Ich möchte Ihnen allen sagen, dass Sie alle tatsächlich Cyborgs sind, aber nicht die Art von Cyborg, an die Sie jetzt denken. Sie sind weder RoboCop noch Terminator, aber Sie sind Cyborgs jedesmal dann, wenn Sie auf einen Computerbildschirm starren, oder ein Handy verwenden. Was ist also eine gute Definition für einen Cyborg? Nun, die traditionalle Definition besagt, dass das ein Organismus ist, "zu dem externe Komponenten hinzugefügt wurden, mit der Absicht, sich an neue Umgebungsverhältnisse anzupassen". Das stammt aus einem Artikel aus dem Jahr 1960 zum Thema Reisen im All. Denn wenn Sie darüber nachdenken, dann ist es ziemlich ungemütlich im All; die Menschen sind nicht dafür gemacht, dort zu sein. Aber Menschen sind neugierig und sie mögen es, ihren Körper mit Dingen auszustatten, so dass sie heute die Alpen erklimmen können und dann morgen zum Fisch im Meer werden können.
I would like to tell you all that you are all actually cyborgs, but not the cyborgs that you think. You're not RoboCop, and you're not Terminator, but you're cyborgs every time you look at a computer screen or use one of your cell phone devices. So what's a good definition for cyborg? Well, traditional definition is "an organism to which exogenous components have been added for the purpose of adapting to new environments." That came from a 1960 paper on space travel, because, if you think about it, space is pretty awkward. People aren't supposed to be there. But humans are curious, and they like to add things to their bodies so they can go to the Alps one day and then become a fish in the sea the next.
Sehen wir uns also einmal das Konzept der traditionellen Anthropologie an. Jemand reist in ein fernes Land, sagt dann: "Wie faszinierend diese Menschen sind, wie interessant ihr Werkzeug ist, wie aufgeschlossen ihre Kultur ist." Und dann schreibt man einen Artikel darüber und vielleicht wird dieser dann von ein paar anderen Anthropologen gelesen und wir denken, dass das alles ziemlich exotisch ist. Nun, was gerade passiert, ist dass wir auf einmal eine ganz neue Spezies gefunden haben. Ich, als eine Cyborg-Anthropologin, habe auf einmal festgestellt: "Oh, wow. Jetzt auf einmal sind wir eine ganz neue Form des Homo Sapiens. Und man sehe sich diese faszinierende Kultur an. Und all diese merkwürdigen Rituale, die jeder rund um diese Technologien ausführt. Sie klicken auf Dingen herum und starren auf Bildschirme."
So let's look at the concept of traditional anthropology. Somebody goes to another country, says, "How fascinating these people are, how interesting their tools are, how curious their culture is." And then they write a paper, and maybe a few other anthropologists read it, and we think it's very exotic. Well, what's happening is that we've suddenly found a new species. I, as a cyborg anthropologist, have suddenly said, "Oh, wow. Now suddenly we're a new form of Homo sapiens, and look at these fascinating cultures, and look at these curious rituals that everybody's doing around this technology. They're clicking on things and staring at screens."
Nun gibt es natürlich einen Grund dafür, warum ich das erforsche, im Gegensatz zur traditionellen Anthropologie. Und der Grund ist, dass die Nutzung von Werkzeugen schon zu Beginn und seit Tausenden von Jahren, in allem eine physische Modifikation des eigenen Selbst war. Es hat uns dabei geholfen, unser physisches Selbst zu erweitern, schneller zu laufen, stärker zuzuschlagen und es gab dabei eine Grenze. Aber das, was wir momentan betrachten, ist keine Erweiterung des physischen Selbst, sondern eine Erweiterung des mentalen Selbst. Und das ist der Grund, weshalb wir schneller reisen können, anders kommunizieren. Und der andere Prozess, der vor sich geht, ist dass wir alle kleine Mary Poppins-Technologien mit uns herumtragen. Wir können dort alles hineinpacken, was wir wollen, und sie werden nicht schwerer und dann können wir was auch immer wieder herausnehmen. Wie sieht das Innere Ihres Computers denn tatsächlich aus? Nun, wenn Sie alles ausdrucken, dann sieht es aus wie tausend Kilo an Material, das Sie die ganze Zeit mit sich herumtragen. Und wenn Sie dann diese Informationen tatsächlich einmal verlieren sollten, dann heißt das, dass Sie plötzlich diesen Verlust in Ihrem Bewusstsein verspüren, dass Sie auf einmal das Gefühl haben, dass etwas fehlt, bloß dass sie es nicht wirklich greifen können, also empfinden Sie es als ein sehr seltsames Gefühl.
