "If we don't go, if we don't do what we're told, then we're going to be in trouble." You can guess what happened to the relatives who went to Brussels Railway Station. They were never seen again. But my grandmother and my aunt, they went to a small village south of Brussels where they'd been on holiday in the decade before, and they presented themselves at the house of the local farmer, a Catholic farmer called Monsieur Maurice, and they asked him to take them in. And he did, and by the end of the war, 17 Jews, I was told, were living in that village.
Als Jugendlicher bat ich meine Tante: "Kannst du mich zu Monsieur Maurice bringen?" Sie sagte: "Ja, kann ich. Er lebt noch. Besuchen wir ihn." Es muss so '83, '84 gewesen sein, als wir ihn besuchten. Und wie es wohl nur ein Jugendlicher kann, fragte ich ihn, einen weißhaarigen Gentleman, als ich ihn traf: "Warum haben Sie das getan? Warum haben Sie das riskiert?" Er sah mich an, zuckte mit den Achseln und sagte auf Französisch: "On doit." "Man muss." Es war ihm angeboren. Es war selbstverständlich. Ich will damit sagen, es sollte für uns auch angeboren und selbstverständlich sein. Sagen Sie sich selbst: Diese Flüchtlingskrise ist handhabbar, nicht unlösbar, und jeder einzelne von uns hat die persönliche Verantwortung, dabei zu helfen. Denn es geht, um die Rettung von uns und unseren Werten, genauso wie um die Rettung der Flüchtlinge und deren Leben.
And when I was teenager, I asked my aunt, "Can you take me to meet Monsieur Maurice?" And she said, "Yeah, I can. He's still alive. Let's go and see him." And so, it must have been '83, '84, we went to see him. And I suppose, like only a teenager could, when I met him, he was this white-haired gentleman, I said to him, "Why did you do it? Why did you take that risk?" And he looked at me and he shrugged, and he said, in French, "On doit." "One must." It was innate in him. It was natural. And my point to you is it should be natural and innate in us, too. Tell yourself, this refugee crisis is manageable, not unsolvable, and each one of us has a personal responsibility to help make it so. Because this is about the rescue of us and our values as well as the rescue of refugees and their lives.
Ich danke Ihnen vielmals!
Thank you very much indeed.
(Applaus)
(Applause)
Bruno Gussani: Danke, David. David Miliband: Danke.
Bruno Giussani: David, thank you. David Miliband: Thank you.
BG: Das sind starke Vorschläge und ihr Aufruf zu individueller Verantwortung ist auch sehr stark, aber mich beunruhigt folgender Gedanke: Du erwähntest "außergewöhnliche westliche Führung", die vor etwa 60 Jahren zur gesamten Diskussion über Menschenrechte führte, zu den Flüchtlingskonventionen usw. Die Führung geschah nach einem großen Trauma und in einem einvernehmlichen politischen Raum, wogegen wir jetzt in einem polarisierenden sind. Flüchtlinge sind sogar das polarisierende Thema geworden. Woher soll Führung also heutzutage kommen?
BG: Those are strong suggestions and your call for individual responsibility is very strong as well, but I'm troubled by one thought, and it's this: you mentioned, and these are your words, "extraordinary Western leadership" which led 60-something years ago to the whole discussion about human rights, to the conventions on refugees, etc. etc. That leadership happened after a big trauma and happened in a consensual political space, and now we are in a divisive political space. Actually, refugees have become one of the divisive issues. So where will leadership come from today?
DM: Es ist richtig zu sagen, dass Führung im Krieg geschmiedet wird, sie hat ein anderes Naturell und Tempo und eine andere Einstellung, als die im Frieden geformte Führung. Daher wäre meine Antwort: Die Führung muss von unten kommen, nicht von oben. Ein wiederkehrendes Thema der Konferenz dieser Woche war die Demokratisierung der Macht. Wir müssen unsere eigenen Demokratien erhalten, aber wir müssen unsere eigenen Demokratien auch aktivieren. Wenn Leute zu mir sagen: "Es gibt eine Gegenreaktion gegen Flüchtlinge", sage ich zu ihnen: "Nein, es gibt eine Polarisierung, und im Moment machen die Furchtsamen mehr Lärm, als jene, die stolz sind." Meine Antwort auf ihre Frage ist daher, dass wir Führung fördern und ermutigen, und Vertrauen in sie haben, wenn wir uns selbst mobilisieren. Und wenn man nach Führung sucht, muss man nach innen schauen und seine eigene Gemeinschaft mobilisieren, um Bedingungen für eine andere Art von Ansiedlung zu schaffen.
DM: Well, I think that you're right to say that the leadership forged in war has a different temper and a different tempo and a different outlook than leadership forged in peace. And so my answer would be the leadership has got to come from below, not from above. I mean, a recurring theme of the conference this week has been about the democratization of power. And we've got to preserve our own democracies, but we've got to also activate our own democracies. And when people say to me, "There's a backlash against refugees," what I say to them is, "No, there's a polarization, and at the moment, those who are fearful are making more noise than those who are proud." And so my answer to your question is that we will sponsor and encourage and give confidence to leadership when we mobilize ourselves. And I think that when you are in a position of looking for leadership, you have to look inside and mobilize in your own community to try to create conditions for a different kind of settlement.
BG: Danke, David, dass du zu TED gekommen bist.
BG: Thank you, David. Thanks for coming to TED.
(Applaus)
(Applause)