Ich beschäftige mich mit Menschen in Not und bin immer wieder beeindruckt davon, wie einige Menschen mit großen Problemen genau daraus Kraft zu schöpfen scheinen. Ich kannte die Volksweisheit, dass das etwas mit Sinnfindung zu tun hat. Lange Zeit dachte ich, dass dieser Sinn dort draußen ist, eine höhere Wahrheit, die darauf wartet, gefunden zu werden.
As a student of adversity, I've been struck over the years by how some people with major challenges seem to draw strength from them. And I've heard the popular wisdom that that has to do with finding meaning. And for a long time, I thought the meaning was out there, some great truth waiting to be found.
Im Laufe der Zeit spürte ich aber, dass die Wahrheit irrelevant ist. Wir können es Sinnfindung nennen, aber besser wäre vielleicht Sinngestaltung.
But over time, I've come to feel that the truth is irrelevant. We call it "finding meaning," but we might better call it "forging meaning."
In meinem letzten Buch ging es um Familien und wie sie mit schwierigen und ungewöhnlichen Kindern umgehen. Eine der Mütter, mit denen ich sprach, hatte zwei Kinder mit verschiedenen, schweren Behinderungen und sagte: "Die Leute kommen uns immer mit solchen Sprichwörtern wie zum Beispiel 'Gott mutet uns nicht mehr zu, als wir tragen können', aber Kinder wie die unseren sind nicht unbedingt ein Geschenk. Sie sind ein Geschenk, weil wir das beschlossen haben."
My last book was about how families manage to deal with various kinds of challenging or unusual offspring. And one of the mothers I interviewed, who had two children with multiple severe disabilities, said to me, "People always give us these little sayings like, 'God doesn't give you any more than you can handle.' But children like ours are not preordained as a gift. They're a gift because that's what we have chosen."
Wir alle treffen solche Entscheidungen in unserem Leben. Als ich in der 2. Klasse war, feierte Bobby Finkel seinen Geburtstag und lud alle in der Klasse ein, außer mich. Meine Mutter ging von einem Fehler aus und rief Frau Finkel an. Die sagte ihr dann, dass Bobby mich nicht mag und nicht will, dass ich zu seiner Feier komme. An diesem Tag ging meine Mutter mit mir in den Zoo und ich bekam ein großes Eis. Als ich in der 7. Klasse war, gab mir eines der Kinder im Schulbus den Spitznamen "Percy" als Abkürzung für mein komisches Benehmen. Und manchmal skandierten er und seine Kumpels diese Provokation die ganze Busfahrt hindurch. 45 Minuten Hinfahrt, 45 Minuten Rückfahrt. "Percy! Percy! Percy! Percy!" Als ich in der 8. Klasse war, erzählte uns unser Biologielehrer, dass männliche Homosexuelle Stuhlinkontinenz entwickeln, weil der Schließmuskel ausleiert. Ich schloss die High School ab, ohne jemals in der Cafeteria gewesen zu sein. Hätte ich dort mit Mädels gesessen, wäre ich dafür ausgelacht worden. Hätte ich dort mit Jungs gesessen, wäre ich auch ausgelacht worden, weil ich ein Junge war, der bei den Mädchen sitzen sollte.
We make those choices all our lives. When I was in second grade, Bobby Finkel had a birthday party and invited everyone in our class but me. My mother assumed there had been some sort of error, and she called Mrs. Finkel, who said that Bobby didn't like me and didn't want me at his party. And that day, my mom took me to the zoo and out for a hot fudge sundae. When I was in seventh grade, one of the kids on my school bus nicknamed me "Percy," as a shorthand for my demeanor. And sometimes, he and his cohort would chant that provocation the entire school bus ride, 45 minutes up, 45 minutes back: "Percy! Percy! Percy! Percy!" When I was in eighth grade, our science teacher told us that all male homosexuals develop fecal incontinence because of the trauma to their anal sphincter. And I graduated high school without ever going to the cafeteria, where I would have sat with the girls and been laughed at for doing so, or sat with the boys, and been laughed at for being a boy who should be sitting with the girls.
