Mein Thema heute heißt Lernen Und dazu möchte ich gern hier und jetzt einen kleinen Test mit Ihnen machen. Sind Sie bereit? Wann beginnt Lernen? Jetzt beginnen Sie zu überlegen: Vielleicht denken Sie an den ersten Vorschultag, oder an den Kindergarten; an den ersten Schultag im Klassenzimmer mit dem Lehrer. Oder Ihnen fällt dazu das Krabbelalter ein, wenn Kinder laufen und sprechen lernen, und wie man eine Gabel benutzt. Vielleicht kennen Sie die Theorie über frühkindliches Lernen mit der Behauptung, dass die wichtigsten Lernjahre die frühesten sind. Daher wäre die Antwort auf meine Frage: Lernen beginnt mit der Geburt.
My subject today is learning. And in that spirit, I want to spring on you all a pop quiz. Ready? When does learning begin? Now as you ponder that question, maybe you're thinking about the first day of preschool or kindergarten, the first time that kids are in a classroom with a teacher. Or maybe you've called to mind the toddler phase when children are learning how to walk and talk and use a fork. Maybe you've encountered the Zero-to-Three movement, which asserts that the most important years for learning are the earliest ones. And so your answer to my question would be: Learning begins at birth.
Nun, heute möchte ich Sie mit einer Idee bekannt machen, die Sie vielleicht überraschen wird, und die vielleicht sogar unglaubwürdig erscheint, die aber durch neueste Beweise der Psychologie und Biologie befürwortet wird. Demnach lernen wir einige der wichtigsten Dinge in unserem Leben bevor wir geboren werden, noch im Mutterleib. Nun, ich bin wissenschaftliche Journalistin, ich schreibe Bücher und Artikel in Zeitschriften. Und ich bin auch Mutter. Und für mich verschmolzen diese beiden Rollen in meinem Buch "Origins" (Ursprünge). "Origins" berichtet von den neuesten Erkenntnissen in einem aufregenden neuen Gebiet genannt "Fötale Ursprünge". Fötale Ursprünge ist eine wissenschaftliche Disziplin, die vor knapp 20 Jahren entstand und auf der Theorie basiert, dass unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden unser Leben lang entscheidend beeinflusst werden durch die neun Monate, die wir im Mutterleib verbringen. Nun, diese Theorie interessierte mich nicht nur auf Papier. Ich war selbst schwanger, während ich für mein Buch recherchierte, und einer der faszinierendsten Einblicke, die ich aus dieser Arbeit gewann, ist, dass wir alle bereits über unsere Welt lernen, noch bevor wir auf diese Welt kommen.
Well today I want to present to you an idea that may be surprising and may even seem implausible, but which is supported by the latest evidence from psychology and biology. And that is that some of the most important learning we ever do happens before we're born, while we're still in the womb. Now I'm a science reporter. I write books and magazine articles. And I'm also a mother. And those two roles came together for me in a book that I wrote called "Origins." "Origins" is a report from the front lines of an exciting new field called fetal origins. Fetal origins is a scientific discipline that emerged just about two decades ago, and it's based on the theory that our health and well-being throughout our lives is crucially affected by the nine months we spend in the womb. Now this theory was of more than just intellectual interest to me. I was myself pregnant while I was doing the research for the book. And one of the most fascinating insights I took from this work is that we're all learning about the world even before we enter it.
Wenn wir unser Baby zum ersten Mal im Arm halten, sehen wir vielleicht ein unbeschriebenes Blatt, noch ungezeichnet von dieser Welt, und doch sind sie bereits geformt, durch uns und die Umgebung, in der wir uns befinden. Heute möchte ich Ihnen einige der fantastischen Dinge zeigen, die Wissenschaftler entdeckt haben über Föten, und was sie lernen, während sie sich noch in den Bäuchen ihrer Mütter befinden.
When we hold our babies for the first time, we might imagine that they're clean slates, unmarked by life, when in fact, they've already been shaped by us and by the particular world we live in. Today I want to share with you some of the amazing things that scientists are discovering about what fetuses learn while they're still in their mothers' bellies.
