Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution im Jahr 1789 wurde Europa ins Chaos gestürzt. Die Könige der Nachbarländer fürchteten, das Schicksal von Ludwig XVI. zu teilen und griffen die neue Republik an, während daheim Extremismus und Misstrauen zu Blutvergießen führten. Inmitten des ganzen Konfliktes tauchte eine mächtige Gestalt auf, um Verantwortung zu übernehmen. Aber rettete er die Revolution oder zerstörte er sie? "Ruhe, Ruhe, wo ist heute der Verteidiger? Ich sehe keinen." "Euer Ehren, das ist Napoléon Bonaparte, der Tyrann, der fast in ganz Europa einmarschierte, um seine auf geringer Körpergröße gründende Unsicherheit auszugleichen." "Zu seiner Zeit hatte Napoléon eine durchschnittliche Körpergröße. Die Vorstellung, dass er klein war, kommt nur von der britischen Kriegspropaganda. Und er war kein Tyrann. Er bewahrte die junge Republik davor, durch europäische Monarchien vernichtet zu werden." "Indem er die Regierung stürzte und die Macht selbst ergriff?" "Euer Ehren, als junger und erfolgreicher Militär unterstützte Napoléon die Französische Revolution und ihre Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in vollem Umfang. Aber die Revolutionäre waren unfähig zu echter Führung. Robespierre und die Jakobiner, die zuerst an die Macht kamen, entfesselten mit ihrem anti-katholischen Extremismus und dem pausenlosen Hinrichten von jedem mit anderer Meinung ein Terrorregime gegen die Bevölkerung. Das nachfolgende Direktorium war eine haltlose und unzulängliche Oligarchie. Sie brauchten einen starken Anführer, der weise und gerecht regieren konnte." "Also durchlief Frankreich die ganze Revolution nur, um bei einem anderen allmächtigen Herrscher zu enden?" "Nicht ganz. Napoléons neue Vollmachten wurden aus der Verfassung abgeleitet, die durch eine Volksabstimmung während des Konsulats bestätigt wurden." "Ha! Die Verfassung ist mit vorgehaltener Waffe bei einem Putsch diktiert worden, und das Volk nahm den Tyrannen nur hin, weil es den dauernden Bürgerkrieg satt hatte." "Sei es wie es mag, Napoléon führte eine neue Verfassung und ein Gesetzbuch ein, das die wichtigsten Errungenschaften der Revolution beibehielt: Religionsfreiheit, Abschaffung der erblichen Privilegien und Gleichheit aller Männer vor dem Gesetz." "Aller Männer, allerdings. Er entzog den Frauen, die Rechte, die sie durch die Revolution bekommen hatten und führte die Sklaverei in den französischen Kolonien wieder ein. Haiti erholt sich nach Jahrhunderten immer noch von den Auswirkungen. Was ist das für eine Gleichheit?" "Die einzige, die damals aufrecht erhalten werden konnte, und die Frankreichs Nachbarn noch immer weit voraus war." "Apropos Nachbarn, was war mit all den Invasionen?" "Gute Frage, Euer Ehren." "Über welche Invasionen sprechen wir?" Die benachbarten Kaiserreiche sind in Frankreich eingedrungen, um die Monarchie wieder einzusetzen, und als Napoléon das Kommando übernahm, die Ausbreitung der Freiheit ein zweites Mal zu verhindern. Da er Frankreich als Soldat und General in diesen Kriegen verteidigt hatte, wusste er, dass der Angriff, die beste Verteidigung ist." "Ein Angriff gegen den ganzen Kontinent? Der Frieden war seit 1802 gesichert, und das neue französische Regime wurde durch andere europäische Mächte anerkannt. Aber Bonaparte gab keine Ruhe, solange er nicht den ganzen Kontinent kontrollierte, und alles was er konnte, war kämpfen. Er versuchte, eine europaweite Blockade von Großbritannien zu erzwingen, marschierte in jedes Land ein, das sich nicht fügte, und zettelte mehr Kriege an, um sich zu bereichern. Und mit welchem Ergebnis? Millionen Tote auf dem ganzen Kontinent, und die ganze internationale Ordnung zerschmettert." "Sie vergessen die anderen Folgen: die Ausbreitung demokratischer und freiheitlicher Ideale in ganz Europa. Es ist Napoléon zu verdanken, dass der Kontinent von einem wüsten Flickwerk zergliederter, feudaler und kirchlicher Gebiete in leistungsfähige, moderne und säkulare Nationalstaaten umgestaltet wurde, wo die Menschen mehr Macht und Rechte haben, als jemals zuvor." "Sollten wir ihm also auch für den Aufstieg des Nationalismus und die massive Vergrößerung der Armeen danken? "Man konnte erleben, wie sich das ein Jahrhundert später auswirkte." "Also wie wäre die europäische Geschichte ohne einen Napoléon verlaufen?" "Unvorstellbar besser/schlechter." Napoléons scheinbar unaufhaltsame Wucht sollte zusammen mit den meisten der Armee im Schnee des russischen Winters untergehen. Aber sogar nachdem er abgesetzt und verbannt wurde, weigerte er sich aufzugeben, floh aus seinem Gefängnis und versuchte kühn sein Reich wiederherzustellen, bevor er zum zweiten und letzten Mal besiegt wurde. Bonaparte war ein vollkommen widersprüchlicher Herrscher, der eine Volksrevolution verteidigte, indem er die Alleinherrschaft einführte, und die liberalen Ideale durch Kriege gegen Kaiserreiche verbreitete. Und obwohl er niemals seinen Traum vollendete, Europa zu erobern, hinterließ er darauf, im Guten wie im Bösen, unzweifelhaft seine Spuren.