Ich überlebte diese Kindheit durch eine Mischung aus Vermeiden und Aushalten. Was ich damals noch nicht wusste und jetzt weiß: Vermeiden und Aushalten können der Ausgangspunkt für Sinngestaltung sein. Wenn man Sinn gestaltet hat, muss man diesen Sinn in eine neue Identität einbinden. Man muss seine Traumata nehmen und sie zu einem Teil seiner selbst machen. Man muss die schlimmsten Ereignisse im Leben nehmen, sie in einen Triumph verwandeln und ein besseres Selbst schaffen, als Antwort auf die schmerzhaften Dinge.
I survived that childhood through a mix of avoidance and endurance. What I didn't know then and do know now, is that avoidance and endurance can be the entryway to forging meaning. After you've forged meaning, you need to incorporate that meaning into a new identity. You need to take the traumas and make them part of who you've come to be, and you need to fold the worst events of your life into a narrative of triumph, evincing a better self in response to things that hurt.
Eine andere Mutter, die ich befragte, als ich an meinem Buch arbeitete, war als Jugendliche vergewaltigt worden und wurde schwanger, was all ihre Karrierepläne zunichte machte und all ihren zwischenmenschlichen Beziehungen schadete. Als ich sie traf, war sie 50 Jahre alt, und ich fragte sie: "Denken Sie oft an den Mann, der Sie vergewaltigt hat?" Und sie sagte: "Ich war lange zornig auf ihn, aber jetzt bedauere ich ihn nur noch." Ich dachte, sie bedauert ihn, weil er so unterentwickelt war, dass er so etwas Furchtbares gemacht hat. Und ich sagte: "Bedauern?" Und sie sagte: "Ja, weil er eine wunderbare Tochter hat und zwei wunderbare Enkel und er weiß das nicht, ich aber schon. Es zeigt sich also, dass ich glücklicher bin."
One of the other mothers I interviewed when I was working on my book had been raped as an adolescent, and had a child following that rape, which had thrown away her career plans and damaged all of her emotional relationships. But when I met her, she was 50, and I said to her, "Do you often think about the man who raped you?" And she said, "I used to think about him with anger, but now only with pity." And I thought she meant pity because he was so unevolved as to have done this terrible thing. And I said, "Pity?" And she said, "Yes, because he has a beautiful daughter and two beautiful grandchildren, and he doesn't know that, and I do. So as it turns out, I'm the lucky one."
Mit manchen Herausforderungen werden wir schon geboren: Geschlecht, sexuelle Orientierung, Hautfarbe, Behinderungen. Andere Herausforderungen passieren uns: ein politischer Gefangener sein, vergewaltigt werden, Hurrikan Katrina überleben. Identität heißt sich einer Gemeinschaft anzuschließen, um Kraft aus dieser Gemeinschaft zu schöpfen und den anderen Mitgliedern Kraft zu geben. Man ersetzt "aber" durch "und" -- also nicht: "Ich bin hier, aber ich habe Krebs.", sondern: "Ich habe Krebs und bin hier."
Some of our struggles are things we're born to: our gender, our sexuality, our race, our disability. And some are things that happen to us: being a political prisoner, being a rape victim, being a Katrina survivor. Identity involves entering a community to draw strength from that community, and to give strength there, too. It involves substituting "and" for "but" -- not "I am here but I have cancer," but rather, "I have cancer and I am here."
Wenn wir uns für etwas schämen, können wir unsere Storys nicht erzählen und Geschichten sind das Fundament unserer Identität. Sinngestaltung, Identitätsdefinition, Sinn gestalten und Identität definieren. Das wurde mein Mantra. Beim Sinngestalten geht es darum, sich selbst zu verändern. Bei der Definition von Identität, geht es darum, die Welt zu verändern. All jene von uns mit stigmatisierten Identitäten stehen jeden Tag vor der Frage: Wie sehr müssen wir uns der Gesellschaft anpassen, indem wir uns selbst einschränken, und was braucht es, um die Grenze zu dem zu überschreiten, was ein lebenswertes Leben ist? Sinn gestalten und Identität definieren stellt das Geschehene nicht richtig. Es macht das Geschehene nur wertvoll.