Now there's a reason why I study this, versus traditional anthropology. And the reason is that tool use, in the beginning -- for thousands and thousands of years, everything has been a physical modification of self. It has helped us to extend our physical selves, go faster, hit things harder, and there's been a limit on that. But now what we're looking at is not an extension of the physical self, but an extension of the mental self, and because of that, we're able to travel faster, communicate differently. And the other thing that happens is that we're all carrying around little Mary Poppins technology. We can put anything we want into it, and it doesn't get heavier, and then we can take anything out. What does the inside of your computer actually look like? Well, if you print it out, it looks like a thousand pounds of material that you're carrying around all the time. And if you actually lose that information, it means that you suddenly have this loss in your mind, that you suddenly feel like something's missing, except you aren't able to see it, so it feels like a very strange emotion.
Die andere Sache, die mit Ihnen passiert, ist dass Sie ein zweites Ich haben. Ob Sie es mögen oder nicht, Sie beginnen damit, online aufzutreten und die Leute interagieren mit Ihrem zweiten Selbst, wenn Sie nicht dabei sind. Also müssen Sie vorsichtig damit sein, Ihre Front zugänglich zu machen, das ist im Grunde genommen Ihre Facebook-Pinnwand, so dass die Leute nicht mitten in der Nacht eine Nachricht dort hinterlassen -- weil das im Großen und Ganzen so ähnlich ist. Und plötzlich müssen wir damit beginnen, unser zweites Selbst instand zu halten. Sie müssen sich im digitalen Leben präsentieren, so ähnlich wie Sie es im analogen Leben machen würden. Auf die selbe Art und Weise also, wie Sie aufwachen, duschen und sich anziehen, müssen Sie lernen, das auch für Ihr digitales Selbst zu tun. Und das Problem dabei ist, dass eine Menge Leute jetzt, vor allem Jugendliche, zwei Phasen des Heranwachsens durchmachen müssen. Sie müssen die primäre Phase durchmachen, das ist schon seltsam genug und dann müssen sie das Heranwachsen ihres digitalen Selbst durchmachen. Und das ist noch viel seltsamer, weil es eine wirkliche Geschichte dessen gibt, was sie online durchgemacht haben. Und jeder, der neu ist und sich mit dieser Technologie vertraut macht, ist online momentan ein Heranwachsender. Also ist es ziemlich seltsam und es ist ziemlich schwer für sie, diese Dinge zu meistern.
The other thing that happens is that you have a second self. Whether you like it or not, you're starting to show up online, and people are interacting with your second self when you're not there. And so you have to be careful about leaving your front lawn open, which is basically your Facebook wall, so that people don't write on it in the middle of the night -- because it's very much the equivalent. And suddenly we have to start to maintain our second self. You have to present yourself in digital life in a similar way that you would in your analog life. So, in the same way that you wake up, take a shower and get dressed, you have to learn to do that for your digital self. And the problem is that a lot of people now, especially adolescents, have to go through two adolescences. They have to go through their primary one, that's already awkward, and then they go through their second self's adolescence, and that's even more awkward because there's an actual history of what they've gone through online. And anybody coming in new to technology is an adolescent online right now, and so it's very awkward, and it's very difficult for them to do those things.
Als ich klein war, hat sich mein Vater mit mir abends hingesetzt und gesagt: "Ich werde dir etwas über Raum und Zeit in der Zukunft beibringen." Und ich sagte: "Toll." Und eines Tages sagte er: "Was ist die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten?" Und ich sagte: "Nun, das ist eine gerade Linie. Das hast du mir gestern erzählt." Ich dachte, dass ich ziemlich clever war. Er sagt: "Nein, nein, nein. Es gibt eine noch bessere Möglichkeit." Er nahm ein Stück Papier, zeichnete A und B auf die eine und die andere Seite und faltete sie zusammen, so dass sich A und B berührten. Und er sagte: "Das ist die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten." Und ich sagte: "Papa, Papa, Papa, wie hast du das gemacht?" Er sagte: "Nun, man verbiegt einfach Raum und Zeit, das braucht ganz schön viel Energie und so macht man das einfach." Und ich sagte: "Ich will das machen." Und er sagte: "Nun, einverstanden." Und wenn ich in den folgenden 10 oder 20 Jahren schlafen gegangen bin, dann dachte ich des Nachts darüber nach: "Ich möchte die erste Person sein, die ein Wurmloch erschafft, um die Dinge schneller zu beschleunigen. Und ich möchte eine Zeitmaschine bauen." Ich sandte immer Nachrichten an mein zukünftiges Selbst, indem ich Kassettenrekorder benutzte.