Zuallererst lernen sie die Stimmen ihrer Mütter. Geräusche von ausserhalb des Leibs übertragen sich durch das Bauchgewebe der Mutter und durch das Fruchtwasser, in dem sich der Fötus befindet. Die Stimmen, die Föten hören können, ungefähr ab dem vierten Schwangerschaftsmonat, sind gedämpft und undeutlich. Einer der Forscher meinte, sie klingen wohl ähnlich wie die Stimme des Lehrers von Charlie Brown aus der gleichnamigen Zeichentrickserie. Aber die Stimme der schwangeren Frau resoniert durch ihren Körper und erreicht den Fötus viel einfacher. Und weil der Fötus immer bei ihr ist, hört er ständig ihre Stimme. Nach der Geburt erkennt das Baby ihre Stimme und hört diese Stimme lieber als alle anderen.
First of all, they learn the sound of their mothers' voices. Because sounds from the outside world have to travel through the mother's abdominal tissue and through the amniotic fluid that surrounds the fetus, the voices fetuses hear, starting around the fourth month of gestation, are muted and muffled. One researcher says that they probably sound a lot like the the voice of Charlie Brown's teacher in the old "Peanuts" cartoon. But the pregnant woman's own voice reverberates through her body, reaching the fetus much more readily. And because the fetus is with her all the time, it hears her voice a lot. Once the baby's born, it recognizes her voice and it prefers listening to her voice over anyone else's.
Wie können wir das wissen? Neugeborene können nicht viel machen, aber sie können ausgezeichnet nuckeln. Forscher nutzen diese Fähigkeit und konstruieren zwei künstliche Brustwarzen. Wenn das Baby an einer nuckelt, hört es die aufgezeichnete Stimme seiner Mutter über Kopfhörer, und wenn es an der anderen Brustwarze nuckelt, hört es die aufgezeichnete Stimme einer fremden Frau. Babys zeigen schnell ihre Vorliebe, indem sie die erste wählen. Wissenschaftler nutzen auch die Tatsache, dass Babys langsamer nuckeln, wenn etwas ihr Interesse geweckt hat. und sie nuckeln wieder schneller, wenn ihnen langweilig wird. Auf diese Weise haben Forscher entdeckt dass, nachdem Frauen während der Schwangerschaft wiederholt und laut einen Abschnitt aus Dr. Seuss' Buch "Ein Kater macht Theater" gelesen haben, ihre Neugeborenen diesen Abschnitt erkannten, als sie ihn ausserhalb des Mutterleibs hörten. Mein Lieblingsversuch auf diesem Gebiet zeigt, dass Babys von Frauen, die jeden Tag während der Schwangerschaft eine bestimmte Fernsehserie gesehen haben, die Titelmelodie aus dieser Serie erkannten nachdem sie geboren waren. Föten lernen also sogar die bestimmte Sprache, die gesprochen wird in der Welt, in die sie hinein geboren werden.
How can we know this? Newborn babies can't do much, but one thing they're really good at is sucking. Researchers take advantage of this fact by rigging up two rubber nipples, so that if a baby sucks on one, it hears a recording of its mother's voice on a pair of headphones, and if it sucks on the other nipple, it hears a recording of a female stranger's voice. Babies quickly show their preference by choosing the first one. Scientists also take advantage of the fact that babies will slow down their sucking when something interests them and resume their fast sucking when they get bored. This is how researchers discovered that, after women repeatedly read aloud a section of Dr. Seuss' "The Cat in the Hat" while they were pregnant, their newborn babies recognized that passage when they hear it outside the womb. My favorite experiment of this kind is the one that showed that the babies of women who watched a certain soap opera every day during pregnancy recognized the theme song of that show once they were born. So fetuses are even learning about the particular language that's spoken in the world that they'll be born into.