When we're ashamed, we can't tell our stories, and stories are the foundation of identity. Forge meaning, build identity. Forge meaning and build identity. That became my mantra. Forging meaning is about changing yourself. Building identity is about changing the world. All of us with stigmatized identities face this question daily: How much to accommodate society by constraining ourselves, and how much to break the limits of what constitutes a valid life? Forging meaning and building identity does not make what was wrong right. It only makes what was wrong precious.
Im Januar dieses Jahres bin ich nach Myanmar gereist, um mit politischen Gefangenen zu sprechen. Es wunderte mich, dass sie weniger verbittert waren als ich angenommen hatte. Die meisten von ihnen haben bewusst die Delikte begangen, die sie ins Gefängnis brachten, und sie gingen erhobenen Hauptes ins Gefängnis. Und sie sind auch erhobenen Hauptes wieder rausgekommen, viele Jahre später. Dr. Ma Thida, eine der führenden Menschenrechtsaktivistinnen ist im Gefängnis fast gestorben und hat viele Jahre in Einzelhaft verbracht. Sie erzählte mir, dass sie dankbar sei für die Zeit zum Nachdenken, für die dabei erlangte Weisheit, und für die Gelegenheit, ihre Meditiationsfähigkeiten zu verbessern. Sie war auf der Suche nach Sinn und fand ihre wesentliche Identität. Die Leute, die ich traf, waren zwar weniger verbittert als ich dachte, darüber im Gefängnis zu sein, aber sie waren auch weniger begeistert als erwartet, vom Reformprozess, der in ihrem Land abläuft. Ma Thida sagte: "Wir Burmesen sind bekannt für unsere Würde, auch unter großem Druck. Wir hegen aber auch Groll unter diesem ganzen Glanz. Allein die Tatsache, dass es Wandel und Änderungen gab, heißt nicht, dass die ständigen Probleme in unserer Gesellschaft ausgelöscht sind. Wir haben gelernt, diese Probleme zu sehen, während wir im Gefängnis waren."
In January of this year, I went to Myanmar to interview political prisoners, and I was surprised to find them less bitter than I'd anticipated. Most of them had knowingly committed the offenses that landed them in prison, and they had walked in with their heads held high, and they walked out with their heads still held high, many years later. Dr. Ma Thida, a leading human rights activist who had nearly died in prison and had spent many years in solitary confinement, told me she was grateful to her jailers for the time she had had to think, for the wisdom she had gained, for the chance to hone her meditation skills. She had sought meaning and made her travail into a crucial identity. But if the people I met were less bitter than I'd anticipated about being in prison, they were also less thrilled than I'd expected about the reform process going on in their country. Ma Thida said, "We Burmese are noted for our tremendous grace under pressure, but we also have grievance under glamour." She said, "And the fact that there have been these shifts and changes doesn't erase the continuing problems in our society that we learned to see so well while we were in prison."
Und ich verstand sie so, dass Zugeständnisse nur ein bisschen Menschlichkeit da verleihen, wo es Zeit für die ganze Menschlichkeit wäre. Dass Brotkrumen nicht dasselbe sind, wie ein Platz am Tisch. Dass heißt, man kann seinen Sinn gestalten und seine Identität definieren und trotzdem wütend sein.
I understood her to be saying that concessions confer only a little humanity where full humanity is due; that crumbs are not the same as a place at the table. Which is to say, you can forge meaning and build identity and still be mad as hell.
