Wie oft hören wir, dass die Leute sich für nichts interessierten? Wie oft hat man Ihnen gesagt, dass realer, substantieller Wandel nicht möglich sei, weil die meisten Menschen zu selbstsüchtig seien, zu dumm oder zu faul, zu versuchen, in ihrer Gemeinschaft etwas auszurichten? Ich schlage Ihnen heute vor, dass es Apathie, wie wir sie verstehen, gar nicht wirklich gibt, sondern eher, dass die Menschen sich sehr wohl interessieren, aber das wir in einer Welt leben, die uns aktiv entmutigt, uns zu engagieren, indem sie uns ständig Hindernisse und Schranken in den Weg stellt.
How often do we hear that people just don't care? How many times have you been told that real, substantial change isn't possible because most people are too selfish, too stupid or too lazy to try to make a difference in their community? I propose to you today that apathy as we think we know it doesn't actually exist; but rather, that people do care, but that we live in a world that actively discourages engagement by constantly putting obstacles and barriers in our way.
Ich werde Ihnen einige Beispiele dafür geben, wie ich das meine. Lassen Sie uns mit dem Rathaus anfangen. Haben Sie schon mal sowas gesehen? Das ist eine Zeitungsanzeige. Es ist eine Mitteilung über eine Zonenänderung für ein Bürogebäude, damit die Menschen in der Umgebung wissen, was geschieht. Wie Sie sehen, ist es unmöglich zu lesen. Man muss in der Hälfte ankommen, um überhaupt die Adresse heraus zu finden, über die sie sprechen und noch weiter unten, in winziger 10-Punkt-Schrift steht geschrieben, wie man sich beteiligen kann. Stellen Sie sich vor, die Privatwirtschaft würde ebenso werben – wenn Nike gerne ein Paar Schuhe verkaufen möchte und ihre Anzeige so in der Zeitung erschiene.
I'll give you some examples of what I mean. Let's start with city hall. You ever see one of these before? This is a newspaper ad. It's a notice of a zoning application change for a new office building so the neighborhood knows what's happening. As you can see, it's impossible to read. You need to get halfway down to even find out which address they're talking about, and then further down, in tiny 10-point font, to find out how to actually get involved. Imagine if the private sector advertised in the same way -- if Nike wanted to sell a pair of shoes -- (Laughter)
(Applaus) Nun, das würde niemals passieren. Sie werden niemals eine solche Anzeige sehen, denn Nike will ja, dass Sie ihre Schuhe kaufen. Während die Stadt Toronto offensichtlich nicht will, dass Sie in den Planungsprozess involviert sind, denn sonst würden ihre Anzeigen etwa so aussehen – alle Informationen wären ganz klar ersichtlich. Solang die Stadt solche Benachrichtigungen verteilt und damit das Engagement der Menschen sucht, wird sie das natürlich nicht finden. Aber das ist nicht Apahtie; das ist vorsätzliches Ausschließen.
And put an ad in the paper like that. (Applause) Now, that would never happen. You'll never see an ad like that, because Nike actually wants you to buy their shoes, whereas the city of Toronto clearly doesn't want you involved with the planning process, otherwise their ads would look something like this, with all the information laid out clearly. As long as the city's putting out notices like this to try to get people engaged, then of course people aren't going to be engaged. But that's not apathy; that's intentional exclusion.
Öffentlicher Raum. (Applaus) Die Art, wie wir unseren öffentlichen Raum missbrauchen, ist ein riesiges Hindernis für jede Art progressiven politischen Wandel. Denn wir haben die Ausdrucksfreiheit mit einem Preisschild versehen. Wer das meiste Geld hat, hat die lauteste Stimme und dominiert die visuelle und mentale Umwelt. Das Problem mit diesem Modell ist, dass es einige erstaunliche Botschaften gibt, die verbreitet werden müssen, aber es ist nicht profitabel, darüber zu sprechen. Deshalb wird man sie nie auf einer Plakatwand sehen.
Public space. (Applause) The manner in which we mistreat our public spaces is a huge obstacle towards any type of progressive political change, because we've essentially put a price tag on freedom of expression. Whoever has the most money gets the loudest voice, dominating the visual and mental environment. The problem with this model is there are some amazing messages that need to be said, that aren't profitable to say. So you're never going to see them on a billboard.