After the French Revolution erupted in 1789, Europe was thrown into chaos. Neighboring countries' monarchs feared they would share the fate of Louis XVI, and attacked the New Republic, while at home, extremism and mistrust between factions lead to bloodshed. In the midst of all this conflict, a powerful figure emerged to take charge of France. But did he save the revolution or destroy it? "Order, order, who's the defendant today? I don't see anyone." "Your Honor, this is Napoléon Bonaparte, the tyrant who invaded nearly all of Europe to compensate for his personal stature-based insecurities." "Actually, Napoléon was at least average height for his time. The idea that he was short comes only from British wartime propaganda. And he was no tyrant. He was safeguarding the young Republic from being crushed by the European monarchies." "By overthrowing its government and seizing power himself?" "Your Honor, as a young and successful military officer, Napoléon fully supported the French Revolution, and its ideals of liberty, equality, and fraternity. But the revolutionaries were incapable of real leadership. Robespierre and the Jacobins who first came to power unleashed a reign of terror on the population, with their anti-Catholic extremism and nonstop executions of everyone who disagreed with them. And The Directory that replaced them was an unstable and incompetent oligarchy. They needed a strong leader who could govern wisely and justly." "So, France went through that whole revolution just to end up with another all-powerful ruler?" "Not quite. Napoléon's new powers were derived from the constitution that was approved by a popular vote in the Consulate." "Ha! The constitution was practically dictated at gunpoint in a military coup, and the public only accepted the tyrant because they were tired of constant civil war." "Be that as it may, Napoléon introduced a new constitution and a legal code that kept some of the most important achievements of the revolution in tact: freedom of religion abolition of hereditary privilege, and equality before the law for all men." "All men, indeed. He deprived women of the rights that the revolution had given them and even reinstated slavery in the French colonies. Haiti is still recovering from the consequences centuries later. What kind of equality is that?" "The only kind that could be stably maintained at the time, and still far ahead of France's neighbors." "Speaking of neighbors, what was with all the invasions?" "Great question, Your Honor." "Which invasions are we talking about? It was the neighboring empires who had invaded France trying to restore the monarchy, and prevent the spread of liberty across Europe, twice by the time Napoléon took charge. Having defended France as a soldier and a general in those wars, he knew that the best defense is a good offense." "An offense against the entire continent? Peace was secured by 1802, and other European powers recognized the new French Regime. But Bonaparte couldn't rest unless he had control of the whole continent, and all he knew was fighting. He tried to enforce a European-wide blockade of Britain, invaded any country that didn't comply, and launched more wars to hold onto his gains. And what was the result? Millions dead all over the continent, and the whole international order shattered." "You forgot the other result: the spread of democratic and liberal ideals across Europe. It was thanks to Napoléon that the continent was reshaped from a chaotic patchwork of fragmented feudal and religious territories into efficient, modern, and secular nation states where the people held more power and rights than ever before." "Should we also thank him for the rise of nationalism and the massive increase in army sizes? You can see how well that turned out a century later." "So what would European history have been like if it weren't for Napoléon?" "Unimaginably better/worse." Napoléon seemingly unstoppable momentum would die in the Russian winter snows, along with most of his army. But even after being deposed and exiled, he refused to give up, escaping from his prison and launching a bold attempt at restoring his empire before being defeated for the second and final time. Bonaparte was a ruler full of contradictions, defending a popular revolution by imposing absolute dictatorship, and spreading liberal ideals through imperial wars, and though he never achieved his dream of conquering Europe, he undoubtedly left his mark on it, for better or for worse.