Ich wurde nie vergewaltigt und war auch nie nur annähernd in etwas wie einem burmesischen Gefängnis. Aber als schwuler Amerikaner habe ich Vorverurteilung und Hass erfahren und meinen Sinn gestaltet und meine Identität definiert. Das habe ich von Leuten gelernt, die weitaus schlimmere Entbehrungen ertragen mussten als ich es jemals musste. In meiner Jugend strengte ich mich sehr an, heterosexuell zu sein. Ich schrieb mich in einen Kurs namens "Therapeutische Sexualbegleitung" ein. Leute, die ich "Ärzte" nennen sollte, verschrieben etwas, das ich "Übungen" nennen sollte, mit Frauen, die ich "Sexualbegleiter" nennen sollte. Sie waren keine richtigen Prostituierte, aber sie waren auch nicht wirklich etwas anderes. (Gelächter) Meine Lieblingsfrau war eine blonde Frau aus den Südstaaten, die mir schließlich gestand, dass sie eigentlich nekrophil war. Sie nahm den Job nur an, nachdem sie in der Leichenhalle Schwierigkeiten bekommen hatte. (Gelächter)
I've never been raped, and I've never been in anything remotely approaching a Burmese prison. But as a gay American, I've experienced prejudice and even hatred, and I've forged meaning and I've built identity, which is a move I learned from people who had experienced far worse privation than I've ever known. In my own adolescence, I went to extreme lengths to try to be straight. I enrolled myself in something called "sexual surrogacy therapy," in which people I was encouraged to call doctors prescribed what I was encouraged to call exercises with women I was encouraged to call surrogates, who were not exactly prostitutes but who were also not exactly anything else. (Laughter) My particular favorite was a blonde woman from the Deep South who eventually admitted to me that she was really a necrophiliac, and had taken this job after she got in trouble down at the morgue. (Laughter)
Solche Erfahrungen erlaubten es mir, glückliche körperliche Beziehungen mit Frauen zu führen. Dafür bin ich dankbar, aber ich stand im Krieg mit mir selbst und ich habe tiefe Wunden in meine Psyche geschlagen.
These experiences eventually allowed me to have some happy physical relationships with women, for which I'm grateful. But I was at war with myself, and I dug terrible wounds into my own psyche.
Wir suchen die schmerzlichen Erlebnisse nicht, die Wunden in unsere Identitäten schlagen, aber wir suchen unsere Identitäten im Nachgang dieser schmerzlichen Ereignisse. Wir ertragen sinnloses Leiden nicht, aber wir können große Entbehrungen aushalten, wenn wir glauben, dass sie Sinn ergeben. Mühelosigkeit beeindruckt uns weniger als Kampf. Auch ohne unsere Freuden wären wir wir, nicht aber ohne unsere Missgeschicke, die uns bei der Sinnsuche antreiben. "Darum freue ich mich über meine Schwächen", schrieb Paulus im 2. Brief an die Korinther: "Denn gerade wenn ich schwach bin, bin ich stark."
We don't seek the painful experiences that hew our identities, but we seek our identities in the wake of painful experiences. We cannot bear a pointless torment, but we can endure great pain if we believe that it's purposeful. Ease makes less of an impression on us than struggle. We could have been ourselves without our delights, but not without the misfortunes that drive our search for meaning. "Therefore, I take pleasure in infirmities," St. Paul wrote in Second Corinthians, "for when I am weak, then I am strong."
1988 reiste ich nach Moskau, um Künstler aus dem sowjetischen Untergrund zu interviewen und erwartete von ihrer Arbeit, dass sie regimekritisch und politisch sei. Aber das Radikale an ihrer Arbeit bestand eigentlich in der Wiedereinführung von Humanität in die Gesellschaft, die dabei war, die Menschlichkeit auszurotten. So wie es die russische Gesellschaft irgendwie auch heute wieder tut. Einer der Künstler, die ich traf, sagte: "Wir schulten uns darin, nicht Künstler, sondern Engel zu sein."
In 1988, I went to Moscow to interview artists of the Soviet underground. I expected their work to be dissident and political. But the radicalism in their work actually lay in reinserting humanity into a society that was annihilating humanity itself, as, in some senses, Russian society is now doing again. One of the artists I met said to me, "We were in training to be not artists but angels."