Die Medien spielen eine wichtige Rolle dabei, wie unsere Beziehung zu politischem Wandel aussieht, vor allem indem sie die Politik ignorieren und sich lieber auf Prominente und Skandale konzentrieren. Aber sogar wenn sie über wichtige politische Themen sprechen, tun sie das auf eine für Engagement entmutigende Weise. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: das Now Magazin von letzter Woche – ein progressives, innerstädtisches Wochenmagazin in Toronto. Das hier ist die Titelstory. Es ist ein Artikel über eine Theaterdarbietung, und es geht los mit grundlegender Information zum Veranstaltungsort, für den Fall, dass man hingehen möchte, nachdem man den Artikel gelesen hat – also Ort, Zeit, die Website. Dasselbe gilt hier – es ist eine Filmkritik, eine Kunstkritik, eine Buchbesprechung – wo die Lesung stattfindet, falls Sie hingehen möchten. Ein Restaurant – man möchte vielleicht nicht nur davon lesen, sondern das Restaurant vielleicht auch besuchen. Also sagen sie einem, wo es ist, wie die Preise sind, die Adresse, Telefonnummer etc.
The media plays an important role in developing our relationship with political change, mainly by ignoring politics and focusing on celebrities and scandals, but even when they do talk about important political issues, they do it in a way that I feel discourages engagement. I'll give you an example. The "Now" magazine from last week: progressive, downtown weekly in Toronto. This is the cover story. It's an article about a theater performance, and it starts with basic information about where it is, in case you actually want to go and see it after you've read the article -- where, the time, the website. Same with this -- it's a movie review. An art review. A book review -- where the reading is in case you want to go. A restaurant -- you might not want to just read about it, maybe you want to go there. So they tell you where it is, the prices, the address, the phone number, etc.
Dann kommt man zu ihren politischen Artikeln. Hier ist ein toller Artikel über einen wichtigen Wahlkampf. Er erzählt von den Kandidaten – das ist sehr gut geschrieben – aber keine Folgeinformation, keine Kampagnenwebsites, keine Informationen darüber, wann die Debatten stattfinden, wo die Kampagnenbüros sind. Hier ist ein weiterer guter Artikel über eine neue Kampagne gegen die Privatisierung von Durchfahrtsstraßen ohne irgendeine Kontaktinformation zur Kampagne. Die Botschaft ist scheinbar, dass die Leser wahrscheinlich essen wollen, vielleicht ein Buch lesen, einen Film sehen, aber nicht in ihrer Gemeinschaft engagiert sein wollen. Sie denken vielleicht, das ist nur eine kleine Sache, aber ich denke, es ist wichtig, denn es beeinflusst den Umgangston und es untermauert die gefährliche Idee, dass Politik nur ein Zuschauersport sei.
Then you get to their political articles. Here's a great article about an important election race that's happening. It talks about the candidates, written very well, but no information, no follow-up, no websites for the campaigns, no information about when the debates are, where the campaign offices are. Here's another good article, about a new campaign opposing privatization of transit, without any contact information for the campaign. The message seems to be that the readers are most likely to want to eat, maybe read a book, maybe see a movie, but not be engaged in their community. You might think this is a small thing, but I think it's important, because it sets a tone and it reinforces the dangerous idea that politics is a spectator sport.
Helden: Wie nehmen wir Führung wahr? Sehen Sie sich diese 10 Filme an. Was haben sie gemeinsam? Weiß jemand etwas? Sie alle zeigen Helden, die auserwählt wurden. Jemand kam zu ihnen und sagte, "Du bist der Auserwählte" Es gibt eine Prophezeihung, Du musst die Welt retten." Und dann geht jemand los und rettet die Welt, weil man es ihm gesagt hat, mit einigen Leuten, die auch noch mitmachen. Das hilft mir, zu verstehen, warum viele Menschen Mühe bekunden, sich als Führungspersonen zu sehen. Denn das sendet ganz falsche Botschaften darüber, was Führung bedeutet. Eine heldenhafte Anstrengung ist eine gemeinsame Anstrengung, als Erstes. Zweitens ist es nicht perfekt, es ist nicht sehr glamourös und es fängt nicht plötzlich an und hört plötzlich auf. Es ist ein fortlaufender Prozess, ein Leben lang. Aber am wichtigsten ist, es ist freiwillig. Es ist ehrenamtlich. Solange wir unseren Kindern beibringen, dass Heldentum dann anfängt, wenn einem jemand eine Markierung auf die Stirn kratzt, oder jemand einem sagt, man sei Teil einer Prophezeihung, dann sehen sie nicht das wichtigste Merkmal von Führung, nämlich, dass sie von innen kommt. Es geht darum, seinen eigenen Träumen zu folgen – ungebeten, ungebeten – und dann gemeinsam mit anderen zu arbeiten, um diese Träume zu verwirklichen.
Heroes: How do we view leadership? Look at these 10 movies. What do they have in common? Anyone? They all have heroes who were chosen. Someone came up to them and said, "You're the chosen one. There's a prophecy. You have to save the world." And then they go off and save the world because they've been told to, with a few people tagging along. This helps me understand why a lot of people have trouble seeing themselves as leaders -- because it sends all the wrong messages about what leadership is about. A heroic effort is a collective effort, number one. Number two, it's imperfect; it's not very glamorous, and doesn't suddenly start and suddenly end. It's an ongoing process your whole life. But most importantly, it's voluntary. It's voluntary. As long as we're teaching our kids that heroism starts when someone scratches a mark on your forehead, or someone tells you you're part of a prophecy, they're missing the most important characteristic of leadership, which is that it comes from within. It's about following your own dreams, uninvited, and then working with others to make those dreams come true.