Eine im letzten Jahr veröffentlichte Studie ergab, dass von Geburt an, vom Moment der Geburt an, Babys im Tonfall der Muttersprache ihrer Mütter schreien. Französische Babys schreien in aufsteigendem Ton, deutsche Babys enden mit abfallendem Ton, und sie imitieren dabei die Betonungsmuster dieser Sprachen. Nun, warum sollte dieses fötale Lernen von Nutzen sein? Seine Entstehung könnte dem Überleben des Babys dienen. Vom Moment der Geburt an reagiert das Baby hauptsächlich auf die Stimme der Person, die sich wahrscheinlich am meisten um es kümmern wird: Seine Mutter. Es schreit sogar in Tönen, die der Muttersprache ähneln, was wohl somit auch an den Mutterinstinkt appelliert und es dadurch dem Baby etwas einfacher macht bei der schwierigen Aufgabe, verstehen und sprechen zu lernen in der Muttersprache.
A study published last year found that from birth, from the moment of birth, babies cry in the accent of their mother's native language. French babies cry on a rising note while German babies end on a falling note, imitating the melodic contours of those languages. Now why would this kind of fetal learning be useful? It may have evolved to aid the baby's survival. From the moment of birth, the baby responds most to the voice of the person who is most likely to care for it -- its mother. It even makes its cries sound like the mother's language, which may further endear the baby to the mother, and which may give the baby a head start in the critical task of learning how to understand and speak its native language.
Es sind aber nicht nur Geräusche, die die Föten im Mutterleib erlernen, sondern auch Geschmack und Geruch. Im siebten Schwangerschaftsmonat sind die Geschmacksknospen des Fötus vollständig entwickelt, und die Geruchsempfänger zum Riechen sind funktionsfähig. Die Aromen der Nahrungsmittel, die die Schwangere zu sich nimmt, gelangen ins Fruchtwasser, das vom Fötus ständig aufgenommen wird. Babys scheinen diese Geschmäcker zu erkennen und bevorzugen, nachdem sie auf die Welt gekommen sind. In einem Experiment wurde eine Gruppe Schwangerer gebeten, eine größere Menge Möhrensaft im dritten Schwangerschaftstrimester zu trinken, während eine andere Gruppe schwangerer Frauen lediglich Wasser trank. Sechs Monate später wurde den Babys ein Brei mit Möhrensaft angeboten und der Gesichtsausdruck beim Essen beobachtet. Die Babys der Mütter, die Möhrensaft getrunken hatten, aßen mehr von dem Brei mit Möhrengeschmack und vom Ausdruck her schien es, als ob sie es lieber mochten.
But it's not just sounds that fetuses are learning about in utero. It's also tastes and smells. By seven months of gestation, the fetus' taste buds are fully developed, and its olfactory receptors, which allow it to smell, are functioning. The flavors of the food a pregnant woman eats find their way into the amniotic fluid, which is continuously swallowed by the fetus. Babies seem to remember and prefer these tastes once they're out in the world. In one experiment, a group of pregnant women was asked to drink a lot of carrot juice during their third trimester of pregnancy, while another group of pregnant women drank only water. Six months later, the women's infants were offered cereal mixed with carrot juice, and their facial expressions were observed while they ate it. The offspring of the carrot juice drinking women ate more carrot-flavored cereal, and from the looks of it, they seemed to enjoy it more.
Eine französische Variante dieses Experiments wurde in Dijon in Frankreich durchgeführt. Forscher fanden heraus dass Mütter, die während der Schwangerschaft Lebensmittel und Getränke mit Anis zu sich nahmen, das nach Lakritz schmeckt, bevorzugten Anis am ersten Lebenstag, und wiederum bei einem weiteren Test am vierten Lebenstag. Babys von Müttern, die kein Anis in der Schwangerschaft gegessen hatten, reagierten mit einem Ausdruck, der in etwa mit "Igitt" übersetzt werden kann. Das bedeutet, dass Föten tatsächlich von ihren Müttern lernen, was gut und sicher gegessen werden kann. Föten lernen auch über die Kultur, in die sie hineingeboren werden, durch eins der prägnantesten kulturellen Erkennungsmerkmale, dem des Essens. Sie lernen die charakteristischen Aromen und Gewürze ihrer Landesküche kennen, noch bevor sie geboren werden.