1991 traf ich nochmals die Künstler, über die ich geschrieben hatte, und ich war während des Putschs bei ihnen, der die Sowjetunion beendete. Die Künstler waren die Hauptorganisatoren des Widerstands in dem Putsch. Und am dritten Tag des Putschs schlug einer vor, zum Smolenskaja-Platz zu gehen. Und wir gingen hin und wir stellten uns vor eine der Barrikaden und ein Weilchen später kamen einige Panzer und der Soldat im vordersten Panzer sagte: "Wir haben unbedingte Anweisungen, diese Barrikade zu zerstören. Wenn ihr den Weg räumt, müssen wir euch nicht weh tun. Bleibt ihr, haben wir keine andere Wahl, als euch zu überfahren." Die Künstler, die ich begleitete, sagten: "Einen Moment. Nur eine Minute. Wir wollen euch erzählen, warum wir hier sind." Der Soldat verschränkte die Arme und der Künstler hob zu einer Lobrede auf die Demokratie an. Eine Rede, die Leute wie wir, die in einer Demokratie leben, nur schwer halten könnten. Sie sprachen weiter und weiter und der Soldat schaute zu. Dann saß er eine ganze Minute da, nachdem die Rede beendet war und schaute aus wie ein begossener Pudel und sagte: "Du hast Recht und wir müssen uns dem Willen des Volkes beugen. Wenn ihr uns genug Platz zum Umdrehen gebt, gehen wir dahin zurück, wo wir herkamen." Und das taten sie. Manchmal stellt Sinngestaltung die Worte zur Verfügung, die man braucht, um für wahre Freiheit zu kämpfen.
In 1991, I went back to see the artists I'd been writing about, and I was with them during the putsch that ended the Soviet Union. And they were among the chief organizers of the resistance to that putsch. And on the third day of the putsch, one of them suggested we walk up to Smolenskaya. And we went there, and we arranged ourselves in front of one of the barricades, and a little while later, a column of tanks rolled up. And the soldier on the front tank said, "We have unconditional orders to destroy this barricade. If you get out of the way, we don't need to hurt you. But if you won't move, we'll have no choice but to run you down." The artist I was with said, "Give us just a minute. Give us just a minute to tell you why we're here." And the soldier folded his arms, and the artist launched into a Jeffersonian panegyric to democracy such as those of us who live in a Jeffersonian democracy would be hard-pressed to present. And they went on and on, and the soldier watched. And then he sat there for a full minute after they were finished and looked at us, so bedraggled in the rain, and said, "What you have said is true, and we must bow to the will of the people. If you'll clear enough space for us to turn around, we'll go back the way we came." And that's what they did. Sometimes, forging meaning can give you the vocabulary you need to fight for your ultimate freedom.
Russland erweckte in mir die bittersüße Erkenntnis, dass Unterdrückung die Kraft zum Widerstand erzeugt und ich sah das langsam als Eckpfeiler von Identität. Es brauchte Identität, um mich aus der Traurigkeit zu retten. Die Schwulenbewegung postuliert eine Welt, in der meine Abnormalität ein Sieg ist. Identitätspolitik bewirkt immer zweierlei: Menschen stolz zu machen, die ein angeborenes oder charakteristisches Leiden haben, und sie bringt die anderen dazu, mit den Leuten netter umzugehen. Das sind zwei unterschiedliche Bereiche, aber der Fortschritt in einem hallt im anderen nach. Identitätspolitik kann narzistisch sein. Die Leute feiern einen Unterschied nur um seiner selbst willen. Sie reduzieren die Welt und funktionieren in separaten Gruppen, ohne Empathie für einander. Aber richtig verstanden und richtig angewandt sollte Identitätspolitik unsere Vorstellung davon, was menschlich ist, erweitern. Identität selbst sollte kein selbstgefälliges Etikett sein oder eine Goldmedaille, sondern eine Revolution.
Russia awakened me to the lemonade notion that oppression breeds the power to oppose it. And I gradually understood that as the cornerstone of identity. It took identity to rescue me from sadness. The gay rights movement posits a world in which my aberrances are a victory. Identity politics always works on two fronts: to give pride to people who have a given condition or characteristic, and to cause the outside world to treat such people more gently and more kindly. Those are two totally separate enterprises, but progress in each sphere reverberates in the other. Identity politics can be narcissistic. People extol a difference only because it's theirs. People narrow the world and function in discrete groups without empathy for one another. But properly understood and wisely practiced, identity politics should expand our idea of what it is to be human. Identity itself should be not a smug label or a gold medal, but a revolution.