So when I was little, my dad would sit me down at night and he would say, "I'm going to teach you about time and space in the future." And I said, "Great." And he said one day, "What's the shortest distance between two points?" And I said, "Well, that's a straight line. You told me that yesterday." I thought I was very clever. He said, "No, no, no. Here's a better way." He took a piece of paper, drew A and B on one side and the other and folded them together so where A and B touched. And he said, "That is the shortest distance between two points." And I said, "Dad, dad, dad, how do you do that?" He said, "Well, you just bend time and space, it takes an awful lot of energy, and that's just how you do it." And I said, "I want to do that." And he said, "Well, okay." And so, when I went to sleep for the next 10 or 20 years, I was thinking at night, "I want to be the first person to create a wormhole, to make things accelerate faster. And I want to make a time machine." I was always sending messages to my future self using tape recorders.
Aber was ich dann erkannte, als ich aufs College ging, war dass eine Technologie nicht einfach deshalb angenommen wird, weil sie funktioniert; sie wird deshalb angenommen, weil die Menschen sie verwenden und sie ist für Menschen gemacht. Also habe ich damit begonnen, Anthropologie zu studieren. Und als ich meine Doktorarbeit über Handys schrieb, da erkannte ich, dass jeder in seiner Hosentasche so ein Wurmloch mit sich herumtrug. Sie haben sich nicht physisch fortbewegt, sie haben sich mental fortbewegt. Sie klickten auf einen Knopf und sie waren sofort verbunden, so wie A und B. Und ich dachte: "Oh, wow. Ich habe es gefunden. Das ist toll."
But then what I realized when I went to college is that technology doesn't just get adopted because it works. It gets adopted because people use it and it's made for humans. So I started studying anthropology. And when I was writing my thesis on cell phones, I realized that everyone was carrying around wormholes in their pockets. They weren't physically transporting themselves; they were mentally transporting themselves. They would click on a button, and they would be connected as A to B immediately. And I thought, "Oh, wow. I found it. This is great."
Also haben sich Zeit und Raum mit der Zeit deswegen verdichtet. Sie können am einen Ende der Welt stehen, etwas flüstern und am anderen Ende gehört werden. Eine der Ideen, die damit einhergeht, ist dass die Zeit für jedes einzelne Objekt, das Sie verwenden, anders vergeht. Jedes einzelne Browser-Fenster steht für eine andere Zeit. Und deshalb beginnen Sie damit, herumzustochern, auf der Suche nach Ihren externen Erinnerungen -- wo haben Sie die gelassen? Jetzt sind wir also alle diese Paläontologen, die nach den Dingen graben, die wir verloren haben, auf unseren externen Gehirnen, die wir in unseren Hosentaschen umhertragen. Und das befördert eine gewisse Art von Panik-Konstruktion. Oh nein, wo ist nur dieses Ding? Wir spielen alle "I Love Lucy" auf einem großen Fließband, bestehend aus Informationen und wir können nicht mithalten.
So over time, time and space have compressed because of this. You can stand on one side of the world, whisper something and be heard on the other. One of the other ideas that comes around is that you have a different type of time on every single device that you use. Every single browser tab gives you a different type of time. And because of that, you start to dig around for your external memories -- where did you leave them? So now we're all these paleontologists that are digging for things that we've lost on our external brains that we're carrying around in our pockets. And that incites a sort of panic architecture -- "Oh no, where's this thing?" We're all "I Love Lucy" on a great assembly line of information, and we can't keep up.
Was also passiert, ist dass wenn wir all das in die soziale Sphäre mitbringen, wir uns am Ende die ganze Zeit mit unserem Handy beschäftigen. Da gibt es also diese Sache namens öffentlicher Intimität. Das heißt nicht, dass wir immer mit allen verbunden sind, sondern dass wir uns jederzeit mit jeder beliebigen Person in Verbindung setzen können. Und wenn man sich jeden anzeigen könnte, den man auf dem Handy hat, dann wäre der Raum ziemlich voll. Das sind die Menschen, zu denen Sie in diesem Moment Zugriff haben, im Allgemeinen -- all diese Menschen, all Ihre Freunde und Familienmitglieder, mit denen Sie in Kontakt treten können.
And so what happens is, when we bring all that into the social space, we end up checking our phones all the time. So we have this thing called ambient intimacy. It's not that we're always connected to everybody, but at anytime we can connect to anyone we want. And if you were able to print out everybody in your cell phone, the room would be very crowded. These are the people that you have access to right now, in general -- all of these people, all of your friends and family that you can connect to.