A sort of French version of this experiment was carried out in Dijon, France where researchers found that mothers who consumed food and drink flavored with licorice-flavored anise during pregnancy showed a preference for anise on their first day of life, and again, when they were tested later, on their fourth day of life. Babies whose mothers did not eat anise during pregnancy showed a reaction that translated roughly as "yuck." What this means is that fetuses are effectively being taught by their mothers about what is safe and good to eat. Fetuses are also being taught about the particular culture that they'll be joining through one of culture's most powerful expressions, which is food. They're being introduced to the characteristic flavors and spices of their culture's cuisine even before birth.
Jetzt ist klar gworden, dass Föten noch mehr lernen. Aber bevor ich dazu komme, möchte ich noch etwas zu dem sagen, was Sie sich vielleicht gefragt haben. Das Konzept des Fötalen Lernens hat Sie vielleicht auf die Idee gebracht, den Fötus anzuregen - zum Beispiel mit Mozartklängen über Kopfhörer auf dem Bauch der werdenden Mutter. Aber die neunmonatige Entwicklung, das Formen und Prägen im Mutterleib, ist viel viszeraler und folgenreicher als das. Vieles, was die werdende Mutter tagtäglich erlebt - die Luft, die sie atmet, was sie isst und trinkt, die Chemikalien, denen sie ausgesetzt ist, sogar die Gefühle, die sie erlebt - an allem nimmt der Fötus in irgendeiner Weise teil. Es entsteht eine Mischung von Einflüssen, die so individuell und eigenartig sind, wie die Frau selbst. Der Fötus übernimmt diese Eindrücke in seinen eigenen Körper und sie gehen in sein Fleisch und Blut über. Und noch etwas anderes passiert oft. Es behandelt diese mütterlichen Beiträge als Information. Ich nenne es eine biologische Postkarte von der Außenwelt.
Now it turns out that fetuses are learning even bigger lessons. But before I get to that, I want to address something that you may be wondering about. The notion of fetal learning may conjure up for you attempts to enrich the fetus -- like playing Mozart through headphones placed on a pregnant belly. But actually, the nine-month-long process of molding and shaping that goes on in the womb is a lot more visceral and consequential than that. Much of what a pregnant woman encounters in her daily life -- the air she breathes, the food and drink she consumes, the chemicals she's exposed to, even the emotions she feels -- are shared in some fashion with her fetus. They make up a mix of influences as individual and idiosyncratic as the woman herself. The fetus incorporates these offerings into its own body, makes them part of its flesh and blood. And often it does something more. It treats these maternal contributions as information, as what I like to call biological postcards from the world outside.
Also, was ein Fötus im Mutterleib lernt ist nicht Mozarts "Zauberflöte" sondern Antworten auf viel wichtigere Fragen des Überlebens. Wird es geboren in eine Welt des Reichtums oder des Mangels? Wird es sicher sein und beschützt, oder ständiger Gefahr und Drohung ausgesetzt sein? Wird es ein langes, erfülltes Leben haben, oder ein kurzes, qualvolles? Die Ernährung der werdenden Mutter und besonders ihr Stresslevel sind wichtige Anzeichen für die herrschenden Bedingungen, als wenn man mit dem Finger die Windrichtung prüft. Die daraus folgende Abstimmung und Anpassung des Gehirns und anderer Organe des Fötus sind Teil der enormen Flexibilität von uns Menschen, unsere Fähigkeit zum Gedeihen in einer Vielzahl verschiedener Lebensumstände, sei es Stadt oder Land, Tundra oder Wüste.
So what a fetus is learning about in utero is not Mozart's "Magic Flute" but answers to questions much more critical to its survival. Will it be born into a world of abundance or scarcity? Will it be safe and protected, or will it face constant dangers and threats? Will it live a long, fruitful life or a short, harried one? The pregnant woman's diet and stress level in particular provide important clues to prevailing conditions like a finger lifted to the wind. The resulting tuning and tweaking of a fetus' brain and other organs are part of what give us humans our enormous flexibility, our ability to thrive in a huge variety of environments, from the country to the city, from the tundra to the desert.