Ich hätte ein leichteres Leben, wenn ich heterosexuell wäre, aber das wäre nicht ich. Und ich mag es mehr, ich selbst zu sein als jemand anderer. Jemand, der ich, ehrlich gesagt, weder sein kann noch mir vorstellen kann. Wenn man aber die Drachen abschafft, schafft man auch die Helden ab, und wir sehnen uns nach dem heroischen Kampf im Leben. Ich fragte mich manchmal, ob ich hätte aufhören können, diesen Teil in mir zu hassen, auch ohne die quietschbunte Party der Schwulenbewegung, von der auch diese Rede ein Teil ist. Ich dachte, ich würde mich selbst als reif erkennen, wenn ich einfach schwul sein könnte, ohne Betonung. Aber der Selbstekel dieser Zeit hinterließ eine Leere und ich brauchte das Feiern, um sie zu füllen und zu überschwemmen. Auch wenn ich meine private Schuld an Melancholie abzahle, gibt es immer noch eine homophobe Außenwelt, bei der es noch Jahrzehnte braucht, um sie zu erreichen. Eines Tages ist Schwul-Sein nur eine schlichte Tatsche, frei von Partyhütchen und Schuldzuweisungen. Aber noch nicht jetzt. Ein Freund meinte, dass Schwulenparaden sich in sich selbst verlieren, und er schlug eine "Schwul und Demütig"-Woche vor. (Gelächter) (Applaus) Das ist eine großartige Idee, aber die Zeit ist noch nicht reif dafür.
I would have had an easier life if I were straight, but I would not be me. And I now like being myself better than the idea of being someone else, someone who, to be honest, I have neither the option of being nor the ability fully to imagine. But if you banish the dragons, you banish the heroes, and we become attached to the heroic strain in our own lives. I've sometimes wondered whether I could have ceased to hate that part of myself without gay pride's technicolor fiesta, of which this speech is one manifestation. (Laughter) I used to think I would know myself to be mature when I could simply be gay without emphasis. But the self-loathing of that period left a void, and celebration needs to fill and overflow it, and even if I repay my private debt of melancholy, there's still an outer world of homophobia that it will take decades to address. Someday, being gay will be a simple fact, free of party hats and blame. But not yet. A friend of mine who thought gay pride was getting very carried away with itself, once suggested that we organize Gay Humility Week. (Laughter) (Applause) It's a great idea. (Laughter)
(Gelächter) Und Neutralität, die irgendwie zwischen Verzweiflung und Feiern liegt, ist das Finale.
But its time has not yet come. (Laughter) And neutrality, which seems to lie halfway between despair and celebration, is actually the endgame.
In 29 US-Bundesstaaten könnte ich laut Gesetz gefeuert werden oder keine Wohnung bekommen, weil ich schwul bin. In Russland führt das Anti-Propaganda-Gesetz dazu, dass Menschen auf offener Straße zusammengeschlagen werden. 27 afrikanische Staaten haben Gesetze gegen Analverkehr erlassen und in Nigeria dürfen Homosexuelle gesteinigt werden und Lynchmorde sind üblich geworden. Erst kürzlich wurden zwei Männer in Saudi-Arabien beim Sex erwischt und zu jeweils 7000 Peitschenhieben verurteilt. Sie sind seither dauerhaft behindert. Wer kann also Sinn gestalten und Identität definieren? Bei Schwulenrechten geht es nicht nur um Ehe, und für die Millionen, die an intoleranten Orten leben, ohne Möglichkeiten, bleibt Würde kaum erreichbar. Ich schätze mich glücklich, meinen Sinn gestaltet und meine Identität definiert zu haben, aber das ist immer noch ein seltenes Privileg. Homosexuelle verdienen als Gemeinschaft mehr als nur die Krümel der Gerechtigkeit.