Und es gibt einige psychologische Effekte, die mit damit einhergehen. Einer, um den ich mir wirklich Sorgen mache, ist dass die Menschen sich nicht mehr die Zeit nehmen, um nachzudenken und dass sie nicht langsamer werden und innehalten, während sie die ganze Zeit mit all diesen Menschen in einem Raum sind, die um ihre Aufmerksamkeit kämpfen auf den gleichen Sphären der Simultaneität, Paläontologie und Panik-Konstruktion. Sie sitzen nicht einfach nur dort. Und tatsächlich, wenn es keinen Einfluss von außen gibt, dann ist das die Zeit, in der es eine wirkliche Erschaffung des Selbst gibt, wenn man längerfristig planen kann, wenn man versuchen kann herauszufinden, wer man wirklich ist. Und dann, wenn man das einmal macht, dann kann man erkennen, wie man sich selbst auf eine rechtmäßige Art und Weise präsentieren kann, anstatt sich einfach nur mit allem zu beschäftigen, sobald es auf einen hereinprasselt -- und oh, ich muss noch dies machen und ich muss jenes machen und ich muss das machen. Deshalb ist das sehr wichtig. Ich mache mir wirklich Sorgen, dass vor allem die Kinder heutzutage, dass sie mit dieser Stillstandzeit nicht zurechtkommen, dass sie so in ihrer unverzögerten Tastenklick-Kultur aufgehen und dass alles zu ihnen kommt und dass sie das alles so anregt und süchtig macht.
And so there are some psychological effects that happen with this. One I'm really worried about is that people aren't taking time for mental reflection anymore, and that they aren't slowing down and stopping, being around all those people in the room all the time that are trying to compete for their attention on the simultaneous time interfaces, paleontology and panic architecture. They're not just sitting there. And really, when you have no external input, that is a time when there is a creation of self, when you can do long-term planning, when you can try and figure out who you really are. And then, once you do that, you can figure out how to present your second self in a legitimate way, instead of just dealing with everything as it comes in -- and oh, I have to do this, and I have to do this, and I have to do this. And so this is very important. I'm really worried that, especially kids today, they're not going to be dealing with this down-time, that they have an instantaneous button-clicking culture, and that everything comes to them, and that they become very excited about it and very addicted to it.
Wenn Sie also darüber nachdenken, dann hat die Erde auch nicht aufgehört, sich zu drehen. Sie hat ihre eigenen prothetischen Werkzeuge und diese Werkzeuge helfen uns allen dabei, mit einander zu kommunizieren und zu interagieren. Aber wenn sie das dann tatsächlich einmal darstellen, all die Verbindungen, die wir jetzt gerade herstellen -- das hier ist ein Bild einer Kartographie des Internet -- dann sieht das gar nicht technologisch aus; es sieht tatsächlich sehr organisch aus. Das ist das erste Mal in der gesamten Menschheitsgeschichte, dass wir auf diese Art und Weise verbunden sind. Und es sind nicht die Maschinen, welche die Kontrolle übernehmen, es ist die Tatsache, dass sie uns dabei helfen, menschlicher zu sein, dass sie uns dabei helfen, uns mit einander in Verbindung zu setzen.
So if you think about it, the world hasn't stopped either. It has its own external prosthetic devices, and these devices are helping us all to communicate and interact with each other. But when you actually visualize it, all the connections that we're doing right now -- this is an image of the mapping of the Internet -- it doesn't look technological. It actually looks very organic. This is the first time in the entire history of humanity that we've connected in this way. And it's not that machines are taking over. It's that they're helping us to be more human, helping us to connect with each other.
Die erfolgreichsten Technologien stehen uns nicht im Weg und helfen uns dabei, unser Leben zu leben. Und in der Tat, am Ende ist das mehr Mensch als Technologie, weil wir einander die ganze Zeit gemeinsam erschaffen. Und das ist der wichtige Punkt, zu dem ich gerne forsche: Dass die Dinge wunderschön sind, dass es immer noch eine menschliche Verbindung ist; es funktioniert nur anders. Wir erweitern einfach nur unser Menschsein und unsere Fähigkeit, uns mit einander in Verbindung zu sehen, unabhängig von der Geografie. Das ist also der Grund, warum ich die Cyborg-Anthropologie erforsche.
The most successful technology gets out of the way and helps us live our lives. And really, it ends up being more human than technology, because we're co-creating each other all the time. And so this is the important point that I like to study: that things are beautiful, that it's still a human connection -- it's just done in a different way. We're just increasing our humanness and our ability to connect with each other, regardless of geography. So that's why I study cyborg anthropology.
Vielen Dank.
Thank you.
(Applaus)
(Applause)