Politische Parteien: Oh, Mann. Politische Parteien könnten und sollten einer der grundlegenden Eintrittspunkte sein für Menschen, die sich politisch engagieren. Stattdessen sind sie leider zu uninspirierten und unkreativen Organisationen geworden, die so stark von Marktforschung und Meinungsumfragen und Fokusgruppen abhängen, dass sie am Ende alle dasselbe sagen und mehr oder weniger das wiederkäuen, was wir sowieso hören wollten, anstatt große und kreative Ideen voran zu bringen. Und die Menschen riechen das, es führt zu Zynismus. (Applaus)
Political parties: oh, boy. Political parties could and should be one of the basic entry points for people to get engaged in politics. Instead, they've become, sadly, uninspiring and uncreative organizations that rely so heavily on market research and polling and focus groups that they end up all saying the same thing, pretty much regurgitating back to us what we already want to hear at the expense of putting forward bold and creative ideas. And people can smell that, and it feeds cynicism. (Applause)
Dann, gemeinnütziger Status Gruppen, die in Kanada gemeinnützigen Status genießen, dürfen keine Fürsprache ergreifen. Das ist ein riesiges Problem und ein riesiges Hindernis für den Wandel, denn es bedeutet, dass einige der leidenschaftlichsten und informiertesten Stimmen vollständig ruhiggestellt sind, vor allem während der Wahlperioden. Das führt und zum letzten Punkt, nämlich zu unseren Wahlen.
Charitable status. Groups who have charitable status in Canada aren't allowed to do advocacy. This is a huge problem and a huge obstacle to change, because it means that some of the most passionate and informed voices are completely silenced, especially during election time. Which leads us to the last one, which is: our elections.
Wie Sie festgestellt haben, sind unsere Wahlen hier in Kanada ein Witz. Wir verwenden überholte Systeme, die unfair sind und willkürliche Resultate verursachen. Kanada wird momentan von einer Partei geführt, welche die meisten Kanadier nicht wollten. Wie können wir ehrlich und aufrichtig mehr Menschen zum Wählen ermutigen, wenn Stimmen in Kanada nicht zählen? Man kann das alles zusammen aufrechnen und natürlich sind die Menschen teilnahmslos. Es ist wie der Versuch, gegen eine Backsteinwand zu laufen.
As you may have noticed, our elections in Canada are a complete joke. We use out-of-date systems that are unfair and create random results. Canada's currently led by a party that most Canadians didn't actually want. How can we honestly and genuinely encourage more people to vote when votes don't count in Canada? You add all this up together, and of course people are apathetic. It's like trying to run into a brick wall.
Nun, ich will nicht negativ sein, indem ich all diese Hindernisse hervorkrame und erkläre, was uns im Weg steht. Eher im Gegenteil: Ich denke wirklich, die Menschen sind erstaunlich und schlau und sie sind interessiert. Aber wie ich sagte, leben wir in dieser Umgebung, wo all diese Hindernissse sich uns in den Weg stellen. Solange wir glauben, dass Menschen, unsere eigenen Nachbarn selbstsüchtig, dumm oder faul sind, gibt es keine Hoffnung. Aber wir können all diese Dinge ändern, die ich erwähnt habe. Wir können das Rathaus öffnen. Wir können unsere Wahlsysteme reformieren. Wir können den öffentlichen Raum demokratisieren.
Now, I'm not trying to be negative by throwing all these obstacles out and explaining what's in our way. Quite the opposite -- I actually think people are amazing and smart and that they do care, but that, as I said, we live in this environment where all these obstacles are being put in our way. As long as we believe that people, our own neighbors, are selfish, stupid or lazy, then there's no hope. But we can change all those things I mentioned. We can open up city hall. We can reform our electoral systems. We can democratize our public spaces.
Meine Hauptbotschaft ist, wenn wir Apathie neu definieren können, nicht als eine Art inneres Phänomen, sondern als ein komplexes Netz von kulturellen Schranken, die fehlendes Engagement untermauern, und wenn wir klar definieren und identifizieren können, welche diese Hindernisse sind, dann können wir zusammen arbeiten, um diese Hindernisse abzubauen, dann ist alles möglich.
My main message is: if we can redefine apathy, not as some kind of internal syndrome, but as a complex web of cultural barriers that reinforces disengagement, and if we can clearly define, clearly identify what those obstacles are, and then if we can work together collectively to dismantle those obstacles, then anything is possible.
Vielen Dank.
Thank you.
(Applaus)
(Applause)