In 29 states in the US, I could legally be fired or denied housing for being gay. In Russia, the anti-propaganda law has led to people being beaten in the streets. Twenty-seven African countries have passed laws against sodomy. And in Nigeria, gay people can legally be stoned to death, and lynchings have become common. In Saudi Arabia recently, two men who had been caught in carnal acts were sentenced to 7,000 lashes each, and are now permanently disabled as a result. So who can forge meaning and build identity? Gay rights are not primarily marriage rights, and for the millions who live in unaccepting places with no resources, dignity remains elusive. I am lucky to have forged meaning and built identity, but that's still a rare privilege. And gay people deserve more, collectively, than the crumbs of justice.
Und doch ist jeder Fortschritt wunderbar. 2007, 6 Jahre nach unserem ersten Treffen, entschieden mein Partner und ich zu heiraten. John kennenzulernen, war die Entdeckung großen Glücks und das Vergessen großen Unglücks. Manchmal war ich so damit beschäftigt, all diesen Schmerz zu vergessen, dass ich auch die Freude vergaß. Das war anfangs der weniger schöne Teil für mich. Die Hochzeit war eine Art, unsere Liebe zu etwas Offenerem als Geheimen zu machen.
And yet, every step forward is so sweet. In 2007, six years after we met, my partner and I decided to get married. Meeting John had been the discovery of great happiness and also the elimination of great unhappiness. And sometimes, I was so occupied with the disappearance of all that pain, that I forgot about the joy, which was at first the less remarkable part of it to me. Marrying was a way to declare our love as more a presence than an absence.
Die Ehe brachte uns auch bald zu Kindern und das bedeutete neuen Sinn und neue Identitäten, unsere und ihre. Ich will, dass meine Kinder glücklich sind und ich liebe sie am meisten, wenn sie traurig sind. Als schwuler Vater kann ich ihnen beibringen, die schlimmen Dinge im Leben anzunehmen. Aber wenn ich sie erfolgreich von Notlagen fernhalte, habe ich als Vater etwas falsch gemacht. Ein buddhistischer Gelehrter, den ich kannte, erklärte mir, dass man im Westen fälschlicherweise glaubt, das Nirvana sei das, was nach all dem Kummer kommt und dass man dann nur noch Glückseligkeit vor sich hat. Er sagte, das sei nicht das Nirvana, weil die Wonne der Gegenwart immer von den vergangenen Freuden in den Schatten gestellt wird. Ins Nirvana kommt man, sagte er, wenn man nur noch Glück vor sich hat und in vermeintlicher Trauer die Wurzeln der Freude sieht. Ich frage mich manchmal, ob ich diese Erfüllung gefunden hätte in der Ehe und meinen Kindern, wenn sie ohne Weiteres passiert wären. Wenn ich in meiner Jugend hetero gewesen oder jetzt jung wäre, wäre es in beiden Fällen wohl leichter. Vielleicht wäre ich es gewesen. Vielleicht hätten all meine komplexen Fantasien auf andere Bereiche angewendet werden können. Wenn aber die Sinnsuche wichtiger ist als das Finden, dann ist die Frage nicht, ob ich glücklicher wäre, weil ich gehänselt wurde, sondern ob der Sinn, den ich diesen Erfahrungen zuweise, mich zu einem besseren Vater macht. Ich neige dazu, Verzückung in den einfachen Dingen zu finden, weil ich nicht erwartet habe, dass diese Dinge einfach für mich sind.
Marriage soon led us to children, and that meant new meanings and new identities -- ours and theirs. I want my children to be happy, and I love them most achingly when they are sad. As a gay father, I can teach them to own what is wrong in their lives, but I believe that if I succeed in sheltering them from adversity, I will have failed as a parent. A Buddhist scholar I know once explained to me that Westerners mistakenly think that nirvana is what arrives when all your woe is behind you, and you have only bliss to look forward to. But he said that would not be nirvana, because your bliss in the present would always be shadowed by the joy from the past. Nirvana, he said, is what you arrive at when you have only bliss to look forward to and find in what looked like sorrows the seedlings of your joy. And I sometimes wonder whether I could have found such fulfillment in marriage and children if they'd come more readily, if I'd been straight in my youth or were young now, in either of which cases this might be easier. Perhaps I could. Perhaps all the complex imagining I've done could have been applied to other topics. But if seeking meaning matters more than finding meaning, the question is not whether I'd be happier for having been bullied, but whether assigning meaning to those experiences has made me a better father. I tend to find the ecstasy hidden in ordinary joys, because I did not expect those joys to be ordinary to me.