Zum Abschluss möchte ich Ihnen zwei Geschichten erzählen wie Müttern ihren Kindern die Welt beibringen noch bevor sie geboren sind. Im Herbst 1944, der dunkelsten Zeit des Zweiten Weltkriegs, barrikadierten deutsche Truppen den Westen Hollands, indem sie alle Lebensmittellieferungen blockierten. Der Beginn der Nazibelagerung wurde gefolgt von einem der härtesten Winter in Jahrzehnten - es war so kalt, dass die Kanäle völlig zufroren. Bald wurden die Lebensmittel knapp, viele Holländer überlebten mit nur 500 Kalorien pro Tag - ein Viertel von dem, was sie vor dem Krieg zu sich genommen hatten. Aus Wochen der Entbehrung wurden Monate, und manche begannen, Tulpenzwiebeln zu essen. Anfang Mai waren die sorgsam rationierten Lebensmittelreserven völlig erschöpft. Eine Hungersnot drohte. Und dann, am 5. Mai 1945, fand die Belagerung ein plötzliches Ende als Holland befreit wurde durch die Alliierten.
To conclude, I want to tell you two stories about how mothers teach their children about the world even before they're born. In the autumn of 1944, the darkest days of World War II, German troops blockaded Western Holland, turning away all shipments of food. The opening of the Nazi's siege was followed by one of the harshest winters in decades -- so cold the water in the canals froze solid. Soon food became scarce, with many Dutch surviving on just 500 calories a day -- a quarter of what they consumed before the war. As weeks of deprivation stretched into months, some resorted to eating tulip bulbs. By the beginning of May, the nation's carefully rationed food reserve was completely exhausted. The specter of mass starvation loomed. And then on May 5th, 1945, the siege came to a sudden end when Holland was liberated by the Allies.
Im "Hungerwinter", wie er seither genannt wird, starben rund 10.000 Menschen, und er schwächte und entkräfteteTausende mehr. Aber noch eine Bevölkerungsgruppe war betroffen - die 40.000 Föten, die während der Belagerung ausgetragen wurden. Einige Auswirkungen der Unterernährung während der Schwangerschaft waren sofort erkennbar in den erhöhten Zahlen der Totgeburten, Missbildungen bei Neugeborenen, niedrigem Geburtsgewicht und Säuglingssterblichkeit. Andere wurden erst nach Jahren entdeckt. Jahrzehnte nach dem "Hungerwinter" belegten Forscher, dass Menschen, deren Mütter während der Belagerung schwanger waren, mehr an Übergewicht, Diabetes und Herzerkrankungen in späteren Jahren litten als Menschen, die unter normalen Bedingungen ausgetragen worden waren. Die prenatale Erfahrung des Hungerleidens dieser Personen scheint ihre Körper auf unzählige Weise beeinflusst zu haben. Sie haben höheren Blutdruck, einen schlechteren Cholesterinspiegel, und eine geringere Glukosetoleranz - eine Vorstufe von Diabetes.
The "Hunger Winter," as it came to be known, killed some 10,000 people and weakened thousands more. But there was another population that was affected -- the 40,000 fetuses in utero during the siege. Some of the effects of malnutrition during pregnancy were immediately apparent in higher rates of stillbirths, birth defects, low birth weights and infant mortality. But others wouldn't be discovered for many years. Decades after the "Hunger Winter," researchers documented that people whose mothers were pregnant during the siege have more obesity, more diabetes and more heart disease in later life than individuals who were gestated under normal conditions. These individuals' prenatal experience of starvation seems to have changed their bodies in myriad ways. They have higher blood pressure, poorer cholesterol profiles and reduced glucose tolerance -- a precursor of diabetes.
Warum sollte Unterernährung im Mutterleib zu späterer Krankheit führen? Eine Erklärung ist, dass Föten das Beste aus einer schlechten Lage machen. Wenn Nahrung knapp ist leiten sie die Nährstoffe zum wichtigsten Organ, dem Gehirn, und weg von anderen Organen wie Herz und Leber. Das hält den Fötus auf kurze Sicht am Leben, hat aber nachteilige Folgen im späteren Leben wenn die anderen, vernachlässigten Organe anfälliger für Krankheiten werden.
Why would undernutrition in the womb result in disease later? One explanation is that fetuses are making the best of a bad situation. When food is scarce, they divert nutrients towards the really critical organ, the brain, and away from other organs like the heart and liver. This keeps the fetus alive in the short-term, but the bill comes due later on in life when those other organs, deprived early on, become more susceptible to disease.
Das ist aber womöglich noch nicht alles. Föten scheinen sich nach der intrauterinen Umgebung zu richten und ihre Physiologie entsprechend auszurichten. Sie bereiten sich auf ihre Lebenswelt vor, die außerhalb der Gebärmutter auf sie wartet. Der Fötus passt seinen Stoffwechsel und andere physiologische Prozesse an die Umgebung an, die ihn erwartet. Und die Grundlage für die Prognosen des Fötus ist die Nahrung, die die Mutter zu sich nimmt. Die Mahlzeiten einer werdenden Mutter bilden eine Art Geschichte, ein Märchen des Überflusses oder eine düstere Chronik der Entbehrung. Diese Geschichte enthält Informationen die der Fötus nutzt, um seinen Körper und dessen Funktionen aufzubauen - eine Anpassung an die herrschenden Umstände, die sein zukünftiges Überleben ermöglichen. Angesichts stark eingeschränkter Ressourcen hat ein kleiner gebautes Kind mit geringerem Nährstoffanspruch tatsächlich eine bessere Chance, das Erwachsenenalter zu erreichen.
But that may not be all that's going on. It seems that fetuses are taking cues from the intrauterine environment and tailoring their physiology accordingly. They're preparing themselves for the kind of world they will encounter on the other side of the womb. The fetus adjusts its metabolism and other physiological processes in anticipation of the environment that awaits it. And the basis of the fetus' prediction is what its mother eats. The meals a pregnant woman consumes constitute a kind of story, a fairy tale of abundance or a grim chronicle of deprivation. This story imparts information that the fetus uses to organize its body and its systems -- an adaptation to prevailing circumstances that facilitates its future survival. Faced with severely limited resources, a smaller-sized child with reduced energy requirements will, in fact, have a better chance of living to adulthood.
Die eigentlichen Probleme entstehen, wenn Schwangere sozusagen unzuverlässige Erzähler sind, wenn Föten annehmen müssen dass eine Welt des Mangels auf sie wartet und sie stattdessen in eine Welt der Fülle geboren werden. Dies geschah mit den Kindern des holländischen "Hungerwinters", und die erhöhten Zahlen an Übergewicht, Diabetes und Herzerkrankungen sind das Ergebnis. Körper die so konzipiert waren, dass sie jede Kalorie speichern, badeten nun in den überzähligen Kalorien der reichhaltigen Nachkriegskost. Die Welt, die sie im Mutterleib kennengelernt hatten war nicht mehr die gleiche, in die sie jetzt hineingeboren waren.
The real trouble comes when pregnant women are, in a sense, unreliable narrators, when fetuses are led to expect a world of scarcity and are born instead into a world of plenty. This is what happened to the children of the Dutch "Hunger Winter." And their higher rates of obesity, diabetes and heart disease are the result. Bodies that were built to hang onto every calorie found themselves swimming in the superfluous calories of the post-war Western diet. The world they had learned about while in utero was not the same as the world into which they were born.
Hier ist noch eine andere Geschichte. Am 11. September 2001, um 8.46 morgens, befanden sich zehntausende Menschen in der Nähe des World Trade Centers in New York - Pendler strömten aus den Zügen, Kellnerinnen deckten die Tische für den morgendlichen Andrang, Finanzmakler in der Wall Street hingen bereits an den Telefonhörern. 1.700 dieser Menschen waren schwangere Frauen. Als die Flugzeuge einschlugen und die Türme einfielen, empfanden viele dieser Frauen den gleichen Horror wie andere Überlebende dieser Katastrophe - das unermessliche Chaos und Durcheinander, die undurchdringlichen Wolken von Schutt und möglicherweise giftigem Staub, die beklemmende Angst ums Überleben.