Ich kennen viele Heterosexuelle, die genauso glückliche Ehen und Familien haben. Aber die homosexuelle Ehe ist so atemberaubend frisch und homosexuelle Familien sind so aufregend neu. Ich habe einen Sinn in dieser Überraschung gefunden.
I know many heterosexuals who have equally happy marriages and families, but gay marriage is so breathtakingly fresh, and gay families so exhilaratingly new, and I found meaning in that surprise.
Im Oktober wurde ich 50 und meine Familie organisierte eine Feier für mich. Und mittendrin sagte mein Sohn zu meinem Mann, dass er eine Rede halten wolle. Und John sagte: "George, du kannst keine Rede halten. Du bist vier." (Gelächter) "Nur Opa und Onkel David und ich werden heute Abend Reden halten." Aber George bestand wieder und wieder darauf, und schließlich gab John ihm das Mikrofon und George sagte sehr laut: "Meine Damen und Herren, ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit." Und alle drehten sich um, ganz verdattert. Und George sagte: "Ich freue mich, dass mein Papa Geburtstag hat. Ich freue mich, dass wir alle Kuchen essen. Und Papa, wenn du noch klein wärst, wäre ich dein Freund."
In October, it was my 50th birthday, and my family organized a party for me. And in the middle of it, my son said to my husband that he wanted to make a speech. And John said, "George, you can't make a speech. You're four." (Laughter) "Only Grandpa and Uncle David and I are going to make speeches tonight." But George insisted and insisted, and finally, John took him up to the microphone, and George said very loudly, "Ladies and gentlemen! May I have your attention, please?" And everyone turned around, startled. And George said, "I'm glad it's daddy's birthday. I'm glad we all get cake. And Daddy, if you were little, I'd be your friend."
(Gasp)
Und ich dachte -- danke. Ich dachte, ich stehe auch in der Schuld von Bobby Finkel, weil all diese früheren Erfahrungen mich zu genau diesem Augenblick getragen hatten. Und schlussendlich war ich unendlich dankbar für ein Leben, das ich früher unbedingt ändern wollte.
And I thought -- (Applause) Thank you. I thought that I was indebted even to Bobby Finkel, because all those earlier experiences were what had propelled me to this moment, and I was finally unconditionally grateful for a life I'd once have done anything to change.
Schwulenrechtler Harvey Milk wurde einmal von einem jüngeren Schwulen gefragt, wie er der Bewegung helfen könne. Und Harvey Milk sagte: "Geh da raus und erzähl es jemandem." Es gibt immer jemanden, der uns unsere Menschlichkeit nehmen will und es gibt immer Geschichten, die sie wiederherstellen. Wenn wir unser Leben laut leben, können wir den Hass besiegen und jedermann's Leben offener und freier machen.
The gay activist Harvey Milk was once asked by a younger gay man what he could do to help the movement, and Harvey Milk said, "Go out and tell someone." There's always somebody who wants to confiscate our humanity. And there are always stories that restore it. If we live out loud, we can trounce the hatred, and expand everyone's lives.
Einen Sinn gestalten. Eine Identität definieren. Sinn gestalten. Identität defnieren. Und dann laden wir die Welt ein, mit uns unsere Freude zu teilen.
Forge meaning. Build identity. Forge meaning. Build identity. And then invite the world to share your joy.
Danke.
Thank you.
(Applaus)
(Applause)
Danke. (Applaus)
Thank you.
Danke. (Applaus)
(Applause) Thank you.
Danke. (Applaus)
(Applause) Thank you.