Here's another story. At 8:46 a.m. on September 11th, 2001, there were tens of thousands of people in the vicinity of the World Trade Center in New York -- commuters spilling off trains, waitresses setting tables for the morning rush, brokers already working the phones on Wall Street. 1,700 of these people were pregnant women. When the planes struck and the towers collapsed, many of these women experienced the same horrors inflicted on other survivors of the disaster -- the overwhelming chaos and confusion, the rolling clouds of potentially toxic dust and debris, the heart-pounding fear for their lives.
Ungefähr ein Jahr nach dem Ereignis vom 9. September 2001 untersuchten Forscher eine Gruppe von Frauen, die schwanger gewesen waren als sie den Angriff auf das World Trade Center erlebten. In den Babys dieser Frauen, die das posttraumatische Stresssyndrom PTSD nach diesem traumatischen Erlebnis entwickelten, fanden Forscher einen Biomarker, oder Indikator, für die Anfälligkeit, PTSD zu entwickeln - ein Ergebnis, das besonders deutlich war in Kleinkindern, deren Mütter die Katastrophe während des dritten Schwangerschaftstrimesters erlebten. Mit anderen Worten, die Mütter mit posttraumatischem Stresssyndrom hatten die Anfälligkeit für diesen Zustand an ihre Kinder in der Gebärmutter weitergegeben.
About a year after 9/11, researchers examined a group of women who were pregnant when they were exposed to the World Trade Center attack. In the babies of those women who developed post-traumatic stress syndrome, or PTSD, following their ordeal, researchers discovered a biological marker of susceptibility to PTSD -- an effect that was most pronounced in infants whose mothers experienced the catastrophe in their third trimester. In other words, the mothers with post-traumatic stress syndrome had passed on a vulnerability to the condition to their children while they were still in utero.
Jetzt bedenken Sie einmal: Das posttraumatische Stresssyndrom ist, wie es scheint, eine schlimme Fehlreaktion auf Stress, die ihren Opfern furchtbar viel unnötiges Leiden zufügt. Man kann PTSD aber auch mit anderen Augen sehen. Was für uns wie ein Krankheitsbild aussieht ist möglicherweise ein nützliches Anpassungsvermögen in manchen Situationen. In einer besonders gefährlichen Umgebung können die charakteristischen Merkmale von PTSD - eine überdeutliche Wahrnehmung der Umgebung, eine superschnelle Reaktion auf Gefahr - jemandem das Leben retten. Die Idee, dass die prenatale Übertragung des PTSD-Risikos anwendbar ist, ist noch Theorie, für mich aber eine sehr überwältigende. Es würde bedeuten, dass noch vor der Geburt Mütter ihre Kinder warnen vor einer wilden Welt da draußen und ihnen sagen: "Sei vorsichtig".
Now consider this: post-traumatic stress syndrome appears to be a reaction to stress gone very wrong, causing its victims tremendous unnecessary suffering. But there's another way of thinking about PTSD. What looks like pathology to us may actually be a useful adaptation in some circumstances. In a particularly dangerous environment, the characteristic manifestations of PTSD -- a hyper-awareness of one's surroundings, a quick-trigger response to danger -- could save someone's life. The notion that the prenatal transmission of PTSD risk is adaptive is still speculative, but I find it rather poignant. It would mean that, even before birth, mothers are warning their children that it's a wild world out there, telling them, "Be careful."
Lassen Sie mich deutlich machen: Die Forschungen über Fötale Ursprünge geben nicht den Frauen die Schuld für das, was während der Schwangerschaft passiert. Es geht darum festzustellen, wie man am besten die Gesundheit und das Wohlergehen der nächsten Generation fördert. In diesem wichtigen Bestreben muss man sich auch auf das konzentrieren was Föten lernen während ihrer neun Monate im Mutterleib. Lernen ist eine der wichtigsten Aufgaben im Leben und beginnt viel früher als wir jemals gedacht hätten.
Let me be clear. Fetal origins research is not about blaming women for what happens during pregnancy. It's about discovering how best to promote the health and well-being of the next generation. That important effort must include a focus on what fetuses learn during the nine months they spend in the womb. Learning is one of life's most essential activities, and it begins much earlier than we ever imagined.
Danke.
Thank you.
(Applaus)
(Applause)